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SANSIBAR Kapitel 3 - Erkenntnis nach dem Urlaub: gebräunte Haut wiegt 3 Kilo mehr.

Veröffentlicht: 25.02.2021

'POLE POLE!' 

Oder wie man bei uns in Berlin sagt:

Chill mal deine Basis, Digga! 

Wie auch das berühmt berüchtigte 'Hakuna Matata' is das wirklich etwas, das man an jeder Straßenecke hört.

Kinder rufen es dir zu, wenn du versuchst, eine riesige Pfütze zu überqueren.

Wenn man sich, egal wobei, nicht schnell genug entscheiden kann. 

Oder einfach nur so. 

Pole Pole.

Langsam Langsam. 

Entschleunigung. 

Dass das hier mehr is, als nur hohles Geschwätz... Davon wurden wir oft genug Zeuge. 

Ich habe noch kein Land kennengelernt, in dem die Menschen so gechillt und in sich ruhend ihr Leben bestreiten. 

Alleine im Straßenverkehr. 

Pole Pole ist da allerdings nicht angebracht, im Gegenteil. 

Mehr als 1x war es sooo knapp. 

Vor allem unser gestriger Fahrer ist krass durch den Verkehr gepflügt und kam dabei anderen Verkehrsteilnehmern oft gefährlich nah. 

Ständig überholte er alle. 

Rasant. 

Ob da jetz ne Kurve kam... Oder n Hügel... Oder er aus anderen Gründen keine gute Sicht hatte...war egal! 

Bleifuß. 

Einmal war sein Manöver besonders schweißtreibend. 

Kurzfassung:

Es fehlten wohl nur Millimeter, die uns davor bewahrten mit Volldampf in einen uns entgegenkommenden Bus zu krachen

In Gedanken ging ich da schon die Versicherungspolice unserer Auslands-KV durch, die im Schadensfall unsere Kadaver nach Germany transportieren würde. 

Aber keiner schien besonders beeindruckt davon. 

Alles und jeder relaxt. 

Ey Yo, du hast uns alle fast umgebracht eben. 

Aber kein Ding, Bruder. 

Hakuna Matata und so.


Es ist erstaunlich, wie fucking ruhig die Menschen bleiben in all den verschiedenen Situationen, die in Deutschland undenkbar wären. 

Egal, wie beschissen sie fahren, wie gefährlich ihre Moves sind oder wie sie den Verkehr behindern. Egal wann, egal ob jung oder alt. 

Alle lachen sich an und warten seelenruhig ab, während sie über dies und jenes plaudern. 

Pole Pole! Da haben wir es wieder. 

Stellt euch das umgekehrt mal in Kreuzberg oder so vor!

Da muss nur mal jemand falsch den Blinker setzen und schon jagen sie sich mit Macheten über den Kotti, beleidigen ihre Mütter und Schwestern....

Selbst die Tiere hier haben das  übrigens verinnerlicht. 

Die Hühner juckt es zum Beispiel null, wenn sie im Begriff sind, von Autos überfahren zu werden. 

Sie stehen auf der Fahrbahn, und bewegen sich seeehr langsam,... wenn überhaupt. 

Pole Pole, denken sie sich und ich bekomme jedes mal einen Schrecken, wenn der Taxi-Fahrer trotzdem draufhält. 

Erst is das Huhn zu sehen, dann plötzlich nicht mehr. 

'Is der da jetz echt rüber gefahren?' 

Ich mache immer ganz panisch einen Kontroll-Check aus dem Fenster, ob ich vielleicht irgendwo Federn fliegen sehe.... 

Und Apropos Hühner. 

Immer, wenn ich im Restaurant auf der Karte nach Chicken Gerichten gucke, steht davor: 

'from the farm'.

Farm nennt man das also. Aha.

Ich persönlich glaube nämlich eher, es sind die Hinterhof-Hühner, die nahe den Hotels überall freilaufend in den vermüllten 'Favelas' herumstolzieren.

Am Nachmittag muss man noch aufpassen, dass sie nicht gackernd in die Speichen deines Fahrrads geraten, oder halt unterm Auto landen, liegen sie schon abends lecker gegrillt auf dem Teller.

Hach, ich mag Tiere. 

Also warm gemacht.

(sorry Maya) 💙


Wo wir gerade bei Tieren sind:

Heute war es endlich so weit. 

Wir haben eine kleine Wattwanderung gemacht. 

Unsere 'wunderhübschen' Badeschuhe angeschnallt und losgestiefelt. 

Und obwohl Juli sich im Grunde mit Händen und Füßen gegen unsere Exkursion gewehrt hat, war überraschenderweise SIE es, die das richtige Auge hatte und am Ende fast alles Getier zuerst erspäht hat. 

Ob es die hochgiftige portugiesische Gallere war oder die schönsten Seesterne, sie hat alles entdeckt und mir stolz präsentiert. 

Mit gebührendem Abstand natürlich. 

Denn fürs Grobe hat sie ja mich. ;) 


Heute hat sie sogar eine riesige ziemlich gemein aussehende Spinne entdeckt, die direkt über unserem auserkorenem Chillplatz auf einer Palme auf Beute wartete. 

Ausgerechnet Juli!

Es gibt wirklich keinen, der ein größerer Spider - Schisser ist. 

Und wo wir gerade bei Chillplatz sind. 

Dieser befindet sich in unserer letzten Unterkunft hier auf Sansibar. 

Wir hatten nun insgesamt 5 und ich sag mal so....man soll sich ja immer verbessern.

Und Jaaa guuut, das hat nicht so geklappt am Ende.

Von Resorts, wie aus aus dem Bilderbuch, sind wir diesbezüglich ja sowas von rasant abgestiegen und haben nun ein Zimmer, das stundenweise ohne Strom, Wasser und sogar ohne die Möglichkeit ist, zu spülen, wenn man auf Toilette ist.

Es kommt partiell kein einziger Tropfen.

Weder aus dem Klo, noch aus dem Wasserhahn.

Das ist wirklich ein Problem,

Ich möchte, dass ihr für Juli und mich jetzt alle zu euren Toiletten geht und die Spülung betätigt.

Seid mal solidarisch, los!

Schweigeminute muss nicht sein, nein, aber kurz mal innehalten!

Das Geräusch, wenn die Wassermassen mit ordentlichem Druck durch die Rohre geschossen kommen... Nehmt es auf!

Und erinnert euch daran, dass eine Spülung NICHT selbstverständlich ist!!!

Amen.

Außerdem teilen wir uns das harte, viel zu kurze und enge Bett mit 348 Moskitos, die scheinbar so gierig nach Mensch sind, dass sie sich so walking dead mäßig blutrünstig durch das Insektennetz fressen auf der Suche nach Happa Happa. 

Wir wollten am Anfang nur noch auf dem Hacken kehrt machen. Leider nicht so easy. 

Denn jeder hat Bock auf diese corona-freie Parallelwelt und somit ist die ganze Insel quasi ausgebucht. 

Außer man möchte und kann 3400 Euro die Nacht zahlen, dann bekommt man natürlich was. 

Wenn man Glück hat, sogar mit Spülung. ;) 

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Gestern haben wir uns n Bike geliehen. 

Roller ausleihen war zu meiner Enttäuschung hier nicht ganz so einfach wie anderswo, aber das hebe ich mir gerne für nächstes Mal auf. 

Mit den Fahrrädern durch afrikanische Dörfer zu fahren, hatte allerdings auch was und in Paje angekommen, wussten wir, wieso es uns eher zum Jambiani Beach gezogen hat. 

In Paje hat mich vieles an den Görli erinnert. 

Alle 3 Meter wird man angequatscht. 

Weed? Smoke? Coca? 

Mit Letzterem meinen sie sicher nicht das schwarze koffeinhaltige Kaltgetränk und als brave Erdenbürger würden wir eh nie zu illegalen Substanzen greifen.... Aaaber unser jetziger Vermieter ist da, glauben wir, nicht so abgeneigt. 

Pole Pole halt voll sein Ding. 

Er kifft den ganzen Tag, trinkt seinen Gästen den Wein weg und schläft, wenn er Lust hat, dann laut schnarchend seinen Rausch stundenlang vor den Zimmern oder in den Hängematten der Reisenden aus. 

Sympathischer Kautz.

Übrigens ein deutscher Aussteiger. 

Und ich versteh ihn sooo gut!

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Gleich geht's by the way zum Schnorcheln.

Wir haben ne Safari Blue Tour gebucht.

Wenn schon keine wilden Tiere im Busch, dann wenigstens Nemo und seine Kumpels. 

Der Himmel erstrahlt heute in einem wunderschönen dunkelgrau.

Wasser kommt, wenn schon nicht aus dem Klo, in Massen von oben und die Wettervorhersage macht wenig Mut.

Ich könnte mir also nichts schöneres vorstellen, als den Tag heute auf einen Böötchen auf dem Meer zu verbringen

Leider müssen wir jetzt da durch.

Geld zurück ist dafür nämlich ausgeschlossen.

Dedüm.

Später allerdings geht zum Souvenir-Shopping. Eines, das unter die Haut geht. 

Die Vorfreude darauf macht alles Vorherige heute etwas erträglicher.

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Nächster Tag:

Die Tour war gar nicht so doof, wie gedacht, da das Wetter besser wurde. 

Das Korallenriff is, wie leider fast überall auf der Welt im Grunde tot gewesen. Aber die Unterwasserwelt mit all seinen Bewohnern war der Hammer!

Ich habe Fische gesehen, die ich nicht kannte und es hat wirklich Spaß gemacht, da unten zu sein 

Wir mussten halt bisschen aufpassen den ganzen Tag wegen unserem Sonnenbrand,

(ich hatte es erwähnt) 

der uns im Grunde 4 Tage Sonne geraubt hat.

(Man konnte es sich denken) 

Das war Verbrennung 3. Grades. 

(Mindestens)

Und jetzt hängt die Haut an Fetzen an uns herab und es juckt wie Hölle.

(Karma is a Bitch) 

Na ja. Wie heißt es so schön- 

Schlauer durch Aua. 

(na schau'n wa ma...) 

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Da ich ja (zumindest dieses Mal) auf eine Safari verzichtet habe, ist unsere Afrika-Reise nun zuende gegangen, ohne dass ich wilde Tiere gesehen habe.

Das einzig Wilde ist wohl Juli, bevor sie morgens ihren ersten Kaffee hat.

Na ja. Und  halt die handflächengroßen Spinnen, die (dieses Mal von MIR entdeckt), bei unserem gestrigen Stadtbesuch beinahe dafür gesorgt hätten, dass ich alleine nach Deutschland zurück fliege.

Juli hat es nämlich bevorzugt, wie von Sinnen und um sich schlagend, als hätte sie einen epileptischen Anfall, unvermittelt auf die Fahrbahn zu rennen. Natürlich ohne zu Kieken.

'Baby, lauf jetzt einfach weiter und schau um Himmels Willen nicht nach oben'

So fing es an.

Und mit dieser Aussage wollte ich EIGENTLICH jegliche Reaktionen dieser Art im Vorfeld unterbinden.

Dass sie ohne meine Warnung das riesige Netz, (der Spider-Garn by the way so dick wie Wolle) vermutlich gar nicht erst gesehen hätte, war mir nicht so klar.

Ich schwöre, ich wollte dahin gehend keinen Unfall provozieren.

Ehrlich, ich hänge an Juli.

Wie die dicken Spinnen in ihren Netzen.

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Mir wird das hier alles ganz schrecklich fehlen. 

Die Wärme.

Die Palmen.

Das Geräusch der Brandung. 

Überall wachsen wunderschöne Pflanzen, die bei mir nicht mal 2 Wochen überleben würden. 

Ich liebe alle meine grünen Kinder, glaubt mir! 

Aber sie sind teilweise so schwierig und das Gegenteil von pflegeleicht. 

Nie (wirklich nie) weiß ich, was sie wollen. 

Ich glaube, ich brauch 10 Semester Botanik Studium, damit ich mal was anderes sehen kann, als wie sie sterben...

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Ach manno, dieser Tag ist nun auch vergangen und wir hocken gerade tatsächlich am Airport, um nach Hause zu fliegen. 

Die Reise ist genauso langsam, wie auch schnell vergangen und wir haben eben gierig das vorerst letzte Mal sansibarische, stickige Luft eingeatmet, die uns mit ihren 168 Grad schön die Lunge verbrannt hat. 

Ich habe ganz bewusst die Wetterapp nicht gecheckt und habe keine Ahnung, was uns in Kaltland erwarten wird. 

Werden wir die Flip-Flops gegen Winterboots, die Sonnenbrille gegen Wollmütze und die Tanktops gegen Winterjacken tauschen müssen? 

We really don't know!

Wir hoffen aber natürlich, dass der Security Check am hiesigen Flughafen die afrikanischen Sonnenstrahlen nicht findet, die wir heimlich im Handgepäck aus dem Land schmuggeln wollen.... Wenn doch, betet bitte für uns, dass der gelbe Ball am Himmel uns erwartet in Berlin! Sonst wird der Aufprall in die Realität härter, als ohnehin schon. 

Eine meiner 148 Schwestern fragte mich übrigens mal, wieso man denn überhaupt nach Afrika reisen würde, wenn nicht für eine Safari. 

Also... 

Ich hoffe, ihr (und euch) diese Frage nach all den Bildern, Videos oder Blogs beantwortet zu haben... ;) 


Danke, liebe Alle, für jegliche Form der Aufmerksamkeit und letzte Grüße von der 'Insel der Gegensätze' aus dem heißesten Land, das ich bisher bereist habe. 🔥 


Over & Out. 


Antworten (2)

Silvia
Wieder toll ja die Zeit vergeht so schnell aber ihr habt was erlebt das euch niemand nehmen kann ich hoffe wir sehen uns gesund wieder

Marco
Ich bin echt immer wieder erstaunt, wie du deine Wortwahl immer wieder kreierst.immer wenn man denkt, mehr geht nicht, setzt du dem ganzen mit deinem nächsten Satz noch eine Krone auf.... Endlosschleife... Es ist mir immer wieder wieder ein Fest deine Erlebnisse zu lesen. Auch wenn ich nicht bei deinen Reisen dabei bin, fühlt es sich an, als wäre es aber so.... Freu mich schon auf unser nächstes Abenteuer 🤗😘

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