Veröffentlicht: 01.07.2021
Das Datum, an dem unsere Reise startete....
Mir kommt es vor, als wäre dieser Tag eine Ewigkeit her.
Vielen von euch geht's vermutlich ähnlich, denn kurz danach hab ich mich nicht mehr gemeldet und dies hier ist das 1. Lebenszeichen seit mehr als 1 Woche.
1 Woche ohne Handy. (tatsächlich glaube ich, ist heute Tag 9 oder so)
Ohne Kontakt zur Außenwelt.
Komplett abgeschirmt von allem haben wir uns unsere eigene Realität kreiert.
Es ist erstaunlich, wie wenig es mir ausmacht, nicht ständig in Kontakt mit Menschen zu sein.
Nicht ständig mein Handydisplay vor Augen zu haben, außer zum Fotos schießen, hat mir tatsächlich eine ganze andere Welt eröffnet.
Tatsächlich genoss ich keine Reise vorher so sehr, wie diese jetzt.
Ich bin innerlich irgendwie weniger nervös und hab nicht alle 3 Minuten den Drang irgendwas am Smartphone checken zu müssen.
Ich habe allerdings auch zum allerersten Mal wirklich Schwierigkeiten, den Blog zu starten.
Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden und erst recht die Motivation dafür.
Ziemlich komisch für mich, denn zu schreiben, macht mir normal unfassbar viel Spaß- ihr wisst....
Aber ich hoffe, dass es jetzt '...by doing' irgendwie wieder fließt....
Einfach anfangen... Einfach tippen...
'einfach' - ha!!
Na ja, bis es soweit ist, werde ich mal in meiner Erinnerung kramen, welche Anekdoten ich zum Besten geben kann und um damit vielleicht den einen oder andern auch für eventuelle sorgenvolle Momente zu entschädigen ;)
Erst einmal 'willkommen zurück' zum nächsten Kapitel meiner Erlebnistour durch die Welt.
Ich kann euch nicht versprechen, mich kurz zu halten, aber im besten Falle will das ja auch niemand.
Wie immer beginne ich chronologisch.
Wie immer beginnt also alles mit dem Flug.
Von dem wussten wir allerdings bis zum Flughafen quasi nicht mal, ob er überhaupt stattfindet.
Also-
Ob er MIT UNS stattfindet.
Also-
Verreisen zu Corona Zeiten is ja so'ne Sache...
Also-
Ohne PCR Test schonmal gar nich...
Also -
Ohne ins Detail zu gehen:
Unser Test war nicht pünktlich da.
Also-
Wir hatten keinen.
Keinen, den wir vorzeigen konnten.
Gott, wurde mir schlecht.
In 4 Stunden startet also das Flugzeug Richtung Afrika und wir hatten die 'Eintrittskarte' dafür nicht.
Sowieso war der Morgen alles andere als entspannt und anstatt Vorfreude kam eher Panik auf.
Es war noch sooo viel zu tun.
Es mussten für die liebe Arbeit noch Entwicklungsberichte geschrieben werden.
Nicht eine einzige Socke hatte es bis dato in unsere Rucksäcke geschafft.
Ich musste nochmal kurz nach Velten.
Wir mussten noch putzen, aufräumen, die Pflanzen und uns versorgen.... Und Und Und!
Wo soll bloß die Zeit für all das herkommen??
Ehrlich, jedes fucking Mal nehmen wir uns vor, beim nächsten Urlaub alles MINDESTENS 1 Tag früher erledigt zu haben.
Und natürlich schieben wir es auch dann wieder solange auf, bis aus dem Motivationsproblem ein Zeitproblem wird.
Na ja. Nächstes Mal machen wir es wirklich anders. (hihi kleiner Scherz)
Da wir schlussendlich hier angekommen sind, kann es nur bedeuten, dass das mit dem PCR Test geklappt hat.
Hat es.
Quasi erst Minuten vorm Check-In.
Aber immerhin.
Den damit verbundenen Stress und das Adrenalin, das stundenlang durch meine Adern strömte, kann man wie am besten abbauen?!
Genau - durch Alkohol.
Viel Alkohol.
Und weil es so am vernünftigsten ist, am besten auch nichts essen vorher.
Es war heiß an dem Tag.
Sehr heiß.
Und ich immer noch unwissend, ob ich ein paar Stunden später über den Wolken all die Probleme vorher vergessen darf.
Ich war also schnell betrunken.
Doll betrunken.
Den 70 Liter Rucksack also geschultert...Noch ein paar Schlückchen... Und ab in den Regio zum BER...noch schnell ein Bier... Der Zug natürlich unklimatisiert. Wie es sich für die Deutsche Bahn gehört... Und voll besetzt.
Stellt euch also eine betrunkene Vivi vor... auf dem Rücken einen schief sitzenden viel zu großen Rucksack..., die sich torkelnd einen leeren Platz sucht.
Und bei jedem Schritt macht das Reisebündel auf den Schultern einen Satz abwechselnd nach links und rechts.
Und da die Gänge eng waren, bekam jeder der außen saß, meine Tasche an die schwitzenden Kadaver gedonnert.
Man hörte von mir also alle paar Sekunden und nach jedem Schritt nur ein lallendes kicherndes
".... Ups... Sorry... Sorry... Hihi... Sorry... Ups... Tut mir leid... "
Den ganzen Gang entlang.
Bis wir endlich saßen.
Das alles wurde mir natürlich nur überliefert.
Denn ich war komplett raus.
Und hab nicht wirklich detaillierte Erinnerungen daran. 🤭
Hach Leute, war das schön, am Ende dieses doofe Flugzeug besteigen zu dürfen.
Dabei hasse ich Langstreckenflüge.
Es gibt fast nichts schlimmeres.
Natürlich sind das 1.-Welt-Probleme, keine Frage.
Aber puh. Fliegen. Nee. Lieber würde ich mich überall hinbeamen.
Und natürlich ist auch hier des Rätsels Lösung Alkohol gewesen.
Alkohol um den 1. Flug nach Qatar zu überstehen.
Ging auch.
Irgendwie.
'gin tonic please'
Ach n Bier geht auch noch.....
Hab die Wirkung zwar nicht wirklich gespürt im Flieger, aber dafür umso mehr hinterher, als wir ausgestiegen sind, um in Doha ca 2 Stunden auf den nächsten Flug zu warten.
Wieso war mir plötzlich so schwindlig?
Wieso habe ich Kopfschmerzen?
Wieso fühlte ich mich bloß so komisch?
Ja, warum bloß, Vivien!?
Ich hatte das Gefühl, ich falle gleich in Ohnmacht, war todesfertig und mir war schmerzlich bewusst, dass unser finales Ziel noch über 14 Stunden, also in gaaaanz weiter Ferne lag.
Doch eine Sache hat das alles noch viel schlimmer gemacht...
Die meisten von euch wissen, dass ich nicht die besonnenste Type bin.
Für Schabernack stets bereit.
Und nun ja.
Natürlich hielt ich es deshalb für eine besonders gute Idee, etwas Gras von Deutschland nach Afrika zu schmuggeln. (Sorry Mama's!)
Noch besser natürlich der Umstand, damit ausgerechnet einen Aufenthalt in den Arabischen Emiraten zu haben.
Und dann auch noch als frauenliebende Frau.
Eine Kombination, die TODSICHERER nicht sein könnte. 😅
Vorhin habt ihr euch ja brav die besoffene, unkoordinierte Vivi vorgestellt
- jetzt bitte die übermüdete, von Schwindel geplagte und komplett neben sich stehende.....
Wir warten also auf das Boarding in einem separaten Raum mit den anderen Reisenden.
Genervt darüber, dass wir wieder in ein Flugzeug müssen... gleichzeitig froh darüber, dass es gleich weitergeht und wir unseren Ziel somit etwas näher kommen.
Plötzlich eine weit entfernte Stimme.
Die ich anfangs zwar wahrnahm, die aber nicht zu 100 % bei mir ankam.
Ich lag mehr auf den Stühlen, als dass ich saß... Augen halb geschlossen....
'Miss Vivien'..... *schnaaarch..mann, ich will ins Flugzeug.... 'Miss Vivieeen'... Die Stimme wurde lauter.. Kam näher... Nochmal... 'Miss Vivien'....
Hatte der grad meinen Namen gerufen?
Gedanken überschlugen sich...
Blick zu Juli...
Hatte sie das auch gehört?...
'shit baby, das Weed'....
Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen... Wurde gleichzeitig rot und fahl.... 'Miss Vivien'... Er ging jetzt direkt an uns vorbei.... Ein Flughafenmitarbeiter...blickte ständig nach links und rechts... Auf der Suche nach... Joah.. Wohl NACH MIR.... Jetzt zückte er ein Funkgerät.. Sprach aufgeregt irgendetwas hinein.... Juli und ich tauschten Blicke... Was er wohl will....
'nee Baby, ich geh da jetz nicht hin'...
... 'ähm, ok'....
Wir beobachteten, was er machte... wo er hinging... Jedenfalls solange, wir es halt sehen konnten von unseren Plätzen aus ...
Ich kürze hier mal ab:
Er kam nicht nochmal zurück.
Niemand rief mich auf.
Ich konnte die Arabischen Emirate verlassen, ohne dass man mich zur Steinigung auf den Marktplatz schleifte.
Und auch das grüne Zeug hat es noch 3 weitere Flüge geschafft, ohne entdeckt zu werden.
Wir werden jetzt wohl nie im Leben erfahren, was genau er von mir wollte. Aber damit kann ich leben.. Diese Erfahrung aber....
(Uff. Nie wieder!)
(haha ja genau)
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Nochmal 5 Stunden später sind wir endlich auf Sansibar angekommen.
Und eigentlich würde der Blog hier erst starten.
Aber ganz ehrlich-
Sollte ich euch all das Vorherige vorenthalten?
-Vielleicht.
Erzähle ich trotzdem weiterhin jedes noch so kleine Vorkommnis und verliere mich in Details?
-Ohhh Yeees!
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Es war nun 8 Uhr morgens.
Wir waren bereits über 24 Stunden wach und der nächste Flug, der uns nach Arusha aufs Festland bringen würde, ging erst gegen 14 Uhr.
Das Wetter war Scheiße.
Es ist quasi Winter in Tansania.
Natürlich kein Winter, wie wir ihn kennen.
Aber schon kälter... windiger... Und obwohl die Zeit eigentlich vorüber ist, auch etwas verregneter...
Wir wollten einfach nur schlafen.
Waren zwar glücklich, 'fast' da zu sein.
Aber 'unglücklich' darüber, noch soviel Zeit überbrücken zu müssen.
Ich konnte mir nicht vorstellen, noch über 5 Stunden am Airport zu verbringen.
Also spuckte mein Hirn eine ziemlich gute Idee aus.
Eine Idee, bei deren Umsetzung ich mir zugegeben noch ziemlich unsicher war, aber vielleicht klappte das ja....
Nachdem die erste Akklimatisation also erfolgreich hinter uns lag, sprachen wir den Typen an, der uns gerade das georderte Wasser brachte... Perfektes Englisch rausgekramt:
'are here any hotels?'
'No not here. Only in Stonetown.'
Hm zu weit für uns. Lohnt nicht von der Zeit her.
'We only want to sleep for 3 or 4 hours .'
Ahh, da fiel ihm natürlich plötzlich ein, dass es ja doch Unterkünfte gibt, die wohl in einem 5-Minuten-Marsch zu erreichen waren.
Er rief also jemanden an.
Wir happy und bereit, für ein Bett auch unsere Organe zu spenden.
'40 Dollar.'
Er stand auf einmal wieder neben uns.
Klang plötzlich schon ziemlich viel für ein Stundenhotel.
'sounds perfect.'
Kurz noch mit ihm geklärt, in welche Richtung wir latschen müssen und dass da wohl ein Typ auf der Straße warten würde, der uns zum Zimmer führt und zack, hatten wir unsere schweren Rucksäcke wieder auf den müden Schultern.
Nach etwas mehr als 4 Minuten zu Fuß lag links von uns ein großes Gebäude.
Zwar hieß es anders, als das, wonach wir suchten, aber trotzdem mit dem schönen Wort 'Hotel' im Namen.
Soviel dazu, dass es keine Unterkünfte in der Nähe gibt.
Jaja.
Also wieso weiterlaufen, wenn wir auch genauso gut hier fragen könnten?
Gesagt. Getan.
'4 hours- 22 Dollar.'
'We take it.'
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie runtergekommen das Hotel war.
Wie das Zimmer aussah.
Wie alles wirkte.
Wir waren sicher, die einzigen Gäste zu sein.
AAABER es hatte ein Bett.
Und nur das zählt ja wohl.
Schuhe aus und ab inne Koje.
Ich hatte selten ein besseres Gefühl.
Wir waren innerhalb von Sekunden eingeschlafen und 3 Stunden, 12 Moskitostiche und 8 verrückte Träume später waren wir zumindest wieder unter den Lebenden.
Also wenigstens so halb.
Gestärkt für den Rest unserer Reise.
Unser 3. und somit letzter Flug ging sogar fast 25 Minuten eher und aufgrund von Rückenwind kamen wir zudem nochmal 15 Minuten früher an, als angekündigt.
Mussten also nur ca 60 Minuten im Flieger hocken.
Endlich nach Afrika.
Also ins RICHTIGE Afrika.
Ich war hypernervös und aufgeregt.
Wir hatten einen Fahrer, der uns abholte und uns in unsere Lodge bringen würde, die auf einem Hügel liegt.
Und als wir dort ankamen.... Puh! ... Die Bilder im Netz waren schon krass...
Aber nichts im Vergleich zur Realität!
Das Haus.
Die Aussicht.
Einfach alles. 😍
Und in meinem Kopf hörte ich die Möwen aus 'findet Nemo'...
!!MeinsMeinsMeinsMeins!!
Alles nur für uns. Wahnsinn!
Und tja, was soll ich sagen.
Recht hat sie. 😝
Tatsächlich war es bis dahin die krasseste Unterkunft, die ich je gebucht hatte. Und ich hatte schon viele echt tolle.Die Kulisse entschädigte uns allerdings auch dafür.
Arusha, der Ort, wo wir uns die kommendem Tage aufhalten würden, liegt auf knapp 1500 Meter Höhe und ist weniger als 90 Kilometer vom Gipfel des Kilimandscharo entfernt.
Auch deshalb war es hier erstaunlich frisch manchmal.
Hach ja, die jute alte Bergluft...
Sogar den Mount Meru konnten wir von unser Lodge aus gut erkennen, wenn die Sicht gut war.
Das ist ein ca 5000 Meter hoher Vulkan.
Zwar ruht der und es geht aktuell keinerlei Gefahr von ihm aus, aber weniger beeindruckt waren wir deshalb nicht.
Ansonsten gab es dort mega schöne Gebirgsketten überall um uns rum, die je nach Lichteinfall tolle Abstufungen zeigten.
Alles in allem eine Landschaft wie gemalt.
Ähnlich wie die, die dieser Bob immer gezeichnet hat im Fernsehen, was immer nachts lief.
Wisst ihr, wen ich meine??
Jedenfalls, wenn wir da auf der Wiese saßen und ins Weite blickten, die frische und klare Bergluft einatmeten und die Landschaft betrachteten - ich weiß nicht, wann oder ob ich jemals in meinem Leben so eine Stille wahrnahm.
Es war so ruhig.
Friedlich.
Wunderschön.
So tiefenentspannt und glücklich ging der erste Abend und im Grunde auch der nächste Tag ziemlich schnell vorbei.
Wir haben uns extra nichts vorgenommen, um richtig anzukommen und das war genau die richtige Entscheidung.
Wir hatten uns bei der Ankunft noch mit Desperados eingedeckt, das man hier tatsächlich für umgerechnet 1 Euro kaufen konnte, außerdem noch eine Flasche Wodka und waren bereits vor dem Frühstück schon leicht angeheitert. 😜
Langsam gewinnt man sicher den Eindruck, ich hätte n klitzekleines Alkoholproblem, hm?!
Whatever -
Es war der beste Start, den man nach der Tortur bei der Anreise nur haben konnte.
Jaaa gut, am Abend wurden wir ziemlich abgezockt von einem Taxifahrer.
Das war nur so semi geil, weil wir es genau wussten, aber leider überhaupt nichts dagegen unternehmen konnten, außer leichter Schadensbegrenzung.
Aber ganz am Ende wurde uns ein Lagerfeuer vor unserem Haus angemacht.
Das hatten wir ganz für uns allein und wie kann man einen perfekten Tag am besten beenden, als damit?!
Ein klarer Sternenhimmel mit Blick auf die Milchstraße... knisternde, lodernde, wärmende Flammen vertreiben die leichte Kälte... ein Getränk in der rechten... die Freundin zur linken... und der ganze Urlaub lag noch vor uns.
Was bitteschön will man noch mehr?!
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Am nächsten Tag holte uns Veanance ab.
Das ist der Dude, der uns vom hiesigen Flughafen zur Unterkunft gebracht hat.
Mit dem haben wir ausgemacht, eine Coffee Tour zu machen. Anschließend zum größten Wasserfall hier zu spazieren.
Ich bevorzuge ja eher tiefschwarze koffeinhaltige KALTgetränke, wie ihr wisst, aber Juli fand es natürlich als Bohnen-Loverin ziemlich interessant, wie das so funktioniert.
Ich freute mich einfach nur auf das danach.
Und joah. Was soll ich sagen. Da hatten wir dann endlich unser RICHTIGES Afrika.
Wir standen quasi kurz nachm Aufstehen auf so etwas wie einem riesigen Busbahnhof.
Hunderte Menschen.
Seltsame, eklige, unbekannte Gerüche.
Weit uns breit außer uns keine andern MZUNGU.
So werden weiße europäisch aussehenden Menschen hier bezeichnet.
Mein Rucksack beherbergte alles Geld, das ich besitze und das waren bis dato noch ca 5000 Dollar in bar.
Plus Minus.
Ja, 4 Nullen.
Spart euch gerne den Kommentar!
Ich hier dann auch.
Obwohl nee, dann kann ich ja nicht erzählen, wie unwohl ich mich in den Menschenmassen fühlte mit soviel Cash in der Täsch. 😅
Ich will um Himmels Willen nicht sagen, dass jeder in Afrika nur drauf wartet, dass 2 doofe weiße Frauen übern Platz schlendern, um sie zu überfallen und soviel Geld zu erbeuten, dass sie mehrere Familien damit sehr sehr lange über die Runden bringen könnten...
Aber dass genau das meine Gedanken waren, kann ich leider nicht abstreiten. 🙈
...
Überall standen alte, rollende Schrotthaufen, die in Deutschland wohl selbst im Neuzustand niemals durch den TÜV kämen und in einem dieser Busse stiegen wir letztendlich ein.
2,5 Stunden mussten wir verharren, bis wir in Moshi dann in ein DallaDalla umsteigen mussten.
Erinnert etwas an BallaBalla. Und ja, genau das musste man sein, um sich freiwillig in so ein Gefährt zu begeben.
Aber dazu kommen wir gleich.
Als wir in dem vollen Bus saßen, stieg unser Guide unvermittelt aus. Keine Ahnung, wohin er wollte. Hat er uns nicht mitgeteilt.
Aber ihr könnt euch eventuell den leichten Schock vorstellen, der mich überkam, als der Bus losrollte und Veanance noch nicht drin saß.
Also Juli, Vivi & 5000 Dollar allein mit 108 Afrikanern, die aus meiner paranoiden Sicht schon gierig auf meinen Rucksack starrten.
Oh Mann. Das war so so unschön.
Umso größer die Erleichterung,
als Mister IchLassEuchEinfachAllein wieder in den schon fahrenden Bus sprang.
Von da an beruhigte sich mein Herzschlag zum Glück und wir saugten unterwegs alles auf, was wir durch die dreckigen, beschmierten Scheiben erkennen konnten.
Landschaften, Hütten, Armut, Moderne, eine Menge Kühe, Hühner, Massais und immer diese fremden Gerüche überall.
Die Fahrt verging tatsächlich relativ zügig,... das wird sich später by the way noch umkehren, aber alles der Reihe nach.....
Wir waren nun in Moshi.
Sah aus wie ein afrikanischer ZOB... und ab hier wird's...na nennen wir es mal ...BEFREMDLICH!
Lautstärke wie auch vorher in Arusha wirklich beachtlich.
Stimmengewirr.
Eine Menge Stände, an denen man so gut wie alles käuflich erwerben konnte.
Viel Undefiniertes, das hier und da auf einem Grill gepackt wurde.
Verkäufer, die ihre Bauchläden an einem langen Besenstiel drapiert haben, um damit an und IN die Busse reichen zu können.
Sie versuchen einem so ziemlich alles anzudrehen.
Die kommen schon angerannt, wenn der Bus noch fährt und präsentieren ihre Waren durch die geöffneten Fenster.
Ob nun gefälschter billiger Schmuck, Snacks, warme Fanta, Säfte, Socken oder gerösteter Mais an überdimensionierten langen Spießen, mit dem sie dir fast die Augen rauspieken von unten.
Wenn du den vor Staunen geöffneten Mund nicht schnell genug schließt, könnte es auch sein, dass das gelbe Gemüse genau darin landet....
Ein No oder Abwinken wird nicht akzeptiert.
Dann werden eben andere Geschütze aufgefahren.
So nach dem Motto:
'Gut, du willst kein Mais? Egal ich hab auch Nüsse, Armbänder oder Schlüppa'...
Es ist wirklich unterhaltsam gewesen.
Nachdem wir uns alles angeschaut hatten, winkte Veanance und dirigierte uns in einen Kleinbus.
Na gut, Bus ist vielleicht auch etwas übertrieben ausgedrückt.
Es war ein etwas längerer Transporter.
Für gewöhnlich bunt beklebt oder besprüht und sowas wie der Standart Nahverkehr hier.
Es gibt keinen Fahrplan, keine Zeiten, nur eine ungefähre Route.
Losgefahren wird, wenn das DallaDalla voll ist und das passiert tatsächlich ziemlich schnell. Und voll ist hier etwas untertrieben.
Ihr kennt Twister?
Das Spiel, in dem ein Würfel entscheidet, wer wann auf welchem Farbkreis seine Arme / Beine platziert?
Jetzt stellt euch vor, ihr würdet dieses Spiel mit 127 Menschen spielen.
Auf einer einzigen Matte.
Alle ineinander verknotet.
Ihr haltet dieses Szenario für unrealistisch?
Nun... Das würdet ihr wohl anders sehen, wenn ihr mit uns im DallaDalla gehockt hättet.
Dieses Auto. Dieses klapprige Ding. Dieses aus dem letzten Loch pfeifende, zusammengebastelte und an machen Stellen stümperhaft mit Kaugummi zusammengeklebte Etwas war brechend voll und gefühlt kurz vorm Zerbersten.
Der Fahrzeug war auf maximal 10 Personen ausgelegt, würde ich jetzt mal fachmännisch schätzen.
Aufeinander gestapelt (und zwar sitzend, liegend, stehend, zusammengerollt) und die Gliedmaßen unnatürlich verbogen, waren wir am Ende sicher 80 Mann, Frauen, Kinder, Rinder und Mzungus.
Weiß und privilegiert, wie wir nunmal sind, reisten wir natürlich first class.
Unsere Plätze waren vorn, gleich neben dem Fahrer.
Ab und zu mal einen Ellenbogen in die Rippe zu bekommen oder das Sitzpolster, das von hinten ungemütlich nach vorne gedrückt wurde, ließ sich so gerade noch verschmerzen
Wir wussten nur nicht, was schlimmer war.
Die Abgase oder der Gestank nach Schweiß, der aus jeder Ecke kam und sich in unsere Nase brannte.
Das war wohl mit Abstand das abgefahrenste Öffi-Netz, das ich je genutzt habe.
Und eine sehr sehr lange Stunde.
Die letzten 15 Minuten ging es im Grunde nur bergauf.
Direkt durch den Regenwald.
Überall riesige Bananenstauden.
Es ging tatsächlich so hoch, dass es in meinen Ohren knackte und ich den Druck ausgleichen musste.
Irgendwann quietschte es.
Ruck nach vorn.
Wir standen.
Als sich alle übrigen Körper entwirrt hatten und wir das Höllengefährt verlassen konnten, waren wir direkt im Dschungel.
Da wartete schon eine relativ große Gruppe darauf, uns zu erklären, wie eine Kaffeepflanze zur fertigen braunen Plörre wird.
Jeder einzelne Schritt wurde für und MIT uns durchgeführt.
Da gab es viel Gestampfe, viel Gebrüll, Gesang und Getanze.
Es war nett. Ehrlich.
Und interessant.
Und aufschlussreich.
Aber ein Kaffeetrinker werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr.
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Natürlich waren wir perfekt vorbereitet auf das Kommende.
Natürlich wollten wir tatsächlich mit schneeweißen, flachen Vans durch den aufgeweichten, matschigen Boden des Urwaldes latschen.
Natürlich is das mal wieder typisch für uns.
Einer der Jungs, die uns die Kaffeebohne näher brachten, erkannte das Problem schnell.
Ich konnte gar nicht so schnell NO sagen, wie mein Gegenüber schon seine eigenen Schuhe ausgezogen hatte und sie mir hinhielt.
Ich fühlte mich wie Aschenputtel, als er sie mir am Ende sogar noch anzog und mir die Schuhe band. (!!)
Hilfe, seh ich wirklich so unfähig und bedürftig aus??
Ein Wanderstock war obligatorisch, es war rutschig wie sau und ich hätte mit meinen Vans keine 20 Meter überlebt.
Manchmal hatten wir nur wenige Zentimeter, um darauf zu balancieren.
Unter uns ging es steil bergab.
Die Aussicht war phänomenal.
Ich komme hier tatsächlich an meine Grenzen und kann nicht ansatzweise ausdrücken, was wir gesehen haben.
Es war einfach atemberaubend.
Wir liefen über holprige Feldwege und schmale Trampelpfade, waren die ganze Zeit umgeben von wirklich üppigem Grün.
Was soll ich noch sagen ....
Ja, es war auch anstrengend.
Es ging bergab... bergauf... steil... geradeaus... es war stellenweise sicher gefährlich, aber alles in allem hat es sich mehr als gelohnt.
Den Wasserfall haben wir schon eine ganze Weile gehört, bevor wir ihn sahen und der Anblick, als es soweit war, hat alles überstiegen, was ich mir bis dahin vorstellen konnte.
Er ist um die 100 Meter hoch und das Wasser schließt mit dermaßen viel Kraft nach unten, dass ich lieber nicht in die Nähe kommen wollte.
Den feuchten Sprühnebel dieses Naturwunders spürt und sieht man schon dutzende Meter entfernt.
Und ihr wisst ja, was passiert, wenn 'Regen' und Sonne aufeinander treffen.
Ein Regenbogen perfektionierte also diesen fantastischen Anblick.
Uns machte das sprachlos.
Sowas kenne ich nur von Bildern,... aus Dokus.
Und plötzlich stand ich mitten davor.
Es ging gefühlt nur bergauf und als er meinte, wir müssten bitte etwas schneller laufen (tzz), weckte das unschöne Erinnerungen an die 'grüne Hölle' in Thailand. (remember?!)
Glücklich darüber, unbeschadet dem glitschigen Dschungelboden entkommen zu sein, packte es mich kurz vor Ende des Walks doch noch hin.
Natürlich hab ich laut gelacht und nur heimlich geweint angesichts der roten nassen Erde überall auf meinen teuren Klamotten. 😝
...
Im Anschluss wurden der unfähigen und bedürftigen Vivi übrigens sogar noch die vom Schlamm übersähten Beine gewaschen vom Wanderschuhbesitzer.
(ich musste dafür sogar nur 15 Dollar zahlen. 😜)
Endlich am DallaDalla:
Wir hatten etwas Schiss, dass wir diesmal Holzklasse reisen mussten, aber siehe da-
Die Plätze neben dem (müffelnden) Fahrer waren noch frei. (Hurra!)
Wieder im quirligen Moshi angekommen, mussten wir in einen Bus steigen, der jahretechnisch noch etwas mehr aufm Buckel hatte als der in der Früh.
Zudem war der Bus auch noch voller.
Und 2 nebeneinanderliegende Plätze gab es nur noch in einer 3er Reihe.
Der Fensterplatz natürlich belegt.
Worst Case.
Wir drängelten uns also dorthin.
All eyes on US.
Boah, war das eng.
'Das war doch vorhin nicht so?!'
Ungemütlich hoch 100.
2,5 Stunden, die einfach nicht vergingen.
Jedes Mal, wenn ich auf die Uhr schaute und das Gefühl hatte, dass mindestens 30 Minuten vergangen sein mussten, die pure Ernüchterung.
Keine 3 Minuten waren seitdem ins Land gezogen.
Dazu war es dermaßen wackelig und ungemütlich, was das alles nicht besser machte.
Es war im Grunde wie eine Wildwasserfahrt.
Ohne Wasser.
Und auch ohne Vergnügen.
Die Sitze waren zerschlissen.
Hart und zerschlissen.
Man spürte jede einzelne Feder.
Man wurde bei jeder Bodenwelle hochgeschleudert.
Mit dem Kopf gegen das Dach.
Und wieder runter.
Den Aufprall auf den Sitz hinterher spürte man sehr deutlich.
Zudem musste man aufpassen, dass man nicht von irgendeiner Schraube oder einem scharfkantigen Teil aufgeschlitzt wurde währenddessen.
Überall guckten spitze Dinge raus.
Beine und Po bloß in Sicherheit bringen, war die oberste Prämisse.
Nur mit viel Glück hat sich keiner ernsthaft verletzt.
Das einzige, das an dieser Busfahrt wirklich witzig und unterhaltsam war, war eine ziemlich dicke Frau, die unweit von uns in der letzten Reihe saß.
Jedes Mal, wenn sie sich mit ihren Massen durch den engen und wackeligen Gang zwängte und das tat sie oft, hatte Juli ihre Arme, Beine, Hüfte, den ausladenden Hintern oder die riesigen Basongas auf der Schulter, auf dem Hinterkopf oder in ihrem Gesicht.
Und apropos Gesicht.
Julis Gesicht dabei war einfach köstlich.
Sie hatte die 'Probleme' und ich echt was zu lachen.... (also wenn ich zwischen Hochgeschleudere und unsanften Landungen die Zeit dafür fand)
Wir waren heilfroh, nach einem sehr sehr langen und irgendwie doch sehr lauten Tag endlich wieder in unserer wunderbaren und vor allem ruhigen Lodge zu sein.
Wir waren früh im Bett und der Wecker klingelte ebenso früh, denn wir hatten Großes geplant.
Es sollte zu den heißen Quellen gehen.
Sicher wäre das krass geworden.
Aber nee.
Im Glücksspiel würde man jetzt sagen:
Rien ne va plus!
Nichts geht mehr.
Und es ging echt nichts mehr.
Da hatten wir uns wohl etwas übernommen.
Weniger als eine halbe Stunde, bevor es losgehen sollte, sagten wir den Trip ab und verschwanden wieder unter die Decke.
Und rückblickend war es die allerbeste Entscheidung, die wir nur treffen konnten.
'Go with the Flow' sag ich immer und genau das taten wir.
Endlich schien auch in Arusha so richtig die Sonne.
Gerade an diesem Ort eben nicht so gewöhnlich.
Wir tranken also viel Wasser an dem Tag ... Nee Quatsch... Natürlich wieder alkoholische Dinge und hatten viel viel Spaß in und an der Lodge.
Es war chillig, schön, superwitzig.
Wir hörten gute Musik, planschten im eiskalten Pool und fielen in der Nacht (die in Tansania quasi schon um 19 Uhr beginnt) einfach nur tot ins superbequeme Bett.
Hmm. Leider finde ich jetzt keine passende Überleitung in meinem sonnenverwöhnten Kopf, deshalb werde ich ganz unkreativ diesen Beitrag an dieser Stelle beenden.
Wer bis hierhin gekommen ist, hat sie echt nicht mehr alle. 😝
Ich hatte zwar den tollsten Platz mit dem besten Blick, den ich mir zum stundenlangen Tippen nur vorstellen kann...
... Aber alleine das Verfassen hat mich sehr sehr viel Zeit gekostet und meine Augen aufgrund der vergangenen Digital-Diät ganz schön überfordert zwischendurch.
Dennoch verspreche ich, dass noch mindestens 1 Eintrag kommt.
ParisAthenAufWiederseh'n. 👋