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Siebzehnter Abschnitt: Indiensiv

Veröffentlicht: 10.02.2019

Nach unserem Intermezzo mit allhandsandhearts sollte es endlich weiter nach Indien gehen. Da unser Zeitfenster schon sehr klein geworden ist wollten wir so schnell wie möglich einen der direkten Busse von Kathmandu nach Varanasi nehmen. Dieser wurde allerdings am Reisetag ersatzlos gestrichen. Um doch noch aus Kathmandu wegzukommen musste also ein neuer Plan her. Wir haben also einen Nachtbus zur nepalesisch indischen Grenze genommen. Dass dies nicht die coolste Lösung war, zeigte die kaputte Heizung, die den Bus bei einer angenehme Schlaftemperatur von 650 Grad gedünstet hat. Aber so weit so gut. Nach elf Stunden kamen wir an der indischen Grenze an, welche wir dann zu Fuß überqueren mussten. Das war das erste Mal, dass wir eine bewachte Grenze einfach zu Fuß überqueren konnten. Während die Straße auf der nepalesischen Seite noch kahl und düster war, konnte man bereits auf der anderen Seite riesige beleuchtete Trucks unter bunten Lichtern auf großen Straßen fahren sehen. Nachdem wir alle Stempel gesammelt hatten, haben wir uns mit drei anderen Reisenden ein Tuktuk zum Bahnhof genommen um von dort mit einem Schlafzug nach Varanasi zu fahren. Nach 5 Stunden Wartezeit sind wir also in unseren Sleeper gestiegen und wollten erstmal ein wenig Schlaf nachholen. Ich bin ziemlich direkt auf meiner Liege im fast lehren Abteil eingeschlafen, doch als ich zwei Stunden später wieder aufwachte war es so voll, dass ich mir mein Bett mit drei Indern und einem Nepalesen teilen durfte. Nach nochmals sechs Stunden Zug und einer halben Stunde Tuktuk sind wir endlich übermüdet in unserem Hostel angekommen. Varanasi liegt direkt am Ganges und ist die heiligste Stadt der Hindus. Am Ufer des Ganges befinden sich sogenannte Gahts, was wörtlich übersetzt Stufen heißt. Diese Stufen werden als Tempel genutzt, außerdem nehmen viele Inder ein Bad im Ganges um sich reinzuwaschen. Zwei der Gahts kommt eine besondere Bedeutung zu, dort werden Leichen verbrannt, sodass die Asche danach in den Ganges geworfen werden kann, dies ist die heiligste Form der Beerdigung der indischen Hindis.

Nachdem wir den ersten morgen damit verbracht haben zu probieren unsere Arbeitslosigkeit (Marie) und meine Wohnungslosigkeit in den Griff zu bekommen und außerdem mit einer sehr netten Niederländerin, welche wir auf der Zugfahrt kennengelernt haben zu frühstücken, haben wir uns mittags die komplette Dröhnung Indien abgeholt. Ein gebürtig aus Varanasi kommender Inder, welcher jetzt allerdings nur auf Reisen dort war ist mit uns und zwei weiteren Leuten aus dem Hostel durch die engen Gassen spaziert. Diese Erfahrung war ein Gamechanger! Da man über Indien nicht nur positive Sachen hört, war der Respekt den wir Indien entgegen brachten anfangs sehr hoch, aber bei unserem Ausflug zeigte sich die Stadt von seiner besten Seite, kleine Bunte Gassen, verschiedenstes Essen an jeder Ecke und viele kleine Läden erzeugen eine fast magische Atmosphäre. Diese wird nichtmal durch den permanenten Geruch von Kuhscheiße getrübt. Da sich neben Menschen, Straßenhunden und Ziegen im Hemd auch herrenlose Straßenkühe in den Gassen tummeln, muss man allerdings aufpassen wo man hintritt. In einen Kuhfladen zu treten macht nur bedingt Spaß, durfte ich später in Jaipur feststellen.

Den nächsten morgen sind wir um 5 Uhr aufgestanden um zum Sonnenaufgang eine Bootstour auf dem Ganges zu machen. Neben dem Sonnenaufgang birgt dies zwei Highlights. Das erste ist das Morgenritual, dort ehren Geistliche dem heiligen Fluss täglich in einer speziellen Zeremonie, welche neben Gesang und Wasser aus dem Ganges auch brennende Laternen enthält und in der Dunkelheit sehr beeindruckend ist. Das zweite ist die Sicht auf die burning Gahts, wo die Leichen verbrannt werden. Allerdings wirken diese Gahts anders als man sich eine europäische letzte Ruhestätte vorstellt. Die Gahts sind chaotisch, laut und sehr dreckig, da dort überall Reste von Klamotten und anderem Müll rumliegen. Die Asche wird von Arbeitern, welche früher der untersten Kaste angehörten (die Unantastbaren) nach Zahngold durchsucht. Währenddessen sieht man Männer in weißer Kleidung trauern Frauen sind dort nicht gestattet, da die Seele nicht richtig loslassen kann wenn während des Verbrennens des Körpers geweint wird. Und da Frauen bekanntlich immer weinen und ein echter Indianer, also der Mann, nie weint, sind Frauen strengstens verboten. Kann man so machen, dann ist man halt Sexist. Aber die Katholiken sind da ja genauso.

Den Morgen haben wir dann noch genutzt um den goldenen Tempel zu besichtigen, einen der wichtigsten Tempel der Hindus. Dort fand zu diesem Zeitpunkt allerdings eine Zeremonie statt, die wir überhaupt nicht verstanden haben. Leider konnte und das auch keiner erklären und weil es unfassbar voll war haben wir uns dazu entschieden lieber was essen zu gehen. Abends sind wir dann mit einem Schlafzug nach Agra gefahren, dieser war obwohl indische Züge bisher die sporadischsten waren eine außerordentlich bequeme Nacht.

Mit 4 Stunden Verspätung sind wir in Agra, der Stadt des Taj Mahal, angekommen. Da wir das Booking verknackt hatte kamen wir am Hostel an und alle waren ganz verwundert, da das Hostel eigentlich für den Tag geschlossen bleiben sollte. Nach einer Tasse Tee und etwas Vorbereitungszeit konnten wir dann allerdings trotzdem normal Einchecken. Den Abend haben wir genutzt um mit einem der Hostelleute zu einer alten Lederfabrik zu radeln. Diese für sich ist nicht sonderlich spektakulär allerdings hat man von dort eine wunderbare Sicht auf den Sonnenuntergang über dem Taj Mahal und eigentlich komplette Ruhe. Einige Zeit später tauchte allerdings eine Gruppe von drei Engländern auf, welche ein Foto von dem Spot bei Instagram gesehen hatten und danach bei Googlemaps alle möglichen Standorte rausgesucht hatten um den Ort zu finden. Diese legten dann auch gleich richtig los, es wurde so gepost, dass Heidi stolz wäre.

Am nächsten morgen haben wir uns den Taj Mahal dann von nahem angeguckt. Dort trafen wir auch Sarah und Allan, welche wir aus Nepal kannten, wieder und hatten daher erstmal ein gutes Pläuschchen vor beeindruckender Kulisse. Der Anblick ist zugegeben schon sehr spektakulär allerdings auch genau wie man es sich von Fotos vorstellt. Danach haben wir noch das Fort der Stand besucht, welches zwar auch schön aber mangels Infos über die Geschichte irgendwie wenig informativ ist. Anders das Fort in unser nächsten Station Jodhpur, der blauen Stadt, das Fort dort glänzte durch perfekten Zustand und super informativem im Preis inbegriffenen Audioguide. Neben dem Fort bot Jodhpur allerdings wenige Highlights, es gibt halt eine Menge blaue Häuser, allerdings nicht mehr so viele wie man bei dem Namen vermuten würde. Ein kleiner Glockenturm auf dem Marktplatz war daher das eigentlichen Highlight. Man bekam eine kleine Führung vom Glöckner, welcher einem in gebrochenem Englisch erzählt, dass schon sein Opa und sein Vater vor ihm die Glöckner von Jodhpur waren und das nur er weiß wie das Uhrwerk funktioniert, da das Wissen jeweils von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das war dann schon irgendwie süß. Was außerdem auffällig war, ist wie anders die Leute in Jodhpur auf Touristen reagieren. Wenn alle Kinder, die einen sehen, einen begrüßen mag das auf den ersten Blick ganz süß sein. Wenn man einem Kind dann nicht die Hand gibt, da man in dem Urwald aus Kindern und Tuktukfahrern dann auch mal vorankommen mag und als Reaktion darauf von einem Kind getreten wird, ist das Maß voll!!!11111(Wutbürger Style mit vielen Rufzeichen). Da wir die Stadt am ersten Tag soweit durchgespielt hatten beschlossen wir unseren zweiten Tag in die Thar Wüste zu fahren, welche sich östlich von Jodhpur bis nach Pakistan erstreckt und die zweitgrößte Wüste der Welt ist. Unser freundlicher Hostel Chef empfahl uns mit dem local Bus zu fahren und vor Ort eine kleine Safari zu buchen und außerdem die Tempelanlagen aus dem 10. Jahrhundert zu begutachten. Gesagt getan, angekommen in dem kleinen Wüstenort kam direkt ein Guide auf uns zu und wollte uns von seiner Safari überzeugen, da diese relativ teuer war wollten wir erstmal Preise vergleichen und sind am Ende für umgerechnet etwa 8€ in einen kleinen Jeep gestiegen, mit dem Ziel eine Stunde durch die Wüste zu fahren und so etwas von der Natur zu sehen. Hat aber nicht so ganz geklappt. Der erste Part der Tour war noch richtig witzig. Nachdem wir aus der Stadt gefahren sind, hat der Guide uns durch eine buckelige Sandpiste gejagt, was ein bisschen einer Achterbahnfahrt glich solange man sich nicht im Auto sondern hinten auf der Ladefläche des Pickups befindet. Danach wollte er uns diesen Moment für immer konservieren, sodass er uns vor seinem Wagen positionierte um dann mal locker eben 15 Fotos von uns zu machen. Danach kam der unangenehme Part den wir vermeiden wollten. Er fuhr uns zu einer kleinen Siedlung direkt neben dem Dorf um uns das traditionelle Leben dort zu zeigen. Dass so etwas nie wirklich traditionell ist wenn man dort so hingefahren wird ist klar aber was wir dort vorfanden war schon sehr traurig. Eine angeblich noch auf traditionelle Art lebende Familie kam aus einem Tor, mitsamt einer gefangenen und angeleinten Wüstenantilope, welche leicht verstört reinblickte. Da uns dieses Abenteuer bei weitem nicht so abholte wie er sich das erhofft hatte wurden aus unseren insgesamt 60 gebuchten Minuten mal eben 40, was den Guide aber nicht davon abhielt uns das Wechselgeld mit dem Argument Zitat:“Good Trip, tip for me“ so lange vorzuenthalten bis wir richtig sauer wurden.

Da der Tempel zwar nett aber auch nicht dolle war dauerte unser Trip in die Wüste nur etwa 3 Stunden.

Die nächste und letzte Stadt in Indien war die rosa Stadt Jaipur. Auch diese ist weit weniger rosa als der Name erschließen lässt. Jaipur war trotzdem nach Varanasi die interessanteste Stadt, in der wir echt ne Menge gesehen haben. Angefangen beim Hawa Mahal, einer Fassade die von außen vorgibt ein Palast zu sein, über den Stadtpalast, welcher tatsächlich einer ist und immer noch von der Königsfamilie bewohnt wird. Außerdem gibt es eine astronomischen Park mit vielen Instrumenten wie z.B. einer Sonnenuhr, welche so präzise läuft, dass man die Zeit auf zwei Sekunden genau ablesen kann. Wieder gibt es eine Menge Forts, wir haben uns zwei angeguckt, ein Museum mit Exponaten, welche im 18 Jahrhundert wahllos überall auf der Welt zusammengekauft wurden und daher nicht immer ganz stimmig sind. Highlight des Museums ist eine Mumie aus dem alten Ägypten aber daneben gibt es auch religiöse Artefakte, Gemälde, Waffen sowie Vasen und Tassen aus aller Welt. Zu guter letzt gibt es, genau wie in Kathmandu, auch wieder einen Monkey temple, an welchem diesmal noch viel mehr Affen wohnten als in Nepal. Einen Großteil der Sehenswürdigkeiten haben wir am ersten Tag mit einer Tour des Hostels gesehen, wobei sich unser Guide und ein Freund von ihr andauert über Feinheiten hinduistischer Geschichten in die Haare bekommen haben. Zwei der vielen Forts rund um Jaipur haben wir uns am nächsten Tag zusammen mit Chris aus unserem Hostel angeguckt, sodass unser einziger Ausflug alleine der Gang in das Alter Hall Museum war. Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Tuktuk zum Flughafen um dann nach Sri Lanka zu fliegen.

Im Endeffekt muss man sagen, dass Indien ungeheuer spannend ist aber dabei auch laut, anstrengend und voller Scheiße. Da wir nur einen kleine Teil im Norden gesehen haben würde ich auf jeden Fall noch mal wiederkommen, allerdings bin ich auch froh nach nur elf Tagen schon wieder aus Indien raus zu sein. 

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