Jambo Kenya
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Bergluft

Veröffentlicht: 17.01.2019

Tag 105


Mal wieder sitze ich am Wasser, an einem See namens Nahuel Huapi. Bariloche, eigentlich „San Carlos de Bariloche“ heißt das kleine Städtchen an den Anden, in dem wir aktuell verweilen und das wir morgen in Richtung Süden verlassen werden. Auf dem Stein, auf dem ich sitze, ist es schön warm. Der blaue Himmel und die Sonne spiegeln sich im Wasser, vor welchem komische Vögel mit langem Schnabel protestierende Laute von sich geben. Im Hintergrund die schneebedeckten Berge. Links und rechts von mir ein paar andere Leute die gedankenversunken in die Ferne schauen und ebenfalls versuchen poetische Texte zu verfassen.

Das Wasser hier ist arschkalt. Ich muss das mal so salopp sagen. Vor ein paar Tagen haben wir versucht im See zu baden und ich sage versucht, weil wir nach fünf Sekunden hektischen Herumgewirble in diesem Eiswasser sofort wieder ans Land mussten. Wir hätten es uns natürlich denken können, da es, wie wir von einer Einheimischen erfahren haben, hier in Bariloche vor wenigen Tagen noch geschneit haben soll und wir an diesem See irgendwie auch die Einzigen mit Badesachen waren. Aber die Sonne strahlte, wir brauchten eine Abkühlung und es tat tatsächlich auch wahnsinnig gut. Dass hier vor kurzem Schnee gelegen haben soll, kann man sich überhaupt nicht vorstellen. Seit unserer Ankunft hier sind es immer um die zwanzig Grad herum. Aber das Wetter ändert sich anscheinend sehr schnell hier in den Anden.

Ansonsten tut es gut mal ein paar Tage an einem Ort zu sein, und die alpine Idylle Bariloches eignet sich ziemlich gut für eine Ruhepause. Im Reiseführer steht, dass Bariloche von der Art auch eine Stadt in der Schweiz sein könnte, und es stimmt. Das Städtchen ist geprägt von alten Holzhäusern und alpenähnlicher Architektur, sowie einer ausgeprägten Schokoladenkultur, sodass an jeder Ecke die beste Schokolade Argentiniens verkauft wird. Und die ist wirklich gut. Dazu kommen die etlichen Bernhardiner, die hier herum laufen und natürlich das bergige Postkartenmotiv im Hintergrund des riesigen Sees. Wenn man dann allerdings mal ein wenig hinaus fährt, und sich zum wandern in die Berge aufmacht, merkt man, dass man eben doch im zweitgrößten Gebirge der Welt und der endlosen Weite Südamerikas ist. Das haben wir vorgestern erlebt, als wir auf dem Cerro Catedral wandern waren und statt grünen Wiesen mit Kühen und einer Alm, die schroffe und steinige Landschaft der argentinischen Berge vorfanden. Wir krachselten von Fels zu Fels, vorbei an Schnee und mit Blick auf das, wie auf eine Leinwand projizierte, Panorama, das uns mit seiner beeindruckenden Optik denken ließ, wir wären Teil einer Dokumentation. Man konnte bestimmt über 100 Kilometer weit gucken und es war einfach der Wahnsinn, zu sehen wie unterschiedlich Berge doch sein können. Es war dort oben zwar mit etwa zehn Grad ziemlich kalt (natürlich hatten wir kurze Hosen an) und der Wind war auch extrem stark, sodass man Angst haben musste, auf dem schmalen Weg wegzuwehen, aber allein der Moment, oben anzukommen und auf der anderen Seite diese unglaubliche Kulisse zu sehen, machte alle Unannehmlichkeiten wett. Nach einem Sandwich und ein paar Keksen auf dem Gipfel, ging es mit dem Sessellift und der Gondel wieder ins warme Tal und zurück in die alpine Stadt.

Heute ist der letzte Tag in Bariloche, dann geht es weiter in den Süden nach Patagonien und immer weiter auf dem Weg zum südlichsten Punkt der Erde.

Wir haben vor ein paar Tagen gemerkt, dass uns das ständige Planen, wie es weitergeht ein bisschen nervt und daran hindert das Hier und Jetzt genießen zu können. Wir wollten in Argentinien nämlich einfach mal drauf los machen, ohne richtigen Plan wo es eigentlich langgeht, und das haben wir bis jetzt auch. Aber da wir eigentlich immer in der Zukunft leben und mit den Gedanken immer in den nächsten zwei Tagen sind und uns fragen müssen, wo wir sein wollen und vor allem alle zwei Tage Bus und Unterkunft buchen mussten, haben wir beschlossen, einfach die nächsten Wochen schon mal konkret zu wissen, wo wir wann sind. Und das ist auch ganz gut, denn so kann man sich viel besser auf den Moment und den aktuellen Ort konzentrieren und muss nicht immer alle zwei Tage irgendwas buchen. Jetzt geht es erst einmal im Westen an den Anden entlang nach unten, wo es dann auch immer kälter wird. Noch ist es jedoch schön warm und ich überlege schon wieder, nicht doch gleich nochmal zu versuchen baden zu gehen.

Ob ich das überlebt hab, werdet ihr dann im nächsten Eintra

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