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Kaltes, wildes Sapa

Veröffentlicht: 02.03.2018

Es ist 5:30Uhr am Morgen, wir sitzen an der Rezeption unseres Hotels und warten auf den Bus, der uns nach Sapa bringen soll. Es wird 6Uhr, es wird 6:30Uhr, immer noch kein Bus. Um kurz vor sieben eilt ein Mitarbeiter der Busgesellschaft herein, entschuldigt sich für die Verspätung und setzt uns in einen Minivan. Hatten wir nicht einen sogenannten Sleeper-Bus gebucht? Nach zwei Minuten hält der kleine Bus plötzlich. „Alle aussteigen!“, halt es in schwer zu verstehendem Englisch über unsere Sitze hinweg. Vor uns steht nun ein Reisebus. Die kurze Fahrt im Minivan war lediglich der Zubringer und so beginnt unsere Reise nach Sapa.

Sleeper-Busse sind eine tolle Sache und zum Reisen die gängigste Busvariante in Vietnam. Stellt euch vor, ihr reißt auf einer gepolsterten Sonnenliege, nur das über euch noch eine steht (wie bei einem Hochbett) und hinter sowie neben euch ebenfalls. So heißt es Schuhe aus beim Einstieg und ab in die Koje.

Was uns in Sapa erwartet? Laut Reiseführer und anderen Berichten liegen dort in idyllischer Berglandschaft die Reisterrassen Vietnams. Alles ist grün, abends taucht die untergehende Sonne die Terrassen in ein goldgelbes Licht und die Ausblicke bieten eine friedliche Weite.

7 Stunden später steigen wir ein paar hundert Kilometer nördlich von Hanoi in den Bergen aus dem Bus. Im Norden ist es bekanntlich immer etwas kühler, aber so kühl? Bei 2Crad, grauem Himmel und Regen stehen wir da und frieren. Das stand nicht im Reiseführer.

Doch die Rettung scheint Nahe, denn zum Mittagessen werden wir mit einem Taxi in ein Hotel gefahren. Dort erwarten uns zwar Tee und eine warme Mahlzeit, aber bei Raumtemperaturen, die der Außentemperatur in nichts nachstehen, können wir im Haus unseren eigenen Atem sehen. Heizung? Fehlanzeige!

Egal, gleich werden wir ein paar Stunden zu unserem Homestay, bei einer einheimischen Familie, wandern und das wird die Wärme zurückbringen, denken wir. Doch daraus wird nichts, denn aufgrund des schlechten Wetters rät man uns von der Wanderung ab. Wie wir bei dieser Gelegenheit erfahren, sind wir ohnehin die Einzigen aus unserer Reisegruppe, die nach Sapa gekommen sind. Der Rest hat die Tour wegen der schlechten Wetterlage am Vorabend storniert.

So werden wir per Taxi zu unserem Homestay gebracht. Auf der Fahrt sehen wir nicht viel von unserer Umgebung, denn der Nebel hängt so tief, dass die Sichtweite ca. 10 Meter beträgt.

Als wir im Homestay ankommen, werden wir nett mit einem Tee begrüßt und man bedeutet uns sofort neben einer großen Eisenschüssel auf dem Boden Platz zu nehmen - dem Lagerfeuer. Hier sitzen wir den Rest des Nachmittags, eingehüllt in alle Schichten, die wir tragen können, mit fünf weiteren Gästen und unterhalten uns, während draußen vor der Tür, bei Barbecue, Karaoke und eisigen Temperaturen die Familie das Wiedersehen mit einer alten Freundin feiert.

Abends bekommen wir Kochunterricht indem wir unter Anleitung unser eigenes Abendessen zubereiten, frittierte Frühlingsrollen. Zum Abschluss noch einen Schluck Reiswein (Happy Water) und schon kuscheln wir uns in unserem Zimmer, was stark an einen Verschlag erinnert, unter eine Schicht aus drei Decken. Zum ersten Mal wird uns heute wieder warm.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen müssen wir zurück Richtung Zentrum, von wo der Bus nach Hanoi zurückfährt. Wo aber ist unser Guide? Nachdem niemand auftaucht beschließen wir mit den anderen Gästen mitzugehen. Es begleiten uns deren Guide und eine Schar von Kindern. Nach ein paar Metern Weg beginnt es: Unser Schlamm-Abenteuer. Aufgrund des Regens und der Kälte sind die Wege durchweg nicht mehr trittfest. Wir versinken mit unseren Wanderschuhen bis über die Knöchel im Schlamm und finden kaum noch Halt. In diesem Moment kommt die Kinderschar zum Einsatz, die uns Erwachsene an die Hände nimmt, führt, stützt und festhält. Wir rutschen über Stock und Stein, vorbei an mächtigen Rindern, die noch zur Feldarbeit herangezogen werden, müssen enge Hänge hinunter und suchen Halt an Bäumen, Steinen und Kinderhänden. Sebastian strauchelt zwei Mal und ist dem Schlamm näher als ihm lieb ist. Augen für Natur und Reisterrassen bleiben da leider kaum - ist eh nichts von zu sehen, genauso wenig wie von unseren Schuhen, die am Ende so voller Schlamm, dass wir das Mittagessen draußen vor dem Lokal einnehmen müssen.

Es ist weiter neblig, kalt und regnerisch als wir im Zentrum von Sapa ankommen. Immer noch haben wir beide keinen Guide und nur durch Zufall erspähen wir am Platz einen Organisator vom Vortag. Der verfrachtet uns direkt wieder in das bekannte Hotel, wo wir duschen und uns Umziehen können. Dann geht es zurück im Sleeper-Bus in das mit Herbsttemperaturen vergleichsweise warme Hanoi.

Sapa ist sicherlich ein malerischer Ort, allerdings nicht bei schlechtem und kaltem Wetter. Solltet ihr also selber einen Besuch planen, so seid ihr jetzt gewarnt ;)

Antworten (1)

Marlene
Oh, ihr Lieben das war wohl ein Abenteuer der ganz bes. Art! Meine Hochachtung!

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