M&M on Tour
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Torres Del Paine- 9Tage, 130km - das O

Veröffentlicht: 25.03.2017

Nach unseren Abenteuern auf der Isla Navarino und der entspannten Zeit in Punt Arenas geht es nun nach Puerto Natales, dem Ausgangspunkt für den Torres Del Paine Nationalpark! Unsere gesamte Chile-Reise mussten wir nach dieser Attraktion in Südpatagonien ausrichten. Schon im Januar mussten die Camps gebucht werden, so dass wir noch im März loskönnen.

In Puerto Natales geht es noch daran die Einkäufe für 9 Tage zu besorgen und die Rucksäcke möglichst gleich verteilt zu packen. Über die letzten Tage haben wir versucht so viele Reserven wie möglich anzufressen, hat auch gut geklappt :)

Tag 1

Am 9.3. ist es dann endlich so weit. Früh um 7 Uhr machen wir uns begleitet von einer Pilgerschar aus Backpackern und Tagestouristen auf den Weg zur Bus Station in Puerto Natales. Dort geht es in den Bus und direkt los Richtung Torres. Am Eingang erwartet uns dann eine lange Schlange und eine fatale Nachricht. Der Pass sei gesperrt und es sieht so aus als könne man das „O“ nicht laufen. Verdammt was jetzt?! Aufgrund unserer bisherigen Südamerika Erfahrung beschließen wir trotzdem erstmal zum ersten Camp zu laufen. Von dort aus können wir immer noch weitere Entscheidungen treffen. So geht es auf die ersten 17km. Wir spazieren auf einfachen Wanderwegen mit unseren 25kg Rucksäcken durch einfache Graslandschaften welche von verbrannten Bäumen durchzogen sind. Starke Regenfälle haben die umliegenden Flüsse stark anschwellen lassen, so dass wir bis zum Knie versinkend durch die eiskalten Gletscherbäche waten müssen. Bei unserer Mittagspause besucht uns ein Stinktier und zwischenzeitlich spotten wir Guyanacos und wilde Strauße. Im ersten Camp angekommen bauen wir unser Zelt auf. Alle die hier ankommen haben dieselbe Sorge: Können wir das O laufen? Wir arbeiten einen Alternativplan aus und beschließen am nächsten Tag trotzdem erstmal weiter zum Camp Dickson zu laufen. Am Abend lernen wir noch Lena, Sonja und Juliane aus Deutschland kennen, sowie Steve aus Irland, Gun aus Holland und Jenny aus Frankreich. Alle haben den selben Plan und die gleichen Sorgen und die verschiedenen Updates zur Lage, die jeder hat, werden preisgegeben. Diese reichen von eingestürzten Brücken über reißende Flüsse die nicht überquerbar sind bis hin zu viel Schnee auf dem steilem Pass.

Tag 2

Zum Frühstück gibt es unser allseits beliebtes Porage mit Nüssen. Danach geht es ans Zelt abbauen und auf Richtung Camp Dickson, dem angeblichen schönsten Campingplatz im Torres del Paine Nationalpark. Es geht entlang eines Flusses über einen kleinen Pass, von dem aus sich ein schöner Blick auf den Lake Dickson ergibt. Auf einfachen Wegen laufen wir die 19km zügig ab und erreichen relativ schnell das Camp. Wir sind mit die ersten und können uns einen optimalen Platz ergattern. Auf dem Weg lernten wir noch Susan kennen, eine kanadische Rentnerin die alleine auf dem O unterwegs ist und auch alles schleppt. Respekt! Mit dieser freundlichen und gut gelaunten Frau ergeben sich viele interessante Gespräche. In Camp Dickson weiß keiner was von einer Passsperrung und wir sind nun zuversichtlich das O doch laufen zu können. Kommunikation wird hier nicht gerade groß geschrieben. Allgemein ist die allein schon die Buchung des Parks eine reine Katastrophe. Durch den hohen Ansturm auf den Park muss Monate vorher gebucht werden und auch bezahlt. Das Ganze erfolgt über drei verschiedene kostenpflichtige und kostenfreie Organisationen. Die Preise sind nicht gerade billig für Campen und die Website haben keine Verknüpfungen und jeder Campingplatz muss einzeln zu den Daten geprüft und gebucht werden…. So kann die Buchung gerne einige Stunden und viele Nerven in Anspruch nehmen. Kommt man dann im Park an, kann es gut sein, dass einem gesagt wird, dass man seine Zeltplätze gar nicht besuchen kann. Der Informationsfluss zwischen den Organisationen ist eine Katastrophe. Auf die Frage ob man dann sein Geld zurück bekäme wird natürlich immer auf die anderen Organisationen verwiesen welche sich jeweils an den anderen Enden des Parks befinden. Man müsse dorthin und das vor Ort mit den Verantwortlichen besprechen. Da kann dann doch mal der Puls auf 200 hochgehen und ich wünschte ich hätte doch die Machete mitgenommen.

Nun zum Positiven: Der Dickson Campingplatz verspricht nicht zu wenig. Wir haben einen grandiosen Blick auf den Lake Dickson und den anschließenden Gletscher Dickson. Wow unser erstes Eis auf dieser Reise. Zu unserer Überraschung gibt es warme Duschen auf einigen Campingplätzen und richtige Klos. Solch einen Luxus hatten wir beim Trekken bisher noch nicht. Die warme Dusche werden wir vor allem im weiterem Verlauf noch sehr zu schätzen lernen.

Tag 3

Nach einem gemütlichen Frühstück und dem ersten Blick auf die bis dahin in den Wolken verborgene Bergkette geht es los in Richtung Camp Los Perros, dem letzten Campingplatz vor dem Pass. Wir laufen lange Zeit immer leicht Bergauf durch einen Wald. Etwas langweilig… Am Ende des Waldes kurz vor dem Camp erschließt sich vor uns eine steile Wand mit einem See am Fuße und einem überhängenden Gletscher an der Spitze. Wir hören Donnergeröll, es befindet sich aber keine Wolke am Himmel. Erst kurz darauf sehen wir die Lawine, die sich den Gletscher hinabarbeitet. Wow, der Gletscher ist in ständiger Bewegung und am Arbeiten, was laut und deutlich zu hören ist. Kurz darauf erreichen wir auch schon das Camp und schlagen unser Lager auf. Hier bekommen wir auch die Bestätigung: Das „O“ wird klappen. Der Pass war nie gesperrt. Der Ranger fragt verwundert warum es Probleme geben soll? Er gibt uns nur den Rat mit am nächsten Morgen früh zu starten um vor der aufziehenden Schlechtwetterfront über den Pass zu kommen. Alles klar, diesen Rat nehmen wir doch alle gerne an, denn vor dem Pass haben wir schon viele Warnungen bekommen. Deshalb geht es früh ins Bett an diesem Tag.

Tag 4- Der Pass

Um 5 Uhr morgens klingelt der Wecker. Mit klar verteilten Aufgaben geht es daran Porage zu machen, Zelt zu packen und das alles noch im Dunkeln. Kurz nach 6 brechen wir dann auf. Bei absoluter Dunkelheit geht es mit den Kopflampen auf Weg Suche im Wald. Zwischenzeitlich verliere ich in meinem Lauftrott mal Max der dann etwa 100m entfernt von mir wieder im Wald auftaucht. Danach geht es zusammen mit Arne und Sophie an gemeinsam an die Weg Suche. Als es heller wird kommen wir aus dem Wald heraus und in dem Geröllfeld links von uns sieht es stark nach Weg aus. Eben nach einem Weg wie im Dientes. So klettern wir voller Entschlossenheit das Geröllfeld hinauf. Zwischenzeitlich blasen starke Winde so dass man kurz in die Knie muss. Oben angekommen dann die Ernüchterung. Von hier oben ist der Weg klar und deutlich zu erkennen. Er führt unten entlang! Also schlagen wir uns Querfeldein durch den Wald zurück nach unten auf den Weg. Zurück auf dem Weg geht es dann auf einem einfach zu laufendem Pfad Richtung Pass. Der Weg den Pass hinauf ist relativ einfach zu erklimmen und so stehen wir schon recht bald zusammen mit den deutschen Mädels oben auf dem Passübergang. Es erstreckt sich ein weiter Blick über den mystisch wirkenden, riesigen Grey Gletscher. Gigantisch! Nach einem kurzen Gipfelschnaps geht es dann den steilen Berg hinunter Richtung Camp Paso. Das Fass, welches um den Pass aufgemacht wird ist aber eigentlich nicht wirklich schlimm. Der Pass und der Weg den Pass hinauf sind so gut markiert das man auch bei schlechterem Wetter den Weg finden kann. Es gibt keine wirklich steilen Klippen, so dass es nicht fatal ist wenn der starke Wind einen mal 2-3m versetzt. Im Vergleich zu unseren bisherigen Passüberquerungen in Südamerika war dieser Pass eher einfach. Nur bei Schnee wird es sicherlich etwas schwerer. Gegen Mittag erreichen wir dann auch schon Camp Paso, nach einem nervigen steilen Abstieg. Wir schlagen unser Zelt auf und genießen erstmal einen warmen Tee. Hier lernen wir das erste Mal Alan und Natalia aus New York kennen. Diese ziehen an diesem Tag zwar weiter aber wir werden sie schon bald wieder treffen. Viele unserer Mitstreiter müssen an diesem Tag noch weiter zum Camp Grey, weitere 3 Stunden, da sie keinen der begehrten Plätze in Camp Paso ergattern konnten. So bleibt für uns die Zeit für eine Siesta und eine kleine Erkundungstour um das Camp herum. Mit ein bisschen kraxeln erreicht man einen Felsvorsprung, von welchem aus man einen gigantischen Blick über den in Nebel gehüllten Gletscher bekommt. Der Wind an dieser Stelle ist so stark das man nur kriechend bis zur Kante kommt. Die angekündigte Schlechtwetterfront peitscht mit Nieselregen und 120km/h Wind ins Gesicht. Wir sind relativ froh hier im Camp bleiben zu können.

Tag 5

Heute steht die längste Teilstrecke an. Angegeben ist sie mit 8 Stunden. Wir wollen bis Paine Grande laufen und deshalb stehen wir zum einsetzenden Tageslicht auf. Es geht über Hängebrücken und schöne, schmale Wege entlang der Gebirgskante. Das Ganze begleitet von einem traumhaften Blick über den Gletscher und die Gipfel des Valle Francaise. Die größte Hängebrücke erstreckt sich 120m über dem Fluss. Als wir das Camp Grey passieren treffen wir ein paar unserer Mitstreiter wieder, die hier einen Tag Pause einlegen. Sie zeigen uns Videos vom Tag vorher, als sie die Hängebrücken bei 120km/h Wind überquerten. Eine schauklige Angelegenheit teilweise auf allen vieren. Da hatten wir nochmal Glück. Auf den letzten Metern holen wir dann auch noch den Rest der Gruppe ein und schaffen es diesen 22km Tag in 5 Stunden Laufzeit abzureisen. In Paine Grande wird das Ziel bei starken Winden aufgebaut bevor wir uns in das Kochhaus verziehen. Nach dem Camp Paso ergab sich für uns eine ungewohnte Wanderlandschaft. Extrem viele Tagestouristen, Unmengen an Menschen und sehr rücksichtsloses Verhalten einiger Leute. Genau das vor dem wir gewarnt wurden. Ausgeglichen wurde dies Gott sei Dank durch die schönen Landschaften und das wiedertreffen unserer O Truppe. An diesem Abend genossen wir alle noch ein kaltes teuer gekauftes, aber schwer verdientes Bier. Eine traumhafte Abwechslung zu unserer sonst sehr eintönigen Nahrungsaufnahme. Vor allem Max hat langsam die Nase voll von unserem alltäglichen Mittagessen: Erdnüsse.

Tag 6

Auf den längsten Tag folgt der kürzeste Tag. Zusammen mit Alan und Natalia sowie Arne und Sophie laufen wir die kurze Strecke zum Camp Iataliano innerhalb von entspannten 2,5 Stunden. Dort angekommen beschließen wir nach einem kleinen Mittagssnack noch mit Lena, Sonja und Juliane den Mirador Francaise zu erklimmen. Wir haben Glück, denn als wir diesen erreichen klart es auf und wir sehen den Gletscher am steilen Berghang und haben einen grandiosen Blick durch das Valle Francaise auf die zu Fuße liegenden Seenlandschaften.

Tag 7

An diesem Tag müssen wir uns leider von den meisten unserer Mitstreiter verabschieden. Der Großteil von ihnen nimmt die Mammutstrecke direkt zum Camp Base Torres (27km). Wir haben noch eine extra Buchung in Central (22km) und werden den Aufstieg zu den Torres erst am nächsten Tag in Angriff nehmen. Für uns ergibt sich ein entspannter Wandertag entlang der Seen bei blauem Himmel und Sonnenschein. Im Camp Central ergattern wir einen schönen Platz am Fluss und können das erste Mal seit Tagen in der Sonne entspannen. In der Nacht ergibt sich noch ein klarer Sternenhimmel, welcher es endlich mal wieder erlaubt Fotos der Sterne zu schießen.

Tag 8

Der letzte Aufstieg steht an. Auf dem weg nach oben treffen wir unserer glücklichen Mitstreiter wieder. Sie hatten einen genialen Sonnenaufgang über den Torrres. Diese waren in ein magisches Rot gehüllt. Wir verabschieden uns für heute und verabreden uns für den nächsten Tag in Puerto Natales. Nach etwa 2,5 stunden erreichen wir langsam strapaziert von den bereits gelaufenen 120km das Camp Base Torres. Nach einem kleinen Power-Nap von 2 Stunden steigen wir noch am selben Tag auf zu den weltberühmten Türmen. Wir haben Glück und können sie sehen. Auf dem Weg treffen wir noch Diego wieder, welchen wir schon aus Puerton Williams kennen.

Tag 9

Früh um 6 Uhr morgens geht es in Dunkelheit los. Wir erklimmen mit Hilfe unserer Stirnlampen den Weg zu den Torres und warten dort bei klarem Sternenhimmel auf den Sonnenaufgang. Nach 2 Stunden warten werden die Torres langsam in Gold gehüllt. So sollte das eigentlich nicht sein. Wir halten noch 30 weiter Minuten in der Kälte aus bevor klar ist wir hatten etwas Pech. Keine blutroten Torres. Trotzdem haben wir nochmal einen traumhaften Blick auf dieses Naturwunder. Wir packen ein letztes Mal unsere Sachen und schaffen den Weg nach unten in nur 1,5h. Neue Bestleistung. Unten angekommen trocknen wir noch das Zelt und dann geht es schon mit dem Bus zurück. Zurück in Puerto Natales geht es hungrig einkaufen für den nächsten Tag und Abends geht es zum Steak Essen mit Sonja, Lena, Juliane, Alan und Natalia. Was für ein Gaumenschmaus nach 9 Tagen Porage, Nüssen, instant Nudeln und Reis! Danach floss möglicherweise noch das ein oder andere Bier mit einer geselligen Runde.

Vielen Dank an unseren neu gewonnenen Freunden für eine großartige Zeit auf dem O! Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder.

Demnächst geht es dann zum re-gainen und entspannen auf ein Fracht- und Fährschiff durch Patagoniens Fjorde. Wir müssen ja wieder Gewicht zulegen, denn 10kg hat jeder von uns sicherlich auf dem Track verloren. Endlich wieder Bootfahren :)

Bis bald

Max und Marius

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