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„Konnichiwa Okinawa“

Veröffentlicht: 12.03.2017

„Hallo Okinawa“ hieß es heute, denn der erste Besuch Japans galt seiner südlichsten Region, einer Inselkette mit der Hauptstadt Naha, deren Hafen die QE anlief. Das Besondere an dieser Insel ist die Tatsache, dass sie eigentlich nicht das „richtige Japan“ ist, weil es dort eine eigene Sprache und vor allem eine alte, über 400 Jahre alte eigenständige Kultur gibt und Okinawa auch erst 1972 von den USA, unter deren Verwaltung es ab 1945 gestanden hatte, an Japan zurückgegeben wurde. Auf Okinawa fand auch die letzte große und sehr verlustreiche Schlacht des 2. Weltkrieges zwischen Japan und den USA statt.

Aber nicht nur historisch gesehen ist Okinawa eine Besonderheit. Heutzutage kennt man die Insel als das Gebiet, wo die Menschen am ältesten werden, Männer wie Frauen. Man führt dies auf die gesunde Kombination von Fisch und Gemüse bei der Ernährung zurück, aber meine Gästeführerin erklärte, dass es an der vielen Bewegung läge und dass die Leute vor allem durch das viele Laufen so gesund blieben. Wahrscheinlich ist es die Kombination aus allem.

Auf den ersten Kontakt mit Japan wurden wir schon vorbereitet, indem jeder in seiner Kabine die wichtigsten Redewendungen im Alltag auf Japanisch vorfand. Zudem wurde immer auf wichtige Verhaltensregeln hingewiesen, die mir allerdings nicht  neu waren, z.B. das Schuhe ausziehen und auf eine Matte stellen, bevor man einen Raum betritt. Ich wusste auch, dass der schlimmste Fauxpas ist, die Fußsohlen für andere sichtbar zu machen, also wurden wir darauf hingewiesen, dass niemand im Pool-Bereich die Füße auf einen kleinen Tisch oder eine Erhebung hoch legt. Aber einiges war mir doch neu: z.B. soll man Gestik beim Sprechen vermeiden, niemals die Nase in der Öffentlichkeit putzen, als Frau nicht die Beine übereinanderschlagen und vor allem jeden, auch noch so zufälligen Körperkontakt vermeiden. In manchen exklusiveren Restaurants gibt es „toilet slippers“, wenn die nicht mehr da stehen, heißt das „besetzt“. Toiletten haben viele Knöpfe zur Bedienung, z.B. geht auch Musik an.

Was aber enorm wichtig ist, ist die Reaktion auf Fragen. Die japanische Antwort „yes“ heißt eigentlich nur „I understood“ und bedeutet keine Zustimmung. Ein „no“ wird absolut vermieden, wird eher umschrieben mit „it is difficult“. Wir bekamen gesagt, von unserer Seite lieber nur „sorry“ zu sagen, niemals „no“.

Mit dieser Kurzlektion sollten beim ersten Ausflug dann auch eigentlich keine Probleme auftreten. Zudem empfing uns unsere sehr gut Englisch sprechende „tour guide- Dame“ sehr freundlich und umgänglich. Trotz Mikrophons sprach sie aber so leise, dass man sie im hinteren Teil des Busses nicht verstehen konnte. Wir sahen das Problem auf uns zukommen und beratschlagten erst einmal, wie wir eine respektvolle Frage formulieren könnten, um sie auf diesen Negativpunkt hinzuweisen und vor allem wann. Also erst einmal Warten, bis sich eine Pause ergab, dann freundliches Zuwinken und die Frage, ob das Mikrophon etwas lauter gestellt werden könnte. Die Reaktion war verhalten: “I will try“- was ich nach der Kategorie wie „it is difficult“, also „NO“, einstufte. Damit hatte ich auch Recht, denn es änderte sich nichts, wir verstanden weiterhin kaum etwas. Noch mal fragen ging gar nicht, das war uns klar, aber wir versuchten herauszufinden, warum nicht. Die Antwort war ganz einfach: Es gab kein funktionierendes Lautsprechersystem. Dennoch hat sie bis zum Ende des Ausfluges immer das Mikrofon ganz dicht an ihren Mund gehalten und so getan, als wäre es an. Also das war schon einmal die erste Lektion und wir wollten sie dann auch nicht bedrängen, doch lauter zu sprechen, weil sie wirklich so zurückhaltend und nett wirkte. Aber dann erlebten wir Ungeheuerliches: Nachdem wir ausgestiegen waren und die Führung vor Ort begann, traf uns der Schlag. Plötzlich in lautester Stimme wie auf dem Kasernenhof schrie sie uns Kommandos zu, wie „Hurry up, Bus No. 19 – quick- take foto now- we don’t come back- now- we have only 10 minutes…“ Also wir waren fassungslos. Die trieb uns über das Gelände wie eine Viehherde, und wer nicht schnell genug war, bekam Schelte „ Move ,move, I want you to be here.“ Eigentlich ärgerten wir uns, aber z.T. mussten wir auch wirklich lachen. Ich habe so etwas schon einmal in St. Petersburg bei den Zarenschlössern erlebt, und das hier war nun statt der russischen die japanische Variante. Wir trafen dann noch eine weitere Busladung vom Schiff, Bus No.20, da wurde sogar noch eine schrille Pfeife eingesetzt. Wir hatten also noch die Luxusvariante bekommen, die ohne Pfeife!!! Zu ihrer Entschuldigung will ich aber auch sagen, dass sie gut auf uns aufgepasst hat: Ihr Satz „ „Meieieiend the Steppppp!“ war immer laut und weit zu hören. Wir gewannen den Eindruck, dass ganz Japan nur aus Stufen und Unebenheiten besteht. Das war schon ein Erlebnis der besonderen Art. Ich habe mir geschworen, dass ich zukünftig japanische Reisegruppen in Berlin oder Hamburg mit ganz anderen Augen betrachten werde!

Dennoch will ich nicht unzufrieden wirken, so etwas gehört eben auch als Erfahrung dazu. Inhaltlich war der Ausflug schon interessant:

Ich hatte mich für einen Ausflug über die Kultur dieses alten Königreiches eingelassen, um mir die Reste und Traditionen der „Ryukyu“-Dynastie anzusehen. Da ist zum einen der alte Palast „Shuri“, der die moderne Hauptstadt Naha von einem Hügel aus überblickt. Ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert wurde er im 2.Weltkrieg zerstört, ist aber wieder aufgebaut und gehört seit 1992 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Ein zweiter Schwerpunkt war die Sommerresidenz der alten Königsfamilie mit einem sehr schön angelegten Garten, dem Shikana-en Garten, der ebenfalls heute zum Weltkulturerbe gehört. Ein großer Teich mit einer Bogen-Steinbrücke, die zu einem Pavillon führte und vor allem die ersten „echten“ japanischen Kirschblüten vermittelten mir dann wirklich den Eindruck, nun in Japan angekommen zu sein. Es gab nicht mehr sehr viele Kirschblüten, da sie Zeit wegen der südlichen und noch subtropischen Lage jetzt schon fast wieder vorüber ist. Aber auf der nördlicheren Hauptinsel ist die Blüte erst im März. Ich hoffe also auf noch mehr schöne Blütenzweige. Überhaupt scheint die Farbe rosa/pink die japanische Lieblingsfarbe zu sein, man sieht sie überall sehr häufig.

Im Kulturzentrum wurden dann die alte Architektur der Häuser, das Kunsthandwerk, Stoffe und vor allem die Kleidung der Frauen näher erklärt. Der Kimono unterscheidet sich vor allem durch die Kopfbedeckung, ein großer runder Hut, der wie eine Blume aus Blütenblättern aussieht. Bekannt ist Okinawa auch für seinen Schlangenwein oder – schnaps, der von der Giftschlange „Habu“ kommt. Es gab große Flaschen, in denen eine präparierte Schlange eingelegt war. Das fand ich ganz grässlich. Da hat mir der für Okinawa bekannte Reiswein, eine Art Sake mit den Namen „awamori“ schon besser gefallen, der in einer besonderen Flasche als Glücksbringer bei besonderen Festen und Hochzeiten serviert wird.

Glücksbringer, Aberglaube und Wahrsagung spielen eine große Rolle im Alltag. Zwei Japanerin haben sich Zettel mit der Zukunftsprognose gekauft und diese Zettel dann anschließend an Bänder geknüpft und aufgehängt. Sie schienen über ihre Zukunftsaussichten sehr glücklich zu sein.

Ich bin jetzt gespannt, wie sich Japan auf der Hauptinsel mit Kobe, Kyoto und Kagoschima und Hiroshima präsentieren wird, alles Orte die ich in der nächsten Woche besuchen werde und die sicherlich noch interessanter als Okinawa sein werden. Das Einlaufen in Kobe morgen früh um 7 Uhr wird von japanischer Seite mit einem netten Willkommensritual arrangiert. Es fahren Schlepper mit Wasserfontänen bis zum Andocken im letzten Stück mit, dann sollen viele Luftballons steigen oder fallen, Kinder werden singen und um 17.00 Uhr kommt der Bürgermeister von Kobe zum Kapitän. Ich gehe relativ früh am Morgen von Bord und werde einen langen Ausflug nach Kyoto machen.

Bis zum nächsten Bericht aus Japan grüße ich euch herzlich und sage

„Sayoonara“,

Eva

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