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Lima, Peru

Veröffentlicht: 13.03.2022

Lima, hmm? Auch auf den zweiten Blick konnte ich mir von der peruanischen Landeshauptstadt kein schlüssiges Bild machen. Mein Hostel befand sich im gutsituierten Stadtteil Miraflores, 8 km südlich des Stadtzentrums. Abgesehen von Ausgehgastronomie, Hotels und Malls nach amerikanischen Vorbild gab es nicht viel zu erkunden. Dort war es sauber und sicher, was sich auch in den Preisen widerspiegelte. Insgesamt erschien mir Miraflores wenig authentisch. Überhaupt, Authentizität, was war das eigentlich?

Ein authentisches Erlebnis ganz anderer Art bescherte mir der Abend des Anreisetages. Im gesamten Gebäude fiel das Wasser aus, keine Klospühlung, nichts Hände waschen oder gar duschen. Auch am nächsten Morgen noch kein Wasser aus dem Hahn. Beim Frühstück blickte ich in die zerknirschten Gesichter meiner Mitbewohner. Übrigens war ich mir nicht sicher, wie an diesem Freitag das Geschirr abgewaschen wurde. Mir wurde einmal mehr bewusst, wie dünn die sprichwörtliche Firnis unserer Zivilisation war. Wasser, ein Menschenrecht, das so vielen verwehrt war.

Eher getrieben als übermäßig motiviert verließ ich meine Herberge in Richtung Innenstadt, um an einer Stadtführung teilzunehmen. Auch der Großraum Lima zählte mit beinahe 10 Millionen Einwohnern zu den Megastädten, ein Viertel aller Peruaner lebte hier.

Zwar war der große Platz im Zentrum besonders herausgeputzt, mit Präsidentpalast, Kathedrale, Bischofspalast und Rathaus. Abgesehen davon blieb das Zentrum Limas hinter den Erwartungen zurück. Verständlich, dass es die Schönen und Reichen nach Miraflores zog.

Besonders angetan war ich vom alten Bahnhof, einem repräsentativen Bau, der heute als Bibliothek diente. Auf dem ehemaligen Bahnsteig luden Bänke im Schatten und freies Internet zum Verweilen. In der Luft kreisten ca. 30 Rabengeier.

Lima lag in der Wüste, es regnete hier nie und pikanterweise speiste sich die gesamte Wasserversorgung der Stadt aus einem einzigen Fluss aus den Bergen, größtenteils aus Gletscherwasser. Angesichts des Klimawandels schmolz dieser Gletscher, während die Bevölkerung Limas weiter wuchs. Die Metropole lag am Ozean und zählte doch - gemeinsam mit Kairo - zu den trockensten Großstädten der Welt. Die Herausforderungen der kommenden Jahre waren enorm.

Abends kehrte ich zurück nach Miraflores. Das Wasser im Hostel lief wieder und der Rasen und die Beete der öffentlichen Grünanlagen waren gesprengt. Wassermangel herrschte hier nicht.



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