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Eidechsen und Pflanzen

Veröffentlicht: 03.08.2021

03.08.21


Highlight des Tages: Eidechsen, so viele Eidechsen!


"Morgen fahre ich mit dem Bus in die Stadt und suche mir ein Tauchcenter", das ist einer meiner letzten Gedanken gestern Abend vor dem Einschlafen. Außerdem habe ich mir vorgenommen wieder in meine, während des doch recht vollen Semesters, verlorene morgentliche Routine zu kommen.

Als die Horde verrückter Hähnen mich also heute morgen mit einer wahren Kakophonie aus Geschrei weckt und ich danach einfach nicht mehr einschlafen kann, ist es wohl ein Zeichen mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Also los, raus aus den Federn.

Aufgestanden, Schlabberhose, T-Shirt und Pulli an (es ist noch frisch und Nebelig aber es wird bestimmt besser) und zum Meditieren auf ein Kissen gesetzt. Danach noch etwas Sport und stretching. Und natürlich nicht vergessen ein kleines Schulterklopfen von mir, für mich. "Sehr gut Gemacht, dein Orthopäde wäre mit Sicherheit Stolz auf dich Regina!"


Gerade richtig fängt mein Magen an zu knurren. Schwungvoll öffne ich die Tür, und bleibe erstmal stehen. Ich stehe mitten im dichtem Nebel, es Nieselt und meine nackten Füße fangen direkt an zu frieren. Ok, kein Problem. Socken und Pulli geholt und ab in die Küche. Angeblich kann das Wetter hier sehr schnell umschlagen und die Sonne vertreibt den Nebel bestimmt gleich wenn sie erstmal etwas höher steht.

Als ich dann, mit Tee (grünem Tee von den Azoren) und Toast, zusätzlich zu meinem Pulli in eine Decke gewickelt auf der Terrasse sitze und es um 9:30 immer noch so nebelig ist das ich weder die Straße, geschweige denn das Meer sehen kann, entscheide ich mich doch dazu den Tagesplan zu ändern.

Julia, die recht besondere, aber im Grunde wirklich nette Dame welche das Appartement neben meinem Mietet gesellt sich zu mir auf die Terrasse. 

"Wolltest du nicht nach Angara do Heroisimo?"

"Jap, wollte ich. Habs mir anders überlegt, gehe nachher einfach ein wenig Spazieren oder so denke ich. Jetzt sieht es mir aber noch nach Tee und lesen aus", sage ich mit einem lächeln. Tatsächlich freue ich mich eigentlich darauf mich mit meiner neuen Kamera und dem fancy Buch welches ich gleich dazu gekauft habe auseinander zu setzten. Ich bin noch eine Weile hier, die Sonne kann sich nicht ewig vor mir verstecken. :)

"Ja, das Wetter ist wirklich verrückt heute morgen. So dichten Nebel habe ich hier im Sommer noch nie erlebt und eigentlich regnet es auch nicht so viel im Sommer. Sieht so aus als würde es noch eine Weile so bleiben. Aber wenn du nicht in die Stadt fährst hast du ja vielleicht Lust später mit mir Mittag zu essen? Das Restaurant her im Ort ist mehrfach preisgekrönt aber trotzdem recht günstig."

"Klar gerne!", antworte ich und Julia macht sich auf den Weg zum Judo.

Ich mache mir eine große Kanne Tee, hole mir meine Kamera, mein Buch und noch eine Decke und mache es mir gründlich auf der Terrasse bequem. Wärend ich lese beobachte ich wie der die Sonne langsam den Nebel dahinschmilzen lässt und wie mit dem Nebel auch der Regen das weite sucht. Das Meer wechselt langsam seine Farbe und wandelt sich von Blas grau zu tief blau und bekommt nur von den blühenden Hortensien Konkurrenz die es sich zur Aufgabe gemacht zu haben scheinen noch blauer als das Meer zu strahlen.

Wärend die Sonne den Nebel vertreibt, schäle ich mich Schicht um Schicht aus meinen Decken und dem Pulli bis ich wieder Barfuß und im T-Shirt da sitze. Die Sonne stahlt und es ist wunder schön, Zeit für einen Ausflug!

Ausgestattet mit Fernglas (Vögel und vielleicht ja Wale am Horizont, wer weiß), Lupe (immer gut), Kamera (Zeit Theorie in Praxis umzusetzen) und natürlich reichlich Sonncreme im Gesicht und Nacken mache ich mich auf den Weg. 

Der Hang an welchem das Haus steht ist mit kleinen schwarzen Mauern terrassiert und dazwischen führen kleine Trampelpfade durch das Graß vorbei an Orangen-, Zitronen-, und Feigenbäumen. Mir fallen die orangen Früchte der Lorbeerbüsche auf welche ich von Zuhause nur als Heckenpflanze kennen. Hier stehen sie einfach so rum und gedeihen vor sich hin. Bei all den Blumen und spanenden Früchten, an mir vollkommen unbekannten Büschen, vermisse ich schmerzlich ein gutes Bestimmungsbuch, aber sei's drum. Ich werde sicherlich noch Zeit haben mich in die Flora hier einzulesen. Worüber ich mich aber eigentlich am aller meisten freue sind die vielen Eidechsen. Ich liebe Eidechsen! Eigentlich habe ich irgendwo gelesen, dass es keine auf den Azoren gibt und war schon schrecklich traurig darüber. Aber jetzt kann ich mit Sicherheit sagen: Alles Fake News, Verschwörungstheorien und ungewaschene Lügenpresse!

Es gibt sie, die Eidechsen und zwar in hülle und fülle. Über all höre ich sie rascheln und sehe sie zwischen Steinen und Gebüsch umherhuschen. Sie springen von Stein zu Stein, verschwinden in den Spalten und stürzen sich sogar waghalsig von den Mauern in die Tiefe auf nichts ahnende Falter. (Kein Witz, genau so war es!) Und so viele unterschiedliche! Kleine kastanienbraune mit zarten schwarzen und gelben Streifen an den Seiten, große graue mit schwarzen Punkten auf dem Rücken und hellen Bäumchen. Mittelgroße glatte, mit einem schönen, glänzenden Rost ähnlichem Farbton. Am besten gefallen mir aber glaube ich die kleinen, tief schwarz glänzenden mit kleinen blau schimmernden Punkten und die großen smaragdgrünen mit größeren, rautenförmigen Flecken. Sehr hübsch anzusehen! Ich versuche mich darin ein paar Fotos von ihnen zu machen, erwische aber keine von denen wirklich gut. Nun ja, ein anderes mal. 

Ich genieße noch eine Weile die wirklich wahnsinnig tolle Aussicht vom Hügel hinunter auf den Ocean und entschließe mich dann auf einem Weg den Berg hinauf Richtung Wald zu gehen. Langsam ist es wirklich heiß und die hohe Luftfeuchtigkeit nach dem Regen gibt mir das Gefühl in den Tropen zu sein, was ich aber selbstverständlich nicht bin, erinnere ich mich selbst. Aber je weiter ich den Berg hinauf laufe, und je mehr der Weg verwildert, desto mehr beginne ich daran zu zweifeln. Überall wuchern blau blühende Wicken, bananenartige Stauden (ganz bestimmt sind es keine Bananen aber die Blätter sehen einfach so aus) blühen in üppigen gelben Blütentrauben und verströmen einen angenehmen süßen Geruch. Alles um mich herum summt, zwitschert und lebt! Und die Blätter der Bäume welche nun den Hang entlang über mir aufragen glitzern feucht vom Regen. Sicher das du nicht in den Tropen bist?, frage ich mich selbst. (ich neige überhaupt dazu mini Gespräche mit mir selbst in meinem Kopf zu führen, besonders wenn ich unterwegs bin) 

Aber ja, ich bin mir sicher. Ich glaube das es sich um einen Lorbeerwald handeln könnte und das Rätsel der tropisch anmutenden Blumen werde ich auch noch lösen. Aber in den Tropen bin ich definitiv nicht. Gut das wir das geklärt haben. Jetzt bin ich aber in einer Sackgasse gelandet. Rechts von mir türmt sich hinter einem breiten, künstlich angelegten und sehr abenteuerlich aussehenden Graben der Wald auf, links von mir eine steile Wand und vor mir nichts als dichtes Gestrüpp. Ich kehre um und gehe zurück. Das war wirklich ein super schöner Spaziergang! Nächstes mal sollte ich aber dringend mehr Wasser mitnehmen und meine Wanderschuhe anziehen, meine Turnschuhe sind komplett durchnässt.


Zurück auf meiner mittlerweile heiß geliebten Terrasse rufe ich in einer Tauchschule an und buche mir für morgen eine Tauchtour. (jippi-ja-jay!!!) Schnell  kläre ich noch ein paar Sachen für die Uni und dann ist es auch schon Zeit ins Restaurant zu gehen wo ich mich mit Julia treffe. (sehr gut, ich habe einen bären Hunger!)

Abends sitze ich erneut auf der Terrasse, lerne Portugiesisch, lese mich in mein Thema fürs Forschungsprojekt ein und beobachte den Sonnenuntergang. Den Sonnenuntergang zu beobachten ist einfach immer der beste Teil des Tages. 

Und so geht erneut ein, schließlich doch, sonniger Tag zu ende.







 






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