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Ist das noch Galicien oder schon Mittelerde?!

Veröffentlicht: 12.04.2025

Galicien, 08.-11.04.25

Der erste von insgesamt vier Ortswechseln steht an und es geht von Cangas de Morrazo ins Hinterland nach Allariz. Und wir alle trauern um die wirklich schöne Wohnung und das Drumherum mit Hühnern, Katzen, Hunden und wunderbar netten und zuvorkommenden Vermietern. Was uns allen nicht fehlen wird, ist die Mückenplage, die uns auch in Nacht Nr. 4 heimsucht und insbesondere Ida erneut komplett zersticht.

Also nicht lang fackeln und nach kurzer und herzlicher Verabschiedung, bei der Ida den Hühnern die meiste Aufmerksamkeit zukommen lässt, geht es knapp 1 1/2 Stunden gen Westen Richtung Ourense und knapp dahinter zum Zielort Allariz.

Dort angekommen suchen wir die Touristen-Info auf (erstaunt darüber, dass es überhaupt eine gibt, sind wir schon), um nach der Möglichkeit zu fragen, den hiesigen Fluss mit dem Ruderboot zu erkunden, um den Tag noch mit einem kleinen Abenteuer zu beenden.

Ist aber nicht…der super freundliche, aber irgendwie auch komplett überforderte (einzige) Mitarbeiter dieses Tourist-Points wirkt, als habe er im April noch gar nicht mit Arbeit gerechnet und reißt fast die gesamte Ablage seines Schreibtisches runter, um uns mit zwei bis dreißig Stadtkarten zu versorgen. Und teilt uns ebenso mit, dass das Rudern erst im Juli machbar sei. Also scheinbar keine Hauptsaison hier aktuell…

Generell zeigt sich das Örtchen zwar wunderschön mit durchgehend 200-300 Jahre alten Häusern im Ortskern, kleinen niedlichen Gässchen und überall teils versteckten Lädchen, Restaurants und Bars. Aber eben auch komplett leer. Gefühlt werden wir misstrauisch beäugt, wieso so helle bis rote Typen (war leider etwas viel Sonne gestern) um diese Jahreszeit ihren Wohnort unsicher machen.

Wir genießens und machen statt des geplanten Rudertrips einen Kurzausflug nach Ourense, der größten Stadt hier in der Region.

Semigute Idee, denn in der Stadt herrschen in der Sonne über 30 Grad und wir schleichen von einem Laden zum Nächsten, suchen Schattenplätze und schnappen uns selbstverständlich schnell das (laut Gugl) bestbewertete Eis der Stadt. Kommt aber nicht an Triest und Vigo ran! Bei weitem nicht…

Zurück in Allariz entscheiden wir uns gegen die eigene Küche und für das Fio de Liño, ein kleines Tapas-Restaurant in einem ehemaligen Schneiderkeller.

Für Ida gibts Patatas fritas und Hähnchen, für uns allerlei Zeug in Tapas-Größe von „Enfilado“ de croquetas (auch nach dem Verzehr keine Ahnung, was das war…) über Chipirons á prancha (Mini-Oktopus) bis Crocantes de quiexo brie (irgendwas mit Brie)!

So oder so mega lecker und erstaunlich günstig. Überfuttert aber zufrieden gehts in die neue Wohnung, die zwar nur ca. sechs Meter breit ist, dafür aber über drei Stockwerke geht. Auch hier scheinen wir wieder einen Glückstreffer gelandet zu haben.

Vermieter lernen wir in den vier Tagen jedoch keine kennen, die Übergabe funktioniert per Schlüsselbox!

Tags drauf entscheiden wir uns gegen unser Ökoherz und fahren die 120 km vom Vortag wieder zurück, um nochmal einen Tag am Strand zu verbringen. Hier in den Bergen wäre es zwar sicherlich auch schön, aber der Wunsch nach Meer bei absurd gutem Wetter für diese Zeit lässt uns nicht lange abwägen. So dümpeln wir wie schon zwei Tage zuvor am Strand herum, nutzen den herrlichen Wanderweg für eine kleine Jogging-Runde und trauen uns schon deutlich länger ins kalte Nass als beim ersten Mal!

Zufrieden und mit dem Gefühl, die richtige Tagesentscheidung getroffen zu haben, geht es nachmittags wieder zurück nach Allariz. Und erneut siegt die Faulheit über die Vernunft und es geht direkt gegenüber der Wohnung in die Taberna do Milo.

Wir haben Glück und ergaunern den letzten freien Tisch, denn der Rest ist gerammelt voll mit Einheimischen, die bei Oliven, Wein und Bier den Tag ausklingen lassen.

Bis auf die beiderseitige kolossale Sprachbarriere fühlen wir uns fast wie ein Teil von ihnen. Auch wenn uns das Gefühl nicht loslässt, dass wir mit unserer Zeichensprache und der Zuhilfenahme von Google, um Oliven und Brot zu bestellen, eher zur Erheiterung einiger Gäste beitragen.

Generell stellen wir bisher auf unserer Reise fest, dass wir mit Englisch kaum weiterkommen und vieles über die Handyübersetzung laufen muss.

Natürlich sind wir, was die spanische Sprache angeht auch absolut rudimentär unterwegs, aber hatten doch gedacht, dass zumindest das Bestellen in einer Bar oder einem Restaurant leichter vonstatten gehen müsste.

Zeigt uns aber auch, dass diese Region hier im Nordwesten der iberischen Halbinsel (bis auf Santiago selbst) vielleicht wirklich noch kein Ziel des internationalen Massentourismus ist, so dass es eben auch einfach nicht nötig ist, hier mehr als galizisch und spanisch sprechen zu müssen!

Den nächsten Tag wollen wir dann aber dazu nutzen, weshalb es uns überhaupt von der Küste hierher ins Hinterland verschlagen hat, nämlich die Ribiera Sacra!

Diese Region wird geprägt durch die beiden Flüsse Sil und Miño. Insbesondere auf den letzten Kilometern, bevor der Sil auf den Miño trifft, fließt dieser durch einen beeindruckenden und teils bis zu 500 Meter tiefen Canyon, was die gesamte Gegend zu einer faszinierenden und bei Wanderern überaus beliebten Gegend macht.

Schon vor bis zu 2000 Jahren ließen sich hier Mönche und Einsiedler nieder, was an zahlreichen immer wieder auftauchenden Steinhütten, aber auch diversen Klöstern und Kirchen ersichtlich ist!

Kurzum ein Traumziel für große und kleine Abenteurer!

Schon zu Beginn unserer ausgewählten Wanderroute wechseln sich Kastanienhaine, Bachläufe (die es selbstverständlich zu überqueren gilt), Wiesen voller Ginster und uralter Eichen und Pfade entlang moosbewachsener Steinmauern gefühlt im Minutentakt ab und wir staunen ebenfalls alle 100 Meter aufs neue über diese wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft!

Herr der Ringe-Liebhaber (wie wir) fühlen sich schnell ans Auenland und Bruchtal erinnert und die Titelmusik-pfeifend folgen wir dem Pfad weiter und entdecken sogar bellende Rehe (die sich von uns wohl arg gestört fühlen) und unzählige Eidechsen.

Endgültig auf Elronds Spuren wandeln wir dann aber beim Abstieg zur Mosteiro de Santa Cristina de Ribas de Sil. Einem alten und längst verlassenen Benediktinerkloster am Steilhang des Canyons, welches entweder zu Fuß über einen schmalen Pfad oder per Auto (macht die Szenerie schon etwas kaputt) erreichbar ist.

Wir haben jedoch reichlich Glück und sind bis auf zwei autofahrende spanische Krüstchen allein, zahlen dem Pförtner zwei Euro pro Erwachsenem und genießen bei einem schnellen Snack inmitten des wirklich sehr gut erhaltenen Klosters die Ruhe und träumen uns nach Mittelerde!

Weiter geht es vorbei an einigen mal erbauten und mal natürlichen Aussichtspunkten über die Schlucht an dieser entlang zurück zum Parkplatz und wir sind begeistert von diesem Fleckchen Erde und der Tatsache, keinen einzigen weiteren Wanderer gesehen zu haben. Selten auf unseren Touren durften wir eine solche Ruhe genießen!

-> https://www.komoot.com/de-DE/tour/2152908531?ref=itd

Ein weiterer Grund, diese Gegend hier rund um Ourense anzusteuern sind die heißen Quellen der Stadt Ourense selbst und die dazugehörigen Thermalbäder. Schon die Römer wussten vor über 2000 Jahren die Quellen zur Entspannung zu nutzen und so wollen wir es ihnen gleich tun.

Die Innenstadt mit dem römischen Bad wollen wir in unserem Wanderoutfit allerdings meiden, bzw. würde wohl eher das Bad UNS meiden, so dass wir uns eine Therme direkt am Fluss Miño suchen.

Nach anfänglicher Navi-Überforderung, einem erneuten kleinen Fußmarsch vom Parkplatz auf der anderen Flussseite und einer kurzen Alterskorrektur bei Ida (statt ihrer 10 Jahre ist sie nun schon stolze 11, da wir sonst nicht reingekommen wären —> „how old?“ „Eleven“ „okay“) steigen wir ins 40 Grad warme Wasser. Welch Wohltat nach der Wanderung…

Es wird extra darauf hingewiesen, die Badesession auf maximal 90 Minuten zu begrenzen, was wir amüsiert zur Kenntnis nehmen.

Wer hält das denn 90 Minuten aus, wenn er nicht als Hummerersatz auf dem Teller landen will?

Wir schaffen immerhin 15 Minuten, dann ins Kaltbecken und nochmal ins „nur“ 35 Grad warme Becken zur Nachgarung!

Alles in allem ein tolles und vor allem kostenloses Erlebnis, welches sich allemal lohnt, mitgenommen zu haben!

Auf dem Rückweg nach Allariz kippt das Wetter wie angekündigt endgültig und es regnet sich ordentlich ein. Auch die Temperatur fällt erstaunlich schnell auf nur noch 17 statt der bisherigen 28 Grad.

Zeit für uns, auch diesem sehr urtümlichen und gemütlichen Ort den Rücken zu kehren.

Es geht für zwei Nächte weiter in den Norden nach O Castro in ein Kuppelhaus im Nirgendwo!

¡Estatemos en contacto!

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