mitreneundmariedurchasien
mitreneundmariedurchasien
vakantio.de/mitreneundmariedurchasien

Zwölfter Abschnitt Low Price very cheap very good quality

Veröffentlicht: 19.11.2018

Nachdem wir China verlassen haben sind wir 

über Thailand nach Nepal geflogen, wo wir unsere erste Visa on arrival experience hatten. Und die war kacke. Am Flughafen muss man einen Zettel ausfüllen, Passfotos abgeben, und dann 100$ für 90 Tage zahlen. Klingt erstmal ganz einfach. Zettel ausfüllen war der einfachste Teil und soweit hat alles funktioniert. Das mit den Fotos lief mäßig, wir hatten unsere Passbilder leider im aufgegebenen Gepäck, sodass wir diese nicht benutzen konnten. Zum Glück gibt es Automaten, bei denen man sein Passfoto aus dem Reisepass scannen kann. Von diesen war aber die Hälfte kaputt, daher hat das Fotoscannen schonmal länger gedauert. Der schlimmste Teil war allerdings das Bezahlen. Das Lesegerät war kaputt, also konnte man nur bar bezahlen. Der Automat in der Ankunftshalle war allerdings auch kaputt, sodass nicht nur wir dort ohne genügend Bargeld standen. Nachdem also verschiedene TouristInnen  auf die MitarbeiterInnen eingeredet hatten, erlaubten sie uns unsere Pässe abzugeben und dann in kleinen Gruppen eskortiert von FlughafenmitarbeiterInnen zu einem ATM außerhalb des Flughafens zu gehen. Diese nahmen allerdings nur Visa und keine Mastercard, weshalb sich eine Gruppe anderer Deutscher von einem Taxifahrer 200$ leihen musste. Wir hatten allerdings Glück und haben das Geld für das Visa abheben können. Dieses mussten wir dann, wieder in der Ankunftshalle, allerdings in Dollar umtauschen, weil man das Visa nicht mit nepalesischem Rupi bezahlen kann. So konnten wir erst drei Stunden nach der Landung nach unserem Gepäck suchen. Dort lief das Gepäckband schon lange nicht mehr und unsere Rucksäcke lagen einfach irgendwo herum. Außerdem fehlte einer der Schlafsäcke, welche, nach der Kamera, wahrscheinlich das teuerste waren, was wir mit herumschleppen. Also mussten wir nach dem Heckmeck noch dafür einen ganzen Stapel weiterer Formulare ausfüllen. Nach mehreren Telefonaten und zwei weiteren Besuchen am Flughafen wissen wir jetzt, dass wir 80$ Entschädigung für unseren 400€ Schlafsack bekommen. Und bis es soweit ist kann es auch noch dauern. Zum Glück verkauft jeder in Kathmandu ‘originale’ North Face Trekkingausrüstung, welche im Gegensatz zu Europa immer mit einer Gore tex Membran ausgestattet ist, so konnte ich mir für 40€ einen Gore tex Daunenschlafsack kaufen.

Danach sind wir allerdings gut im Hostel angekommen und haben dort beim Essen direkt viele Leute kennengelernt. Man merkt direkt, Nepal ist ein Backpackerland und viel touristischer als alle Plätze, die wir vorher besucht haben. Und so gingen die ersten Tage in Kathmandu ins Land. Wir haben uns die üblichen Sehenswürdigkeiten in Kathmandu angesehen, unter anderem den Durba Square, den Monkey Temple und die Altstadt generell, welche alle durch ihren wuseligen Charme bestechen, allerdings auch sehr dreckig (nicht nur, dass es immer staubig ist, es liegt auch so ziemlich überall Plastikmüll) und laut sind. Man merkt Nepal sein hartes Schicksal der letzten Jahre an, angefangen bei dem Bürgerkrieg zwischen 1996 und 2008, wobei das Königshaus, die Maoisten und die vormals etablierten Parteien und jeweils deren AnhängerInnen um die Macht kämpften. Ein kurioser Höhepunkt dieses Streites bildet die Ermordung von 7 Mitgliedern der Königsfamilie in 2001 durch den Kronprinzen, welcher sich danach selbst umgebracht haben soll. An dem Tathergang gibt es allerdings Zweifel. Insgesamt fielen den Guerillakriegen in Nepal in diesem Zeitraum 12700 Personen zum Opfer bis es zur eigenmächtigen Entmachtung des Königs und zur Bildung eines Parlamentes im Jahr 2008 kam.

Zusätzlich wurde Nepal 2015 von einem schweren Erdbeben erschüttert, welches im ganzen Land Verwüstung angerichtet hat, welche bis heute sichtbar sind. Der Wiederaufbau wird dabei durch die schon vorher erschreckend schlechte Verkehrsinfrastruktur wie auch durch das Versickern von Geldern in den Behörden behindert. 

 Eine besondere Erfahrung haben wir am Ashupatinath gemacht,einem hinduistischem Tempel, welcher, wie wir erst später herausfanden, dafür bekannt ist, dass hier im Zuge klassischer hinduistischer Beerdigungen, Menschen verbrannt werden. So kommen Menschen, die wissen, dass sie bald sterben, extra zu dem Tempel um dort zu sterben und verbrannt zu werden. Uns wird der Temple allerdings anders in Erinnerung bleiben. Zuerst haben wir eine Gruppe von Leuten vor einer Stupa auf einem Vorsprung sitzen gesehen. Da dies einfach ein perfektes Foto gegeben hätte fragte ich die Gruppe höflich, ob ich ein Foto machen könnte von Ihnen vor dem Temple und erhielt gemischte Reaktionen. Einer der jüngeren lächelte mir zu und sagte, dies wäre kein Problem, ein ältere Mann, welcher neben ihm auf einem Kissen saß, sprang allerdings auf und probierte mir mit dem Kissen eine überzubraten. Nicht so nice.Von dem Schock noch etwas übermannt zogen wir weiter und trafen auf eine Gruppe hinduistischer Mönche, welche sehr lieb lachten, uns zu sich hinwunken und uns anboten ein Foto mit ihnen zu machen. Und Zack! In die erste Touristenfalle getappt, denn danach wollten sie sportliche zehn Euro von uns dafür haben, was in Nepal eine Menge Geld ist. Wir haben ihnen dann 100 rupi (etwa 70 Cent) gegeben, womit sie sich zufriedengeben haben. Den Tempel selbst konnte man dann trotz 1000 Rupi Eintritt nicht besuchen, da dieser Hinduisten vorbehalten ist, wovon allerdings beim Kauf des Tickets nie die Rede war. Also auch nicht nice.

Nach fünf Tagen in Kathmandu haben wir uns auf dem Weg gemacht zu einem jungen Ehepaar, mit welchem wir über Workaway Kontakt aufgenommen haben. Workaway ist eine Plattform ähnlich wie Wwoof, über welche wir in Russland zwei Wochen auf einem Hof verbracht haben. Der große Unterschied ist, dass man in ärmeren Ländern teilweise einen kleinen Betrag für Kost und Logie bezahlen muss. Erstmal spricht da ja prinzipiell nichts gegen, dass man in einem ärmeren Land nicht auf Kosten anderer leben soll, allerdings ist dies trotzdem merkwürdig, da man ja auch dort arbeitet. Dazu aber später mehr. Wir haben einen local bus in die nächste Stadt genommen und sind dort in einen anderen Bus umgestiegen, insgesamt sind wir etwa 30 km gefahren, da die Straßen aber sehr voll und in keinem guten Zustand sind, dauerte dies trotzdem 3 Stunden. Von dort waren wir allerdings schnell auf dem Hof. Dort lernten wir neben mächtig vielen Verwandten des Ehepaars, es leben alle 4 Generationen unter einem Dach, auch noch Ricardo aus Portugal und Chad und Jenny aus Florida kennen, welche dort auch voluntierten. Am ersten Abend sind wir direkt alle gemeinsam auf den Berg gestiegen und haben Feuer beim Sonnenuntergang gemacht. Chad, der schon für Hollywood Filme mit seiner Drohne gedreht hat, machte hierbei von uns ein atemberaubendes Video.

Der Alltag auf der Farm ähnelten sich meist sehr. Durch die Sonne geküsst ist man zwischen sieben und acht aufgestanden und hat erstmal die Terrasse aufgeräumt und gefegt. Die Terrasse war im ersten Stock und diente gleichzeitig als Flur. An dieser lagen die Zimmer für die Volunteers, daher war die Terrasse ein wenig unserer Bereich in dem wir abends zusammen Feuer machten und Bier tranken. Daher wurde am nächsten morgen erstmal geputzt. Danach ging man meist runter und egal wen man als erstes traf, man bekam direkt erstmal einen Milktea angeboten. Milktea ist schwarzer Tee, der statt mit Wasser mit Milch gekocht und stark gesüßt wird, zusammen mit einer Banane und ein paar Crackern bildete dies das Frühstück. Danach halfen Marie und ich meist Rupa beim Kochen für den Lunch, welcher um 11 Uhr stattfindet, da Nepalesen meist kein Frühstück essen. Es wurde also kräftig Knoblauch gepellt, Zwiebeln geschnitten und Gemüse gehackt. Um 11 gab es dann Lunch, es gab jeden Tag Dhal Bat (übrigens auch zu jedem Dinner), dies ist Reis mit Dhal (einer Linsensoße) und dazu meist Kartoffelcurry und Spinat. Dhal Bat ist so etwas wie das Nationalgericht Nepals, außerdem ist Dhal Bat auch im Restaurant immer eine gute Wahl, da es klassischerweise immer einen Nachschlag gibt. Dies macht es besonders bei Wanderungen sehr beliebt, weil man nach einem harten Tag richtig reinhauen kann. Von 12 bis um 16Uhr ging es dann aufs Feld. Dort wurde meist Senf oder Spinat geerntet, welcher von der Familie selbst angebaut wurde. Einen Tag wurden wir mit zur Reisernte einer benachbarten Familie genommen. Dies stellte sich als Highlight heraus. Nicht nur, dass Reistrassen malerisch schön sind, auch die Arbeit dort ist sehr interessant und geht quasi ohne Hilfsmittel. Erst wird der Reis geschnitten, der geschnittene Reis wird zu Bündeln zusammengefasst und auf einen Stein, der auf der Mitte einer Plane liegt, geschlagen, so löst sich der Reis von der Pflanze. Die Bündel Stroh werden zusammengebunden und je 12 von ihnen werden  zu einem großen Heuballen zusammengebunden. Dies war die Aufgabe von Marie und mir. Der Reis auf der Plane wird dann durch Fächern von den leichten Strohhalmen gereinigt und in Säcken zu je 40–50kg abgepackt. Diese, und die Strohballen, werden dann mit einem um den Kopf gelegten Gurt auf den Rücken gehoben und von den Trassen zur nächsten Straße gebracht. (Diese Art des Transports haben Marie und ich ebenfalls ausprobiert. Es sieht bei uns nicht nur bescheuert aus, sondern ist auch einfach super anstrengend für den Nacken) An der Straße wurden wir von einem kleinen LKW abgeholt, auf dem nach dem Reis und dem Stroh auch Rikesh Mutter und Vater, vier weitere Familienmitglieder und Marie und ich platz nahmen. Der Ritt nach Hause war etwas zwischen Todesangst und Achterbahn und auf jeden Fall nicht mit der StVo vereinbar. Marie hatte ziemlich Angst und rutschte immer wieder auf den Strohballen  hin und her, sodass sie im Endeffekt mehr auf dem Schoß von Rikesh Mutter als auf dem Stroh saß. Die Mutter, eine sonst sehr zurückhaltende Frau, machte sich Sorgen um Marie, hielt ihre Hand und schob ihr nachher sogar ein wenig Essen in den Mund, nachdem Marie ihr klar machte, dass sie sich mit beiden Händen festhalten müsse. Wenn wir abends nach getaner Arbeit wieder zuhause waren, hatten wir bis zum Abendessen Freizeit, welche wir zum Lesen oder auch für kleinere Ausflüge nutzten. So sind wir einmal mit den anderen Volunteers und Rikesh Brüdern zum Fußballplatz gegangen um dort das Spiel zweier Freundeskreise aus dem Ort zu sehen. Neben uns sahen sich das Spiel auch eine Gruppe kleiner Kinder aus dem Dorf an, welche sich, als Chad anfing das Spiel mit seiner Drohne zu filmen, allerdings nur noch für den kleinen Helikopter begeistern konnten. Eines Morgens standen wir alle gemeinsam früh auf, um uns den Sonnenaufgang auf dem Berg anzusehen. Dies war ein atemberaubend schöner Moment. Auf dem Berg steht eine typisch nepalesische Schaukel, auf welcher man im Stehen schaukelt und eine kleine Stupa. An diesem Ort sieht man morgens die Frauen des Dorfes Räucherstäbchen anzünden, die Kinder schaukeln und nachmittags findet man Rikesh’s Cousins beim Kiffen. Diese nutzen jede Gelegenheit, um frisches Gras an der Straße zu ernten und es weit weg von allen weiblichen Kontrollen (ob nun Mutter oder der Ehefrau zu Hause) zu rauchen. Als wir einen Tag mit den Cousins in die Stadt fuhren, wir also hinten auf ihren Rollern saßen, wurde die Gelegenheit ebenfalls direkt genutzt, um zu rauchen. In der Stadt kauften wir dann eine kleine Tasche voll mit Medikamenten, da diese für die ganze Familie Mangelware waren. Vor allem die kleinen flinken Kinder, die immer überall rumrannten und alles inspizierten, brauchten ständig Pflastern.

Abends, nach einer zweiten Portion Dhal Bat genossen wir die Abende eigentlich immer oben auf unserer Terasse mit Chad, Jenny und Ricardo, machten Feuer und tranken Bier. Manchmal setzten sich auch Rikesh und seine Familienmitglieder dazu. An einem besonders schönen Abend tanzten wir alle gemeinsam im Kreis zu den Klängen nepalesischer Musik und Rikesh forderte Rupa zu einem traditionellen Tanz auf. Es war einfach wunderbar und wir waren wie eine kleine Familie, gemeinsam auf unserer Dachterrasse. So verbrachten Jenny und Marie einen Nachmittag damit, das kleine Paradies noch schöner zu machen, indem sie es mit noch mehr Prayer Flags dekorierten und putzten.

Bei der Abreise von Chad und Jenny einen Tag vor unserer Abreise kam es allerdings zu einer unschönen Situation. Nachdem Jenny mit Rupa über das Geld für die Zeit des Aufenthalts gesprochen hatte und ihr dies überreichen wollte, stellte sich heraus, dass die Frauen auf dem Hof gar nicht wussten, dass die Volunteers für ihren Aufenthalt bezahlen. Dieser fade Beigeschmack, verpasste der sonst perfekten Woche eine kleine Delle und zeigte auf wie es um klassische Geschlechterverteilungen in Nepal teilweise noch steht. Das beste an der Woche war allerdings die Zeit mit den anderen Volunteers, weswegen wir uns unsere zwei Tage in Kathmandu vor dem Annapurna Circuit, jeden Tag schon Mittags wieder trafen und einen Großteil der Zeit mit essen verbracht haben. 

Antworten