thaikath
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Weltenwechsel in New Orleans

Veröffentlicht: 23.12.2017

New Orleans vom Flugzeug aus


Herzliche Grüße aus dem wunderbaren New Orleans. Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich hier noch im gleichem Land bin, in dem ich jetzt seit so vielen Wochen gereist bin ;). New Orleans ist nämlich absolut anders als alles andere, was ich bislang in den USA gesehen habe. Und das meine ich wirklich völlig wertungsfrei...New Orleans begeistert mich genauso wie der ganze Rest der USA. Nur dass ich nicht fassen kann, dass ein Land so viele Kontraste enthält. Ich hatte vor einigen Jahren das große Glück einmal nach Kapstadt reisen zu dürfen. Und hier habe ich eher das Gefühl, wieder in Südafrika als in den USA zu sein.

Kutsche im Französischen Viertel
Süße bunte Häuser

 Zunächst einmal begegne ich hier !endlich! auch vielen schwarzen Amerikanern. Ca. 75% der Einwohner New Orleans sind schwarz, bei meinen meisten anderen Stationen bin ich größtenteils weißen Amerikanern begegnet. Total aufregend auch endlich mal dieser anderen Seite zu begegnen. New Orleans ist eine der Städte, in der in früheren Zeiten die Weißen viele afrikanische Sklaven hatten. Diese ehemaligen Sklaven sind dann über viele Generationen hinweg in den USA geblieben und bilden somit in Städten wie New Orleans eine Afroamerikanische interessante Kultur. 

Kultige Straßenbahn


Ich entschuldige mich, Menschen von Kulturen zu sehr zu generalisieren, da das mit Sicherheit nicht angebracht ist. Trotzdem muss ich einfach feststellen, dass viele Schwarze die Musik einfach mehr im Blut haben als Weiße. Und von diesem tollen Effekt profitiert New Orleans durchaus. Genauso wie ich es mir vorgestellt habe, wimmelt es hier an jeder Straßenecke von Musik. Bands singen, tanzen und spielen ihre Musik in Kirchen, in Bars,  oder ganz öffentlich auf Marktplätzen. Ganz klischeehaft trifft man hier vor allen Dingen auf Jazzmusik. Ich fühle mich regelrecht völlig talentfrei, wenn ich die Klarinettisten hier beobachte. Denn die Jahre meiner Klarinettenerfahrung kommen da niemals ran, da könnte ich noch 100 Jahre üben. Es ist ein so tolles Gefühl durch die Straßen zu schlendern, oder seinen Kaffee oder sein Bier zu genießen, während man dabei gut gelaunte, live Jazzmusik vernehmen kann. Diese Musik vermag einfach eine riesen Lebensfreude und Gelassenheit auszustrahlen. Die Musiker leben einfach das, was sie tun, das ist nicht zu verkennen.

Brassband auf der Straße
Musik im French Quarter

 Und ein weiteres Klischee wird durch die Stadt absolut erfüllt: Gutes Essen! Oh mein Gott, hier gibt es eine kulinarische Vielfalt wie kaum sonst in Städten. Da nah am Meer gelegen, gibt es natürlich viele Meeresfrüchte. Außerdem ist das Wetter hier klasse warm (ja, sogar noch um einiges wärmer als in Kalifornien) und gleichzeitig gibt es viel Regen. Das heißt, hier wachsen viele Früchte und Gemüsesorten, die man (leider meist frittiert) frisch zubereitet zu sich nehmen kann.

Super leckeres, ungesundes New Orleans Frühstück

 Die kulinarische Vielfalt New Orleans' lässt sich auch wieder durch den geschichtlichen Hintergrund gut erklären. Wegen der Nähe zum Meer siedelten sich einige Europäer in New Orleans an, durch New Orleans versuchten sie quasi einen Zugang in die USA zu erhalten. Dabei kamen vor allem viele Franzosen und Italiener in dieser Südstaat, deren Einfluss bis heute unverkennbar bleibt. Zum einen zeigt sich deren Einfluss in der guten, vielfältigen Küche New Orleans. Zum anderen aber auch im Baustil der Häuser. So ist das bekannteste Viertel wohl das "French Quarter", in welchem die Häuser tatsächlich an Frankreich erinnern und den Stil der Stadt ganz besonders machen. Der Baustil in der gesamten Stadt ist meiner Meinung nach so unglaublich hübsch und süß. Ganz viele Häuser haben tolle, riesige Balkone und Veranden. Während im French Quarter viele Häuser klein und süß sind, findet man im Gartenviertel der Stadt riesen Villen, in denen einst reiche Kolonialmächte lebten. Auch hier könnte der Kontrast nicht größer sein, wenn man von Stadtviertel zu Stadtviertel geht. Während man in den einen Ecken gefährlich lebt und mit unglaublich viel Armut konfrontiert ist, sind andere Viertel reicher denn je. So konnte ich Häuser von Sandra Bullock oder Nicolas Cage begutachten.

Nette Villen im Gartenviertel

 Die Armut in New Orleans ist ein recht trauriger Aspekt, der mich vielleicht so an Südafrika erinnert. Viele lungern hier auf den Straßen herum, sind obdachlos, trinken, haben keine Arbeit. Generell berichteten mir Einheimische sei es in New Orleans schwierig einen guten Job zu finden, mit dem man viel Geld verdiene. Armut führt leider oft zu Neid und Kriminalität. So gut die Stadt mir auch gefällt, hier ist die Station, in welcher ich mich bislang am unsichersten fühlte. Nachts hier alleine herumzulaufen ist wirklich nicht ohne und das, obwohl ich eigentlich nachts keine Angst habe. Aus dunklen Ecken erscheinen plötzlich Gestalten und quatschen einen an. Sogar andere Frauen meines Alters waren ganz begierig meine Handtasche zu bekommen. Und ihr habt sicherlich schonmal von der Bourbonstreet in New Orlean gehört, oder? Sie ist wohl die bekannteste Straße hier, auf welcher sich viele Jazzbars und Clubs sammeln. Tagsüber war es auch interessant, darüber zu schlendern. Nachts jedoch sollte man besser von dort zurückbleiben, sie ist scheinbar eine der gefährlichsten Straßen der USA. Und da ich noch ein paar andere Ecken Amerikas sehen möchte, bin ich dieses Risiko nicht eingegangen ;).

Die "gefährliche" Bourbonstraße
Schaut euch die Balkone an =)



 Keineswegs aber möchte ich mit diesen Aussagen jemanden davon abhalten New Orleans anzusehen! Die Atmosphäre hier muss man einfach mal erlebt haben. All die tolle Musik, die guten Düfte, das leckere Essen. Die interessanten, vielschichtigen Menschen. New Orleans ist wohl eines der typischen Bilder dafür, wenn man die USA als "Meltingpot" der Kulturen beschreibt. Die verschiedensten kulturellen Einflüsse machen diese Stadt so besonders. Außerdem ist natürlich der Mississippi, der durch die Stadt fließt, ein sehr sehenswerter Fluss und macht das Stadtbild noch schöner.

Mississippi River


 Ehrlich gesagt hatte ich zunächst meine Zweifel, ob New Orleans einen Besuch wert ist, da ich dachte mit Miami genug des Südostens gesehen zu haben. Jetzt abschließend bin ich aber unendlich froh, hier gewesen zu sein. New Orleans ist einfach nochmal ein ganz anderes Bild von Amerika, diese Stadt sollte man einfach mal gesehen und vor allem miterlebt haben! Vor allen Dingen weiß niemand so genau, wie lange es New Orleans in dieser Form noch geben wird. Die Stadt ist leider äußerst Hurricane- und überflutungsgefährdet. Könnt ihr euch noch an Katrina 2005 erinnern? Er gilt als einer der schrecklichsten Naturkatastrophen aller Zeiten für die USA und er traf mitten auf New Orleans. 1.800 Menschen starben durch die Folgen des Hurrikans und durch Deichbrüche stand die Stadt mehrere Meter unter Wasser. Das muss schrecklich für alle Einwohner New Orleans' gewesen sein und hat immense Schäden angerichtet. Allerdings muss ich mit meiner neugierigen, fragenden Art an dieser Stelle sehr vorsichtig sein. Viele Einwohner hier möchten darüber nicht mehr reden und dieses Trauma einfach hinter sich lassen, statt immer wieder darüber reden zu müssen. Jeder so, wie es für ihn/sie am besten ist...Erstaunt bin ich dennoch, dass so viele ihre Häuser wieder aufgebaut zu haben scheinen und nach wie vor glücklich in New Orleans leben in dem Wissen, dass die nächste Naturkatastrophe jeder Zeit kommen könnte. Respekt vor so viel Mut und Heimatliebe!

Im Pharmaziemuseum (sehr interessant!



Eigentlich wollte ich hier in New Orleans Couchsurfen und habe das während meiner ersten Nacht auch getan. Und obwohl mein Host sehr nett war (wir haben sogar eine Motorradtour durch die City gemacht, die absolut Hammer war) musste ich leider nach der ersten Nacht abbrechen...Langsam aber sicher komme selbst ich mit meinem Entdeckergeist an meine Grenzen. Die ganze Zeit schon über verschleppe ich wohl ein wenig eine Erkältung und hier in New Orleans hat sie sich wohl Raum genommen mal in vollen Zügen auszubrechen. Mein Körper will mir wohl zeigen, dass ich etwas mehr Ruhe brauche und so habe ich versucht, bestmöglich darauf zu hören. Auch wenn das Reisebudget sich nicht wirklich darüber gefreut hat, habe ich mir so ein Privatzimmer genommen und versucht, mir Ruhe zu gönnen. Das ist wirklich ein Punkt, an dem ich enorm lernen darf, zu wachsen. Mal ruhig zu liegen, "Nichts" zu tun und zu entspannen fällt mir unglaublich schwer. Ich komme mir dabei so schlecht und nutzlos vor...und vor allem in einem fremden Land ohne liebe Menschen, die einen aufpeppeln, ist das gar nicht so leicht. Aber ich versuche mich in Ruhe zu üben und somit über Weihnachten gesund zu werden...

Jackson Square im French Quarter von oben

Apropos Weihnachten: Ich hoffe, ihr seid schon alle ganz gespannt und in Vorweihnachtsstimmung. Mir fällt  bei 25 Grad immer noch ein wenig schwer zu glauben, dass Weihnachten sich mit großen Schritten nähert! Ich bin sehr gespannt auf mein erstes Weihnachtsfest fernab von der Heimat. Noch denke ich, mir wird das sicherlich leicht fallen. Aber ich habe schon oft Sachen gedacht und sie dann im eigentlichen Moment anders gefühlt...also bin ich gespannt, mich auch in der Hinsicht besser kennenzulernen! Jedenfalls habe ich das riesen Glück an Weihnachten nicht alleine sein zu müssen, sondern sogar bei einer großen Familie eingeladen zu sein. Und das in einem der wohl traditionellsten Staaten der USA. Für mich geht es morgen auf in den Wilden Westen nach Texas. In einem Dorf nahe Dallas, das sogar weniger Einwohner hat als mein Ursprungsdorf Saeffelen, werde ich auf einer texanischen Farm Weihnachten verbringen. Ich bin super gespannt, Weihnachten mit Barbecue im amerikanischen Style, sicherlich eine Erfahrung fürs Leben :D. Ob man diese Erfahrung mal gemacht haben muss, kann ich euch bald berichten. Falls bis dahin schon Heiligabend bei euch vorbei ist, wünsche ich euch an dieser Stelle schon allen ein besinnliches, glückliches Weihnachtsfest, hoffentlich mit euren liebsten Menschen. Möget ihr alle vom Alltagsstress entspannen können und euch Zeit nehmen für das wichtigste im Leben: Für euch selbst und die Menschen, die ihr am meisten liebt! Nutzt die Zeit ein wenig in euch hineinzuhorchen, vielleicht schlummern in dem ein oder anderen ja auch verrückte Reise- oder Abenteuerträume. Ich kann euch sagen, diesen nachzugehen lohnt sich!

Bierchen bei einer Jazzband



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