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Vulkanischebecken und Höhlen

Veröffentlicht: 11.08.2021

05.08.21

Highlight des Tages: alter Vulkankrater, über und über mit Pflanzen bewachsen. Unglaublich schön!


Langsam werde ich richtig gut darin ohne Herd auszukommen. Zum Beispiel bin ich ziemlich stolz auf mein Spiegelei auf Toast aus dem Sandwichmacher zum Frühstück. Auf jeden Fall bin ich satt und zufrieden als Corne und Tina mich am späten Vormittag mit dem Auto in meinem kleinen Airbnb mitten im nirgendwo zwischen Kühen und Hühnern abholen. 

"Hey Regina, alles gut bei dir?"

"Jip auf jeden Fall! Lasst uns schwimmen fahren!"

"Haha wunderbar, du hast einen Plan! Tina und ich haben eben überlegt was wir denn nun genau machen wollen heute.", strahlt Corne und wechselt mit Tina einen verschmitzten Blick.

"Ja also ich hab mir überlegt das wir erstmal zu den Lavapools fahren und dann Nachmittags zu den Vulkanhöhlen? Die machen erst um 14:30 auf und wir sind gestern um 14 Uhr wieder aufgetaucht. Das sind dann also gut 24 Stunden die wir an der Oberfläche verbracht haben und wir sollten keine Probleme mit unserer Decompressionszeit bekommen, die Höhlen liegen laut Google auf ca. 900m.", sage ich und schaue die beiden fragend an.

"Mensch, du hast aber deine Hausaufgaben gemacht!", sagt Tina beeindruckt und schaut mich etwas schräg von der Seite an.

Klar, ich will ja auch nicht die Taucherkrankheit bekommen nur weil wir zu früh nach dem Tauchen zu hoch auf den Berg gestiegen sind. Diese einfache Regel lernt man im aller ersten Tauchkurs. Naja. Ich sage dazu einfach mal nichts sondern zucke einfach mit den Schultern und lächle.

Und so fahren wir in den nächsten Ort zu den "Piscinas Naturais Biscoitos". Das sind natürliche Lavapools am Meer in denen man angeblich ganz wunderbar schwimmen kann. Ich freue mich also darauf endlich schwimmen zu gehen. Einfach schwimmen im Atlantischen Ocean, nicht tauchen, denn das habe ich ja immer noch nicht geschafft die letzten paar Tage. Aber da ich leider den verdacht habe das es sich um eine etwas aufgebauscht Tourigeschichte handelt hält sich meine Aufregung in Grenzen.

Als wir aber auf dem Parkplatz ankommen und von lauter, offensichtlichen lokalen Menschen in Badesachen umgeben sind habe ich den verdacht das es sich doch nicht um einen reinen Touristenmagneten handelt. Ich hüpfe also direkt Barfuß aus dem Auto und "Autschi! Aaah!", schon sitze ich wieder im Auto. Ich hab mir doch tatsächlich die Füße am heißen Boden verbrannt. Schön blöd Regina, der Lavaboden ist pechschwarz und natürlich von der Sonne aufgeheizt.

Nun gut, ich ziehe also meine Sandalen an und zusammen mit Tina und Corne schauen wir uns um. Vom Parkplatz erkennt man erstmal nur schwarze und rost-braune Felsen vorm schaumig blauen Ozean. Ein ordentlich betonierter Weg führt vom Parkplatz entlang an sanitären Anlagen herunter zu einer skurrilen Landschaft aus porösen schwarzen Felsen und wassergefüllten Becken. Man kann immer noch erkennen wie die Lava hier einst ins Meer geflossen sein muss. Über die Jahrhunderte hat sich der Ocean dann mit seiner unbändigen Kraft immer wieder dagegen geworfen bis schließlich beckenartige Aushöhlungen in den Lavazungen entstanden sind. Das Ergebnis sind diese wunderschönen, wilden und wirklich wunderliche Formationen. (Nein ok, wunderlich sind sie nicht unbedingt aber die Alliteration ist zufällig entstanden und ich hab versucht sie weiter zu führen, leider fällt mir gerade kein besseres Wort mit W ein.) Auf jeden Fall ist einfach unheimlich schön und beeindruckend, und vor allem einer der wenigen Plätze der Insel an denen man ans Wasser kommt. Ansonsten ist die Küste hier nämlich so Steil das es einfach unmöglich ist schwimmen zu gehen. 

Wir finden also ein mehr oder weniger schattiges Plätzchen unter einem Felsvorsprung, gehen im kristal-klaren Wasser der Pools baden und wärmen uns dann wieder auf den Steinen auf. Vorsichtig klettere ich auf der Lava herum und versuche bis ganz an den Rand zu kommen um die Brandung zu beobachten. Glücklicherweise ist hier der Fels durch die Wellen etwas abgekühlt und ich komme ohne Verbrennungen an den Füßen davon. Hier stehe ich einfach eine Weile und Atem die salzige Luft, bevor ich mich auf dem Weg mache um meine neue Kamera auszuprobieren.

Gegen Nachmittag bekommen wir Hunger und gehen essen damit wir gut gestärkt in die Berge hinauffahren können um die Vulkanhöhlen zu besichtigen. Natürlich kommen wir viel später als 14:30 an der ersten Höhle "Algar do Carvao" an aber wir haben immer noch genug Zeit beide zu besichtigen und kaufen direkt das Doppelticket. 

Ein betonierter bunkerartig anmutender Tunnel führt unter die Erde, am Ende des Tunnels erkennt man ein Licht, feucht tropft es von den Wänden. Fast könnte es gruselig sein, aber dann wächst neben der Lampe als einzige Lichtquelle in näherer Umgebung seelenruhig ein kleines Farnpflänzchen in die Höhe. Farn ist so eine coole Pflanze!

Dann trete ich langsam näher an das grüne Licht heran bis ins Freie und blinzle ins Licht. Ich bin sprachlos. Vor und über mir erhebt sich das Konische innere eines alten, längst erloschenen Vulkankraters. Die Wände sind überwuchert von Farnen und Moosen und feucht tröpfelt das Kondenswasser von den Blättern. Es ist kalt und feucht aber nicht unangenehm sondern eher frisch. Es riecht intensiv nach grün und etwas Erdigem und ich könnte schwören das es hier Kobolde und Feen gibt. Wenn nicht hier, wo dann? Das hier ist zweifellos ein magischer und verwunschener Ort. Ich suche die Wände ab, finde jedoch nur ein paar Reif bedeckte Spinnenweben aber schließlich weiß ja jeder das Feen und Kobolde sich nur ungern uns großen Trampeln zeigen.

So wandere ich die Stufen hinab in den Krater und die Höhlen dahinter wo Stalaktiten und Stalagmiten wachsen, Kondenswasser mystisch in den Kratersee tropft und noch immer die spuren des gigantisch Kraft der Explosion an den Wänden zu erkennen sind.

Eine weile wandern wir so umher bis mir endgültig kalt ist in meinem Rock und der Regenjacke und wir uns auf zur nächsten Höhle machen.  

Die "Gruta do Natal" ist mit der letzten "Algar do Carvo" nicht im geringsten zu vergleichen. Dieses Höhlensystem ist entstanden als die heiße Lava sich ihren Weg durchs Erdreich gebahnt hat. Dabei ist die äußere Schicht nach und nach fest geworden wärend die innere heiße Lava weitergeflossen ist. Sie ist bis auch die karge Beleuchtung gänzlich natürlich belassen und wir steigen hinab in die engen, gewundenen Gänge. Ich muss an den Drachen Smaug denken, sie er mit seinem schwarzen, schlangenartigen Körper durch die Höhle der Zwerge im Einsamen Berg kriecht und kann mir ganz genau vorstellen wie sich ein Drache durch diese engen, schwarzen Höhlen bewegt. Ich kann einfach nicht anders als an sagenumwobene Gestalten zu denken, zu unwirklich und besonders ist dieser Ort als das ich an etwas anderes Denken könnte.  

Und bei Kobolden, Feen und Drachen bleibt es in meiner Fantasie heute nicht. 

Nachdem wir die Gruta do Natal verlassen fahren wir durch den Nebel der Wolken welche hier fast immer über den Gipfeln hängen zu den "Furnas do Enxofore". Das sind kleine Öffnungen im Boden innerhalb eines längst erloschenen und erodierten Vulkankrater. Ein kleiner Wanderweg zieht sich durch die fast schottisch anmutenden Landschaft. Ich war zwar noch nie in Schottland, aber so stelle ich es mir vor. Unendlich viele Grün- und Brauntöne, in einer schroffen und unwirtlichen Hügeligen Landschaft. Heide und blaubeerartige Sträucher bedecken die Hänge und ein kleiner Wanderweg zieht sich durch die Landschaft. Es Nieselt ein wenig aber wir machen und auf den Weg. Zuerst richten wir den schwefeligen Geruch und ich muss wieder an Drachen denken als uns ein schwall warmen Luft aus einem kleinen Runden Loch im Boden entgegen kommt. In der Ferne liegen große schwarz-graue Felsen und zu den Drachen in meiner Fantasie gesellen sich Bergtrolle wärend wir zusehen wie die Rauchschwaden in den Himmel aufsteigen und sich mit dem grau der Wolken vermischen. 




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