Veröffentlicht: 27.03.2022
Man kann sich Regionen auf unterschiedliche Art und Weise erschließen, z.B. literarisch, historisch oder persönlich über den Kontakt mit den Menschen. Eine weitere Möglichkeit ist die geographische Annäherung, indem man sich mit den landschaftlichen Gegebenheiten vertraut macht.
Cusco, Machu Picchu und das sog. Heilige Tal in Peru reizten mich besonders zu einem genaueren Blick auf die Karte. Cusco als Hauptstadt des Inkareiches lag in 3.400 Meter Höhe (Zugspitze, 2960 m), umgeben von den Anden, die bis hinauf in 6.000 Meter schossen. Unglaubliche Höhen für einen Flachlandeuropäer.
Nördlich von Cusco zog sich das Heilige Tal über 60 km in Ost-West-Richtung, auf einer Höhe von ca. 2.800 Meter. Die Böden der fruchtbaren Talebene sind Schwemmland des Rio Urubamba. Folgte man dem Urubamba weiter durch unzugängliche Schluchten, gelangte man nach Machu Picchu.
Als Herzkammer des Inkareiches und Versorgungszentrums der Hauptstadt Cusco war das Heilige Tal von diversen Festungen und religiöse Bauten umgeben, welche allesamt gnadenlos von den Spaniern geschleift wurden. Machu Picchu, nur etwa 40 km vom Tal flussabwärts entfernt, blieb unentdeckt und daher so gut erhalten.
Soweit die Vorbemerkungen ...
In den vergangenen zwei Tagen brach ich zu Ausflügen nach Pisac und Ollantaytambo auf, am westlichen und östlichen Ende des Heiligen Tals gelegen. Den Eintritt zu den archäologischen Stätten, der nur mit einem Kombiticket möglich war, sparte ich mir. Stattdessen erwanderte ich mir die Orte. In Pisac stieg ich aus dem Tal (2.900 m) hinauf in die Berge (3.600 m). Vergleiche mit dem Allgäu oder Tirol drängten sich auf, als ich durch die Bergdörfer streifte. Dort gab es Kühe, Hühner, Schweine, Schafe, Pferde, Enten als europäische Importe einerseits. Andererseits, wenige Alpakas, Kartoffelfelder, Damen in farbenfrohen Trachten und die indigen anmutenden Gesichter der Menschen abseits der Städte als Vermächtnis der Inka.
Bei der Vernichtung der Inka und anderer amerikanischer Kulturen waren die Europäer sehr erfolgreich - auf physischer Ebene durch Krieg und vor allem durch eingeschleppte Seuchen, denen Schätzungen zufolge bis zu 80% (!!!) der amerikanischen Bevölkerung zum Opfer fiel. Auf kultureller Ebene leistete die katholische Kirche ganze Arbeit, indem Sprache, Religion und Kultur der Indios ausgegrenzt und weitesgehend ausgerottet wurden.
Erst im vergangenen Jahrhundert kam es zu einer Renaissance, als sich Nachfahren der Ureinwohner vom Stigma der Primitivität befreiten. Rückgriffe auf die Inka-Zeit waren nach mehr als 400 Jahren schwierig, da es keine überlieferte Schrift der Inka gibt (anders bei Mayas und Azteken). Die Wiederentdeckung Machu Picchus leistete für das indigene Selbstbewusstsein einen unschätzbaren Beitrag. Und so präsentierte sich Cusco heute stolz in der Nachfolge einer, sicherlich auch verklärten, golden Inkahochzeit.
Auf das gelehrige Ausbreiten von weiterem Wikipedia-Wissen und nicht überprüften Reiseführer-Anekdoten werde ich an dieser Stelle verzichten. Verwiesen sei stattdessen auf drei spannende Biographien aus 500 Jahren Peru.
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https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pachac%C3%BAtec_Yupanqui
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Gabriel_Condorcanqui
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Abimael_Guzm%C3%A1n
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