silvisabenteuer
silvisabenteuer
vakantio.de/silvisabenteuer

Die Gletscher der Southern Alps

Veröffentlicht: 09.02.2017

Am Morgen des 15.01. schien tatsächlich die Sonne und wir konnten draußen frühstücken. Leider währte das gute Wetter nicht lange und schon als wir losgefahren sind war wieder alles zugezogen und es hat genieselt. Tja, so ist das wohl an der Westküste. Bevor wir uns auf die Weiterreise gemacht haben, haben wir noch wie versprochen unsere 20$ für den Campingplatz bei der netten Vertretung bezahlt, die am Morgen da war. Nachdem wir alles zusammengepackt hatten und sogar unser durchnässter Pavillon in der Morgensonne wieder getrocknet war, sind wir weitergefahren.

Nach 40km hatten wir den Ort Hokitika erreicht, in dem es laut Reiseführer eine große kunsthandwerkliche Szene gibt. Wir haben dort nur gestoppt um uns im Visitor Centre über die beiden Gletscher Franz Josef und Fox zu informieren, die auf der westlichen Seite der Southern Alps liegen und die wir am Nachmittag besuchen wollten. Außer uns eine Map zu geben konnte uns die Frau aber nicht wirklich weiterhelfen, weil die Region wohl noch zu weit weg war.

Gegenüber vom Visitor Centre gab es einen großen Laden, der „Mountain Jade“ hieß und Schmuck aus Jade verkaufte. Ich wollte gern reinschauen und Andi ist mit. Drinnen gab es wunderschöne, fein geschliffene Schmuckstücke aus Jade in den verschiedensten Formen. Die meisten Formen hatten eine traditionelle Bedeutung in der Maori-Kultur, wie zum Beispiel der Fish Hook (Fischhaken) für Stärke , Glück und sicheres Reisen über Wasser. Es ist schon cool, dass der grüne Stein schon so lange in dieser Form als Schmuck getragen wird.

Neben dem Verkaufsraum gab es auch noch ein Carving Studio, wo man den Mitarbeitern beim Schleifen der Steine zuschauen konnte. Das ist so eine mikroskopisch feine Arbeit! Wahnsinn wie die das machen. Als Andenken hab ich mir dann ein paar Ohrstecker mit Jade-Herzchen mitgenommen und der Andi hat eine Kette mit einem natürlichen Stein dran gekauft. Alles andere wurde richtig schnell richtig teuer und auf unseren Reisen hätten wir von kleineren Dingen mehr.

Nach dem kurzen Shoppingabstecher ging es weiter die Küste entlang. Nach 2 Stunden Fahrt und einer Mittagessenspause an einem See sind wir in Franz Josef, dem kleinen Touristendorf kurz vor dem Gletscher, angekommen. Dort sind wir nochmal ins Visitor Centre gegangen, um zu fragen welcher Gletscher sich mehr lohnt und wie die Wege im Moment aussehen. Die Frau dort meinte dann, dass man beim Fox Glacier etwas näher an den Gletscher herankommt. Allerdings gibt es dort durch den Regen eine Wasserstraße durch die man durchmuss. Beim Franz Josef ist der Weg frei und man hat trotzdem einen tollen Blick auf den Gletscher. Weil wir nicht unbedingt durch Wasser waten wollten, haben wir uns also für den Walk zum Franz Josef Glacier entschieden. Der ist etwas länger als der zum Fox Glacier, sodass man 1,5 Stunden für Hin- und Rückweg einplanen sollte.

Als wir auf dem Parkplatz des Franz Josef Glaciers ankamen, hat es ein bisschen genieselt. Im Ort hatte es nicht geregnet, d.h. die Wolken hingen hier schon etwas mehr drin. Wir haben uns gedacht, dass ein bisschen Nieselregen ja nichts ausmacht und sind losmarschiert. Unterwegs hätte man bei klarem Wetter bestimmt einen wunderschönen Blick auf den Gletscher und die steilen Berghänge links und rechts gehabt, bei uns gab es aber ab einer bestimmten Höhe nur noch Wolken zu sehen und vom Gletscher konnten wir nur das unterste Ende erkennen. Dafür stürzten sich wegen des Regens hunderte Wasserfälle die Felsen herab, was auch cool aussah. Die Landschaft in dem Tal war sehr anders und hat mit den schwarzen Steinen einen lebensfeindlichen Eindruck gemacht. Als wir endlich am Ende des Weges angekommen sind und ein paar Fotos des in Wolken gehüllten Gletschers gemacht hatten, ging der Regen richtig los. Die Wolken hingen nun noch viel tiefer und man hat eigentlich nichts mehr gesehen. Was auch nicht schlimm war, weil man wegen dem Regen sowieso nicht nach vorn oder hoch gucken konnte. Und es kamen uns sogar noch Leute entgegen! Leider ließ der Wasserstrom von oben nicht nach und wir mussten die ganze Dreiviertelstunde in kontinuierlichem Regen zurücklaufen. Als wir am Auto ankamen waren wir nass bis auf die Unterhose und in unseren Schuhen hatten sich ganze Seen gebildet. Richtig ekliges Gefühl!! Leider hatten wir ja kein warmes Hotelzimmer in das wir einfach zurückfahren konnten und so haben wir uns direkt im Auto ausgezogen und die Heizung angemacht. Wie sollen unsere Schuhe bei dem Wetter jemals wieder trocken werden!?

Nachdem wir uns in trockene Klamotten geschält hatten, sind wir weitergefahren. Fahren kann man bei Regen wenigstens gut. Als wir nach ein paar Kilometern zum Fox Glacier kamen, sind wir zum Lake Matheson abgebogen. Von dort sollte man ein schönes Panorama auf die Berge haben und bei einem Walk um den See kann man dieses Panorama wohl zusätzlich auch als Spiegelbild im See sehen. Wir konnten den Walk leider nicht machen, weil wir keine trockenen warmen Klamotten mehr hatten und mit kurzer Hose und Flipflops war es wirklich zu kalt. Außerdem hatten wir sowieso grade keine Lust mehr auf laufen. Also haben wir uns in dem Café am See einen Kaffee bzw. eine heiße Schokolade geholt und uns gemütlich drinnen aufgewärmt. Einen Bergblick hatten wir trotzdem.

Um zumindest sagen zu können, dass wir den Fox Glacier gesehen haben, sind wir als nächstes zur Glacier View Road gefahren. Dort gab es am Ende der Straße einen kurzen Weg zu einer Stelle, von der man einen Blick auf den Fox Glacier und das Tal werfen konnte. Wir hatten Glück und es hat gerade nicht geregnet, sodass wir den 300m Walk riskieren konnte. Im Endeffekt sah der Fox Glacier aber auch nicht groß anders aus wie der Franz Josef Glacier :D

Nun ging es wieder ein gutes Stück weiter an Westküste entlang. Nach ungefähr einer Stunde haben wir nochmal gestoppt, um uns ein Abendessen zu kochen. Wir hatten einen wunderschönen Spot am Meer gefunden, wo die tief stehende Sonne das Meer glitzern ließ und wir das Wellenrauschen hören konnten. Einziger Nachteil: Sandflies. Diese kleinen Biester gibt es in Neuseeland zu Millionen und gerade auf der Südinsel haben wir schon viele Orte erlebt wo man quasi nicht aus dem Auto steigen kann, weil man sonst sofort überfallen wird. In Australien hatten wir ja auch schon Bekanntschaft mit Sandflies gemacht, aber hier in Neuseeland waren sie anders. Die Stiche waren eher wie Mückenstiche. Sie haben zwar gejuckt, aber wenn man es irgendwie geschafft hat nicht zu kratzen, ließ das Jucken nach. Allerdings bleiben die Stiche viel länger als Mückenstiche aktiv und selbst nach einigen Tagen kann ein Stich wieder höllisch zum jucken anfangen. An diesem Strand also gab es Tausender dieser Viecher. Da der Andi keine lange Hose mehr hatte, musste ich das Abendessen kochen. Ich hatte ja noch meine Flatterhosen. Mit genug Stoff kann man die Fliegen nämlich abhalten. Die finden aber jede freie Stelle, sodass Andi und ich inzwischen schon total zerstochene Knöchel hatten, wo die Socken nicht hoch genug waren.

Unseren auf Knoblauch und Zwiebeln gebratenen Fisch mit Reis haben wir dann im Auto gegessen, da können keine Fliegen hin. Nach dem Abspülen und Aufräumen haben wir uns wieder ins Auto gesetzt und die Fahrt ging weiter. Nach einer weiteren Stunde Fahrt bog der Highway ins Inland ab und die Fahrt setzte sich durchs Gebirge fort. Bis halb 12 nachts sind wir durch die Southern Alps gekurvt, bis wir auf einem DOC Campground am Lake Wanaka angekommen sind. Auf der Fahrt haben wir leider ein Tier überfahren und danach fast noch ein Kaninchen. Aber irgendwie trifft einen das nicht mehr so sehr, weil man an den Anblick von toten Possums und Kaninchen am Straßenrand schon gewöhnt ist. Und aus Australien kennen wir das Ganze ja schon mit Kängurus. Natürlich ist es trotzdem ein Schock, wenn man durch die Dunkelheit fährt und plötzlich ein Tier auf die Straße rennt, aber zum Glück war es nicht groß. Nichts passiert.

Auf dem Campground mussten wir dann 8$ pro Person für die Übernachtung zahlen, wobei das wie im Northern Territory über so einen Honesty Box läuft. DOC steht übrigens für Department of Conversation und ist die Regierungsabteilung, die sich um die Nationalparks kümmert.

Nachdem wir unser Bett hergerichtet und Zähne geputzt haben, sind wir sofort schlafen gegangen. Jetzt war es ja auch schon echt spät und der Tag anstrengend, auch wenn wir hauptsächlich Auto gefahren sind und nur einen Walk gemacht haben. Aber der hatte es in sich :D

Antworten

#regen#gletscher#berge#alpen#wandern#silvisabenteuer