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Achtzehnter Abschnitt: Regen und Meer

Veröffentlicht: 25.02.2019

Als sich die automatischen Schiebetüren des Flughafens in Colombo öffneten, wurden wir von einer Wand aus heißer, feuchter Luft begrüßt. Colombo ist furchtbar warm. Wir gingen also vor Schweiß triefend auf die Suche nach unserem Uber Fahrer, der uns dann mit einem netten Gespräch über die erstaunlich ruhigen, geteerten Straßen zu unserem Hostel brachte. Unser Hostel war sehr ranzig und ebenfalls viel zu heiß. Wir lernten direkt einen lieben Schweizer kennen, mit dem wir dann eine Pizza aßen und einen schönen Abend verbrachten. Am nächsten Tag nahmen wir den Zug nach Kandy. Die Zugfahrten durch Sri Lanka sind eine beliebte Touristenattraktion. Der Zug schlängelt sich durch Teeplantagen, Berge und Täler, mit einer Geschwindigkeit von ca 20kmh. Eine schnelle Fahrradfahrerin würde einen also überholen. Doch grade diese Ruhe macht die Zugfahrt aus. Menschen lehnen sich aus den Türen, genießen die kühle Brise, die Landschaft und natürlich die perfekte Kulisse für Instagram. So beobachteten wir auf unserer ersten Fahrt eine Gruppe von 16-Jährigen Mädchen, die wie wild von Tür zu Tür liefen für den perfekten Shot.

In Kandy angekommen fuhren wir dann zu unserem sehr netten, etwas außerhalb gelegenen Hostel. Da René an dem Abend Skype-WG-Castings hatte unternahmen wir nicht mehr viel an diesem Tag. Aber am nächsten Morgen wollten wir Kandy erobern! Wir hatten geplant in den Tempel zu gehen und in den botanischen Garten. Leider kamen wir nicht in den Tempel rein, da René eine kurze Hose trug, während ich, vorausschauend, trotz der 367 Grad Außentemperatur eine lange Hose angezogen hatte. Also dann kein Tempel. Haben wir ja auch schon genug gesehen in den letzten Monaten. Mit dem Bus zum botanischen Garten gerieten wir dann in einen ewig langen Stau. Als wir uns entschieden, auszusteigen und den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, begann es wir aus Eimern zu schütten. Plitschenass und super genervt nahmen wir also einen Bus zurück, einfach um nicht mehr im Regen zu stehen. Der Abend was dann aber noch sehr erfreulich. Wir gingen in ein nettes Restaurant, warteten auf unser Essen, als zwei Leute an unseren Tisch gesetzt wurden. Diese Leute waren Bibi und Marc, ein Pärchen aus den Niederlanden, mit denen wir uns direkt gut verstanden. So verabredeten wir uns direkt für den nächsten Abend wieder. Dann war es so weit. Endlich ging es in den botanischen Garten. In weiser Voraussicht hatten wir beschlossen vormittags zu gehen, da es nachmittags oft anfängt zu regnen. (Wir lernen ja aus unseren Fehlern). Und der Garten war einfach wunderschön. Es ist sehr ruhig, die Luft ist sauber und man kann im Schatten der großen Bäume etwas Abkühlung finden. Die zahlreichen verschiedenen Bäume und Blumen erzeugen eine idyllische Atmosphäre. Die meiste Zeit verbrachten wir jedoch unter einem hohen Baum, an dem zahllose Flughunde hingen. Sie fächerten sich Luft zu mit ihren Flügeln, sodass der Baum wie ein einziges waberndes Lebewesen wirkte. Immer wieder konnte man eines der großen Tiere fliegen sehen. Als wir gingen, war der ganze Himmel mit den Flughunden bedeckt. Nachmittags, wie nicht anders zu erwarten, regnete es.

Da ich jedoch an diesem Tag erneut Durchfall bekam (seit sechs Wochen kam es immer wieder, ging und kam wieder) entschlossen wir uns, zu einem Arzt zu fahren. Seit der Zeit bei AHAH war mein Magen-Darm-Trakt nicht ganz in Ordnung. Von einem Freund, der gleichzeitig mit mir krank wurde erfuhr ich, dass er einen Parasit hatte, der sich lange im Magen halten kann und den wir vermutlich alle hatten. Ich erzählte also einem Arzt von meiner Vermutung und zeigte ihm das Medikament, dass ich gerne hätte. Während eine Frau am anderen Ende des Ganges zusammenbrach, hatte der Arzt seinen ganzen Fokus auf uns gelegt. Ein Angehöriger der Frau rannte zu mir, schnappte sich meine Wasserflasche und goss ihr den Inhalt über den Kopf. Der Arzt tat die Aktion mit einem Lächeln und „sowas erlebt man auch nur in Sri Lanka!“ ab. Ich nahm also das Antibiotikum, zu dem es keinerlei Packungsbeilage oder Anweisungen gab. Der Freund von AHAH erzählte uns aber, sein Arzt habe gesagt, man dürfe auch zwei Tage nach Einnahme des Medikaments keinen Alkohol trinken, da dieser nicht abgebaut werden könne durch die Einnahme des Wirkstoffs (das wird später noch wichtig).

Abends trafen wir uns wieder mit Bibi und Marc und hatten einen schönen Abend. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Hatton. Als wir ankamen gingen wir schnell was essen und dann, pünktlich um 20Uhr ins Bett. Unser Plan war nämlich, um 00:30 Uhr aufzustehen und auf den Adams Peak zu steigen, um dort den Sonnenaufgang zu beobachten. Gesagt, getan. Wir sind also mitten in der Nacht einen weiteren heiligen Berg hinaufgestapft. Ca 1200Meter Stufen ragen am Berg entlang. Der Weg ist beleuchtet und man sieht viele Leute auch nachts die Stufen hinaufgehen. Besonders schön ist zu sehen, wir Eltern ihre Babys im Arm tragen, und andere wiederum ihren gebrechlichen Eltern und Großeltern helfen. Generationen unterstützen sich, um zu diesem heiligen Ort zu kommen.

Wir waren sehr froh, niemanden hoch tragen zu müssen, da der Weg doch sehr anstrengend ist. Oben angekommen sieht man dann in einem überfüllten Tempel, in dem Gläubige einen auch gerne einmal zur Seite schubsen, einen sehr unspektakulären Fußabdruck. Die Hindus sagen, der Fußabdruck sei von Shiva, die Buddhisten sagen, er sei von Buddha und die Muslime und die Christen denken doch tatsächlich, auch ihre Heiligen hätten es nach Sri Lanka geschafft: so ist es, je nach dem wen man fragt, der Abdruck Mohammeds oder der des heiligen Thomas.

Leider waren wir viel zu schnell und viel zu früh oben, sodass wir 1,5 Stunden in der Kälte ausharren mussten. Viele Einheimische hatten in weiser Voraussicht Decken mitgenommen und kuschelten sich nun mit bis zu fünf Leuten unter einer kleinen Decke auf den kalten Steinboden. René und mir war so kalt, dass wir die ganze Zeit lang zitterten. Doch zum Glück blieben wir, da der Sonnenaufgang wirklich atemberaubend war. Wir konnten über Hügel hinweg bis zum Meer gucken, der Himmel strahlte in seinen prächtigsten Rot- und Orangetönen und es wurde allmählich wärmer. Dann machten wir uns auf den Rückweg, alle Stufen wieder runter, um ein wunderbares Frühstück im Hotel zu genießen und danach noch ein Stündchen zu schlafen. Und dann saßen wir auch schon im Zug nach Ella, dem wohl touristischsten Ort ganz Sri Lankas. Die Zugfahrt war wunderschön. Wir hatten ein ganzes Abteil für uns, sodass wir nun auch Zugfotos schossen (naja, man will ja dann doch auch so ein fancy traveller Bild wenn man schonmal da ist) und die atemberaubende Aussicht auf die Frauen, die zwischen den Bergen Tee pflückten, genießen konnten. Am nächsten Tag stiegen wir dann auf den Ella Rock, der weniger spektakulär und hoch ist, als der Adams Peak, aber durch seine undurchsichtige Wegführung besticht. So verliefen wir uns zusammen mit einer großen Gruppe von lieben Menschen, was im Endeffekt ein großer Spaß war. Mit einem Pärchen, er aus Neuseeland, sie Schweizerin, verpassten wir dann auch noch den Rückweg, sodass wir uns durch eine idyllische Berglandschaft schlugen, bis wir endlich zurück zu unseren Hostels gefunden hatten. Witziger Weise waren wir Nachbarn und beschlossen so, direkt abends gemeinsam Essen zu gehen. Den darauf folgenden Tag bestiegen wir den Little Adams Peak, der seinem Namen alle Ehre macht und wirklich Little und somit schnell bestiegen ist. Man hat aber trotzdem eine gute Aussicht von da oben. Danach sind wir zur Nine Arches Bridge gelaufen, die ebenfalls durch ihren Instagram-Charme besticht. Bei einer Freundin von mir hatten wir ein tolles Bild auf einer leeren Brücke gesehen (Danke an dieser Stelle an Saskia, die uns echt falsche Erwartungen gemacht hat). Die Brücke war proppe voll, sodass wir kein schönes Bild bekamen. Die Aussicht war trotzdem sehr sehenswert, da man tief runter in eine jungleartige Gegend schauen kann. Auf dem Rückweg über die Schienen fing es, wie könnte es anders sein, natürlich wieder an zu regnen. Wir waren also wieder klitschnass als wir zurück im Hostel waren. Abends tranken wir mit Bibi und Marc dann einige Cocktails. Es waren nun zwei Tage seit meiner letzten Pille vergangen, also was sollte schon passieren? Tja. Der Arzt hatte sich wohl vertan. Mein Körper konnte den Alkohol nicht abbauen und ich wurde furchtbar krank. Am nächsten Morgen wollten wir eine Teefabrik besichtigen. Leider konnte ich mich kaum bewegen und musste mich acht Mal an diesem Tag übergeben. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte mal so elend gefühlt habe. Zum Glück konnten wir uns schnell denken, wo meine „Krankheit“ herkam und René kümmerte sich sehr liebevoll um mich.

Nach einem Tag Schmerzen war ich dann also wieder fit und wir fuhren weiter nach Galle, eine Stadt am Meer, in der erst die Portugiesen, dann die Niederländern und dann von den Briten als Kolonialmacht vorherrschend waren. Aus dieser Zeit ist ein Fort geblieben, in dem nun neben schönen Häusern und einigen Kirchen, auch viele Läden und Restaurants Einzug gefunden haben. Unser Hostel war etwas außerhalb und am Meer gelegen. Hier planschten wir dann etwas in den riesigen Wellen. Am nächsten Tag wollten wir vor unserer Weiterreise in ein Hotel mit Pool (yuhuuu) noch ein paar schöne Strandfotos machen. Leider war nun nichts mehr mit schöne, Strand. Alles war voll mit Plastikmüll, den die Wellen über die Nacht angespült hatten. Wir fassten uns also ein Herz und fragten nach einem Müllbeutel, mit dem wir dann unseren winzig kleinen Teil beitrugen und wenigstens etwas vom Müll einsammelten. Hierzu muss man sagen, dass unser Hostelbesitzer nun gezwungen war, sich um unser Gesammeltes zu kümmern und dies zu verbrennen. Er hatte also im Endeffekt mehr Arbeit als wir mit unserer Aufräumaktion. Ein großes Dankeschön also an den netten Mann.

Der meiste Müll, den wir sammelten, war von leeren Plastikflaschen. Hier begreift man, wie toll es eigentlich ist, dass es in Deutschland ein Pfandsystem gibt. In unserer Zeit bei All Hands sprachen wir mit vielen Leuten aus aller Welt hierüber. Selbst in Ländern wie Frankreich gibt es kein einheitliches Recycling System für Flaschen. Also, eine sehr gute Idee die Herr Flaschenpfand da hatte und vielleicht etwas, über das wir öfter mal dankbar seien sollten, statt nach Holland zu fahren, um den Pfand zu umgehen. 

Nach einem Pooltag in einem zwar ganz schönen aber etwas zu teuren Hotel entschlossen wir uns, noch eine Nacht in Colombo zu verbringen. In der billigsten Absteige in einem Dorm schliefen wir also in der nächsten Nacht, nachdem wir einen eher langweiligen Tag in der wirklich nicht so spannenden und viel zu heißen Stadt Colombo verbracht hatten. Am nächsten Morgen trafen wir uns dann, wieder einmal, mit Bibi und Marc und verabschiedeten uns von den beiden.

Die letzten zwei Tage vor dem Ende unserer Asien-Reise waren wir in Negombo, in der Nähe des Flughafens, am Strand. Wir verbrachten zwei Tage damit, mit unserer neuen Schwimmbrille tausend Bahnen im Pool zu schwimmen, ein paar mal an den Strand zu gehen und abends schick Essen zu gehen. Wir fühlten uns nun richtig im Urlaub.

Und jetzt sitzen wir im Flieger. In fast 30 Stunden sind wir wieder zuHause. (Wir fliegen erst nach Doha, dann nach London, wo wir den Flughafen wechseln müssen und dann weiter nach Köln, wo uns meine Eltern abholen werden)

Wir freuen uns schon sehr auf euch alle und sind super gespannt, wie es weiter geht. Für mich ein neues Studium, für René das Arbeitsleben und eine neue WG. Aber vieles bleibt auch wie es ist. Wir freuen uns darauf am Kanal zu sitzen, Wanderausflüge und Fahrradtouren zu machen, Konzerte und die nächsten Festivals zu planen, an der Kioskecke ein Bier zu trinken und euch endlich alle wiederzusehen. 

Nachtrag

Als wir dann nach einem Aufenthalt in London in Köln landeten, war ich schon ganz aufgeregt, wie es sein würde, durch das Tor zu gehen. Wir bogen  um die Ecke und sahen meinen Papa, der uns mit breitem Grinsen empfing. Und da standen sie: Sina, eine Freundin aus Köln und meine Mama, die ein großes Banner mit der Aufschrift „Willkommen Weltenbummler“ hielten und dazu laut mit Karnevalströten tröteten. Wir konnten kaum aufhören uns zu umarmen, so glücklich waren alle, sich wiederzusehen. Zuhause dachten wir, würde nur Helena,  meine beste Freundin auf uns warten. Doch wer das glaubt, kennt meine Mama schlecht. Sie hatte nicht nur Spargel von irgendwo hergezaubert, weil ich mir den zu dieser unpassenden Jahreszeit gewünscht hätte sondern auch noch viele Verwandte zusammengetrommelt, die mit uns unser Wiederkommen feiern wollten. Mein Opa und meine Oma, Max und Helena, Sina, Christiane, Renes Mama und sogar meine Tante aus Bremen war extra angereist. Wir hatten das wunderbarste und schönste Wiederkommen, das wir uns hätten wünschen können. 

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