Veröffentlicht: 13.11.2018
Wir fahren in Thailand von Norden nach Süden einige der Orte ab, die einst Residenzstädte des Königs waren. Die thailändischen Königsdynastien hatten eine gewisse Schwäche dafür, einen neuen Sitz zu suchen, wenn sie an die Macht kamen. Von den Palästen und übrigen Häusern steht (außer in Bangkok, wo der König ja bis heute wohnt) nichts mehr, waren sie doch aus Holz erbaut, aber von den Tempeln und Pagoden sind Ruinen geblieben - in der Regel sehr schlecht erhaltene, muss ich gleich dazu sagen.
Über die nördlichste Stadt, Chiang Mai, habe ich schon einiges geschrieben. Von dort wurde seit Mitte des 13. Jahrhunderts das Königreich Lan Na regiert, das bis weit in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unabhängig blieb, also nicht zu Siam (später Thailand) gehörte, dessen Wurzeln ebenfalls im 13. Jahrhundert und in der Stadt Sukhothai liegen - unserer zweiten Station in Thailand. Innerhalb der (ehemaligen) Stadtmauern gibt es nur sehr dünne Besiedlung (hauptsächlich mit touristischer Infrastruktur), der Großteil besteht aus einem gepflegten archäologischen Park, in dem die Tempelanlagen zwischen vielen künstlich angelegten Becken liegen. Außerhalb der Mauern wohnen einige Einheimische, viele davon Bauern. Also ist alles sehr ruhig und beschaulich, das Radfahren ungefähr so gefährlich wie im Schlosspark Laxenburg. Schwierig ist es, nicht-touristisches Essen zu bekommen, was uns nach einigen Versuchen aber eh gelungen ist. Und die Thai-Massage war auch ok, nicht ganz so gut wie in Chiang Mai, aber ok.
Sehr nett war unser Ausflug von Sukhothai nach Si Satchalanai, keine Königsstadt, aber ein ganz ähnlicher archäologischer Park mit vielen Tempelanlagen. Der Nachteil ist, dass ich mir dort eine lästige bakterielle Hautentzündung in der rechten Gesichtshälfte eingehandelt habe, inklusive dick angeschwollenem, dunkelrotem Auge, ausladender Pausbacke und kleinen eitrigen Pusteln - keine Angst, ich habe keine Fotos gemacht, aber ich schaue völlig verboten aus, und das Zeug brennt.
Noch einmal sechs Busstunden weiter südlich liegt Ayutthaya, schon nahe bei Bangkok: irgendwie eine Mischung von Chiang Mai (wahnsinnig viel Verkehr innerhalb der ehemaligen Stadtmauer) und eher dünner Besiedlung. Hier gibt es allerdings keinen archäologischen Park, sondern viele, voneinander getrennte, teils ziemlich große Tempelbezirke. Die Innenstadt ist insgesamt größer als in "unseren" beiden anderen Königsstädten und im Gegensatz zu ihnen dreckig (überall wilde Müllhalden), aber es stehen noch traditionelle Holzhäuser, in denen die Menschen auch leben. Wir wohnen außerhalb der Mauern, aber auch in einem wunderhübschen puppenstuben-kleinen Holzhäuschen auf Stelzen (Roby kann sich im Badezimmer nur gebückt bewegen). Und es gibt hier ein Krankenhaus, in dem ich nett versorgt wurde (für rd. 1,30 Euro Behandlungshonorar) und das mich für 3,50 Euro mit Jod sowie Antibiotika in allen Formen versorgt hat: Tabletten, Salbe und Augentropfen.
Bisher hat sich unser Eindruck von den thailändischen Sehenswürdigkeiten nicht grundsätzlich verändert: Die Tempel und Pagoden sind nicht nur schlecht erhalten, sondern waren von jeher in der Regel künstlerisch - sagen wir einmal - bescheiden. Es gibt immer einzelne Plätze, die Spaß machen, aber das meiste ist (für uns, insbesondere nach Bagan) enttäuchend. In Sukhothai gibt es sehr gute Buddha-Statuen - viele bessere als an allen anderen Orten, die wir gesehen haben (inkl. Bagan). Sie werden liebevoll restauriert, und wenn Buddha Haarausfall hat, werden ihm seine hübschen Löckchen wieder "eingepflanzt". Es gibt auch die eine oder andere hübsche Tempelanlage, und der archäologische Park ist idyllisch. In Si Satchanalai sind die Tempel besser erhalten, oft stehen noch die Mauern, und so konnten wir uns besser als in Sukhothai vorstellen, wie die Gebäude ausgesehen haben; es gibt dort auch zwei wirklich gute Tempelanlagen: eine, die Pagoden in allen zur damaligen Zeit bekannten Stilen zeigt, und eine mit einer schönen Pagode, die von ganz vielen Elefanten "getragen" wird.
Ayutthaya ist am schwächsten, hier wurde gerne "Neo" gebaut, vergleichbar unserer Ringstraße in Wien mit ihren neogotischen und neoantiken Gebäuden hat man hier halt die Tempel von Angkor (also im Khmer-Stil) Jahrhunderte nach deren Erbauung kopiert. Meist ist das wenig lustig anzuschauen. Aber es gibt hier auch eine authentisch ayutthaische Anlage, die zudem sehr gelungen ist. Sie besteht aus drei völlig identischen, nebeneinander liegenden Pagoden und ist von einem Ring von kleinen Pagoden umgeben. Das Glanzstück jedoch ist ein besonders alter Buddha (irgendwann aus der Zeit zw. 7. und 11. Jhdt.), der irgendwie und irgendwann in einer viel neueren Tempelanlage gelandet ist. Und feucht-heiß ist es hier, man schwitzt schon, wenn man nur angestrengt schaut. Roby röchelt unglücklich vor sich hin und ist auf ständiger Suche nach Getränke-Standeln ;-)