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Elefanten und Bergdörfler

Veröffentlicht: 23.01.2019

Hallo ihr Lieben :) Diesmal mit herzlichen Grüßen aus Chiang Mai, von wo aus ich auf 3 Tage Abenteuer zurückblicke. Ich durfte an einer richtig tollen Tour teilnehmen und bin sehr dankbar für einige spannende Erlebnisse, von denen ich euch nun berichten möchte. Also, was ich die letzten drei Tage gemacht habe: Ich wurde bereits morgens früh zur Tour eingesammelt und lernte dabei Jacki, unseren Tourguide, sowie 3 andere Tourteilnehmer kennen: Brett und Fabiola, ein Britisch-Brasilianisches Ehepaar auf Weltreise, sowie Stefan, ebenfalls wie ich ein Deutscher Alleinereisender. Wir sollten ein paar spannende, gemeinsame Tage verbringen und verstanden uns Gott sei Dank auf Anhieb gut. Brett und Fabiola, beide "schon" Mitte- Vierziger kündigten ihre guten Jobs ganz gut mutig (HR-Managerin und Informatiker), um dem langweiligen Leben zu entfliehen und auf 15-monatige Weltreise zu gehen. Super spannende Menschen, ich konnte während unserer gemeinsamen Zeit sooo viel von ihnen lernen. Zum Beispiel, dass man so viele Ziele erreichen kann, wenn man nur dran glaubt. Dass es sich lohnt, mal was zu riskieren und dabei über seine Ängste zu gehen. Dass man nie zu alt ist, etwas zu wagen. Dass man jeden Tag neu beginnen kann seine Träume zu leben. Dass Reisen nie enden muss. Dass Kinder nicht bedeuten, die Freiheit ist vollkommen vorbei. Dass einzig und alleine man selbst es ist, der/die sich durch die eigenen Gedanken einschränkt. Und dass es manchmal trotz Ecken und Kanten echte Liebe gibt und dass man zueinander stehen kann, sogar wenn einen initial Kontinente trennen. Während unserer gemeinsamen Zeit hatten wir so viele fruchtbare Gespräche und Diskussionen, alleine das schon hat mich sehr geprägt. Ich hoffe sehr, Fabiola und Brett während ihrer Weltreise durch Europa wiederzutreffen, mit manchen Menschen versteht man sich zu gut, um das einfach bei einer Reisebekanntschaft zu belassen. Aber was erlebten wir nun außer Debatten über den Lebenssinn: Nachdem wir morgens von unserem Guide Jackie, der mäßiges Englisch sprach, eingesammelt wurden, fuhren wir zunächst zu einem traditionellen thailändischen Markt, um für die nächsten Tage genügend Essen einzukaufen. Krass diese Märkte: So viele leckere, frische Früchte, die hier viel besser schmecken als importiert nach Deutschland. So viele exotische Gewürze, Gemüsesorten und Dekogegenstände. Aber auch so viel Fisch und Fleisch, bei dem ich mich frage, wie nicht alle Käufer dieser ungekühlten mit Fliegen besetzten Waren Salmonellen bekommen. Gott sei Dank kaufte Jackie in der Hauptsache Gemüse, Tofu, Obst und natürlich Reis für unseren Trip. Nach dem authentischen Markterlebnis düsten wir im Tuktuk (also wir vier hinten auf der Ladefläche eines Trucks mit unerträglichem Dieselgestank, ich will nicht wissen, wie der die Umwelt verpestet) weiter zirka 2 Stunden Richtung Berge und Dschungel. Nach einem super Mittagessen in einem kleinem Bergdorf startete dann unsere erste Dschungelbergwanderung, wir marschierten 2 Stunden (für meinen Geschmack leider etwas kurz) auf interessanten Dschungelwegen mit vielen englischen Erklärungsversuchen von Jackie auf zum ersten "Hilltribe". Was ist ein Hilltribe? Ein altes, traditionelles thailändisches Bergdorf, in dem die Menschen so leben wie in Deutschland vielleicht vor 200 Jahren. Als wir dort ankamen, stand mir echt der Mund offen, ich habe so eine krasse Lebensweise noch nie gesehen: Die Menschen leben ohne Strom, ohne Einkaufsmöglichkeiten, ohne Duschen, ohne Geld einfach in kleinen, zerbrechlichen Holzhütten. In den Hütten gibt es meist eine kleine "Küche", welche Wasser über provisorische Plastikleitungen aus angrenzenden Wasserfällen und Flüssen bezieht. Im Wohn- Schlafraum schläft die gesamte Familie entweder auf dem Boden, oder auf alten, steinharten Matratzen. Die Toiletten sind sehr dürftig, natürlich ohne fließende Wasserspülung, was aber in Thailand recht normal ist. Man kippt nach seinem Geschäft einfach einen Eimer Wasser hinterher, Toilettenpapier gibt es in Thailand übrigens generell auch nicht, falls man das als Tourist benutzt, darf man das keinesfalls in die Toilette werfen, sondern in einen Mülleimer.

Was machen die Leute in den Bergdörfern den ganzen Tag? Nun ja, sich im Wesentlichen darum kümmern, selbst versorgt zu sein. Die Männer jagen im Dschungel (hier isst man u.a. erlegte Eichhörnchen, Schlangen und Affen), oder ackern auf den Reisfeldern , die übrigens wunderschön aussehen. Die Frauen kochen, füttern das Vieh oder hacken im umliegenden Dschungel Holz und schleppen dieses dann in die Dörfer. Selbst für mich als passionierte Kraftsportlerin wäre das viel zu schwer, ich frage mich, wie diese teilweise viel älteren und viel schlankeren Damen das Holz schleppen. Ferner hat jeder seine eigenen Tiere, so laufen Hühner, Schweine und Kühe einfach frei durch das Dorf und durch den Dschungel. Hat man Hunger, so wird geschlachtet, oder Dschungelfrüchte geerntet, oder natürlich der angebaute Reis verzehrt. Natürlich verfügt im Bergdorf niemand über Maschinen, sodass die Reisernte eine Heidenarbeit ist. Nachdem der Reis geernet ist, muss der Reis zudem von seiner Hülle befreit werden, wozu die Dorfbewohner fleißig auf diesem herumstampfen. Werden die Reisfelder nach einigen Jahren unfruchtbar, so zieht die gesamte Drofgemeinschaft weiter in die Nähe des nächsten Reisfeldes, um dann dort neue Hütten zu kreieren und das Leben um die Hauptnahrungsquelle aufzubauen. Die Kinder der Dorfbewohner gehen zur Schule, die jedoch pro Fußweg mehr als eine Stunde auf einem Berg entfernt liegt. 6 Jahre Schulzeit ist das Maximum, danach werden die Kinder auf dem Feld mit eingesetzt, um das Überleben der Familie zu sichern. Wecker sind nicht notwendig, man lässt sich vom Hahn und Sonnenlicht wecken. So ändert sich je nach Jahreszeit der Lebensrhythmus der Dorfbewohner. Geld gibt es wie gesagt nicht, eine Hand wäscht die andere. So hilft man sich gegenseitig und schaut einfach, dass alle versorgt sind. Wird ein Dorfbewohner krank, sodass er den Arzt in der nächsten Stadt konsultieren muss, wird ein Rind nach außerhalb verkauft, um Geld zu haben und damit die Arztrechnung zu zahlen. Wird jemand in der Dorfgemeinschaft alt, so ist es die Pflicht der Kinder, nach den Eltern zu schauen. Deswegen bekommen die meisten Dorfbewohner schon im jungen Alter viele Kinder. Viele junge Leute haben von Chiang Mai gehört und wollen das Dorf verlassen, dürfen dies jedoch nicht, da sie verantwortlich für das Wohlergehen ihrer Eltern sind. Das klingt jetzt alles sehr negativ, ist es aber durchaus nicht nur. So erlebte ich die Dorfmenschen ganz entspannt, niemand hatte Stress bei der Arbeit. Jeder kam mit jedem klar, spazierte gemütlich durch die Gegend und hielt ein Pläuschen. Die Lage des Dorfes war unfassbar schön mitten im Berg, ich glaube nicht, dass es in Deutschland so eine schöne Wohnumgebung gibt. Die Menschen scheinen glücklich, während die meisten permanent entspannt ihre Tabakpfeifen in Blättern rauchen. Sie haben alles, was sie brauchen, sie kennen es nicht anders und leben so entspannt von Tag zu Tag. Zumindest bis vor Kurzem: Hier kommt der Haken, denn seit einigen Jahren gibt es Touristen, die die Dörfer besuchen und den Dorfbewohnern zeigen, dass man auch "anders" leben kann. Dieses Tourismusthema ist ein äußerst zweischneidiges Schwert...einerseits ist der Tourismus gut für die Bergdörfer. Touristen bringen Geld in die Dörfer, indem sie für Unterkunft, Kochkünste der Einheimischen, Handarbeiten zahlen und überdies oftmals Spenden dortlassen. So konnte ich den Bau einer kleinen Kirche (erstaunlicherweise waren die Bergdörfer im Gegensatz zum restlichen buddhistischen Thailand katholisch) und eines Gemeinschaftshauses finanziert durch einen Westler sehen. Auch das Schulgebäude wurde auf Spendenbasis modernisiert. Durch das Geld, das die Touristen einbringen, wird es den Dörflern somit erstmalig ermöglicht, in Städte wie Chiang Mai zu gehen, sich einen Roller zu leisten, etc. Andererseits ist es extrem merkwürdig als Tourist in diesem Dorf zu sein. Natürlich war ich nach "nur" 2 Stunden Wanderung nicht ausgelastet und explorierte das Dorf alleine. Das war ein gaaaanz komisches, ekliges Gefühl. Ich fühlt mich wie eine Gafferin bei meiner Erkundungstour des Dorfes, als sei ich mit meinem Smartphone und meiner sauberen Kleidung etwas Besseres, das niedere Völker beobachten wollte. Obwohl ich auf der einheimischen Sprache versuchte zu grüßen, schienen die meisten Einheimischen mir gegenüber nicht gerade positiv geneigt. Jackie, der übrigens selbst aus dem Dorf stammt und es zum Touristenführer geschafft hat, erklärte mir dieses Verhalten mit der Schüchternheit der Dörfler, ich hingegen fühlte mich eher wie eine Beobachterin im Zoo. So spannend die Erfahrung war, so viele unangenehme Gefühle brachte sie auch hervor. Wir diskutierten ewig, ob unser Besuch in diesem Dorf nun positiv oder negativ für die Dörfler war und kamen zu keinem klaren Schluss. Denn eins ist klar: Während wir den Bergvölkern einerseits zeigen können, dass es noch mehr gibt als das einfache Dorfleben und was Elektrizität und Mobilität bedeuten, so lösen wir wohl gleichzeitig mehr Neid, Gier und Verlangen bei den Dörflern aus. Sie haben noch nicht das, was wir Westler haben, das mag sie neidisch und habgierig machen. Sicherlich lebten sie glücklicher in ihrem kleinen Kosmus, als ihnen noch nicht bewusst war, was für ein verrücktes, anderes Leben mit vielen Besitztümern es da draußen noch gibt. Ob dieses vermutlich vorherige größere Glück der Dörfler uns Westler allerdings davon abhalten sollte, in die Dörfer zu gehen, ist eine unglaublich schwere Entscheidung. Es war jedenfalls super interessant eine Nacht wie ein Hilltribe Mensch zu verbringen. So schliefen wir alle in einem Raum auf total harten Matratzen, froren uns nachts wegen dünner Decken alles ab (nachts wird es echt kalt in den Bergen), wurden wegen der Tiergeräusche die ganze Nacht über immer wieder geweckt und mussten uns im Flusswasser waschen, in welchem die Schweine sich wälzten und die Kühe ihr Geschäft verrichteten. Eine sehr prägende Erfahrung, nach der man unglaublich dankbar und demütig wird für den Luxus, den wir im Westen haben. Gleichzeitig aber auch sehr prägend dafür, was wir uns oft für einen unnötigen Stress machen und wie entspannt man doch sein könnte, würde es nicht immer um mehr Geld und mehr Besitz gehen. Die Entspannung im Dorf merkte man an jeder Ecke: Selbst die Kinder waren ganz ruhig und brav, die Hunde ließen einen absolut in Ruhe ohne den Ansatz einer Aggression und weder Kuh noch Schwein waren scheu. Mir wurde im Dorf ferner nochmal bewusst, wie getrennt wir Westler von der Natur leben. Während wir uns Schwein, Kuh und Huhn unbewusst in die Kiemen schaufeln, wurde mir hier nochmal klar, was es heißt, ein Schwein zu töten und zu essen. Damit unser Pansen voll wird, töten wir so süße Kreaturen ohne Bewusstsein dafür. Wir kaufen unfassbar günstigen Reis im Supermarkt ohne uns bewusstzumachen, wie viel Arbeit die Reisernte sein kann. Während unseres Dorfaufenthalts wurden wir bestens versorgt, die Dorfdamen vollbrachten wirklich kochtechnische Wunderwerke aus der von uns gekauften Nahrung. Das Essen schmeckte frischer und besser als ich es je in Deutschland esse, allerdings muss man auch hier bei der Zubereitung die Augen schließen. Niemand wäscht sich wirklich die Hände, das Geschirr wird mit Flusswasser gewaschen. Während des Spülvorgangs schlecken hunderte streunende Hunde an Tellern und Töpfen, Seife oder Spülmittel existiert nicht. Naja, Hauptsache, es schmeckt ;). Nach kurzer, durchfrorener Nacht gab Jackie uns am nächsten Morgen nochmal eine Führung durch sein Dorf. Auch wenn Jackie selbst aus dem Dorf stammte, schienen die Dörfler verständlicherweise nicht sonderlich begeistert über unseren Besuch, zeigten uns aber brav ihr Leben (Tiere füttern, Reis auslesen, Holz hacken, ...). Nach Besuch des ersten Dorfes wanderten wir zu einem Fluss, auf dem dann Rafting anstand. Aber Rafting nicht nur aus Spaß, sondern tatsächlich aus Fortbewegungszwecken, um den Dschungel leichter durchqueren zu können. So nutzen viele Dörfler zum Fortbewegen im Dschungel selbstgebaute Floße, indem sie Bambus zusammenbinden, sich ein Bambuspaddel schnappen und los geht's. Auch unsere Gruppe durfte diese Raftingerfahrung mit selbstgebautem Babmusfloß machen und wir hatten einen Heidenspaß dabei. Wir verbrachten einige Stunden auf dem Floß und das war keineswegs langweilig. Einerseits gab es dabei immer wieder die unfassbar schöne Bergdschungellandschaft um uns herum zu bestaunen und den Dschungeltieren zu lauschen. Andererseits hatte der Fluss eine ordentliche Strömung mit einigen Miniwasserfällen, über die man mit guter Technik mit den Bambusfloßen drüberfahren musste, um Umkippen zu verhindern. Gott sei Dank war Jackie ein super Floßinstructor und die Männer machten die meiste Lenk- und Paddelarbeit, sodass wir uns sicher fortbewegten. Das Highlight unserer Raftingtour war aber nicht nur die wunderschöne Natur und Action auf dem Fluss, sondern ein nächstes Dorf, das wir ansteuerten. Hier gab es nämlich Elefanten

Natürlich starte ich ab morgen gleich in das nächste Abenteuer. Wohin? In eine Ecolodge mitten in die Berge, die mir eine liebe andere britische Reisende auf Koh Phangan empfohlen hat. Was heißt Ecolodge? Ich fahre wieder in eine Berghütte,diesmal in eine, die ökologisch funktioniert: D.h. Essen nur aus eigenem Gartenanbau, Trinken aus eigener Wasserquelle, Strom aus eigener Solaranlage, Wärme aus eigenem Ofen. Ich freue mich sehr, dort etwas über einen nachhaltigen Lebensstil zu lernen und vor Ende meiner Reise nochmal einen ruhigen Rückzugsort in den Bergen zu haben. Erneut vermute ich dort entweder kein Handynetz, oder keinen Akku, weshalb ihr euch bitte bei fehlenden Lebenszeichen nicht sorgen braucht. Ich bin mir sicher, mir wird es dort gutgehen und ich wünsche euch das Gleiche im schönen Schnee.

Alles Liebe

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