Veröffentlicht: 17.03.2022
Auch meine Tage in Peru umfassten nur 24 Stunden und waren damit weder länger noch kürzer als in Europa oder sonstwo. Dennoch musste ich beim Niederschreiben dieser Zeilen an die weisen Worte eines Kneipenphilosophen denken: Jeder Tag ist gleich lang, aber unterschiedlich breit.
Einen wahrhaft breiten Tag erlebte ich Dienstag. Montagnachmittag hatte ich Lima mit dem Bus an der Küste entlang nach Süden verlassen. Ziel war das Fischerdorf Paracas, in der Nähe der Stadt Pisco. Dort angelangt bezog ich Quartier in einem Partyhostel, wiedereinmal. Das Zimmer verfügte über die sagenhafte Anzahl von 16 Betten - alle in Kojen von einander separiert und mit Vorhängen, Steckdosen und Leselampe ausgestattet - dazu eine einzige Toilette. Dafür gab es draußen einen Pool, Zugang zum Strand und eine gut ausgestattete Bar. Ich buchte zunächst nur eine Nacht, dabei blieb es auch.
Der Wecker klingelte um 6.45 Uhr, so dass ich der zweite in der Kloschlange war. Dann Sachen zusammenraffen, Check-out und ein sehr bescheidenes Frühstück um 7.15 Uhr, das für umgerechnet 7,50 Euro pro Nacht inbegriffen war.
Paracas lag in einer Bucht, der die Islas Ballestas vorgelagert waren. Die Inseln waren ein Vogelschutzgebiet, das zahllosen Wasservögeln Brut- und Heimstätte bot. Reiseführer und Berichte im Internet waren voll des Lobes und verglichen das Archipel gar mit den Galapagos-Inseln in Ecuador ("poor man's Galapagos"). Etwas übertrieben, zumal es sich bei den Inseln um von oben bis unten zugekotete Felsen im Meer handelte.
Trotzdem genoss ich die zweistündige Bootsfahrt sehr. Die Masse an Tieren war durchaus beeindruckend, so viele Vögel. Außerdem nutzten hunderte Seelöwen die wenigen Sandstrände der Inseln als Kinderstube und wir erlebten wie die Jungtiere das Schwimmen lernten. Das kühle Wasser, das der Humboldtstrom aus antarktischen Breiten beförderte, sorgte dafür, dass sich hier auch Humboldtpinguine heimisch fühlten. Übrigens wurde der Vogelkot alle acht Jahre "abgebaut" und als Guano-Dünger sehr gewinnbringend vermarktet.
Auf der Landseite dominierte die sog. Costas die Landschaft. Als Küstenwüste (ähnlich der Namib) zeichnete sich die Region durch übermäßige Trockenheit aus. Strand und Wüste schienen landeinwärts zu verschmelzen. Weiter südlich zählte die Costas bereits zur Atacama-Wüste.
Da ich mit meiner Bootstour schnell durch war und der frühe Bus zur Weiterreise Verspätung hatte, konnte ich bereits am frühen Nachmittag die Provinzhauptstadt Ica etwa 60 km im Landesinneren erreichen. Dort stand ich mit meinem Reisegepäck, es war heiß, richtig heiß, der Wind blies wie ein Fön noch mehr heiße Luft ins Gesicht. Am Busbahnhof gab es keine Gepäckaufbewahrung und meine Nachtbusfahrt ging erst um 23.15 Uhr. Ich schmolz, um mich herum Taxifahrer, die mich mit ihren Ausflugsangeboten bedrängten.
Letztlich konnte ich meine Bagage bei einem Lieferdienst zwischenlagern, bevor ich auf der Suche nach Schatten durch Icas Straßen schlurfte, wo es wirklich nicht viel zu sehen gab. Vor der Sonne flüchtete ich mich dann in ein Café.
Akklimatisiert und gestärkt sprang ich in ein Taxi und ließ mich zur Oase Huacachina chauffieren. Die vorgelagerte Siedlung entsprach wirklich allen Klischees einer Oase: ein mit Palmen und etwa 50 Häusern umringtes Wasserloch inmitten meterhoher Dünen. Ich bestieg einen der Sandberge, teilweise recht schmerzvoll - Flipflops waren nicht wirklich saharasandtauglich. Der Wind wehte stark und Sand fand sich noch am nächsten Tag in Taschen und Körperöffnungen.
Gegen 16 Uhr suchte ich mir in der Oase ein Partyhostel mit Bar und Pool, wo ich die Zeit bis zum Abend verbringen konnte. Am Busbahnhof dann noch Abendessen und die Zeit bis 23 Uhr verging auch irgendwie.
Totmüde fiel ich in den sehr bequemen Sitz meines Reisebusses und freute mich tatsächlich auf die 13-stündige Busfahrt nach einem breiten Tag.