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Whale Watching

Veröffentlicht: 19.08.2021

19.08.21

Highlight des Tages: Pottwale und ganz ganz gaaanz viele Delfine!


"Hast du alles? Können wir los?"

"Jap, alles klar, lass uns gehen."

Clara und ich sind mal wieder recht knapp dran aber laut Google Maps sollten wir noch kurz vor 9 Uhr am Hafen sein wenn wir schnell gehen.

"Tchau", rufen wir noch in die Küche und schon fällt die Haustür hinter uns zu.

Es ist verrückt, wir sind erst vier Tage hier aber bereits jetzt fühlt sich der Weg zum Hafen gewohnt an und wir kommen quasi pünktlich an. Wir bezahlen unseren Trip und ich drehe mich zum Steg um wo unserer Katamaran warten sollte. 

"Oh!", entfährt mir ein leicht enttäuschter Seufzer als ich den großen gelben Motorkatamaran sehe und schau Clari an. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hat auch sie an einen schönen Segelkatamaran gedacht, nicht an dieses Ungetüm, aber nun gut.

Lachend über unseren Irrtum gehen wir den Steg entlang und hüpfen an Deck. Da waren wir wohl etwas naiv. Wir sind die letzten, aber von den leicht mürrischen Blicken der Crew lassen wir uns nicht verunsichern, sondern steigen aufs Oberdeck. Wärend das Boot bereits beginnt zu schwanken bekommen wir hier gerade noch die englische Sicherheitsbelehrung mit und ich muss schmunzeln.

"Wenn ihr Seekrank werdet setzt euch nach hinten aufs Boot und schaut auf den Horizon. Das hilft." 

Genau die gleichen Worte habe ich in Australien in meiner Sicherheitsbelehrung in der Regel verwendet. Und schon spüre ich die freudige Erwartung endlich wieder raus auf den Ocean zu fahren. Die Sonne scheint, das Wasser ist tiefblau, ich hab Salz in der Nase und wir haben kaum Seegang, wundervoll! 

Das Boot ist recht voll und so machen Clara und ich es uns vorne im Boot auf den Stufen gemütlich, cremen die offenen Hautpartien ausgiebig mit Sonnencreme ein und setzten unsere Sonnenbrillen auf. Wir wollen ja nicht zwei mal den gleichen Fehler machen. Ober um Claras Worte zu verwenden, wer zwei mal Sonnenbrand bekommt ist einfach richtig Blöd. (Das wollen wir ja nicht.) Hier und da schnappen wir ein paar Worte Deutsch, Deutsch mit Schweizerakzent und Französisch auf. Jaja, die Welt ist klein und die Deutschen reisen eben gern. 

Der Wind ist stark und lässt kaum eine Unterhaltung zu, ich bin aber ohnehin vollkommen Glücklich damit das Wasser zu beobachten und auf Wale zu hoffen als sich vor uns in der Ferne ein paar Boote abzeichnen.

"Da vorne sehen sie den Blas eines Pottwals", hallt es aus den Lautsprechern.

Tatsächlich, in der Ferne erkennt man eine keine vertikale Wolke zerstäubten Wassers. Ich werde direkt ganz kribbelig. Pottwale!!!

Und schon sehe ich den nächsten Blas, und noch einen! Ich habe noch nie den Blas eines Wals gesehen und muss zugeben das ich ein ganz kleines bisschen das Bild eine Wasserfontäne im Kopf hatte wie man es aus Kinderbüchern kennt. Das ist natürlich Blödsinn, schließlich ist der Blas das Ausatmen des Wals an der Wasseroberfläche und seit wann atmen Säugetiere Wasser aus? Aber nun ja, Fantasien halten sich eben gerne im Kopf und das ist ja auch eigentlich was schönes. Man sieht aber wirklich eine kleine Wolke aus Wassertropfen aussteigen, Meerwasser von der Oberfläche, aber auch einfach die Feuchtigkeit des Atems. Und auf einmal wird mir klar wie groß die Lunge dieses Wesens da vorne sein muss, wenn ich aus dieser Entfernung noch dessen Atem erkennen kann. 

Unser Katamaran verlangsamt die Fahrt und wir nähern uns der Gruppe von Pottwalen die dort vor uns im Wasser sind. Ich bin etwas irritiert von den vielen Booten die hier bereits treiben. Mit uns sind es zwei größere und drei kleinere, aber sie bilden einen ordentlichen Halbkreis um die Tiere, halten abstand und scheinen die Wale nicht zu stören, zumindest machen sie keine Anstalt ihr verhalten zu ändern soweit ich es erkennen kann. Trotzdem ein etwas seltsames Gefühl. Aber so merkwürdig es klingt, letztlich ist es auch der Tourismus der diese Tiere schützt, und die Menschen welche früher vom Walfang gelebt haben ernährt. Diese Gedanken schießen mir kurz durch den Kopf als wir uns der Gruppe nähern, aber sobald man die grauen Körper erkennen welche wie kleine Hügel aus dem Wasser ragen, ist in meinem Kopf kein Platz mehr für Gedanken.

Grau, wölben sich drei Rücken aus dem Wasser. Am Blas erkennt man zwei weitere. Vor uns sehen wir fünf Pottwale an der Oberfläche pausieren. Drei ausgewachsene Weibchen mit zwei Kälbern.  Sie drehen und bewegen sich im Wasser. Einer schwimmt auf dem Rücken und zeigt uns seinen helleren Bauch. Dann geht ein Raunen durchs Boot. Eine Pottwalkuh streckt etwas den Kopf aus dem Wasser und zeigt uns ihren Kiefer mit den spitzen weißen Zähnen. Dann erkennen wir nur noch fünf graue Kugeln an der Oberfläche. Pottwale ruhen gerne in Vertikaler Position im Wasser wofür sie einen Kreis bilden, dabei ragen dann nur noch ihre Köpfe ein wenig aus dem Wasser. 

Es ist wirklich wahnsinnig cool diese riesigen Tiere zu sehen, auch wenn man, wenn ich ganz ehrlich bin, die meiste Zeit nur ganz wenig von Ihnen sieht. Maximal 10% ihrer Körpergröße ist in der Regel über der Wasseroberfläche zu erkennen. Bedenkt man jedoch ihre enorme Größe ist es dann aber auch gar nicht mehr so wenig. Pottwale sind die größten Jäger der Welt und die Weibchen können 12 Meter lang und 15 Tonnen schwer werden (laut Wikipedia zumindest). Sie Tauchen bei der Jagt bis zu 3000 m Tief und können ihren Atem bis zu 45 Minuten anhalten. (Nicht laut Wikipedia, sondern laut der Meeresbiologin an Bord.) Wir wissen jedoch immer noch nur sehr wenig über diese faszinierenden Wesen, die wir einst bis an den Rand der Ausrottung getrieben haben. 

Hier auf den Azoren kommen Pottwale das ganze Jahr über vor. Die Weibchen bleiben mit Ihren Jungen hier da sie hier optimale Bedingungen vorfinden. Der Meeresboden fällt vor durch den Vulkanischen Ursprung der Inseln unmittelbar an der Küstenlinie kilometertief ab und ist somit perfekt für die Jagt geeignet, wärend die Jungtiere an der Oberfläche durch die Küstennähe relativ geschützt sind. 

Nach 45 Minuten verabschieden wir uns von der Gruppe, die Whale Watching Companies hier haben strenge Auflagen um die Tiere maximal wenig zu stören. Natürlich ist die Kontrolle dieser schwierig, aber es scheint zu funktionieren und so machen wir uns auf um zu schauen was der Ocean noch für uns bereit hält. 


"Wow! Siehst du das?!"

"Delfine!"

Clara und ich strahlen uns an. Vor uns erkennen wir erneut ein anderes Boot und zwischen ihnen und uns bewegt sich in rasendem Tempo eine große Schule Delfine auf uns zu. Sie springen aus dem Wasser und ihre glatten, schlanken Körper glänzen in der Sonne. Und auf einmal sind sie da. Überall! Links, recht, vorne, einfach überall. Wir stehen auf und gehen an die Reling. Ich schätze dir Gruppe auf mindestens 100 Tiere, vielleicht mehr. Wie Blitze schießen sie neben uns her. Im kristallklaren Wasser erkennt man sie unter der Oberfläche, durchbrochen von vielen Sprüngen. Es scheint ihnen Freude zu machen vor dem Boot her zu schwimmen und dann in einer eleganten Bewegung nach außen zusteuern und nochmal aus dem Wasser zu springen. Wir sehen viele erwachsene, aber auch viele junge Tiere. Die Babydelfine schwimmen nah an ihren Müttern und springen gemeinsam, wie die perfektesten Synchronschwimmer der Welt, aus dem Wasser und tauchen elegant wieder unter. Unglaublich, wie schön sie sind!

Es sind "Atlantic spotted dolphins" (Stenella frontalis), zu deutsch "Atlantische Fleckendelfine". Eine ziehende Delfinart welche nur im Sommer um die Azoren anzutreffen ist. Diese wahnsinnig schnellen Schwimmer bevorzugen warme Gewässer und ziehen in großen Schulen von bis zu 200 Tieren durch den Atlantik. Die Jungtiere sind grau und mit den Jahren entwickeln sie die für sie charakteristischen Punkte. Je gefleckter der Körper, desto älter das Tier. Unsere Gruppe ist nebenbei bemerkt nicht mal besonders groß. Hier vor den Azoren wurden bereits Schulen mit bis zu 500 Tieren gesichtet, etwas ganz besonders da ein solches Verhalten bisher nurher beobachtet wurde.

Es ist wirklich einfach wahnsinnig cool! Nur eins stört den Moment etwas und das sind die vielen Boote. Vor allem ein schnelles, flinkes Speedboot mit Schwimmern. Hier wirkt das schwimmen mit den Delfinen gehetzt und gestresst. Schnell zu den Delfinen, schnell rein und dann wieder von vorne.

Clara und ich sehen uns an. Auf Terceira ging das alles deutlich ruhiger ab, dennoch fühlen wir uns nun etwas unwohl dabei mit Delfinen geschwommen zu sein. Mit dem was hier abgeht ist es aber nicht zu vergleichen gewesen. Als wir draußen waren war es nur ein Boot, mit einer Gruppe, die penibel das verhalten der Tiere beobachtet hat, und sie in frieden gelassen hat als sie ihr verhalten änderten. Scheinbar ist hier der druck der vielen Touristen deutlich größer als auf anderen Inseln, was nicht verwunderlich ist wenn man ihre Größe bedenkt. Wage erinnere ich mich an ein Paper welches ich über Tourismus auf den Azoren und das verhalten von Delfinen gelesen habe. Kurz blitzten auch die Bilder vom Delfinschlachten in Japan in meinem Kopf auf und ich schaue erneut die drei Delfine an denen es besonders viel Freude macht vorm Boot her zu schwimmen. Unter der glänzenden Oberfläche sind klar die vielen kleinen Flecken auf ihrer glatten Haut zu erkennen. Wer tut den sowas? (Ein weiteres Kommentar dazu folgt sobald ich mich weiter mit dem Thema beschäftigen konnte)

Aber hier auf dem Boot, im Ocean, inmitten einer riesigen Gruppe von Delfinen ist es unmöglich lange an trauriges zu denken. Ich muss einfach lachen und glücklich sein wenn ich sie im Wasser neben uns hergleiten sehe. So genieße ich den Moment solange er anhält. Denn schon heißt es für uns wieder abschied nehmen von der Gruppe der wunderschönen und wirklich interaktiven Fleckendelfine. Das Boot dreht ab und wir schauen noch eine kleine Weile zu wie sich die springenden Delfine in der Ferne verlieren.

Kaum hatten Clara und ich Zeit uns über diese Begegnung auszutauschen als erneut Schwanzflossen aus dem Wasser ragen. Diesmal viel größere, scharf- gebogene und spitz zulaufende.

"Hier sehen sie etwas ganz besonderes, Risso's- Delfine! Eine endemische, aber auch sehr scheue Spezies! Wir haben Glück sie zu sehen, das passiert längst nicht jeden Tag!", hallt es erneut aus den Lautsprechern.

Clara und ich grinsen und verschwörerisch an, die kennen wir doch!

Es ist spannend wie komplett unterschiedlich das Verhalten der unterschiedlichen Delfinarten ist. Die Risso's, zu deutsch, "Rundkopfdelfine" (Grampus griseus), springen nicht aus dem Wasser. Zumindest viel weniger als die Fleckendelfine. Deutlich langsamer gleiten sie durch das Wasser und zeigen uns nur hier und da mal ihre großen, kräftigen Körper welche teils weiß gestreift und gefleckt sind, bleiben jedoch immer auf Distanz zum Boot. Gänzlich grau geboren, wird ihre Haut im laufe ihres Lebens weiß und bildet dabei schöne Muster. Im vergleich zu den Fleckendelfinen sind die Risso's viel Größer, bis zu vier Meter werden sie lang und haben einen deutlich kräftigeren Körperbau. Außerdem leben sie in deutlich kleineren Schulen, diese hier scheint zum Beispiel aus ca. 15 Tieren zu bestehen. Aber auch Ihnen scheint es freue zu machen vor dem Boot her zu schwimmen. Und so bekommen wir doch noch drei von Ihnen aus nächster Nähe zu sehen als sie vor dem Boot her schwimmen und sogar mal herausspringen. Zwei stark gefleckte, Ausgewachsene und ein kleineres glänzen-graues Jungtier. 

Mit einem letzten Flossenschlag verabschieden sie sich und tauchen unter die Oberfläche ab. Bis zum nächsten Mal ihr lieben. 


P.S. Es ist verdammt schwer Wale und Delfine zu Fotografieren, das ist mir jetzt klar. Und vermutlich habe ich auch nicht das richtige Objektiv dabei aber Übung macht ja bekanntlich die Meisterin. 



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