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Tag 34 ANGERS 07.09.2022

Veröffentlicht: 09.09.2022

So, nun der letzte Tag auf dem Fahrradgaul. Wir wollten von unserer nichtmönchischen Unterkunft zur letzten Station, nach Angers. Von dort haben wir ja schon Eisenbahnfahrkarten zurück nach Tours, wobei der Fahrradtransport umsonst ist. Nur rechtzeitig buchen sollten wir, wie uns der Veloverleiher geraten hatte, denn die Platzkapazität ist eingeschränkt. Durchaus Deutschland vergleichbar. Insgesamt haben wir in dieser Woche so um die 190 km zurückgelegt, mehr als im Bikelinführer Loire-Radweg angegeben ist, aber unsere Extras rechtfertigen das. Zum Glück haben wir meine Wahnvorstellung Nantes als Endziel nicht umgesetzt. Das wäre einfach viel zu viel gewesen (ca 350 km)! Also bei stark bewölktem Himmel los, nachdem uns Philipp, der Herbergsvater ein typisches französisches Frühstück in der großen Küche vorbereitet hatte. Ganz viele verschiedene Marmeladen, einen Tisch voll mit unterschiedlichsten Ceralien, zwei verschiedenen Buttersorten (gesalzen und ungesalzen), Joghurts, wie immer Apfelmus in verschiedenster Ausführung, Kaffee und Tee und Milch und ....., das alles für 5,20 €, ach ja, natürlich ein frisches Baquette! Nun noch einmal zur Prieurity: Also das ist eine Klosteranlage, die von einem Prior oder einer Priorin geleitet wird. Diese Anwesen hier in St. Remy hatte ein sehr wechselvolle Geschichte hinter sich und war dann ab,?, in Privatbesitz. Im Jahr 1988 hat dann die Gemeinde alles übernommen und nun kümmert sich wohl ein sehr aktiver Verein um alle Gebäude. Das sind einige, denn die Benediktiner waren in der Vergangenheit sehr erfolgreich und besaßen hier ein richtiges Goldstück, um das viel geschachert wurde. Heute sind wohl die Unterkunft (bis 31 Betten) und kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Workshops, Ausstellungen, etc) der Schwerpunkt. 

Wunderbar, aber weiter mit uns. Der Himmel wurde nicht besser und manchmal feine Regentropfen begleiteten uns und auch einige andere Fahrradfahrer*innen. Wir hatten uns für die zweite Variante, abseits der Loire mehr durchs Land entschieden und waren mit unserer Entscheidung sehr zufrieden. Immer neben der stark befahrenen Bundesstraße und an einer fast ausgetrockneten Loire zu radeln, ist nicht so prickelnd. Lieber durch kleine Dörfer und häufige Richtungswechsel, das ist interessanter. So erreichten wir dann den tourtechnischen Höhepunkt! Eine Fähre über einen Nebenarm der Loire, die wir selbst bedienen mussten!? Also, da ist ein kleines Boot (max 4 Personen mit Fahrrädern), das mit einer langen Kette an beiden Ufern verbunden ist! Willste übersetzen musste erst einmal an der Kette ziehen (wenn das Boot am anderen Ufer ist) und zu dir rüberholen. Dann hält jemand die Kette so kurz und straff, dass die Fahrräder und Passiegere auf die Fähre können und ziehste vom Boot aus an der Kette, die ja auch am anderen Ufer festgemacht ist und kommst so langsam rüber. Die ca. 50 m Entfernung haste schnell überwunden und dann drüben wieder dieselbe Abfolge. Kette straff ziehen, alles runter vom Schiff und weiter. 

Dieses Weiter bedeutete für uns, dass wir fast in Angers waren, davor aber noch eine Überraschung auf uns wartete! Eine riesengroße Parkanlage mit Seen und sehr großen Steinbergen und Hügeln und Tälern?! Hier wurde bereits im Mittelalter Schiefer gewonnen und das in sehr großem Umfang. Reste von Fördertürmen, einem deutschen Kohlerevier vergleichbar, geflutete Stollen und Abraumberge prägen das Gebiet, in dem es früher bis zu 30 verschiedene Schieferabbaubetriebe gab. Das alles nun in dem Loireradweg integriert und noch eine passende große Veranstaltungshalle mittendrin, ganz toll. 

So kamen wir nach Angers hinein, auch wenn die Wegführung dann durch Baustellen, unter Schnellstraßen und großes Verkehrsaufkommen viel Konzentration verlangte. Karin mit dem Handy hinter mir auf dem Rad rief mir alles zu und ich versuchte, vorausschauend die Route zu finden. Es klappte ganz prima und wir erreichten unser Hotel, nahe der Innenstadt, und konnten auch noch direkt einchecken. Es gehörte nämlich ein Lokal dazu, das über Mittag aufhatte und so hatten wir ohne Wartezeit schnell unser Zimmer (ach ja, Bookingcom ist manchmal teuerer als eine Direktbuchung, nun zum zweiten Mal auf der Tour!). Unsere Räder stellten ein Problem da, denn für sie gab es keine Unterstellmöglichkeit?! Aber wir konnten sie direkt neben der Außenterrasse des Hotels/Lokals abstellen und der Wirt versprach uns, sie am Abend nach Schließung des Lokals ins Innere zu stellen. Meine Idee sie wegen des Aufwands für eine Nacht einfach draußen zu lassen, lehnte er kategorisch ab und empfand sein Angebot nicht als Last. So zogen wir schon bald wieder durch die Stadt, die wirklich viel Aufmerksamkeit verdient, auch wenn die Hauptattraktion (Chateau d' Angers) im Moment eine Baustelle ist. Von den zwölf charakteristischen Wehrtürmen, schwarz-weiß gestreift, sind mindestens fünf eingekleidet und werden wohl über einen längeren Zeitraum restauriert. Das verraten auch die Vogelkästen, die extra an den Baugerüsten angebracht wurden und die die Vogelwelt an der Anlage retten sollen. Von da zogen wir, jetzt teilweise bei Regen, weiter und machten eine kleine Stadtbesichtigung. Die Kraft und das Interesse lassen nach so vielen Tagen langsam nach! Der Abend endete unten im Hotelrestaurant bei einem gelungenen Curry mit asiatischem Bier aus der Flasche, das zum Teil in Deutschland (Weihenstephan) gebraut wird. Es war so schön, dass wir nur noch nach oben gehen mussten und ins Bett plumpsen konnten!

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