M&M on Tour
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Unsere zweite Kreuzfahrt in Patagoniens Fjorden

Veröffentlicht: 29.03.2017

Heute ist es soweit. Unser zweites „Kreuzfahrtabenteuer“ auf einem Frachtschiff/Fähre beginnt! Unser nächstes Ziel wird Puerto Montt. Ein Örtchen, 4 Bootstage nördlich von unserem Ausgangshafen Puerto Natales. Wir müssen am Tag zuvor bereits einchecken und unsere Kojen beziehen. Die Eincheckzeit beträgt 9-18 Uhr. Alles in allem also eine stressfreie Angelegenheit mag man meinen. Dennoch erwies sich der Check-In als etwas aufwändiger und komplizierter als gedacht. Der Check-in erfolgte nicht wie üblich am Hafen oder auf dem Boot direkt, sondern am Busbahnhof. Wir mussten also mit unserem Gepäck zum Busbahnhof um dort einen nicht vorhanden „Boarding-Pass“ zu bekommen (es war kein Druckerpapier mehr vorhanden, peinlich, peinlich!) und um zu erfahren, dass unser Gepäck bis zum Abend in der Agency eingelagert wird und wir nochmals gegen Abends zum Busbahnhof müssen, um dann mit einem Transferbus zum Schiff gebracht zu werden. Sehr nervig, da unser Hostel und das Zentrum der Stadt direkt um den Hafen und die Fähre liegt. Aber gut! Wir vertrösteten uns die Zeit bis zum Abend in einem Café mit Blick auf den Hafen zusammen mit einem spanischen Pärchen, welches in Köln lebt und arbeitet. Ziemlich cool die Beiden und so verging auch die Zeit wie im Fluge! Der Abend brach herein und wir begaben uns zum Busbahnhof, in der Hoffnung nach dem Check-in das Boot nochmal verlassen zu können um noch gemütlich Abend essen zu gehen. Nun… wieder falsch gedacht! Uns wurde mitgeteilt, dass wir nach dem Check-In, das Schiff bis es in Puerto Montt eintrifft, nicht mehr verlassen können! Wir etwas geschockt von der Nachricht, verschafften uns in einem kleinen Laden direkt neben dem Busbahnhof noch schnell Abhilfe und kauften noch ein paar Sandwiches um nicht hungrig ins Bett gehen zu müssen. Wir fühlten uns bis zu diesem Zeitpunkt ein wenig wie im Kindergarten, da wir es nicht mehr gewohnt waren, uns so bevormunden zu lassen. An Bord angekommen verblasste diese Stimmung allerdings komplett. Wir wurden freundlich zu unseren Kajüten gebracht und auch ein Ausgang bis zum nächsten Morgen 10 Uhr wurde ebenfalls gestattet. Abgelegt wurde um 11 Uhr des folgenden Tages. Wir bekamen noch eine Sicherheitsunterweisung samt Begrüßung durch den Kapitän, ehe es danach für die meisten anschließend schon ins Bett ging. Immerhin war es zu diesem Zeitpunkt bereits 23 Uhr. Wir genossen noch einmal den Blick auf die Stadt bei Nacht mit ihren tausenden Lichtern und freuten uns auf die nächsten Tage! Endlich wieder für länger auf See! Mit diesen Gedanken gingen wir in die Kojen und schliefen die erste Nacht vorzüglich!

Am nächsten Morgen startete der Tag mit einem leckeren Kantinenfrühstück und mit der Vorfreude aufs Ablegen. Kurz nach 11 war es dann endlich soweit! Wir starteten unsere Reise. Die Fahrt begann und schon bald tauchten wir ein in die unberührten weiten Landschaften ein. Je weiter wir fuhren, umso mehr entfernten wir uns von jeglicher Zivilisation. Nicht einmal Handyempfang hat man hier noch! Perfekt um einfach mal abzuschalten! Den Kopf freikriegen! Mari und ich genießen die Zeit in vollen Zügen! Die See hat etwas mystisches und auch das Wetter trägt seinen Teil dazu bei. Die umliegenden Landschaften sind oft in Nebel gehüllt, starke Winde fegen über das Wasser und die Wolken hängen extrem tief. Marius sagt immer, er liebt es, wenn das Wetter rau ist und auch ich finde gefallen daran. So stehen wir oft an Deck und genießen den Anblick dieser Naturgewalt! Dass die Winde hier heftig fegen können hatten wir bereits gehört, aber dass wir daran teilhaben können, hätten wir nicht gedacht. So fegte der Wind, laut Kapitän, mit über 90 Km/h über das Deck. Dabei zwangen die Winde die Menschen in die Knie und leider gingen auch zwei ältere Männer zu Boden. Sie wurden regelrecht von den Füßen gerissen. Der Aufprall auf das Deck war so hart, dass sich einer der Männer das Knie aufschlug und der andere sich die Hüfte brach! Was für ein Schreck! Und das am ersten Tag! Noch schlimmer, wenn man bei dem Unfall direkt vor Ort ist. Ich leistete also nach besten Wissen und Gewissen erste Hilfe und schnell fand sich zu unserer aller Glück ein Arzt ein. Er wusste was zu tun war und so konnten wir den verletzten Mann auf eine Trage legen und in die Krankenstation an Bord bringen. In diesem Moment war mir wieder die alte und wichtigste Seemannsregel eingefallen: „Eine Hand fürs Boot, eine Hand für den Seemann!“ Hätten die Herren diese Regel befolgt, wäre ihnen vermutlich nichts passiert. Aufgrund der starken Verletzung und der nicht so prickelnden Wetterfront, entschied sich der Kapitän das Schiff zurück Richtung Puerto Natales zu steuern. Ein Helikoptereinsatz zur Rettung des Verletzten war bei diesen Winden nicht möglich. Es wurde ein Seerettungsschiff geschickt, welches den Verletzten bergen sollte. Wir trafen uns also auf halber Strecke! Mit Einbruch der Dunkelheit kam dann auch das Rettungsboot und der Verletzte wurde über eines unserer Beiboote zum anderen Schiff gebracht! Die Rettung verlief reibungslos und so konnten danach unsere Reise Richtung Puerto Montt, mit reichlich Verspätung, fortsetzen. Den nächsten Tag fuhren wir ohne weitere Zwischenfälle durch die wunderschönen Fjorde und Insellandschaften. Gegen 2:35 Uhr in der Nacht erreichten wir den pazifischen Ozean. Endlich ein bisschen Geschaukel! Wir schliefen gut und schauten am nächsten Tag auf die unendlichen Weiten des Pazifiks. Herrlich! Aber es wurde noch herrlicher! Zuerst brach die Sonne durch die Wolkendecke und nach dem Frühstück sahen wir endlich die Tiere, die wir unbedingt auf unserer Reise sehen wollten! Wale! Wir zählten über zehn Stück! Immer wieder schön daran zu erkennen, wenn sie Wasserfontänen in die Luft spritzten. Wir sind glücklich! Neben den Walen sehen wir unzählige Vogelarten wie z.B. den Albatros, welcher eine Spannweite von 3-4 Metern erreichen kann oder die nicht fliegende Dampfschiffente (klingt komisch… heißt aber so :D ) oder Kormorane. Auch sehen wir Seelöwen, Delfine und Pinguine. Der dritte Tag war derartig perfekt, wir wurden sogar mit Sonnenschein und nachts einem unglaublichen Sternenhimmel belohnt. Ein wohl gelungener Abschluss für die Fahrt. Den letzten Tag schipperten wir wieder durch die Fjorde und gegen Nachmittag erreichten wir den Zielhafen Puerto Montt. Wir blicken mit einem weinenden Auge auf den Hafen, weil wir uns gerade so richtig schön an das Bootsleben gewöhnt hatten und gerne noch ein paar Tage länger auf dem Dampfer geblieben wären. Sehr, sehr schade! Dennoch haben wir es geliebt! Gerade nach der langen Wanderung durch den Torres del Paine Nationalpark war dieser Ort für uns die absolute Entspannung und Erholung! Wir fuhren noch am selben Tag nach Ancud auf die Insel Chiloé. Dort ließen wir den Abend gemütlich bei ein paar Bierchen ausklingen und bereiteten uns mental schon einmal auf die kommenden Tage vor. Hier gibt es schließlich einiges zu erleben. Mehr dazu bekommt ihr wie immer bald zu hören.

Bis dahin

Euer Marius und Max

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