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Angkor und seine hässliche Schwester Siem Reap

Veröffentlicht: 25.11.2018

Wir sind furchtbar im Stress. Nach einem langen und anstrengenden Tag voller neuer Eindrücke können wir gerade noch ein bisschen im Homestay-Pool schwimmen, duschen und essen - und fallen dann todmüde ins Bett. Kein Bloggen, kein Lesen - kein irgendetwas mehr. Angkor ist fordernd und beeindruckend. 

Was schreibt man nur über einen Ort, der seit 25 Jahren Weltkulturerbe ist, der jährlich von einer Unmenge von Menschen besucht wird und über den schon so viel geschrieben wurde? Fangen wir einmal mit dem Alltag an: die (teilweise riesigen - sie hatten bis zu 100.000 Bewohner und -innen) Tempel- und Klosterkomplexe liegen rund 8 km von der nächsten Stadt, nämlich Siem Reap, entfernt. Vor nicht allzu langer Zeit war da keine Stadt, sondern nur ein Kuhkaff. Doch dann wurde Angkor zu einer der Haupttourismusdestinationen der Welt - und Siem Reap zu etwas, das man kaum fassen kann. Als wir mit dem Sammeltaxi von der thailändischen Grenze in die Stadt fuhren, hatten wir den Eindruck, in einem Mini-Las Vegas gelandet zu sein (ohne freilich Vegas zu kennen): ein breiter Boulevard, auf beiden Seiten unfassbar viele hochmoderne, große, nobel wirkende, aber geschmacklose Hotelbauten. Dass Kambodscha in Wahrheit ein bettelarmes Land ist, auf diese Idee würde man hier nicht kommen.

Am Tag nach unserer Ankunft hatte wir Ferien und besuchten das buddhistische Lichterfest. Siem Reap ist einer der Orte, die dafür berühmt sind, wie dieses Fest hier gefeiert wird - das zieht Besucher und -innen aus ganz Kambodscha an. Jahrmarktstimmung herrscht an den Ufern des Flusses, der die Stadt durchzieht. Essensstandeln mit allerlei Gutem zu niedrigen Preisen sind überall aufgestellt. Am Nachmittag gibt es Bootsrennen auf dem Fluss und am Abend ein Feuerwerk. Danach werden mit Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen geschmückte Gestecke im Fluss ausgesetzt. Gefeiert wird bis spät in die Nacht - und fast nur von Einheimischen. Kaum ein Tourist, kaum eine Touristin verirrt sich zu diesem netten Fest.

Ein paar Schritte weiter dann völliger Szenenwechsel: Schicke Lokale verkaufen zu Preisen, die fast so hoch sind wie bei uns in Europa, Burger, Spaghetti, Tortillas und Illy-Café. Hier also sind sie alle, die Touris aus den reichen Ländern. Kein einziger Einheimischer findet sich unter den Gästen. Siem Reap war an diesem Tag eine klar geteilte Stadt. Später haben wir dann auch noch die Billig-Touristenmeile kennengelernt, mit den Fastfood-Lokalen. Burger und Spaghetti gibt es natürlich auch hier. 

Die hohen Preise (normalerweise in Dollar) in der Stadt mitten im bitterarmen Kambodscha; die, wenn man die Wohnverhältnisse der Menschen am Land sieht, geradezu frivol anmutenden Nobelrestaurants mit sechsgängigen Menüs mit Weinbegleitung; der teils wüste Verkehr - also nein, wir mögen Siem Reap nicht, fühlen uns hier unwohl, haben noch nicht einmal ein Lokal gefunden, in dem man anständig und halbwegs authentisch essen könnte. Wir sind aber (ganz unbewusst) unglaublich weise gewesen, als wir The Natural Homestay zu unserem Quartier auserwählt haben. Am Stadtrand gelegen, nur über eine abenteuerliche Dirt-Road erreichbar, haben wir hier alles, was unser Herz begehrt: ein wunderschönes Zimmer, einen Pool (der so groß ist, dass ich richtig schwimmen kann), gutes kambodschanisches Frühstück, Gratis-Fahrräder und eine supernette und -kompetente Betreuung. So macht Angkor Freude. Und ja, ich fürchte, man muss wegen der Tempel einfach hier gewesen sein, Siem Reap hin oder her.

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#kambodscha#angkor#siem-reap