regina-auf-den-azoren
regina-auf-den-azoren
vakantio.de/regina-auf-den-azoren

Tauchen, die erste

Veröffentlicht: 06.08.2021

4.8

Highlight des Tages: Tunfisch (aber nicht auf Toast)


Mein ganzer Körper ist angespannt und das Herz hüpft mir aufgeregt in der Brust.

"drei - zwei - eins - GO!"

Ein Ruck geht durch das Schlauchboot als wir uns rückwärts fallen lassen.

Das kalte Wasser umfängt mich, reflexartig stockt mir der Atem und ich schließe kurz ich die Augen. Gleichzeitig schlage ich mit den Flossen um mich vom Boot zu entfernen, die Strömung ist mäßig stark aber der Sog zieht trotzdem an mir. Schon durchbreche ich die Wasseroberfläche erneut, die Sonne blendet mich aber das Boot setzt sich klar als Schatten davor ab. Ich mache ein OK-Zeichen zum Skipper, alles ist gut, ich bin ok. Das ganze dauert weniger als eine Sekunde und mein Herz schlägt noch immer schneller als gewohnt, das ist er, der winzig kleine Schub Adrenalin vor dem unbekannten.

Ich schaue mich nach den anderen um, ein kurzer Blick ein Handzeichen und wir beginnen direkt das abtauchen um nicht von der Strömung abgetrieben zu werden. 

Langsam lasse ich mich absinken, meine Augen gewöhnen sich an das grünliche Licht und ich befehle mir langsam und kontrolliert zu Atmen. Ein - aus, ein - aus. Zwei Atemzüge, mehr bracht mein Körper nicht um wieder in die Tauchroutine zu verfallen. Ein Blick auf meinen Tauchcomputer sagt mir das ich langsam und gleichmäßig absinge. Ein weiterer Blick auf das Barometer um den Druck in der Flasche zu prüfen, 210 Bar und die Nadel ist stabil. Ich höre auf meinen Herz. Du-dum .... du-dum .... du-dum .... schlägt es wieder langsam und gleichmäßig. Sehr gut, ich bin wieder vollkommen entspannt und bringe mich in eine ordentlich gradlinig-horizontale Tauchposition. 

Erst jetzt schaue ich mich nach den anderen um. In diesen ersten paar Sekunden sind alle mir sich selbst beschäftigt aber nun tauschen wir wieder Blicke und Handzeichen. Alle sind ok und es geht los Richtung Fels wo sich ein markantes Unterwasserrelief ausbreitet. Ich lasse mich ans Ende der Gruppe fallen wo mein Buddy Tina sich bereits treiben lässt. Wir entdecken Corne, unseren dritten im Bunde, und winken ihn zu uns. Wir winken uns alle nochmal zu, tauschen Handzeichen aus und lächeln uns an. (mehr mit den Augen als mit dem Mund, Atemregler sei dank, aber das ist eh viel schöner.)

Dann schaue ich nach rechts in die Ferne wo das Licht schnell abnimmt und einem tiefen blau bis schwarz Platz macht. Wer weiß was sich mir heute von dort zeigen mag. Aber jetzt scheint dort draußen nichts los zu sein, bzw. nichts scheint Lust zu haben in mein Sichtfeld zu schwimmen. Später vielleicht, und ich wende mich dem Fels zu meiner linken zu wo unsere Anwesenheit schon längst bemerkt wurde. Alle möglichen kleineren und mittelgroße Fische tummeln sich hier. Einige verstecken sich zwischen Steinen und Schwämmen, wärend sich wieder andere nicht an uns stören und weiterhin fröhlich ihren täglichen Sörgen und Nöten nachgehen. 

Mir hat es ein etwa 10 cm langer Feuerwurm angetan. Ein haariges tausendfüßlerartiges Geschöpf mit grell rot-braunem Rücken und gelben-orangen Streifen an den Seiten das sich flink gegen die Strömung den Fels entlangkämpft. Irgendwie ein wenig Alien mäßig ist er trotzdem schön anzusehen. Wie immer unter Wasser gilt auch hier, bloß nicht anfassen. Feuerwürmer sind giftig. Ihre Borsten brennen schmerzhaft und können schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Wärend ich den Wurm beobachte fällt mir ein kleiner Octopus auf der sich wahnsinnig viel Mühe gibt wie ein Stück des Felsen aus zu sehen. Als er merkt das es ihm nicht gelungen ist mich zu täuschen, zwängt er sich in die enge Spalte bis nur noch ein winziges Stückchen von seinem Kopf hervor lugt und schaut mich aus gold-glänzenden Augen an. Oktopusse sind unglaublich Intelligente, wunderschöne Tiere und es macht immer wahnsinnig spaß sie zu beobachten. Ich mache den anderen also ein Zeichen und wir beobachten ihn eine Weile. Er scheint sich jedoch Fest entschlossen zu haben sein Versteck nicht zu verlassen, und so lassen wir ihn in seiner Spalte in frieden Octopus sein.

Weiter tauchen wir in einen Unterwasser Canyon ein. Ich liebe es generell in Canyons zu tauchen da es ein ganz besonderes Gefühl ist wenn sich links und recht von dir die Wände auftürmen und du langsam und vorsichtig hindurchtauchst. Dieser hier ist aber besonders schön. Über und über sind die Wände von kleinen, weichen grell gelben Sonnenblumen Korallen bedeckt und creme weiße hart Korallen stehen hier und dort an der Wand. Diese creme-weißen kaltwasser Korallen gibt es nur hier, an genau dieser Stelle auf der ganzen Welt. Jetzt gerade in dieser Sekunde befindet sich ein Stück davon zur genetischen Analyse im Labor. Es wird vermutet das es sich um eine Mutation handelt welche hier zufällig vorbeigetrieben wurde,  perfekte Bedingungen vorgefunden hat und hier seid dem wächst und gedeiht. 

Dann ist der Canyon zu ende und vor uns tut sich wieder der offene Ocean auf. Wir wenden uns nach rechts um eine Felsspitze zu umrunden welche wie ein Turm über uns aufragt. Ich bin die Vorletzte und schaue nochmal nach hinten um zu schauen ob Tina noch da ist, als ich sie sehe.

Tunfische! Riesig groß schießen sie wir Torpedos an uns vorbei zurück ins blaue. So große habe ich noch nie gesehen, nicht mal in Australien. Bestimmt waren sie 1 m lang! Wahnsinn! Ich kenne mich nicht genug mit Tunfisch aus um die Art in der winzigen Sekunde wo ich sie sehe zu bestimmen aber, mit ihren silbrig glänzenden Körpern und den stacheligen Flossen sind es unverkennbar Tunfische gewesen! Wow! Diese wunderschönen und faszinierenden Fische sind unfassbar schnelle Schwimmer und gute Jäger werden jedoch vom Menschen und seiner unendlichen Gier bis zur Ausrottung gefischt. (Dabei enthält Tunfisch, so wie jeder Raubfisch nebenbei bemerkt viel Quecksilber und ist entsprechend alles andere als Gesund) Ihnen im Meer zu begegnen ist durch die stark überfischten Bestände selten und etwas ganz besonderes. Ich freue mich also einfach riesig und bin ganz aufgeregt.

Tina fällt meine Aufregung auf und sie macht eine fragende Geste. 

"Tunfisch, da drüben im blauen! Sooooo groß!" zeige ich mit Gesten, mache einen kleine Unterwasserfreudentanz und eine Rolle um meine eigene Achse. Yuppie! So cool!

Wir tauchen weiter und holen mit drei Flossenschlägen unsere Gruppe ein die sich in der Zeit etwas entfernt hat. Auch diese Wand ist über und über mit leben bedeckt und ich finde unmengen an "Nudibrachens". Nacktkiemer-Schnecken der Familie Nudibranchia. Ich liebe diese Nacktschnecken die es in den wirklich aller verrücktesten Farben gibt. Hier entdecke ich vier verschiede Arten. Große Schwarze mit leuchtend gelben Punkten, kleine weiße mit neon-pinken Streifen, kleine gelbe mit weißen streifen und kleine schwarze mit weiß-grünen Streifen. Scheinbar ist Paarungszeit da ich auch einige Gelege finde die bei Nudis auch sehr schön sind. Sie legen ihre Eier nämlich in langen streifen ab welche sie in Rosettenform an Felsen und ähnliches kleben. Sehr, sehr hübsch.  

Dann ist der Tauchgang auch schon vorbei und wir steigen zum Sicherheitsstop auf 5 m auf wo ich mich mal wieder darin übe Ringe zu blasen. Leider sind meine immer noch sehr unförmig, aber ich werde ja jetzt wieder Zeit zum üben haben. :)


Zurück auf dem Boot tauschen wir unsere Eindrücke aus und quatschen aufgeregt miteinander wärend wir die Ausrüstung verstauen.

"Habt ihr die Tunfische gesehen?"

"Ja, wow die waren soooo groß!"

"Wirklich! Und so schnell! Pfau, und weg waren sie!"

"Das war cool!"

"Man, und die Korallen waren schön!"

"Wie heißen noch diese leuchtend gelben?"

"Sonnenblumen."

"So ein passender Name!"


Und schon geht es wieder im Affenzahn zurück zum Land. Der Wind peitscht uns um die Ohren und macht Unterhaltungen unmöglich sodass ich mich wieder daran mache das Meer zu beobachten. Wer weiß, vielleicht schauen ein paar Delfine vorbei? 

Aber nein und 20 Minuten später sind wir zurück bei der Tauchschule und waschen die Ausrüstung. Der erste Tauchgang war nicht so aufregend aber der zweite war wirklich wahnsinnig schön und ich freue mich schon auf das nächste mal. Jetzt ist es aber erstmal Zeit für ein Deco-Bier und was zu essen. Und so entscheiden Tina, Corne (meine Divebuddys) und ich uns an der Uferpromenade in ein Cafe zu setzen nachdem Corne vorgeschlagen hat mich danach zu meinem Airbnb zu bringen, da mein letzter Bus um 16:30, sprich in 20 Minuten fährt.

Tina ist in meinem alter, Zahntechnikerin aus Deutschland und Divemaster so wie ich. Corne schätze ich auf das ungefähre alter meine Eltern, er ist Chemiedozent an der Uni in den Niederlanden und hat auch schon einige Tauchjahre auf dem Buckel. So verbringen wir einen netten Abend bei Bier reichlich Essen und Fachsimpeln dabei übers Tauchen. 

Da wir uns gut verstehen und alle drei allein unterwegs sind verabreden wir uns für eine gemeinsame Inseltour morgen. 

Zurück in der Unterkunft stelle ich mir also einen Wecker und falle dann zufrieden aber absolut fertig vom Tag ins Bett. Das war ein super schöner Tag und morgen verspricht wieder einer zu werden.


(kleiner Erklärungsexkurs:

Wenn man keine extra Ausbildung zum Solotaucher hat, taucht man nie alleine sondern immer im "Buddy-Team". Buddys passen aufeinander auf und helfen sich gegenseitig beim Tauchen. Das erhört die Sicherheit beim tauchen, und in der Regel auch den Spaßfaktor. Ist man alleine Unterwegs bekommt man deshalb in der Tauschule vor Ort einen, oder wenn es sonst nicht aufgeht auch mal zwei, von den anderen Gästen zugewiesen.)



Antworten (2)

Igor
Наконец то я понял как это открывается и читается. Ужасно приятно и интересно читать. Я послал ссылку Савостину, ему тоже очень интересно. Хотя бы посмотрит фотографии.

Regina
Здорово я очень рада :) Классно! И он может перевести в интернете.

Portugal
Reiseberichte Portugal