timeout
timeout
vakantio.de/timeout

Miraflores, Lima, Peru

Veröffentlicht: 16.03.2022

Tennis courts, Golfplatz, Shopping Malls, Casinos und ein Country Club. Miraflores und die angrenzenden Viertel unterschieden sich deutlich von gängigen Peruklischees. Tatsächlicher Höhepunkt der Nachbarschaft war aber die Küstenpromenade, der Malecon, in weit über 50 Meter Höhe. Zwar versank die Stadt oft in nebelartigem Dunst, so dass die Sicht sich auf wenige hundert Meter in die Weite und fünf bis sechs Etagen in die Höhe beschränkte. Dennoch war die angelegte Flaniermeile in Miraflores besonders eindrucksvoll.

Der pazifische Ozean brandete an und die Wellen lockten zahlreiche Surfer und Wassersportler an den steinigen Strand. Spazierend vertrödelte ich das Wochenende. Auch gelang es mir, das hosteltypische Schlafdefizit durch Mittagsruhe auszugleichen. Mittlerweile hatte sich mein Wachrhythmus derart angepasst, dass ich täglich zwischen sieben und acht Uhr aufstand. Deshalb erfreute ich mich an der sehr überschaubaren Agenda an Dingen, die man in Lima erleben sollte, z. B. die Küste entlang spazieren.

Die Menschen, die ich in diesem Teil der Stadt außerhalb meiner Hostelblase traf, kamen alle aus einem ähnlichen Milieu, in dem man selbstverständlich Englisch sprach und gerne auch Europa bereiste. Im Hostel traf ich neben den üblichen Reisenden aus Deutschland, den Niederlanden und Israel erstmal Italienerinnen. Außerdem schlief in meinem Zimmer ein junger Mann aus der Ukraine. Ich war wie betreten und begann zu stammeln ... abgesehen von meinen Solidaritätsbekundungen kam ein wirkliches Gespräch nicht zu stande. Der Reisende arbeitete von unterwegs und wie selbstverständlich bejahte er meine Frage, ob er an die Rückkehr denke. Er habe schließlich keine militärische Ausbildung und sorge sich daher nicht eingezogen zu werden. Abschließend berichtete er noch einige Absurditäten, etwa dass die russische Armee tatsächlich von einem Sieg in wenigen Tagen ausging und statt Vorräten Paradeuniformen für die Siegesfeier in Kiew im Gepäck führte.

Beim Sonntagabendbier animierte das Hostelpersonal uns Mitbewohner mit Kartenspielen, die bessere Alternative zum unmöglichen "beer pong". Schließlich wurde auch noch Jenga herausgeholt, das ebenso in allen Herbergen zum festen Inventar gehörte. Wie immer fand eine bunte Runde zusammen, die sich bierselig durchfloskelte. Alles blieb im Ungefähren, ich würde ohnehin am nächsten Tag weitereisen. Unter den Mitspielern war auch ein junger Mann, der sich im Verlauf als Russe zu erkennen gab. Eine Situation fast noch unangenehmer als mit meinem ukrainischen Zimmergenossen. Abgesehen von der Bemerkung, das er als Russe jetzt überall scheel angeblickt würde und nicht sicher wäre, wann er zurückkehre, vertieften wir das Thema nicht weiter.

Lima hatte mich auch hier wieder überrascht und zum Nachdenken angeregt.

Antworten

Peru
Reiseberichte Peru
#miraflores#lima#peru#hostellife#paddingtonbär#dontmentionthewar#jenga