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Machu Picchu, Mysterium im Nebel

Veröffentlicht: 23.03.2022

Mir sei die etwas pathetische Überschrift verziehen. Aber es scheint, als würde bei Berichten über die Ruinenstadt in den Anden gerne etwas dicker aufgetragen, vielleicht auch um die enormen Eintrittsgelder zu rechtfertigen. Trotzdem, Machu Picchu war ein Erlebnis.

Aber der Reihe nach...

Mein Wandertag begann um 5 Uhr morgens, als ich in völliger Dunkelheit mein Hostel verließ. Motiviert durch meine sportlichen Höchstleistungen vom Vortag schulterte ich meinen (viel zu vollen) Rucksack und brach auf in die Nacht, vorbei an den zahlreichen Bussen für zahlwillige Gäste und entlang des Flusses. Nach etwa 15 Minuten begann der Aufstieg. Zu meinem Glück konnte ich mich einem ungarisch-slowakischen Paar anschließen, das mit einer Taschenlampe ausgestattet war.

Auf felsigen Stufen stiegen wir die 400 Meter in etwa 50 Minuten empor. Zum Vergleich, das Empire State Building misst etwa 380 Meter. Mein Rucksack drückte und ich war schweißnass. Zum Glück hatte ich trockene Ersatzwäsche im Gepäck und konnte dieses bei der Garderobe abgeben. Ich blickte in die verständnisvollen Blicke der anderen Wanderer, die sich ebenfalls die zwölf Dollar für den Bustransfer gespart hatten.

Wolkenwald und Nebelschwaden gaben nach und nach den Blick auf das unglaubliche Bergpanorama frei. Nach einigen Snacks war ich für Machu Picchu bereit.

Ich wurde einer Tour mit vier jungen Männern zugeteilt. Bereits nach wenigen Minuten mit unserem Guide schwante es mir, die Jungs waren nicht gerade Kulturreisende, um es höflich zu formulieren. Mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens stellten sie unseren Reiseführer auf die Probe. Entweder waren sie abgelenkt, nicht anwesend oder damit beschäftigt heimlich zu rauchen, was auf dem Gelände verboten war. Ansonsten stellten sie Fragen zu Themen, die bereits erörtert wurden, oder zu Banalitäten, etwa wie die Lamas auf den Berg kämen oder was die Hauptstadt von Peru war.

Ich nahm es mit Augenrollen und Humor. Selbst beim Niederschreiben dieser Zeilen musste ich herzlich schmunzeln. Die Interesse waren halt verschieden gelagert.

Die sich auflockerden Wolken und die zahlreichen Blickwinkel auf Natur, Landschaft und Ruinen befanden sich in einem ständigen Wechselspiel. Die Erläuterungen unseres Guides, dass Machu Picchu als magischer Ort gegründet und genutzt wurde, leuchteten vollends ein. Die Stadt konnte sich nicht selbst versorgen und war auf Nahrung und Vorräte aus der Umgebung angewiesen. Das unterstützte die These, dass die Inka die Lage wegen ihrer Nähe zu den Göttern gewählt hatten. Unser Guide bezeichnete die tausenden Besucher täglich ebenfalls als Pilger.

Verlassen und für die Spanier unbekannt - sonst stünden heute hier Kirchen - wurde Machu Picchu erst 1911 wiederentdeckt und seit den 50er Jahren touristisch erschlossen.

Nachteil der mystischen Atmosphäre war die mangelnde Fotogenität des Ortes. Noch auf der Heimfahrt hörte ich, wie Besucher darüber klagten, dass die Bilder nicht "instagramable" wären und leider hinter den Erwartungen zurückblieben.

Nach einem dreistündigen Ruinenspaziergang machte ich mich an den Abstieg, um anschließend noch einmal zwei Stunden im strömenden Regen entlang der Bahnschienen zum vereinbarten Treffpunkt zu spazieren. Auf den Ohren hörte ich eine Playlist mit den schönsten Coverversionen des Fleetwood Mac-Klassikers "Dreams". Kaffee, Kuchen, Burger und Bier waren zusätzliche Belohnung, bevor ich mit den anderen Sparreisenden um etwa 15 Uhr die achtstündige Busfahrt zurück nach Cusco antrat.

Fazit:

Machu Picchu war ein Abenteuer und die Gesamttour mit all ihren Strapazen verlieh dem Besuch der Ruinenstätte noch einmal zusätzliche Bedeutung. Besonders, da ich anfangs recht skeptisch war, danke ich allen, die mich förmlich dazu drängten, Machu Picchu zu besichtigen.



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