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Fünfter Abschnitt: Geschichten aus dem Tse Pub 1.0

Veröffentlicht: 24.09.2018


Nachdem die Einreise in der Mongolei dank Last Minute Visa problemlos funktioniert hatte, wurden wir am Flughafen von einem Fahrer mit einem Schild am Gate abgeholt (sehr empfehlenswert, das hätten wir in Peking auch gebraucht), welcher uns bei strömendem Regen durch den komplett zusammengebrochenen Verkehr zum Department Store brachte. Der Department Store ist in etwa das KDW der Mongolei und erhält durch sein vergilbt beiges Fliesengewand einen schönen Sechzigerjahre Hallenbad Charme. Allgemein ist UB eine eher schäbige Stadt mit Sowietcharme, viel zu viel Verkehr, der quasi um jede Uhrzeit Stau verspricht und unfassbar stickiger Luft. Im Guesthouse angekommen, sind wir in eine super entspannte Hostelgemeintschaft eingezogen, welche aus Simon, einem reisenden Musiker, drei Nepalesen und einem mongolischen Jungen (15Jahre), welcher an der Rezeption arbeitete und weder Englisch sprach, noch sich besonders gut in Zeichensprache ausdrücken konnte, bestand. Später kam noch ein russisches Pärchen dazu. (Die Ruhe trügt, aber dazu später mehr) Mit Simon sind wir dann auch an einem der ersten Abende zu einem seiner Auftritte gegangen. Dieser war in einem JazzClub, in welchem es phänomenal leckeres Essen, eine mitreißende japanische Jazzband aber leider (trotz Abmachung) weder Geld noch Vergünstigungen für Simon gab. Trotzdem war der Abend einfach klasse, da wir viele tolle Menschen kennenlernten. Z.B. Lara, eine deutsche Reisende, die vorher in Russland in einer Unterkunft für Menschen mit Behinderung arbeitete und nun durch die Mongolei, China und Tibet nach Nepal reisen möchte. Ein anderer wunderbarer Mensch, den wir trafen, ist Sergi. Ein Traveler aus Katalonien, der früher als Journalist arbeitete, jetzt aber als Reisender sich sein Geld durch Radiosendungen, Blogs und YouTube-Videos verdient. Mit diesen Menschen hatten wir einige tolle Abende, welche eigentlich immer im Tse-Pub begannen. Der Tse-Pub ist gleichzeitig ein Restaurant und um es mit Sergis Worten zu sagen „so fucking cheap, man“. So ziemlich alles kostet dort einen Euro oder weniger. Daher sind wir dort bis zu zweimal am Tag essen gegangen, da selber kochen, zumindest wenn man mit Gemüse kochen möchte, wesentlich teurer ist. So haben wir am ersten Abend 2,50€ für eine Zucchini bezahlt, womit wir im tse pub schon zwei Hauptgerichte und zwei Tee bekommen hätten. Nicht zu vernachlässigen ist auch, dass man für 13500 Tugrik ein 3 Liter Bier Turm kaufen konnte, welcher manchen Abend eingeleitet hat. Man muss wissen, dass ein Euro etwa 2900 Tugrik sind. Durch die absurde Stückelung hat man also 10 Tugrik Scheine, welche etwa 0,35 Cent wert sind. Dies kann dazu führen, dass, wenn man einen größeren Betrag bezahlen möchte, man Batzen von Scheinen benötigt, die in Deutschland zum Drehen mehrerer Rapvideos gereicht hätten.

Über das Hostel haben wir eine Tour zur Wüste Gobi gebucht, da die Zeit in der Mongolei, bedingt durch unser China-Visum, leider vorne und hinten nicht gereicht hätte, um sich auf eigene Faust dorthin durchzuschlagen. An unserer Tour haben wir aber im Nachhinein ein bis fünf Dinge zu bemängeln. Aber gehen wir chronologisch vor. Zunächst wurden wir morgens bei unserem Hostel abgeholt, um dann geschlagene acht Stunden durch das Nichts zu fahren. Mit Nichts meine ich eine atemberaubende Landschaft, die aus Grasflächen in beige bis grün-Tönen besteht und sonst nichts hergibt außer ein paar kleiner lila Blumen, die bloß aufgrund des Klimawandels nun in der sonst sandigen Wüste stehen. Es ist unfassbar wie weit man sehen kann und wie selten man Menschen begegnet auf der Strecke. Ziegen, Kamele, Schafe und Pferde sieht man jedoch öfter, sowie hier und da mal eine Jurte. In der Mongolei leben 50% der Menschen noch nomadisch und reisen mit ihren Tieren und Zelten herum. Als wir einmal auf Toilette mussten, hielt unser Fahrer an, damit wir in die Büsche gehen könnten. Leider gibt es, wie eben beschrieben, dort keine Büsche, nicht mal Hügel. Unser sehr umsichtiger Fahrer hielt also mitten auf der Straße an, direkt neben einem weiteren Touristenbus, sodass wir zwischen vielen Hinterteilen uns einen Platz auf dem Feld suchen konnten, um zu pischern. Aber auch die ‚richtigen‘ Toiletten waren lediglich Plumpsklos ohne Türen, von denen man zwar einen schönen Ausblick auf die mongolische Natur genießen konnte, die anderen aber auch einen schönen Ausblick auf den Hockenden haben, weswegen es eigentlich egal war, ob man nun Toilette oder Feld für sein Geschäft wählte.

Mitreisende war eine australische ‚Lady‘, wie sie von der Hostelbesitzerin Minjin im Vorfeld genannt wurde. Die Lady hieß Cynthia, war etwa im Alter unserer Eltern und eine total spannende Frau, die schon überall gewesen ist und von allem Ahnung zu haben scheint. Z.B. Hat sie in Ungarn nach dem Zerfall der Sowietunion gelebt und konnte so viel über den gesellschaftlichen Wandel dort berichten, inzwischen arbeitet sie allerdings bei der UN. Cynthia und wir haben nicht nur zusammen sehr viel Zeit im Auto verbracht, sondern uns ab der ersten Nacht auch eine Jurte geteilt, sodass wir nach nichtmal einem Tag schon das Gefühl hatten, uns ewig zu kennen. An unserem ersten Tag waren wir in einem Gebirge, in dem es für Wüstenverhältnisse viel zu viel geregnet hatte, sodass wir durch einen Fluss nach dem anderen warten mussten. Am nächsten Tag hatten wir erst eine Kameltour, die eher langweilig war, mit der Ausnahme, dass mein Kamel seinen Schnodder immer an Renés Hose abwischte, was mich durchaus amüsiert hat. Danach sind wir auf eine Düne geklettert und hatten die schönste Aussicht, die man sich vorstellen kann. Wir dachten, das wäre schon das absolute Highlight, bis wir zur nächsten, noch höheren Düne fuhren. Das endlose beige der Dünen verschwamm in mehreren Schattierungen, während die Sonne hinter ihnen warm leuchtete und unsere Gesichter erwärmte. Es war einfach wunderschön.

Uns wurde versprochen, wir könnten mit Dünenschlitten die Düne runterrutschen, aber leider hatten wir keine bekommen. Also entschieden wir uns dazu, ein Wettrennen die Düne runter zu machen. Obwohl René gewonnen hat, war es ein riesen Spaß und absolut tausend mal besser als so ein langweiliger Schlitten. Während man immer schneller und schneller wird fühlt es sich an, als würde man den Boden unter den Füßen verlieren (was man ja dann auch irgendwie tut). In der Nacht schliefen wir in einer Jurte Nähe der Dünen. In diesem weitem Nichts, ohne jegliche Lichtverschmutzung, setzten René und ich uns raus und sahen in den Himmel, welcher so klar war, dass wir die Milchstraße sehen konnten und wir spürten, wie klein wir doch eigentlich in diesem riesen Universum sind.

Am letzten Tag kam mein zweites absolutes Highlight : wir haben ein echtes Kamelziraptor-Skelett gesehen!

Aber von vorne. Nach ewig langer Fahrt kamen wir an einem kleinen Jurten-Camp an, welches halb fancy, halb verrottet durch verschiedene Tierelemente verschönert wurde. Unser Guide führte uns in eines der Häuser, in dem, neben viel Müll, verschiedenen alten Fotos und Fossilien ein Dinosaurier-Skelett stand. Der Wind bewegte die Knochen, welche Millionen Jahre alt sein mussten. Wir wunderten uns sehr, dass ein Skelett, dass so lange Zeit erhalten geblieben war, nun in diesem schmuddeligen Raum vor sich hin rottete. Trotzdem machten wir einige Fotos mit dem Ausstellungsstück. Dann gingen wir ein paar Treppenstufen hinunter in eine Art Aschenbecher. Der Aschenbecher war eigentlich ein Mini-Kellerraum voll vom Müll und alten Kippenstummeln. In mitten des Abfalls lag ein weiteres, weniger gut erhaltenes Skelett eines fischartigen Riesengetiers. Unser Fahrer, der eigentlich ein englischsprachiger Guide sein sollte, konnte uns nicht erklären, was es mit diesem so merkwürdigen Raum auf sich hatte. So fuhren wir nach dieser Attraktion weiter zu einem roten Canyon. Hier sagte uns unser Fahrer ,be careful‘, also immerhin etwas Englisch. Weswegen wir aufpassen sollten wussten wir jedoch nicht. Auf der roten Spitze des Canyons stehend, wurde uns jedoch schnell klar, was er uns sagen wollte: der Wind blies uns fast vom der Spitze, sodass René und ich uns kaum bewegen konnten, um nicht einfach weggeweht zu werden. Vorsichtig kletterten wir wieder runter und stellten uns hinter einem Vorsprung in den Windschatten. Wir trafen dann einen Briten und seinen wirklich Englisch sprechenden Guide wieder, die wir aus unserem Jurtencamp kannten. Der Guide musste sehr lachen, als wir von unserem verrückten Dino berichteten. Er erklärte uns daraufhin, dass der Dino weder alt noch ein Dino sei, sondern lediglich zwei Kamelskelette, die zu einem großen dinoartigen Skelett zusammengesteckt wurden. Der Fisch im Aschenbecher hingegen sei wirklich ein Urzeitwesen. Unser leider kein Wort Englisch sprechender Guide war also eine wirkliche Enttäuschung. Wir konnten nicht einmal spazieren gehen oder nach Infos über Kamelsaurier fragen, da sein Wortschatz und seine Scharadefähigkeit einfach nichts hergab. Dazu muss man sagen, dass unser Guide auch eigentlich nur der Bruder des eigentlich angestellten Guides war, welcher am ersten Tag noch mit uns unterwegs war, uns mit seinen zehn Worten Englisch versuchte zu überzeugen und dann den Job an seinen Bruder abgab. Auf dem Weg zurück resümierten wir, dass wir eine sehr tolle Australierin kennengelernt haben, wirklich viel der Wüste Gobi in kürzester Zeit gesehen haben, den wunderbarsten Ausblick von einer Düne genossen haben und in echten Jurten geschlafen haben. Entgegen der uns versprochenen Leistungen hatten wir aber weder einen englischsprachigen Guide, noch eine langweilige Schlittenfahrt (sie wurde uns immerhin versprochen), zudem schliefen wir die erste Nacht wider Erwarten nicht in den Bergen, sondern neben einem Vergnügungspark in einer kleinen, ziemlich schäbigen Stadt. Die Tour war also eigentlich echt super und vermutlich hätten wir sie auch trotzdem gebucht, gleichzeitig ist es nicht schön, dass wir augenscheinlich doch des Öfteren über den Tisch gezogen wurden. Aber hey, das krasseste kommt noch!

Antworten (1)

Chris
Hast du die Haare ab??? Sieht trotzdem gut aus Gruß Papa und Mama Rom.