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Hippiebergdorfleben in Pai

Veröffentlicht: 20.01.2019

Hallo ihr Lieben und herzliche Grüße- mal wieder aus einem Minivan, leeeider leider schon auf dem Rückweg von Pai. Ach, was war das wunderschön im von Bergen umgebenen Pai, definitiv einer der schönsten Orte, den ich je gesehen habe. In diesem schnuckeligen Bergdorf durfte ich nochmal realsieren, dass ich der absolute Bergmensch bin. Es gibt doch nichts Schöneres, als morgens aufzuwachen und auf traumhafte Berge zu blicken, frische Luft zu schnuppern und ein entspanntes Leben zu genießen. Genau das und noch viel mehr bietet Pai. Pai ist ein kleiner Ort mit nur wenigen tausend Einwohnern, er ist drei Stunden mit dem Auto von Chiang Mai entfernt und gilt seit langer Zeit als "Hippiedorf". In Pai sammeln sich Aussteiger, Querdenker, Chiller und Naturliebhaber aller Art. Natürlich wird diese Perle wegen ihrer Einzigartigkeit auch von immer mehr Reisenden entdeckt, die die Restaurants, Bars und Märkte in größerer Anzahl besuchen als die Einheimischen. Doch trotz des für den kleinen Ort recht hohen Tourismusaufkommens war es sehr leicht, sich in Pai wohlzufühlen. Die Reisenden, die sich hier tummeln, sind nämlich keineswegs Familien-, Honeymoon- oder Pauschalurlauber, wie in Koh Lanta. Viel mehr handelt es sich hier um ein Paradies für Backpacker und Hippiereisende, wodurch die Atmosphäre ihren einzigartigen Charakter behält. Wer nach Pai reist, muss dies wirklich wollen, die Anreise ist nämlich kein Zuckerschlecken. Mir ist gerade im Minivan ziemlich übel, die Anreise ist nämlich die kurvigste Strecke, die ich je gefahren bin. Über 700 Kurven trennen Chiang Mai und Pai, ich habe im Minivan noch niemanden getroffen, an dessen Magen das ganz spurlos vorübergeht. Einmal in Pai angekommen vergisst man die turbulente Anreise wegen der bestechende Schönheit und wegen der Freundlichkeit der Menschen jedoch ganz schnell wieder. Nachdem Connor, Josh und ich mit großen Augen angekommen waren und in unserem zugegebenermaßen ziemlich heruntergekommenen Hostel (Zimmertür nicht schließbar, sodass nachts Katzen hereinkamen und auf unseren Betten turnten und miauten, duschen nur kalt, permanente Stromausfälle; was aber gar nicht schlimm, sondern eher lustig ist, wenn man sich zu Dritt einen Spaß daraus macht) eingecheckt hatten, schlenderten wir gleich durch die wunderschöne Fußgängerzone, aßen gutes thailändisches Essen auf dem wunderschönen Nachtmarkt und pilgerten von Bar zu Bar, um die Livemusik (meinstens Reggae) zu genießen. Obwohl Drogen in Thailand offiziell strikt verboten sind (Gefängnisstrafe droht, de Facto sehe ich aber immer wieder, dass Touristen, die erwischt werden, eher ein nettes Sümmchen Geld zahlen müssen statt in den Knast zu gehen- Willkommen Korruption), bekommt man hier in jeder Bar Joints oder Pilze angeboten. Der Alkohol ist überdies zu vergleichbar guten Preisen erhältlich, sodass man hier bei der ausgelassenen, entspannten Stimmung gar nicht anders kann als das ein ums andere Gläschen zu leeren. Was mir an Pai so gut gefällt ist der Umstand, dass man hier zwar super chillen und feiern kann, gleichzeitig aber auch ganz viel unternehmen kann, wenn man das denn will. Nachdem ich einige Reiseblogs und Reiseführer durchforstet hatte, plante ich somit eine Scootertour zur Entdeckung der Naturschönheit für Josh, Connor und mich für den nächsten Tag. In der Hinsicht ergänzen die Jungs und ich uns prima: Die beiden würden tatsächlich ohne jeglichen Plan ihre Reisetage verbringen und einfach essen, trinken, in der Sonne sitzen und Leute kennenlernen. Ich hingegen würde den ganzen Tag auf Achse sein, möglichst viel sehen wollen und dabei vergessen mal zu entspannen oder einfach ruhig bei einem Bierchen zu sitzen. Ich finde es unglaublich faszinierend, wie man so entspannt sein kann wie Josh, Connor und die meisten anderen Reisenden hier. Im Gegensatz zu mir haben sie keinerlei Angst, irgendwas zu verpassen, machen sich kaum Sorgen und leben einfach komplett in den Tag hinein, während ich alles viel zu stramm durchtakte. Auf eine Art und Weise leben sie damit so viel glücklicher als ich, auch wenn sie selbst Nachteile in diesem Lebensstil sehen. Ich hoffe sehr, mir eine gesunde Scheibe von dieser lockeren, positiven Einstellung mit heimnehmen zu können. Ein erster Schritt ist getan, ganz viel Bob Marley Musik hören =). Andererseits jedoch sagen die Jungs, dass sie meine Struktur ungemein beneiden und dankbar sind, dass ich Touren und Events plane. Völlig unkompliziert fahren sie dann Roller, nehmen mich hinten drauf mit und steuern dann die Orte an, die ich vorschlage und die Google Maps mir ausspuckt. Während ich für ihr Fahren sehr dankbar bin, sind sie dankbar, Dinge zu sehen, die sie ohne Planungsmaster Kathrin nie erkundet hätten. Könnten wir uns doch in unseren Eigenschaften mischen, dann wäre das Leben sowohl für die Jungs, als auch für mich einfacher. Da dies jedoch leider nicht so leicht geht, werde ich mich wohl selbst immer wieder darin trainieren müssen, mehr zu entspannen und dass es keine Schande ist, in einem Ort auch mal nicht alles zu sehen. Das Leben hat auch ohne eigenen Plan immer einen Plan für einen, wie es scheint, Josh und Connor kommen jedenfalls auf Reisen locker durch...

Da mein Planergeist aber in Pai noch aktiv war, hatten wir einen wunderschönen, vollgepackten Scootertag. Wir erkundeten zunächst einen ganz tollen Canyon nahe Pai, durch den man, wenn man mutig ist, durchklettern kann. Ich kenne ja einige Canyons aus Amerika, bei denen die meisten Wanderwege klar ausgezeichnet und mehr oder weniger abgesichert sind. Nicht so bei diesem Canyon hier. Vorgegebene Pfade gab es kaum, Absicherungen nirgendwo, sodass man auf eigene Gefahr klettern und hindurchwandern konnte, oder eben auch nicht. Ich konnte die beiden von ein wenig Kletterei überzeugen, sodass wir tolle Ausblicke erhaschten. Weiter ging unsere Tour zu sogenannten "Land Splits". Hier konnte man gut sehen, wie Erdbeben den Boden teilten und tiefe Schluchten kreierten. Danach erkundeten wir verschiedene Wasserfälle, einige waghalsige Touristen trauten sich dabei von der Spitze der Wasserfälle ins Wasser zu rutschen, Lebensgefahr inkludiert. Gott sei Dank waren aber alle Springer, die wir beobachteten, talentiert genug zu springen und gleichzeitig an ihrem Leben festzuhalten. Weiterhin fuhren wir zur längsten Bambusbrücke Thailands, ein sehr faszinierendes Gebilde. Die Brücke, welche komplett aus Bambus gebaut ist, ist über 1km lang und verbindet ein Kloster mit einem Minidorf. Es war richtig toll, über diese Brücke zu laufen und dabei das wunderschöne Bergdorf mit den entspannten, fröhlichen Einwohnern zu beobachten. Als wir auf der Brücke standen, sahen wir unter uns nicht nur Reisfelder (zum ersten Mal in meinem Leben live gesehen, sieht echt spannend aus), sondern auch Büffel im Wasser schwimmen und Vögel bei der Jagd. Auch wenn es ein tolles Gefühl war, den Bambus unter den Füßen knarschen zu spüren, so fühlte sich die Brücke ehrlich gesagt nicht wirklich stabil an. Gott sei Dank sind die meisten Thailänder klein und schmal, ich weiß nicht, ob die Brücke ansonsten so alt werden würde...Bei meiner Dschungeltour im Nationalpark lernte ich allerdings, dass Bambus ein sehr gutes, nachhaltiges Material sei, um Möbel, Behälter und andere Dinge zu bauen. Bambus sei überaus stabil, vergehe nach 3 Jahren in der Natur eh (d.h. kann dann leicht geerntet werden ohne der Natur zu sehr zu schaden) und sei ganz leicht anzubauen. Statt Holz und Plastik sei es eine super Alternative auf Bambusprodukte zurückzugreifen, leider ist dieser Trend aber noch nicht so verbreitet. Gerade bei der aktuellen Debatte um Strohhälme und Plastikbesteck in Deutschland, denkt doch mal an Bambus als Alternative :). Solltet ihr das nicht im Supermarkt finden, kann ich euch dafür einen Abstecher nach Thailand nur wärmstens empfehlen ;). Die Bambusbrücke hat unserem westlichen Gewicht zumindest auch standgehalten (ja ich weiß, ich bin ein gutes Beispiel für den großen Europäer ;)), schonmal ein gutes Zeichen der Qualität.

Unsere Scootertour endete schließlich in einem richtig süßen chinesischen Dorf mitten in den Bergen Nordthailands. Hier hat sich eine chinesische Gemeinschaft angesammelt und lebt dort auf chinesische Weise (entsprechende Essens- und Kleiderstände) fernab der Zivilisation. Sehr spannend zu sehen und nochmal zu realisieren, dass es riesige Unterschiede in den Lebensweisen der verschiedenen asiatischen Länder gibt. Ehrlichgesagt tue ich mich dabei mit der chinesischen auf mich wirkenden unfreundlichen, kühlen Art noch schwer, aber wer weiß, was die von mir denken. Das chinesische Dorf hatte jedenfalls einen wunderschönen Aussichtspunkt, von dem aus wir schließlich einen wunderbaren Sonnenuntergang beobachteten. Was ein toller Tag umgeben von so imposanten Bergen und Tälern! Natürlich wurde der Abend mit Livemusik und Alkohol gekrönt, die Jungs brauchten schließlich eine Belohnung für all das Rumlaufen mit mir. Aber ich muss gestehen, dass Ausgehen in Pai auch mir echt gut gefällt, die Livemusik und entspannte Atmosphäre machen so viel Spaß, dass sogar ich dafür mal einen dicken Kopf und wenig Sightseeing am nächsten Tag in Kauf nehme. Doch auch trotz leichten Katers und trotz uns weckender Katzen in der Nacht, unternahmen wir heute noch eine nette Wanderung in Pai zum "White Buddha", bei welchem es sich um eine riesige, weiße Buddhastatue in mitten eines Berges in Pai handelt. Wir pilgerten dort hoch und erhaschten nochmal tolle Ausblicke über das süße Bergdörfchen. Ich könnte stundenlang so etwas machen, einfach irgendwo hochwandern und den Blick auf Berg und Tal genießen. Leider hat mein Planungsdrive mir diese Möglichkeit die Ausblicke in Pai weiter zu genießen mal wieder gennommen. Nach nicht mal 3 Tagen verlasse ich Pai schon wieder, obwohl ich so gerne noch weitere Wasserfälle, Höhlen und die heißen Quellen der Gegend erkundet hätte. Außerdem wäre ich gerne mit Connor und Josh weitergereist, die natürlich ohne vorher gemachten Abreiseplan spontan noch in Pai bleien können: Irgendwie sind wir zu einer Minifamilie geworden. Jeder mit seinen Marotten, Eigenarten und eigenen Präferenzen, an vielen Stellen völlig unterschiedlich und trotzdem, oder gerade deshalb haben wir uns gegenseitig so schätzen gelernt. Wir haben uns einfach mit unseren Macken angenommen, liebgewonnen, eine tolle Zeit miteinander verbracht, uns gleichzeitig aber auch gespiegelt, wie verrückt wir manchmal leben. Wenn man so ein Vertrauen aufbaut und bei den anderen halbwegs echt sein kann statt Travelsmalltalk halten zu müssen, tut es echt weh alleine zu gehen und solche Menschen zurückzulassen. Trotzdem bin ich schon auf dem Weg zurück nach Chiang Mai, da ich von hier aus ab morgen eine dreitägige Bergtour gebucht habe: Wandern und Rafting in den Bergen und im Dschungel, übernachten und kochen lernen bei Bergvölkern und mit ein wenig Glück Elefanten sehen. Natürlich freue ich mich auch riesig auf diese Tour in der Hoffnung, dass es so toll wird, wie ich es mir vorstelle. Trotzdem erfahre ich gleichzeitig wieder den Nachteil meiner Planungswut: Viel zu früh viel zu schöne Orte verlassen ohne spontan doch noch länger bleiben zu können. Wieder einmal erinnere ich Mönch KKs Worte: "For a happy life, just try to find balance! Balance is the key in every sphere of life!" Sicherlich sehr wahr...nur wie ich Balance konkret umsetzen könnte im inneren Zwiespalt zwischen Planungswut und einfach in den Tag leben, müsste ich KK nochmal fragen. Vielleicht kann er mir bei der Lösung helfen...ansonsten: Das Problem zu erkennen, ist ja hoffentlich schon die halbe Lösung. In diesem Sinne hoffe ich auf eine Eingebung in den Bergen ;). Nicht wundern, wenn ihr länger nicht von mir hört, bei den Bergvölkern wird es weder Strom, noch Internet geben. Ich wünsche auch euch eine entspannte Woche, während ich mitten in der Natur chillen darf!

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