mitreneundmariedurchasien
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Vierzehnter Abschnitt: Aufgrund von Diskrepanzen zwischen den AutorInnen trägt dieser Eintrag leider keinen Titel

Veröffentlicht: 06.12.2018

Die nächsten Tage nach unserem Bergabenteuer wollten wir in Pokhara verbringen. Wir schrieben Paudel, unserem lieben nepalesischen Freund, den wir in der Mongolei kennengelernt hatten, dass wir nun in seiner Heimatstadt seien und ob er Lust und Zeit habe, sich mit uns zu treffen. Mittags antwortete er, wir können uns spontan an der Lake Side treffen. Die Lake Side ist, wie der Name schon sagt, direkt an dem See in Pokhara gelegen, umgeben von Bergen, der Himmel ist übersät mit bunten Fallschirmen und der See voller kleiner Boote, auf denen Touristen und auch viele Einheimische eine Auszeit vom städtischen Trubel genießen können. An der Lake Side gelegen ist die Touristenstraße Pokharas, hier kann man einen ordentlichen Kaffee in einem Art Café trinken, es gibt diverse Juice Bars, Restaurants mit glutenfreien Pancakes und Avocado in jedem ihrer Gerichte (gegen die ich leider allergisch bin). Abends kann man ins Kino gehen oder in kleinen Bars einen illegal gedownloadeten Film auf einem kleinen Beamer gucken.

Wir trafen uns also mit Paudel. Er schlug vor, mit dem Boot auf dem See zu einer kleinen Insel zu fahren, dort sei ein Tempel. Umringt von vielen Einheimischen stiegen wir also auf das Boot und erfuhren, dass schon wieder irgendein Feiertag (Festival) war, wie eigentlich immer in Nepal. Auf der Insel trafen wir uns mit Paudels Cousin, welcher den Rest des Jahres in den Emiraten arbeitet. Viele Nepalesen arbeiten im Ausland, vor allem in den Emiraten, so weden 30% des BIP im Ausland erwirtschaftet. Obwohl 68% der NepalesInnen in der Landwirtschaft arbeiten wird dort nur 38% des BIP erwirtschaftet.

Paudel fragte uns, ob wir mit zu seiner Familie fahren wollen würden und wir sagten begeistert zu. Bevor wir allerdings losfuhren, aßen wir noch Momos (gefüllte Teigtaschen) und es wurde immer später und später. Im Bus zu Paudels Eltern, mit dabei waren nun auch seine super liebe Frau und seine beiden kleinen Söhne, dämmerte es uns langsam: der spontane Besuch war als Übernachtung gedacht. Wir waren absolut nicht vorbereitet. In der kleinen Lehmhütte angelangt wurden wir mit Milk Tea empfangen und Paudel kochte uns ein großartiges Dal Bhat. Es war wunderbar zu sehen, wie liebevoll alle mit den beiden kleinen Söhnen umgingen. Abends kuschelten wir uns dann in unser Bett, in den selben Klamotten wie bereits am Tag zuvor und ohne Zähne zu putzen. Am nächsten Morgen dann machte sich Paudel mit uns auf den Weg zu einer Stupa in der Nähe, von der aus wir einen tollen Ausblick hätten haben können, wenn es nicht super bewölkt gewesen wäre. Nach dem Mittagessen gingen wir dann zu einer weiteren Stupa und dann zurück Richtung Pokhara. So hatten wir einen wirklich sehr spontanen, aber auch sehr schönen Ausflug, freuten uns nun aber doch sehr auf das Nichtstun in der Touristengegend. Und das machten wir dann auch: nichts. Wir trafen viele alte Bekannte vom letzten Mal in Pokhara wieder, spielten Karten, schauten Filme und aßen kein Dhal Bat. Einen Tag ging René bouldern, während ich am See joggen gehen wollte. Leider wurde wenig aus meinen Plänen, da René die Tür, völlig in Gedanken, von Außen abschloss und ich 2,5h in unserem Zimmer eingesperrt war. So hatte ich genug Zeit, alle Postkarten fertig zu schreiben. Immerhin.

Am nächsten Tag entschied ich mich mit zur Boulderhalle zu kommen. Dort lernten wir viele nette Menschen kennen und abends wurde gemeinsam am Feuer gegrillt. Und dann bereits am nächsten Tag ging es los auf unseren Abenteuertrip! Wir hatten einen Kajak-Kurs gebucht. Nachdem unser erster Wildwasser-Kajak-Crashkurs in Slowenien damals der Horror für mich war, erhoffte ich mir nun weniger Angst zu haben, immerhin hatten wir diesmal vier Tage um uns an das Wasser zu gewöhnen. Früh am Morgen fuhren wir zum Fluss, der Himmel war grau und bewölkt, die Luft kalt vor Feuchtigkeit. In diesen Regionen Nepals verzieht sich der Nebel meist erst ab zehn Uhr, dann wird es sehr heiß und nachmittags, wenn die Sonne um vier Uhr hinter den Bergen verschwindet, wird es wieder kalt und feucht. So verschiebt sich auch der Tag-Nacht-Rhythmus sehr. Meist sind wir früh im Bett, außerhalb Pokharas oft schon um Neun.

Wir trugen all unsere Sachen runter ans Wasser, zogen die Neoprenanzüge an, wärmten uns auf und stiegen dann in unsere Kajaks. Wir hatten zwei Guides, die uns im Wasser unterstützten und zwei Helfer, die Lebensmittel, Zubehör, unsere Taschen und vieles weitere auf einem großen Schlauchboot transportierten. Sie bereiteten das Camp vor, halfen, uns an schwierigen Stellen aus dem Wasser zu retten und kochten aufwendiges, gutes Essen für uns. Den ersten Tag verbrachten wir an einer Stelle fast ohne Strömung, wir lernten uns selbst aus dem Kajak zu retten, wie wir uns im wilden Wasser zu verhalten haben und wir übten die Rolle. René lernte sie direkt am ersten Tag, während ich mal wieder mit meiner Angst kämpfte. Am nächsten Tag frischten wir unsere Kenntnisse noch einmal auf und machten uns dann auf den Weg zum nächsten Stop. Obwohl mir das Paddeln im Kajak viel Spaß machte, gab es einige Situationen, in denen ich panisch wurde. Ich schaffte es im offenen Wasser nicht, mich umzudrehen und die Rolle zu machen. Statt ruhig zu bleiben, kopfüber im Kajak hängend auf das rettende Boot zu warten, befreite ich mich und schwamm so im offenen Wasser. Durch die starke Strömung konnte ich nicht zum Rand schwimmen und musste von den Guides gerettet werden, indem ich mich vorne an ihrem Kajak festklammerte. Obwohl dies wohl eine Routinesituation für die erfahrenen Guides ist, war dies für mich ziemlich beängstigend.

Am Abend machten wir ein kleines Feuer und saßen lange mit unseren Begleitern und warmen Tee an dem wunderschönen Flussufer. Vor allem mit einem Helfer, der sich selbst Angle nannte, hatten wir tolle Gespräche über das nepalesische Schulsystem, die sich wandelnde Gesellschaft und über das, in den Städten kaum noch vertretene, Kastensystem in dem kleinen Land. Der darauffolgenden Tag verlief ähnlich wie der zweite, ich sammelte all meinen Mut und schwang mich aufs Wasser, mal die atemberaubende Natur betrachtend, nicht glaubend, wirklich hier zu sein, mal voller Panik den Fluss runter rasend. René wurde währenddessen immer besser in seinen Rollen und hatte wohl die ganze Zeit viel Spaß. Am Abend hatten wir unser Camp gemeinsam mit einer, größtenteils französischen, Rafting-Gruppe. Wir aßen gemeinsam, saßen am Feuer und abends überredeten uns die Guides, ganz in nepalesischer Manier, zu tanzen. In Nepal ist die Musik immer laut, es wird ausgelassen getanzt und gefeiert und das zu jedem Anlass. Meistens gibt es jedoch irgendein Festival, das als guter Vorwand für eine lautstarke Tanzveranstaltung dient.

Der letzte Tag war richtig toll und das obwohl mein Magen verrückt spielte. Es gab riesige Strudel und Wellen, die wir heruntergleiten sollten. Komischerweise hatte ich kaum noch Angst und genoss den Nervenkitzel. Unser Helfer-Boot wartete geduldig an jeder Stromschnelle, um uns, falls nötig, aus dem reißenden Wasser zu ziehen. Während ich zwei Mal gerettet werden musste, wurde René nun auch einmal umgeworfen. Wenn wir zum silbrig glitzernden Ufer fuhren, kamen oft viele Kinder aus den am Hang gelegenen, von tropischen Pflanzen umringten Dörfern, die begeistert eine Rolle sehen wollten. Am Ende war ich richtig froh, mich überwunden zu haben, an dieser Tour teilzunehmen.

Von unserem Ankunftsort an einem kleinen Diner am Fluss, nahmen wir den Bus nach Chitwan, einem Nationalpark und Dschungel, welcher direkt an der indischen Grenze liegt. Dort lernten wir Emre kennen, einen sehr lieben Briten. Als wir an seinem Hostel ausstiegen und er schon einmal hineinging, kam ein groß gewachsener, braunhaariger Amerikaner mit breitem Grisen auf uns zu. Er wolle mit uns eine Dschungeltour machen. Einen Dschungelwalk hatten wir auch geplant, trotzdem waren wir erst etwas überrumpelt. Er hieß John, war Sportlehrer und tatsächlich ein richtig cooler Typ, der uns schnell überredete, mit ihm in den Dschungel zu gehen, obwohl wir eigentlich gerne eine kleine Pause vom Abenteuer gehabt hätten, zumal mein Magen auch noch nicht wieder ganz zufrieden war. So gingen wir mit in sein Hostel, welches direkt am Flussufer gelegen war und in dem wir für 2€ die Nacht auch noch einen Platz in einem kuscheligen Zelt bekamen. Nach ein paar Minuten Ankommenszeit im Paradies ging es direkt zu diversen Agenturen, die Dschungelwalks anbieten. In den Nationalpark darf man nämlich nur begleitet von zwei Guides eintreten und muss ca 17€ Pauschale am Tag zahlen, was in Nepal sehr sehr viel Geld ist. Wir fanden eine Agentur, die uns von einem befreundeten Pärchen, dass wir noch aus Kathmandu kannten und das wir zufällig auf der Straße trafen, empfohlen wurde. Abends gingen wir mit Emre, der leider nicht in den Dschungel mitkommen konnte, den Freunden aus Kathmandu und John essen. Der Restaurantbesitzer wollte uns keinen Löffel geben, wir sollten wie echte NepalesInnen mit den Händen essen. Es war ein Spaß Emre dabei zuzusehen.

Am nächsten Tag wollten wir Richtung Dschungel fahren ohne einzutreten, eine Nacht im Randgebiet verbringen und die nächsten zwei Tage wollten wir dann durch den Nationalpark, in dem seit 15 Jahren keine Menschen mehr leben dürfen, verbringen. Schlafen muss man immer in den Bufferzones, also außerhalb.

Leider ging es René am nächsten Morgen sehr sehr schlecht. Er übergab sich, hatte Magenkrämpfe und Fieber. Trotzdem setzten wir uns mit unseren zwei Guides, Johnua und Laxmi in die Busse, hoffend, dass René sich nicht in den Bus übergibt. Während John und ich einen ganz lustigen Abend in einem der besten Hostel hatten, lag René krank im Bett. Doch am nächsten Morgen ging es ihm schon viel besser. Ich glaube, dass wir beide Magenprobleme hatten, da wir ungewollt doch viel Flusswasser beim Kajakfahren geschluckt haben. Aber, wer weiß.

Früh am Morgen, beim Eintreten in den Nationalpark, bekamen wir zunächst viele Sicherheitshinweise, was zu tun ist, wenn man einem Bären, einem Nashorn, einem Tiger oder verrückten Affen begegnet. Am gefährlichen sind jedoch Elefanten, welche allein leben. Vor allem einer, Ronaldo, ist sehr gefürchtet. Seinen Namen bekam er, weil er es liebt mit Menschen Fußball zu spielen, diese also gerne als Ball benutzt. So hat er bereits neun Menschen getötet.

Am ersten Tag sahen wir vier Nashörner: eine Mama mit ihrem Baby graste vor uns während wir uns auf einem Baum in Sicherheit brachten, eins versteckte sich im Dickicht neben der Straße und ein anderes sahen wir im Fluss planschen. Nashörner können sehr gefährlich werden, sie riechen und hören einen, wenn man ihnen zu nah kommt. Sehen können sie nur höchstens zwanzig Meter weit. Zudem haben wir mehrere Rehe und Hirsche, ein Wildschwein, wilde Pfaue und Hühner gesehen. Da John unbedingt einen Tiger sehen wollte, was fast unmöglich ist, verbrachten wir viel Zeit mit Warten und Spurensuche. Im Dschungel muss man immer leise gehen und darf nicht reden, was den Dschungeltrip teilweise auch etwas langweilig gemacht hat. Vor allem am nächsten Tag, da wir leider kaum Tiere gesehen haben. Während unserer Mittagspause saßen wir auf einem Haufen, in dem wohl mehr Tiere lebten als wir den ganzen Morgen über gesehen hatten. Es wimmelte von Spinnen, Ameisen und verrückten Käfern, während wir versuchten, typisch nepalesisch, unseren Reis mit den Händen in unseren Mund zu befördern. Erst am Ende des Tages, an einem sehr touristischen See, haben wir viele Tiere gesehen, vor allem sonnten sich viele Krokodile am Seeufer. Zudem liefen wir einer Python über den Weg, welche wohl riesig gewesen ist, wir jedoch etwas zu langsam waren, sodass wir nur Johns Beschreibung lauschen konnten. Am aufregendsten war wohl, neben den Nashörnern, unsere Flussüberquerungen. So begann der erste Tag direkt damit, dass wir durch einen hüfthohen, reißenden Fluss warteten. Während Laxmi meine Hand zerquetschte, damit ich nicht vom Fluss mitgerissen würde, machte ich mir nur Sorgen um unsere Kamera, die ihm um die Schultern baumelte. Nachdem wir diesen Übergang ohne Materialschäden überstanden, war dies doch eine ziemlich abenteuerliche, coole Erfahrung. Insgesamt war der Trip richtig schön, da allein das Hiken im Dschungel echt spannend ist. 

Danach ging es für uns wieder nach Kathmandu. Mittlerweile finden wir die Stadt echt.. ätzend. Es ist laut, staubig, dreckig, viel zu voll und wuselig. Wir mussten jedoch einige Dinge erledigen, Sachen für unser Volunteering kaufen, zum Flughafen, um erneut nach dem Schlafsack zu fragen, ein Zelt kaufen etc. etc. Wirklich schön war, dass wir einige alte Bekannte in unserem Hostel wieder getroffen haben. Zudem haben wir uns mit Noray getroffen, einem super lieben, tollen nepalesischen Freund von uns, den wir noch vom letzten Mal kennen. Mit ihm hatten wir zwei super witzige Abende, bei denen wir unter anderem den Chef unseres Lieblingsrestaurants zufällig kennenlernten und dort dann prompt gemeinsam am nächsten Tag essen waren. Noray wird bald in Frankreich studieren und uns dann hoffentlich mal in Münster besuchen kommen! 

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