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Wegen Happy Hour nur zu Fuß in Kopenhagen unterwegs und eine spontane Idee für die Ewigkeit

Veröffentlicht: 06.08.2017

¡Hola chico/chica!
Mein zweiter und letzter Tag in Kopenhagen startete ziemlich früh, aber auch ziemlich schön. Nachdem ich alles gepackt hatte, hab ich mit meinen Zimmerbewohnerinnnen im Hostel gefrühstückt. Wir haben dabei noch zwei Australierinnen kennengelernt und gemeinsam haben wir über die verschiedensten Sachen gesprochen. Von unseren Bildern auf unseren Ausweisen über komische Jungsgeschichten bis hin zu unserer Fahrschulzeit war alles dabei. Da wir echt viel Spaß miteinander hatten, war es etwas schade als unser Grüppchen sich dann auflösen musste. Ich musste noch richtig auschecken und meinen treuen Manni mal wieder in ein Schließfach einsperren. Als das alles getan war und ich immer noch etwas Zeit hatte bevor meine 3 stündige Stadtführung starten würde (ich möchte kurz anmerken - seht ihr, Mama, Oma - ich kann durchaus auch pünktlich sein), hab ich mein Buch rausgeholt und es mir in dem schönen Außenbereich des Hostels gemütlich gemacht. Da vor mir eine junge Frau mit der gleichen Broschüre bezüglich der Stadtführung unruhig hin und her tapste (was daran lag, dass die Stadtführung vor 2 Minuten begonnen hätte sollen), hab ich sie angesprochen und gefragt, ob das hier auch der richtige Treffpunkt sei - zack mischte sich auch mein Sitznachbar ein, der aus Indien kommt und wir versicherten uns gegenseitig, dass wir an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit waren. Das wurde auch kurz später von dem netten bärtigen Tourguide bestätigt, der uns vorm Hostel mit seinem grünen Schirmchen abgeholt und uns zum großen Platz vor der City Hall gebracht hatte. Dort machten wir eine kleine Vorstellungsrunde und wir stellten unter anderem fest, dass Tanja (die junge Frau, die ich vor dem Hostel angesprochen hatte) ebenfalls aus Deutschland kommt. Somit hatte ich auch ,,endlich“ mal Kontakt zu einer Deutschen auf meiner Reise. Während der Tour lernten wir noch ein weiteres deutsches Pärchen kennen, das auf der Durchreise nach Norwegen ist. Tanja ist übrigens 26 Jahre alt und bereits Grundschullehrerin im Norden Deutschlands.
Die Tour war wie in Amsterdam eine 3 stündige Stadtführung bei der man am Anschluss so viel als Trinkgeld gibt, wie man für angemessen betrachtet. Unser Tourguide war super cool, sympathisch und witzig und so gingen die drei Stunden trotz eher semi tollem Wetter schnell rum. Da ich super viel gelernt habe, möchte ich gerne etwas von meinem Wissen verbreiten und erzähle dir jetzt ein bisschen was über Kopenhagen.
- Wusstest du, dass der älteste sowie der zweitälteste Freizeitpark der Welt in Kopenhagen steht? Der zweitälteste heißt Tivoli und ist sogar noch in Betrieb. Ein ziemlich bekannter Amerikaner kam damals nach Kopenhagen, besuchte Tivoli und entschloss sich dazu, direkt seinen ganzen Urlaub in dem Park zu verbringen. Als er frisch inspiriert zurück nach Amerika kam, baute er selber so einen Park. Na, weißt du um wen es sich handelt? Richtig, Walt Disney baute Disneyland auf nachdem er in Kopenhagen durch Tivoli inspiriert wurde.
- Wusstest du, dass die City Hall von Kopenhagen ganze 5 mal aufgebaut werden musste? Das lag vor allem an den vielen Bränden mit denen Kopenhagen zu kämpfen hatte.
- Wusstest du, dass sich in Kopenhagen die längste Einkaufsstraße Europas befindet?
- Wusstest du, dass die Dänen trotz ihrer hohen Steuern als die glücklichsten Menschen der Welt zählen? Und ich kann bestätigen, dass die Menschen dort alle eher mit einem Lächeln auf dem Gesicht rumlaufen anstatt mit grimmiger Miene.
- Wusstest du, dass der Ehemann der Königin vom Volk nicht besonders gemocht wird? Das liegt daran, dass der König, obwohl er schon seit 50 Jahren mit der dänischen Königin verheiratet ist, kein Wort Dänisch spricht.
- Wusstest du, dass dahingegen die Frau des Prinzen super schnell in einem hervorragenden Dänisch vor dem Volk gesprochen hat und das Volk diese sehr ins Herz geschlossen hat? Ein weiterer Grund dafür ist allerdings auch, dass Mary Elizabeth immer noch jeden Morgen ihre Kinder mit dem Fahrrad in den Kindergarten bringt.
- Wusstest du, dass man die größte Flagge von Christiania (der Freistadt) in der Oper von Kopenhagen findet? Und das obwohl der Besitzer der Oper der größte Feind dieser Freistadt ist und diese am liebsten verbieten würde (der Herr wurde dann also von seinen eigenen Arbeitern an der Nase herumgeführt).
So, das reicht erstmal. Unsere Führung endete mit einem gemeinsamen Gruppenfoto und dann haben Tanja und ich noch unsere Nummern ausgetauscht, weil wir am Abend noch gemeinsam weggehen wollten. Ich hab mich dann spontan noch dazu entschlossen von dem Königshaus zur kleinen Meerjungfrau zu laufen und als ich dort ankam, konnte ich meinen Blicken kaum Glauben schenken. Da war vielleicht ein riesen Ansturm an Menschen. Sogar extra Bustouren und mehrere eigene Souvinirshops - alles wegen der kleinen Meerjungfrau. Einer Statue, der man unter anderem schon Arm und Kopf abgeschlagen hatte. Meiner Meinung nach ist dieser große Hype um die kleine Meerjungfrau völlig unverständlich und unsere Melsunger Bartenwetzer hätten anbetracht dieser eher bemitleidenswerten Figur dreimal soviel Aufmerksamkeit verdient.
Jedenfalls musste ich mich dann auf den Weg zurück ins Hostel machen, da ja noch ein geheimer Termin für mich anstand. Nun wird es Zeit das große Geheimnis zu lüften. Als ich die 12 Stunden nach Kopenhagen im Bus saß, bin ich so um 4 Uhr morgens aufgewacht und hatte eine grandiose Idee in meinem Kopf. Ich wollte unbedingt eine Erinnerung für mein Leben kreieren und so habe ich im Internet nach Inspiration gesucht und auch relativ schnell das passende gefunden. Ich hab Block und Stift ausgepackt, ein bisschen rumgekritzelt und dann habe ich mein Endresultat abfotografiert und via Instagram jemanden aus Kopenhagen kontaktiert. Da ich später am Morgen immer noch keine Antwort erhalten hatte, hab ich die dänische Nummer in mein Handy eingetippt und angerufen. Leider ging nur der dänische Anrufbeantworter dran, weshalb ich mich also dazu entschloss einfach mit dem Bus hinzufahren. Als ich dann später vor dieser Adresse stand, musste ich einen jungen Herrn darum bitten, mir die vielen Zettel an der Tür zu übersetzen, da ich die Tür nicht aufbekommen hatte und deswegen Sorge hatte, dass der Laden vielleicht geschlossen hat. Der nette Mann musste ziemlich lächeln als ich ganz irritiert gesagt habe, dass ich die Tür aber nicht aufbekomme obwohl doch eigentlich geöffnet sein müsste. Während er mir daraufhin die Tür öffnete, erklärte er mir, dass auf dem anderen Zettel extra steht, dass man die Tür richtig dolle drücken muss damit sie aufgeht. Das war ziemlich witzig. Achtung Achtung - es handelt sich um ein Tattoostudio! Richtig - ich habe mich spontan in Kopenhagen tätowieren lassen. Schock, gell? Ich hatte aber super viel Glück, da gerade in dem Moment indem ich mit der lieben Kathrine (der Tätowiererin) gesprochen hatte, das Telefon klingelte und eine Kundin ihren Termin für den nächsten Tag abgesagt hatte. Somit hatte ich meinen Termin. 16:30 würde ich also mein zweites Tattoo gestochen bekommen. Halt Stopp! Mein ZWEITES? Jap, kann gut sein, dass ich dich damit jetzt doppelt schockiere, aber ich bin in der Tat schon bereits tätowiert. Kurz nach meinem 18. Geburtstag habe ich mir nämlich eine kleine Sonne auf meinem Knöchel verewigen lassen. Jedenfalls zurück zur eigentlichen Geschichte. So stand ich also um kurz nach 16 Uhr in dem Fineline Tattoostudio in Kopenhagen und wartete auf meinen Termin. Vor mir wurde gerade ein Typ tätowiert, was ganz gut war, da ich mich so nochmal live von Kathrines Talent überzeugen konnte. Dadurch stellte ich aber auch fest, dass ich bei ihr gar nicht mit Kreditkarte bezahlen kann, was sich als Problem darstellte, da wir am Vortag schon besprochen hatten, dass das Tattoo etwa 700-850 Kronen kosten würde, ich hatte jedoch nur 640 Kronen als Bargeld noch übrig. Ich gestand ihr das sofort und Kathrine reagierte traumhaft. Nicht nur, dass sie sich bei mir dafür entschuldigte, dass sie mir das nicht den Tag zuvor schon gesagt hatte, nein, sie sagte auch, dass ich mir keine Sorgen machen soll - sie wird mich auch so tätowieren.

Und so machten wir uns an den Entwurf. Wir klärten jede Einzelheit, verbesserten, änderten die Position und Größe und hatten eine ganze Zeit später mein perfektes Tattoo fertig vorbereitet. Endlich konnte es somit an die Nadel gehen. Ich hätte mir kein besseres Studio aussuchen können. Man hat einfach so sehr gemerkt, dass es ihr nicht darum geht, schnell viel Geld zu machen sondern, dass ich voll und ganz glücklich bin mit meinem kleinen Kunstwerk. Jedenfalls gab sie sich super viel Mühe und obwohl sie deutlich weniger Kronen von mir kriegen würde als normalerweise, beeilte sie sich keineswegs sondern ließ sich alle Zeit der Welt. Als wir dann fertig waren und sie mir alles über Pflege und Schutz erklärt hatte, kamen wir zu der Bezahlung. Kathrine nahm nur 600 Kronen an und gab mir meine 40 Kronen zurück mit der Begründung, dass ich doch auch noch Geld für mein Busticket brauchen würde. Damit lag sie übrigens richtig, denn mein Ticket war bereits abgelaufen. Ach übrigens - Kathrine hat im Alter von 17 mit einer Freundin eine Interrailtour durch Italien gemacht - ziemlich beeindruckend, oder nicht? Strahlend wie sonst was bin ich dann also zurück ins Hostel, wo ich mich dann auch schon mit Tanja verabredet hatte. Unsere Pläne vom Ausgehen warfen wir jedoch über Bord, denn in unserem Hostel spielte ein ziemlich guter Musiker Live Musik. Wir saßen auch nicht sonderlich lange alleine da, denn zwei Jungs, die wir schon von der Tour kannten, holten uns zu sich und ihren anderen Zimmerbewohnern an den Tisch. 3 (Ryan, Patrick, Max) der Jungs kamen aus Amerika, einer mal wieder aus Australien (ich hab den Namen leider vergessen, aber ich weiß noch, dass dieser in den nächsten Tagen nach Norwegen zur Trolltunga, meinem Lebensziel, aufbrechen wird) und der andere war der uns bereits bekannte Inder (da sein Name ähnlich wie Sugar klingt, aber für mich unmöglich auszusprechen war, wurde er kurzerhand einfach direkt ,,Sugar“ getauft). Nun ja, es war nicht nur gute Stimmung im Hostel - es war auch Happy Hour und so kam es, wie es kommen musste und die gute Julia trank mit der Runde ein oder zwei Carlsberger (orginal dänisches Bier). Schön und gut - doch irgendwann wurde es leider Zeit, die nette Truppe zu verlassen, da mein Flixbus ja in dieser Nacht noch nach Berlin abfahren sollte. Dummerweise fiel mir dann auf, dass ich meine letzten Kronen (die Kathrine mir ja extra für mein Busticket zum Hauptbahnhof übrig gelassen hatte) nun für das gute Bier ausgegeben hatte. Naja - was will man machen, immerhin hatte ich einen schönen Abend. Egal wie musste ich jetzt aber zum Hauptbahnhof laufen - nachts um kurz vor 11 wohlgemerkt. War aber halb so wild, das einzige, was etwas gruselig war, waren die Schreie, die aus dem Tivoli Park kamen. 

- soderle, das war jetzt erstmal genug. Im nächsten Bericht kriegst du dann von meiner Fahrt zu hören, denn da wurde ich auch überrascht.
Ach so - noch kurz eine Erklärung zu meinem Tattoo. Es handelt sich bei den Dreiecken um Glyphen, die in einer Art und Weise wie für meine persönlichen Lebensprinzipien stehen. Die beiden äußeren Dreiecke gehören eigentlich zusammen, ich hab sie aber voneinander getrennt um so eine Art Kreislauf zu kreieren. Die beiden bilden nämlich die Glype, die für ,,reflektieren“ steht. Wer mich etwas besser kennt, weiß, dass ich ein Mensch bin, der super viel denkt und vor allem auch über sich selbst und sein Handeln viel nachdenkt. Für mich ist es wichtig, dass man sich immer wieder reflektiert, denn so kann man weiter vorankommen - besonders, wenn man sich (meiner Meinung nach) folgendes zu Herzen nimmt:
- ,,Überwinde“ } die Bedeutung meiner zweiten Glyphe. Ich kann ein ziemlich ängstlicher Mensch sein, der auch viel von Selbstzweifeln geplagt ist. Ich möchte aber genau deswegen immer wieder aus meiner Komfortzone heraustreten und mich an eins meiner Lieblingszitate von Malala (unglaublich inspirierende junge Frau, die für die Bildung für Mädchen kämpft) erinnern - “I'm stronger than fear.“ (,,Ich bin stärker als Angst.“).
- ,,Entdecke“ } Glyphe Nummer 3 ist eine Erinnerung daran, dass es unglaublich viel Unbekanntes zu entdecken gibt und soll mich davor bewahren, irgendwann in einer kleinen Welt festzustecken.
- ,,Verstehe“ } die vierte Glyphe macht einen kleinen aber feinen Unterschied. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen probieren würden, einander zu verstehen bevor sie urteilen. Mit etwas mehr Empathie wäre die Welt direkt ein kleines bisschen besser, da bin ich mir ganz sicher. Ich möchte nie meinen Willen verlieren, die Welt um mich herum zu verstehen. Denn nur wer wirklich versteht, kann auch lernen.
- ,,Lerne“ } ist auch die Bedeutung meiner letzten Glyphe. Ich finde, dass man nie zu alt ist um Neues zu lernen und ich finde es schrecklich traurig, wenn ältere Menschen sagen, dass sie der Meinung sind, nichts neues mehr lernen zu müssen, nur weil sie ja die ganzen Jahre auch gut ohne dieses neues Wissen überstanden haben. Und ich finde auch, dass man sich nicht dafür schämen braucht, wenn man etwas nicht weiß. Meiner Meinung sollte man sich nur schämen, wenn man sich dann sträubt, das Unwissen in Wissen zu verwandeln.
Entwicklung ist eine Form von Leben, oder nicht? Nur weil man lebendig ist, heißt es nicht, dass man auch lebt. Viel zu viele Menschen sind bereits tot obwohl ihr Herz noch lange am Schlagen ist.
So viel zu meinem kleinen, sehr persönlichen Lebensratgeber.
Und falls du immer noch entsetzt bist - das Tattoo kann perfekt von einer Uhr überdeckt werden.

¡Buenas noches! Und entschuldige, dass der Bericht doch mal wieder länger auf sich warten ließ, aber ich bin spontan noch auf ein Festival gegangen. 

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