Veröffentlicht: 20.11.2018
Langsam pirschen wir uns an das heran, von dem wir annehmen, das es der (künstlerische) Höhepunkt unseres Aufenthalts in Südostasien sein wird: die Tempel rund um Angkor in Kambodscha, erbaut vom 9. bis ins 13. Jahrhundert von den Khmer. Einige Khmer-Tempel aus dieser Zeit gibt es auch hier in Thailand, in der Provinz Isaan, wo viele Menschen bis heute neben Thai auch Khmer sprechen. Diese letzten Tage haben uns mit Thailand etwas versöhnt.
Erstens verschlägt es in den Isaan bislang nur wenige Touristen und -innen. Das heißt, hier ist Thailand noch so wie im Klischee: nicht zu hektisch, grün und ländlich, mit kontaktfreudigen und freundlichen Menschen. Good life.
Zweitens ist das Essen hier interessant und authentisch. Ja, auch hier kennen alle Esstandl- und Lokalbetreiber und -innen das schöne Wort "spicy" (auch wenn sie ansonsten gar kein Englisch verstehen) und warnen vor der Schärfe der Speisen oder klären die Leidensfähigkeit der langnasigen Gäste ab. Wer, so wie wir, zu verstehen gibt, gerne scharf zu essen, wird dann aber hemmungslos mit Chilis gequält, bis die Tränen fließen: in Papaya- und Mangosalat, im Schweinefleischragout mit Minze, in der Sauce zum Fisch ... Und es gibt hier besonders gute Insekten. Neben den üblichen frittierten Heuschrecken (oder Grillen?) und Würmern (erstere schmecken uns sehr, letztere nicht wirklich), gab es hier auch große frittierte Käfer (gut) und noch viel besser: Wespen mit Chilli, Zwiebeln und Zitronengras.
Drittens hatten wir hier besonders nette Quartiere: In Phimai mit Fluss direkt vor dem schlichten Bungalow, wo wir schwimmen konnten wie im geliebten Gänsehäufel, und bei Nang Rong mit David als perfektem Gastgeber, einem US-Expat, der uns nicht nur sein wunderschönes Gartenhaus vermietete, sondern auch in einem kurzweiligen Crashkurs, der einen Tag und zwei bierselige Abende dauerte, in die Feinheiten des thailändischen Alltags einführte - und uns damit noch einmal klarer machte, dass Thailand nicht unser Land ist.
Und viertens schließlich stehen hier die besten Tempel von ganz Thailand. Von Angkor führte in Khmer-Zeiten eine große Straße nach Norden, bis Phimai, wo wir unseren ersten wirklich guten Prang (so heißen die Tempeltürme der Khmer) sahen, und auch die ersten tollen Reliefplatten über den Toren, die so typisch für die Khmer-Architektur sind. In Phnom Rung etwas weiter südlich steht eine atemberaubende und atemraubende Anlage auf einem Hügel, und Muang Tam ist klein, aber mit seinen Wasserbecken, die von steinernen Schlangen gesäumt werden, stimmungsvoll. In der damals wie heute tiefen Provinz haben wir dann noch einen kleinen Tempel besucht, einen unserer Minor Sights also, der allerdings den besten Türsturz überhaupt hatte. Hier im Isaan bestätigt sich übrigens, dass die Neo-Khmer-Bauten in Ayutthaya schlicht ein Mist sind (siehe den letzten Blog-Beitrag).
Wir würden allen zukünftigen Reisenden vorschlagen, die hiesigen Khmer-Tempel als längeren Ausflug von Angkor einzuplanen (wir machen es umgekehrt und verlassen Thailand morgen durch die Hintertüre, auf dem Landweg Richtung Kambodscha), den Rest von Thailand aber auszulassen. Er hatte also beinahe recht, der Toni (#Chiang Mai), aber doch nur beinahe.