Veröffentlicht: 17.01.2019
Ganz herzliche Grüße aus dem wunderebaren Chiang Mai nach Europa. Bevor ich mit den Details loslege, muss ich euch ein Geheimnis verraten! Ich kann es nicht mehr länger für mich behalten, da ich so glücklich bin. Deswegen werde ich offiziell verkünden: Ich habe mich verliebt
Es begann wie jede gute Liebesstory, ganz unverhofft und überraschend. Meine neue Liebe war einfach so da als ich aus dem Flieger stieg, sie begrüßte mich nach einem langen Tag mit dem perfekten Mix aus Ruhe und Aufregung, mit einem leisen Lied auf den Lippen. Ihre Kleidung hatte die beste Mischung aus bunten Lichtern und dunklen Farben, ihre Temperatur war perfekt, sodass sie mich mit leichter Gänsehaut perfekt durchatmen ließ. Ihr Geschmack ist einzigartig gut, sodass selbst mein grummelnder Magen nicht widerstehen konnte und ihre Haut ist unfassbar schön, bedeckt von Parks, Joggingstrecken und Bergen. Was mein Herz aber am meisten erobert hat, war ihr Lächeln. Sie strahlte so echt und herzlich, wie ich es seit Begeinn meiner Reise nicht gessehen habe. Da war mir klar: Ich hab mich unsterblich verliebt! In niemand geringeren als die nordthailändische Stadt Chiang Mai.
Ja ich weiß, ihr denkt, jetzt übertreibt Kathrin langsam mit ihrem poetischen Geschwafel. Aber ich möchte euch unbedingt teilhaben lassen an meinem riesen Glücksgefühl in dieser tollen Stadt. Ich hatte ehrlich gesagt kaum eine Idee von Chiang Mai und hoffte einfach, es würde besser zu mir passen als Koh Lanta. Und wie es so oft ist, wenn man es schafft, seine Erwartungen loszulassen: Ich wurde absolut positiv überrascht. Schon nach Ankunft am Flughafen fühlte ich mich pudelwohl, sicherlich auch bedingt dadurch, dass die Nacht "endlich" nochmal halbwegs kühl war (so gefühlt ca. 18 Grad) und ich durchatmen konnte. Mit meinem Rucksack stapfte ich müde aus dem Flughafen und hatte sofort das Gefühl trotz der späten Uhrzeit die Stadt erkunden zu wollen. So tappte ich trotz schweren Rucksacks (an dieser Stelle 1000 Dank an meine liebe Freundin Mara, die mir den sehr bequemen Rucksack ausgeliehen hat; hätte ich ihn nicht mit viel zu viel unwichtigem Zeug vollgestopft, wäre er noch besser tragbar ;) ) nachts aus dem Flughafen raus und statt mich ins erste Taxi zu setzen, lief ich einfach durch die Stadt Richtung meines Hostels (an dieser Stelle ein unfassbar großer Dank an Google Maps :D). Ich fühlte mich gleich wohl und sicher, die Thailänder, die mir hier mitten in der Nacht begegneten, lächelten mich tatsächlich herzlich an, boten mir Begleitung beim Laufen bzw. sogar Fahrten zum Hostel an und schienen ihr Leben zu genießen. Ich zog an authentischer Livemusik und an Bars vorbei, in denen die Thailänder tatsächlich richtig Lebensfreude zu verspüren schienen und ausgelassen feierten. Nach 2 Wochen des Gefühls die Einheimischen zu nerven, könnt ihr euch gar nicht vorstellen, wie schön und erleichternd das Gefühl ist, auf der Straße angelächelt zu werden und mit Interesse begrüßt zu werden. Eine Nordthailänderin erklärte mir, dass dies keineswegs nur ein subjektiver Eindruck sei. Die Thailänder im Süden seien generell (auch unter Thais, nicht nur wegen der Touristen) bekannt für ihre unfreundliche Art, im Norden sei man viel herzlicher. Hier im Norden sprechen zwar gefühlt noch viel weniger Thailänder auch nur ansatzweise Englisch, trotzdem spürt man, wie leicht es möglich ist, sich mit Händen und Füßen zu verständigen, wenn man denn nur will.
Auch mein Hostel ist wunderschön. Ein riesen Pool (der hier wegen fehlendem Meer sehr nützlich ist), überall Hängematten, "kleine" Zimmer (mit nur 6 Personen pro Raum) und sehr freundliche Gastgeber laden ein, hier den ganzen Tag zu verweilen. Gott sei Dank ist Chang Mai so schön, dass ich das Hostel dann doch manchmal verlasse. Diese Nordperle Thailands mit knapp 150.000 Einwohnern scheint einfach wie für mich gemacht zu sein. Hier fährt man Fahrrad, es gibt Gehwege und einen süßen Kanal, an dem man joggen kann. Als ich in einem Park umhertrottete, fand ich zu meinem großen Erstaunen sogar ganz viel Sportgeräte, an denen man kostenlos trainieren kann und unzählige trainigswütige Thailänder, die durch den Park joggten, Krafttraining machten, oder sogar angeleitete Fitnesskurse dort absolvierten. Bei so viel Sport kann ich mich nur wohlfühlen :)! Außerdem ist Chiang Mai wesentlich günstiger als der Süden Thailands, unzählige kleine Essensstände und süße Restaurants bieten für kleines Geld sehr gute Speisen an. Glücklicherweise kann mein Magen diese mittlerweile auch wieder ohne Ekelaversion vertragen, bei so viel positiven Vibes ging die Heilung wie von selbst. Apropos thailändisches Essen, kennt ihr Pad Thai? Die typische Thailändische Speise, es handelt sich dabei um eine Art gebratener Nudeln mit Gemüse, nach Wunsch Fleisch und super Gewürzen. Seeehr, sehr lecker, kann ich nur empfehlen. Und noch ein Fakt zum Essen in Thailand: Ich als Grobmotorikerin hatte schon leichte Ängste hier zu verhungern, da ich dachte, dass man nur mit Stäbchen essen kann. Ich weiß, so schwer ist das nicht...aber fragt gerne meine Saarbrücker Mädels, trotz viel Übung bekomme ich es einfach nicht hin. Glückerlicherweise verhungere ich hier trotzdem nicht, denn ein mir zuvor unbekannter Fakt über Thailand: Hier isst man fast alles nur mit Gabel und Löffel. Glück gehabt ;).
Aber weiter zum Schwärmen über Chiang Mai, noch ein paar nette Fakten, damit ihr nicht denkt, ich verliebe mich einfach so in jeden. Da es in dieser Stand mehr um Kultur, Spiritualität und Wandern in den Bergen als im Süden geht, bin ich auch mit den Menschen, die ich hier treffe, viel mehr auf einer Wellenlänge als mit den Partystrandurlaubern. Leute, die hierher kommen, entscheiden sich bewusst für Chiang Mai statt für einfach irgendeine schöne Insel und sind damit ähnlich wie ich an beispielsweise spirituellen Lebensthemen interessiert. Aber jetzt zur Spiritualität, ich muss euch als nächstes unbedingt über meinen zweitägigen Klosteraufenthalt hier in Chiang Mai erzählen, der ja den Beginn meiner Reise ins nördliche Thailand darstellte. Leider gibt es dazu kaum Bilder, da Handys tabu waren und man sich auf sich selbst statt aufs Außen konzentrieren sollte. Aber ich kann mich ja gut in lange Worte fassen ;), deshalb versuche ich ein wenig zu beschreiben, was ich so erlebt habe: Nachdem andere Reisende mir diese spirituellen Tage empfohlen hatten, buchte ich kurzerhand in Koh Lanta den Klosteraufwand für unmittelbar nach meiner Ankunft in Chiang Mai (wird nur 1x wöchtentlich in dieser Form angeboten, darum so schnell gebucht). Es ging in einem buddhistischen Tempel los, in welchem uns ein junger Mönch über den Buddhismus und über sein Leben als Mönch erzählte. Das war super spannend, vor allem gefiel mir die Einstellung des Mönchs (vieler Buddhisten) sehr gut. Keiner hat von einem von uns (wir sind 45 Meditationswütige, übrigens alles Westler) erwartet zum Buddhismus zu konvertiren, unsere Religion aufzugeben oder an irgendeine Lehre zu glauben. Vielmehr wurde uns klar gemacht, dass der Buddhismus eher eine Philosophie ist, ein Weg, eine Lebensbalance zu finden, die jeder (Christ, Muslim, Jude, Hindu, Atheist,...) leben kann, oder eben auch nicht. Die Wurzel aller Probleme wird im Buddhismus (und auch meiner Meinung nach) in Dysbalancen gesehen. Keine Balance zwischen Arbeit und Entspannung, zwischen nehmen und geben, zwischen Bewegung und Ruhen, zwischen Reden und Schweigen, zwischen verschiedenen Menschen,...führen zu mentalen und körperlichen Problemen. Der Buddhismus hat das Ziel, dass Menschen sich von diesem Leiden, von diesen Dysbalancen befreien, indem sie 1. Gutes tun und Böses vermeiden sollen (z.B. nicht töten, d.h. auch keine Tiere -> kein Fleisch essen, aber auch z.B. keine Ameise zertreten); 2. Sich mental trainieren sollen (v.a. in Form von Meditation), 3. Zur Weisheit finden sollen.
Bei unserem Retreat sollte es insbesondere um den 2. Punkt gehen, also ums Meditieren. Meditieren, dieser moderene Gesellschaftstrend, warum macht man das überhaupt?! Einfach weil es cool ist? Laut buddhistischer Philosophie ganz und gar nicht, es steckt viel mehr dahinter. Meditation sei viel mehr ein Weg, der zum Glück führe, indem man durch diesen lerne, alles im Leben, vor allem aber auch Leiden zu akzeptieren. Leiden, wieso soll man so einen Mist auch noch akzeptieren? Da Leid für jede/n ein Teil des Lebens ist, auch wenn so viele von uns das immer wieder verdrängen wollen und sich alles schönreden. Jede/r leidet immer wieder, jeden Tag aufs Neue: mental, physisch und emotinal! Nichts im Leben ist permanent, alles verändert sich, wir werden älter, weniger schön, verlieren unsere Kräfte. Wir verlieren Besitztümer, andere Menschen, und Eigenschaften, die das Ego glaubt zu besitzen. Erst dann, wenn wir lernen, die Verluste zu akzeptieren und wenn wir durch Meditation verstehen, dass diese scheinbaren Verluste unser Leiden verursachen und diese Verluste dann loslassen, finden wir laut Buddhismus Freiheit vom Leid. Das ist jetzt sehr kurz gefasst und sicherlich nicht genau richtig und auf den Punkt, soll aber eine kurze Zusammenfassung darstellen, wozu Meditation dienen kann.
Nach dieser theoretischen Einführung in den Buddhismus wurden wir alle in weiße Klamotten gepackt, die die Figur verhüllen sollten und dann wurden wir zu einem anderen Tempel auf einen Berg gefahren, um dort die Praxis der Meditation durchzuführen. Wie sah das aus? Zunächst einmal wurden wir angehalten, 2 Tage lang zu schweigen. Für mich war bereits das das Allerbeste: Mal einfach die Erlaubnis zu haben, nur bei mir zu sein, ohne nett zu anderen Reisenden sein zu müsen und ohne zu socializen, ein Traum. Es ist sehr berührend, wie viel näher man sich selbst ist, wenn man einfach mal die Klappe hält und nicht meint, zu jedem Hinz und Kunz nett sein zu müssen und sich durch Mimik und Gestik möglichst gut darzustellen. Schade, dass ich erst die offizielle Erlaubnis brauche zu schweigen und aufzuhören nett zu sein, statt mir das auch so im Alltag mal zu gönnen. Ich werde jedenfalls dran arbeiten und auch so öfter mal ruhig sein, wenn ich Zeit für mich brauche. Außer Schweigen, das vielen scheinbar gar nicht so leicht fiel, haben wir aber natürlich auch Meditationspraktiken und die Theorie dahinter gelernt. Zum Beispiel Meditation im Sitzen, bei der man sich einfach nur aufs Atmen konzentriert und dabei alle Gedanken und Gefühle vorbeiziehen lässt. Man schaut sich an, was da so kommt, lässt es aber gleich wieder los, indem der Fokus beim Atmen bleibt. Klingt sehr einfach, ist es aber nicht. Sich immer wieder auf den Atem zu fokussieren ist viel mehr ein hartes Stück Arbeit, da der Kopf (gerade bei mir) ständig lieber was anderes denken will und über die Zukunft sinnieren will statt über den aktuellen Moment. Ich habe für mich bei dieser Sitzmeditation wieder sehr viel gelernt: Eigentlich sind wir alle "Nichts" bzw. "Alles". Wir sind nur das, was atmet. Alle Gefühle und Gedanken und körperlichen Empfindungen, die währenddessen auftreten, ziehen nach kurzer Zeit vorbei und sind vergänglich. Das Gedanken- und Gefühlschaos sind eigentlich gar nicht wir, das sind viel mehr nur Geschichten, die unser Kopf erzählt und Wahrnehmungen, die nicht von Dauer sind, sondern sich unser Ego ausdenkt. Wenn man sich wertefrei Gedanken und Gefühle nur ansieht, sind sie gar nicht so schlimm. Sie ändern ja nichts an dem "selbst", das da einfach sitzt und atmet, sie sind einfach temporäre Erscheinungen, denen wir gar nicht so intensiv zu folgen brauchen. Sehr philosopisch und vielleicht ein bisschen abgespact klingend, ich weiß, trotzdem muss ich meine neue Erkenntnis hier teilen. Schade nur, dass Erkenntnis und Umsetzung so weit voneinander abweichen. So darf ich wohl viel üben, um irgendwann meine neue Einsicht zu verinnerlichen und immer bei allen Gefühlen und Gedanken ruhig zu bleiben. Unser Mönch (Phra KK) empfahl zumindest 20 Minuten am Morgen und 20 Minuten am Abend zu meditieren, um nachhaltige Erfolge zu verspüren. Ich nehme es mir fest vor, da Meditation echt entstressen kann und Abstand von allem nehmen lässt. Ob ich das schaffe? Fragt mich bitte alle regelmäßig, damit ich eine Motivation habe, dranzubleiben. Wir lernten außerdem Meditation im Liegen. Ein guter Tipp, wenn man nicht schlafen kann und von innerer Unruhe geplagt ist: Sich einfach hinlegen und immer nur aufs Heben und Senken der Bauchdecke achten. Wenn Gedanken kommen, sich immer wieder liebevoll zurück zur Bauchdecke lenken. Klingt easy, ist es aber nicht. Probiert das trotzdem mal für 20 Minuten aus, danach werdet ihr entspannter sein (wenn nicht gleich beim ersten Mal, dann zumindest nach einigen Malen üben :D). Meditieren kann man übrigens auch im Gehen: Dabei zeigte Phra KK uns, wie man sich einfach im Kopf jeden Schritt, den man tätigt, vorsagt und dann ganz bewusst fühlt, wie der Fuß sich hebt, den Boden berührt, etc. Wenn man sich so fortbewegt (was übrigens ultra langsam ist, ganz gegen meine eigentliche Natur), ist man super konzentriert und bei sich und entschleunigt damit den Alltag. Meditation geht übrigens auch beim Essen und Trinken. Vor jeder Mahlzeit, die wir im Kloster erhielten, sprachen wir so ein paar Sätze, die uns den Dank fürs Essen bewusst machen sollten. Außerdem machten wir uns bewusst, dass Essen notwendig ist, um den Körper zu nähren, wir es uns deswegen bewusst gönnen sollen, aber nicht aus Jux und Dollerei heraus einfach mehr essen sollen als der Körper benötigt. Wir essen und trinken zum Leben, wir leben nicht zum Essen, nach diesem Motto nehme man nach buddhistischer Sicht am besten Nahrung zu sich. Einerseits finde ich den Gedanken toll, vor allem um Schuld- und Giergefühle beim Essen zu unterlassen. Wir brauchen Nahrung einfach in einem gewissen Maß, für Hunger braucht man sich selbst also nicht zu verurteilen, sondern darf sich Nahrung zugestehen. Für Esserei aus Frust und Langeweile hingegen darf man nach adäquateren, alternativen Mitteln suchen. Andererseits finde ich an diesem Ansatz ein wenig schade, dass der Genuss, den Essen ja auch verursachen kann, nicht wirklich im Mittelpunkt stehen darf. Wenn man essen zu sehr genieße, so der Mönch, werde man auch von diesem Genuss in einer gewissen Art abhängig, was nicht gut sei, sondern bei Ausbleiben des Genusses wieder Leiden verursache. Über diese Ansicht muss ich noch ein wenig nachdenken...Was hingegen super spannend war, war in absoluter Ruhe mal ganz bewusst und langsam zu essen, jeden Bissen bewusst wahrzunehmen und zu spüren, wie dieser einen nährt. Gerade wenn man wie ich beim Alleineessen normal immer fernsieht oder am Handy spielt, ist dies eine besondere Erfahrung, die einen die Nahrung mehr schätzen lässt.
Wir meditierten bis abends um 22 Uhr, wurden dann ins Bett geschickt (schöne 2er Zimmer, mit allerdings noch härteren Matrazen als generell schon in Thailand), um am nächsten Morgen um 5 weiterzumeditieren. Eklig, ich als passionierte Langschläferin hatte mit diesem frühen Aufstehen am meisten zu kämpfen, gerade, da ich im Kloster nicht wirklich gut schlafen konnte...Aber scheinbar sei die Zeit am ganz frühen Morgen die Beste zur Meditation, die Welt sei noch ruhig und man könne sich am besten konzentrieren. Nunja, das mag wohl für die Leute gelten, die dabei nicht gegen einen immensen Schlafdruck ankämpfen müssen. Neben der Morgenmeditation lernten wir auch gemeinsame Gesänge, in Form von "Mantren" kennen. Wir sangen unserem Mönch uns unverständliche nach, was mir sehr gut gefiel und auch so viel Konzentration abverlangte, dass der Kopf währenddessen nicht einfach wild umherdenken konnte. Also einfach mal singen, um sich zu fokussieren, in der Gemeinschaft kreiert dies darüber hinaus mitunter eine Gänsehautatmosphäre, wenn alle gemeinsam einstimmen. Vor unserem Frühstück dann spendeten wir Essen an die Mönche. Wusstet ihr, dass buddhistische Mönche nur 1x am Tag essen dürfen? Und zwar nur das, was die Gemeinschaft ihnen spendet. So ziehen buddhistische Mönche immer morgens um 7 los, um Essen von spendewilligen Gemeindemitgliedern einzusammeln. Dabei dürfen sie aber nicht direkt nach dem Essen fragen, entweder es wird ihnen bereitwillig gegeben, oder sie haben halt Pech gehabt und müssen hungern. An diesem Tag hatten die Mönche somit wohl Glück, dass so viele Meditierende da waren, die ihnen Essen gaben. Beim Frühstück im Kloster kam ich dann zum erten Mal während meines Aufenthalts morgens nicht drum herum, schon Reissuppe essen zu "müssen". Ich bin generell eher nicht so der Suppenfan und dann noch zum Frühstück?! Erst dachte ich, das bekomme ich nie runter, aber es schmeckte erstaunlich gut. Wieder was dazu gelernt, sich noch öfter mal kulinarisch durchprobieren, statt direkt schon immer in Ablehnung zu gehen. Über den Tag verteilt führten wir immer wieder ca. 30- minütige Meditationen im Sitzen, Gehen, Stehen, Singen oder Liegen durch und mussten so unseren Kopf fokussieren. Dabei kam ich wiederholt an meine Grenzen, meine Kopf wollte viel lieber andere Dinge tun und die Mediation unterlassen. Ich fragte mich immer wieder, wie ich damals 10 Tage Vipassana Meditation überstanden habe ohne verrückt zu werden. Nichtsdestotrotz, die harte Arbeit zeichnete sich aus und ich fühlte mich danach viel entspannter und fokussierter. Ich hoffe sehr, ich kann einige der neuen Erkenntnisse und Praktiken mit in meinen Alltag nehmen. Neben der eigentlichen Meditation war das Camp auch super dazu geeignet, spannende Menschen kennenzulernen. Nicht nur die Mönche, über deren Leben ich euch gerne mehr erzählen würde,das aber aus Zeitgründen lieber vertage, waren sehr spannende Persönlichkeiten. Auch die Meditierenden an und für sich hatten alle spannende Geschichten zu erzählen und suchten nach Antworten, meistens aus eigenen Lebenskrisen oder Unzufriedenheiten heraus. So lernte ich interessante Familienväter oder -mütter kennen, die den Mut hatten, ihren Job hinzuwerfen und zur Selbstfindung mal ohne ihre Familien auf Reisen gingen. Andere junge Leute mitten im Burnout meditierten zur Findung ihres Lebenssinns, wieder andere kamen, um herauszufinden, ob eine Trennung denn nun das Richtige für sie sei, oder wie sie ihre Beziehung verändern könnten. Super spannend, so tolle Konversationen wie auf dem Rückweg vom Kloster hatte ich schon lange nicht mehr. Und dann war ja auch noch Connor bei der Meditation, den ich zuvor nach ein paar Nachrichten überzeugt hatte, auch am Camp teilzunehmen. Super, ihn endlich wiederzusehen und jemanden zu haben, bei dem ich viel mehr ich sein kann als bei den meisten anderen Reisenden, die ich treffe. Er gibt mir ein Stück Halt und Vertrautheit, die ich nach über 2 Wochen des Alleinereisens dringend brauche. Wir lernten zwei weitere spannende Leute kennen, mit denen wir uns so gut verstanden, dass wir uns nach der Meditation zum Abendesssen verabredeten. Die Gespräche bei diesem Abendessen erfüllten mich so sehr, wie mit den meisten Reisenden kaum: Es ging um den Sinn des Lebens, um Liebe, um unseren emotionalen Schmerz, um Probleme, Freuden, Religion, Sinnsuche, etc. Endlich mal was anderes als nur über Reisedestinationen, Herkunftsland und Ausflugstipps zu plaudern (was natürlich auch sehr wichtig ist, mich aber nicht so tief erfüllt). Mit diesen coolen Menschen werde ich nun Chiang Mai ein wenig intensiver via Roller erkunden, natürlich wieder hinten als Mitfahrerin, Dank sei Connor. Deshalb beende ich an dieser Stelle meinen Roman erstmal und sende euch allen ganz viele Liebe. Versucht doch heute mal für zumindest 10 Minuten zu meditieren :).Inhalt