Veröffentlicht: 10.12.2023
Was soll ich über Laos sagen, außer dass es gute Chancen hat, Thailand als mein absolutes Lieblingsland zu ersetzen.
Ja, es fehlen die paradiesischen Strände und das wirklich nice Thai-Food.
Aber von Sekunde 1 war ich drin.
Hab den Vibe gefühlt und das Land.
Ich hatte Laos schon 2016 auf dem Schirm, als ich damals die Route für meinen 2-monatigen Südostasien Trip erstellt habe.
Allerdings musste es am Ende eben aufgrund der fehlenden Küste anderen Ländern weichen.
Zu Unrecht, wie ich jetzt weiß.
Leider hatten wir hier nur knapp eine Woche und Stand jetzt sitzen wir in einem gut besetzten Bus, der uns nach Vientiane bringt.
Von dort geht heute Nachmittag unser Flug zurück in den Norden Vietnams.
Und die nächsten 4 Nächte werden dann die letzte Etappe mit Tatti gemeinsam.
Ich habe vor ein paar Tagen ganz spontan beschlossen, diese Reise noch allein fortzusetzen.
Ich möchte etwas ganz Bestimmtes tun.
Eigentlich sogar DER Grund, weshalb ich Vietnam überhaupt noch eine Chance gegeben habe.
Aus Gründen hatte ich diese Idee erstmal wieder verworfen.
Wir haben andere Orte bereist, andere Dinge getan.
Und nichts davon bereue ich.
Wirklich.
Es war genau richtig, wie es war.
Allerdings habe ich dieses andere Vorhaben nicht aus dem Kopf gekriegt.
Und ganz ehrlich- wieso nicht die Gelegenheit ergreifen, wenn man die Chance dazu hat?!
Wer weiß, wann ich mich wieder hier in diesen Gefilden aufhalte.
ICH MUSSTE ES EINFACH TUN.
Es war höhere Gewalt.
Mein liebster Travel-Buddy wird also am 13. Dezember den Rückflug antreten, während ich erst Weihnachten wieder zurück bin.
Ich bin ehrlich zu euch, ein bisschen Schiss habe ich ja.
Ich habe zumindest Respekt vor meinem eigenen Entschluss, aber ich weiß auch, dass es unfassbar aufregend werden wird.
Ich war letztes Jahr alleine ein paar Tage in Thailand, ich war solo in Mazedonien unterwegs und schon ein paar Mal ohne jemand anderen an der Ostsee, aber da hört's auch schon auf.
Das, was ich jetzt tun werde, ist aber ein anderes Level irgendwie.
Aber ja, so oder so, es wird auf jeden Fall unvergesslich und einmalig!
INTRO ENDE
Als wir vor 6 Tagen in Laos gelandet sind, hätte ich mir nie ausgemalt, wie unfassbar schön ich es hier finden werde.
Ja, die Bilder und Videos, die ich gesehen habe, waren vielversprechend. Nicht umsonst zog es mich her, aber live ist es natürlich anders krass.
Wir wurden am Airport abgeholt und wir sahen nicht viel, denn auch diesmal war es wieder finstere Nacht.
Wir bezogen unseren Bungalow, aßen noch schnell einen Happen, tranken das erste laotische Bier unseres Lebens und legten uns schlafen.
Ich war früh wach.
Wie immer.
Ich schätze, es war gegen 6.
Ich machte leise die Tür auf und schlich mich raus.
Und dann war ich einfach nur erschlagen.
Im ausschließlich positiven Sinne.
Ich war so geflashed.
Die Landschaft, die sich mir bot, war absolut beeindruckend.
Vor unserer Haustür, eigentlich nur einen einzigen Schritt entfernt, ein riesiger Stausee.
Glaube sogar, der größte, den Laos zu bieten hat.
Gebirgsketten.
Und massig grün.
Die Sonne war schon zu erahnen.
Gleich würde sie den Himmel bunt färben.
Boah!
Ich konnt's nicht erwarten, dass Tatti wach wurde.
Irgendwann stand die kleine Pennerin auf und war genauso begeistert.
Bilder sprechen mehr als Worte, von daher hier mal ein paar Eindrücke.
Ich muss dazu sagen, die Natur ist wirklich magisch, aber sonst gab es da halt auch nix.
Zum Glück entschied ich mich kurz vor Peng nochmal um und splittete die Tage in Laos auf bzgl der Unterkünfte. Sonst hätte ich mich sicher sehr gelangweilt.
Ich genieße solche Ausblicke. Sehr sogar.
Und dass es da einen Pool gab, rundete die Sache ab.
Und außerdem konnte man für umme Kayaks ausleihen.
Aaaaber das war's.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann ich verlernt habe, richtig zu chillen.
Wann es begonnen hat, dass ich es nicht lange irgendwo aushalten kann.
Ich werde unruhig.
Fange an zu zappeln.
Muss unbedingt was erleben.
Deshalb dauerte es auch nicht lange an dem besagten Tag und ich brauchte einen Tapetenwechsel.
Wir schlenderten ins Dörfchen.
Etwa 20 Minuten zu Fuß.
Die Sonne brannte, überall diese Hügel und Kinder, die allesamt ziemlich aufgeregt schienen, uns zu Gesicht zu bekommen.
Ich kann euch sagen, wir haben in den 3 Tagen absolut keine anderen Touristen gesehen.
Null.
Selbst im Resort waren wir quasi die einzigen Gäste.
Zumindest hatten wir den Pool immer uns für allein.
Und das erklärte wahrscheinlich, wieso wir angeschaut wurden, wie ein seltenes Insekt im Village.
Alle Kids, die wir sahen, winkten.
Wir taten das selbe.
Man kam sich bei dem vielen Gewinke schon manchmal vor wie die Queen.
Die Kids versuchten sich an die paar Brocken Englisch, die sie vermutlich irgendwann mal aufgeschnappt haben.
Aus jeder Ecke hörten wir
'whats your name'
'where you come from?'
'how old are you'.
Und wenn wir geantwortet haben, fragten sie das selbe nochmal.
Aber sie sahen so glücklich dabei aus und deshalb waren wir es auch.
Ich fand sowieso die Laoten so so nett.
Ich schätze, Tatti würde mir beipflichten, aber die schläft mal wieder und ich kann sie nicht fragen.
Ich glaube, sie sollte eigentlich ein Hund werden bei der Geburt und irgendwas is schief gegangen.
Anders kann ich mir nicht erklären, wieso sie 20 Stunden am Tag schläft. ;)
Ach und überhaupt -apropos Hunde:
Wie in Vietnam haben sie in Laos offensichtlich ein ähnlich hohes Bedürfnis sich zu vermehren.
Wo du auch hinschaust, siehst du Hunde.
Schlanke Hunde.
Dicke Hunde.
Ganz doll unterernährte Hunde.
Gepflegte Hunde.
Zottelige Hunde.
Hübsche Hunde.
Hässliche Hunde.
Babyhunde.
Eins hatten sie alle gemeinsam:
Sie ignorierten uns größtenteils.
Außer dieser eine zuckersüße Welpe.
Na gut, eventuell könnte es daran gelegen haben, dass wir ihn mit Pommes bestochen haben.
Wirklich nur eventuell. :)
Am 2. Tag wollten wir nochmal ins Dorf, aber hatten ehrlich keine Lust, zu laufen.
Zu unserer Verteidigung möchte ich allerdings einwerfen, dass wir uns zuvor schon beim Kayaken und beim Sonnenbaden ganz schön verausgabt haben. ;)
Die eine Mitarbeiterin bot uns an, ihren Roller zu nehmen, um damit rumzucruisen.
Ich sag's ja, einfach nett diese Laoten.
Das Problem bestand nur darin, dass besagter Roller weder über Spiegel verfügte, noch über komplett funktionale Bremsen. Wir bekamen keine Helme und zu allem Überfluss hatte er Gangschaltung.
Ich fahre sonst nur Automatik, aber da ich grad ziemlich fidel die Worte hier ins Handy kloppe in 12 Millionen Metern Höhe (hust), scheint ja alles gut gegangen zu sein. ;)
Nach 3 Tagen in diesem 'IrgendwoImNirgendwo' hatten wir noch ein paar Tage direkt in Vangvieng gebucht.
Der Ort an sich ist weder besonders schön, noch der Rede wert.
Du hast hier einfach nur Haufen Souvenirläden, Bars, Massagesalons, Stände, wo du Touren buchen kannst und kleine Supermärkte.
Aber das Drumherum ist es.
Die Karstberge, das üppige Grün, man kann viele Höhlen besuchen und auch Lagunen.
Vangvieng ist in Laos quasi DIE Stadt der Backpacker.
Anfang der 2010'er hatte Vangvieng seine Hoch-Zeit und leider auch traurige Berühmtheit erlangt, weil viele viele Menschen, mehrere dutzende im Jahr, zu Tode gekommen sind.
Es gibt da diesen Fluss namens Nam Xong und irgendwelche Menschen kamen eines Tages auf die Idee sich mit aufblasbaren Reifen den Fluss runter treiben zu lassen.
Wiederum andere Menschen kamen auf die Idee entlang der Route Bars hinzuknallen.
Es sprach sich schnell rum und Vangvieng hatte irgendwann 3x soviele Touristen wie Einwohner. Es war eine einzige Party-Hochburg.
Das sogenannte Tubing uferte dann irgendwann ziemlich aus.
Die Leute machten alle paar Meter einen Stopp, ballerten sich mit Alkohol und oftmals auch Drogen voll, die überall zu bekommen waren und diese Kombi war dann halt nicht so geil.
Es gab viele Unfälle, zich Verletzte und Haufen Tote.
Irgendwann hat es der Regierung dann gereicht. Sie griffen ein.
Die meisten Bars am Wasser entlang mussten schließen.
Es ist jetzt alles in staatlicher Hand, das Tubing wird reguliert und es geht alles gesitteter zu.
Die neue Unterkunft jedenfalls war so mit die Heftigste, die ich je bewohnt habe und wahrscheinlich hab ich das schon oft gesagt, aber da sieht man mal, dass es immer Luft nach oben gibt. :)
Von den Tagen in Vangvieng sind genau 2 Dinge in meinem Kopf geblieben, über die ich mich jetzt schriftlich auslassen werde.
Beides ist sogar an 1 Tag passiert, wenn ich mich recht erinnere.
Noch in Berlin war mir schnell klar, dass ich unbedingt Heißluftballon fliegen möchte, wenn wir in Laos sind.
Tatti war sofort einverstanden und im Grunde gleich nach unserer Ankunft buchten wir die Sunrise -Tour für den kommenden Tag.
Ich bin noch nie Heißluftballon geflogen.
Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde.
Wovon ich aber eine Ahnung habe (eigentlich), diese Tatsache aber einfach beiseite geschoben habe, ist meine Höhenangst!
Sie ist nicht so stark ausgeprägt, dass ich Schreikrämpfe kriege oder kathatonisch in der Ecke hocke, aber sie ist da. Sie ist sehr unangenehm. Sie ist nicht zu ignorieren.
Trotzdem stieg ich ein.
Es war brütend heiß im Ballon.
Das Feuer direkt über unseren Köpfen.
Der Pilot kann davon ein Lied singen, denn er hatte schon so versenkte Haare auf seinem Kopf, dass Tatti und ich immer wie kleine Mädchen kiechern mussten, wenn wir es sahen.
Was soll ich zu dem Rest sagen.
Die Aussicht war der Wahnsinn.
Du konntest die Wolken quasi anfassen.
Es ist etwas Einmaliges.
Und das im allerwahrsten Sinne des Wortes, denn ich werde das nie wieder tun.
Wir waren vielleicht 3 Meter hoch und ich sagte:
'Reicht jetzt. Ich will runter!'
Leider hörte niemand auf mich.
Und ich arme Seele musste eine halbe Stunde Todesängste ausstehen. ;)
Wirklich, es war mega krass, und das Gefühl, diese Landschaft aus der Vogelperspektive zu sehen, das werde ich nie wieder vergessen.
Ein paar Stunden später saßen wir auf dem Roller und machten uns auf die Suche nach einem ganz bestimmen View Point.
Die Fahrt an sich dauerte nicht lange.
Roller abgestellt und dann ging's hoch hinaus.
Und das, liebe Leute, war wohl tatsächlich das Gefährlichste während unserer Reise.
Es hatte die ganze Nacht geregnet.
Der aufgeweichte Boden hier war Stunden zuvor noch ein wilder Fluss aus Schlamm und Wasser.
Der 'Weg', der uns zum Zielort bringen sollte, also ein Kamikaze-Pfad.
Man musste inmitten begrünter Natur einen sehr weiten Weg nach oben.
Über Äste, über Steine, über Felsen.
Manchmal gab es etwas zum Festhalten.
Meistens aber nicht.
Oder es war locker und gerade, wenn du dich daran hochziehen wolltest, brach es weg.
Auch unter normalen Umständen wäre es kein Kinderspiel gewesen, diesen Aussichtspunkt zu erklimmen, aber an diesem Tag war es ein Selbstmordkommando.
Er war steil, steinig, und vor allem rutschig.
Keine Ahnung, wie hoch genau.
Einfach wirklich hoch.
Es war todesanstrengend.
Es war so gottverdammt schwül.
Meine Haare trieften, als hätte ich geduscht.
Mein Gesicht klitschnass.
So oft rutschte man weg, bekam keinen richtigen Halt. Tatti hat sich ziemlich am Ellenbogen wehgetan und es gleicht einem Wunder, dass es nur das war und keiner mit Genickbruch auf einer Trage geendet ist.
Wobei: zu diesem Teil der Erde würde wohl kein Sanitäter gelangen.
Und irgendwann nach 40 Minuten hatten wir es geschafft.
Weil ich schwer beschreiben kann, wie es dort oben war, mach ich es mir leicht und lass wieder Bilder sprechen.
Wir blieben bis unser Schweiß etwas getrocknet war und mein Handyspeicher wieder voll.
Wir hatten Angst vor dem Rückweg und ahnten schon, dass es schlimmer würde.
Und so war es dann auch!
Rutschig. So so rutschig.
Nach vorn gebeugt diesen wilden Trampelpfad nach unten zu gelangen, war so hart.
Ich hab meinen eigenen Schweiß an mir vorbeitropfen sehen.
Die Luft stand.
Man musste so dermaßen aufpassen, wo man hintritt.
Und alles stank nach Schweiß.
(Ich schwöre, ich wars nicht, Tatti wird es nach dem Aufwachen bestätigen.)
Vor uns.
Hinter uns.
Neben uns.
Überall Menschen mit der gleichen beschissenen Idee, ausgerechnet an diesem Tag die Landschaft von oben zu bestaunen.
Und viele haben so gemieft, ihr habt keine Vorstellung.
Hätte ich nicht dringend beide Hände gebraucht, ich hätte konstant meine Nase zugehalten.
1 Stunde brauchten wir und wir waren ab diesem Punkt echte Survivor.
Ein gelungener, verrückter, einmaliger Tag ging zuende.
Hach Mann
Schaut's euch doch einfach an!
Wie im Bilderbuch.
Malerisch, mystisch und unwirklich dieses Laos.
Aber.
Ja es gibt auch ein Aber:
Laos is neben Kambodscha wohl das Land in Südostasien, das am wenigsten entwickelt ist.
Zumindest von den Ländern, die ich selbst bereist habe.
Ein Entwicklungsland.
Die Infrastruktur...na ja...davon kann man fast nicht sprechen.
Es gibt kaum richtige Straßen.
Alles nur Sand und Schotter.
Die Menschen haben nichts und leben zum Teil wirklich von der Hand in den Mund.
Trotzdem hatte ich keine einzige Sekunde das Gefühl, jemand wäre nur nett, weil er Geld möchte.
Und alle waren so so so dankbar, wenn man sie mit einem großzügigen Tipp beschenkte.
Ich hätte so gerne jedem Kind ein Spielzeug gekauft.
Jedem Menschen einen Schein zugesteckt.
Tatti ging es genauso. Sie würde jetzt wohl mit dem Kopf nicken, aber da sie mal wieder schläft, kann sie es nicht bestätigen. ;)
Laos grenzt an China, Kambodscha, Thailand und Vietnam.
Dadurch dass schlicht der eigene Zugang zum Meer fehlt, stinkt Laos eben komplett gegen die anderen Länder ab.
Und dementsprechend touristisch unerschlossen ist es noch.
Dieser Staat ist wirklich bettelarm.
Gleich hinter der Grenze kam es uns vor, als wäre die Zeit stehen geblieben.
So oder so ähnlich müssen wohl die 60er Jahre gewesen sein.
Als wir wieder in Vietnam ankamen, denn das sind wir mittlerweile, kam es uns vor, als wären wir in der ersten Welt gelandet, so westlich und zivilisiert fühlte es sich an.
Nach unserem Aufenthalt in Vangvieng wieder in Hanoi zu landen, war fast schon ein Kulturschock.
Und wenn du (wie wir) dann denkst, Hanoi ist der fortschrittlichste Ort der Welt, dann warst du vorher vermutlich in Laos. ;)
Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.
(Tatti vielleicht auch. Ihr könnt sie aber gerne selber fragen, wenn sie dann endlich mal aufwacht. ;) )