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Uruguay im Schnelldurchlauf

Veröffentlicht: 16.11.2017

Nach einigen schönen Tagen neigte sich die Zeit in Buenos Aires auch dem Ende zu und es hieß Abschied nehmen. Uruguay sollte nämlich das nächste Reiseland sein und diesmal reiste ich ausnahmsweise mal nicht alleine. Der aus Paris kommende Nicolas hatte nämlich einen ähnlichen Plan und wir beschlossen uns dem Abenteuer Uruguay gemeinsam zu widmen. Sein fließendes spanisch war natürlich auch sehr hilfreich.


Im Nachhinein frage ich mich, ob es nicht vielleicht schöner gewesen wäre, den Weg bis nach Patagonien auf sich zu nehmen, anstatt nur ein weiteres Land von der Landkarte abzuhacken. Argentinien ist zwar riesig und ein Trip nach Patagonien würde einige sehr lange Busreisen nach sich ziehen aber so gut wie jeder schwärmt von der Gegend. Aber was solls, ich entschied mich für die bequemere Variante und brauchte, um nach Uruguay überzusetzen, lediglich die Fähre über den Rio de la Plata, den übrigens breitesten Fluss der Welt, den Magellan irrtümlich für die Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Pazifik hielt, zu nehmen und anderthalb Stunden später erreichte ich die Kolonialstadt Colonia del Sacramento. Colonia del Sacramento ist die älteste Stadt Uruguays und ihre Altstadt wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Im Grund genommen eine schöne Stadt aber die Übernachtung und die drei stündige Besichtigung der im Kolonialstil erbauten Altstadt am nächsten Tag, waren auch schon alles, was man dort unternehmen kann. Wobei die drei Stunden von uns auch schon sehr großzügig gestaltet wurden.


Ein ziemlich positiver und überraschender Nebeneffekt an einem Abstecher nach Uruguay ist außerdem die Mehrwertsteuer-Vergünstigungen für Touristen. Diese wurde ursprünglich für die Saison 2012/2013 eingeführt und besagt, dass bei Zahlungen mit im Ausland ausgestellten Kreditkarten, die Mehrwert erstattet wird. Da sich dieses Modell überraschenderweise als förderlich für den Tourismus herausstellte, beschloss man besagtes Modell einfach zu verlängern. Deswegen kriegt man als Tourist auch jetzt noch bis zu 30 % Rabatt in Restaurants und auf das meiste andere immerhin auch noch ein paar Prozente.


Weiter gings also in Richtung Hauptstadt, Montevideo sollte diese sein und mit auf die Minute genau drei Stunden Busfahrt, auch in annehmbarer Distanz zu Colonia. Angekommen in Montevideo gings in unsere neue Herberge und beim ersten Versuch Montevideo zu erkunden, waren wir leicht verwundert über die Endzeitstimmung hier. Die Stadt, beziehungsweise die Altstadt, wo unser Hostel lag, war nämlich wie ausgestorben. Kaum jemand auf den Straßen, keine Autos, alle Geschäfte geschlossen und das an einem Samstagnachmittag. Wir waren nämlich auf der Suche nach einer Bar, die das Golden State Warriors Spiel gegen die Philadelphia 76ers übertragen würde. Endlich hatte ich mal einen Reisepartner gefunden, der meine Leidenschaft zur obersten US-Amerikanischen Basketballliga genauso teilt. Dies gestaltete sich schwieriger als gedacht bis hin zu unmöglich, sodass wir dann auf unser Hostel zurückgriffen. Zur Not hatte ich meinen Laptop dabei aber zu unserer Überraschung wurde das Spiel sogar im Fernsehen gezeigt.


Tags darauf bestätigte sich die Totengräberstimmung Montevideos und ich sollte erst während meines zweiten Aufenthalts in Uruguays Hauptstadt erfahren warum. Wir nutzen den heißen Sonntag allerdings zu einem ausgiebigen Stadtrundgang. Nachdem es in und um den Hafen nicht wirklich viel zu sehen gab, ging es für uns am Plaza Independencia, mit der riesigen Artigas-Statue, vorbei in die Avenida 18 de Julio. Ähnlich wie in Buenos Aires, wurde auch hier die bedeutendste Straße nach dem Datum eines der bedeutendsten Ereignisse des Landes benannt. Nämlich der Anerkennung der Verfassung durch das Volk am 18. Juli 1830.


Entlang dieser Straße ist wichtig den Blick nach oben zu richten, denn hin und wieder tauchen wunderschöne neobarock verzierte Bauten in mitten der Hochhauslandschaft auf. Ich habe so das Gefühl, man versucht ein wenig die Stadt auf der anderen Seite des Rio de la Platas zu kopieren. Mit mäßigem Erfolg aber leider.


Die Straße etwas weiter hinunter, kamen wir dann am Palacio Municipal an. Der designierte Verwaltungsapparat Montevideo besitzt nämlich ein wunderbares Aussichtsdeck mit 360 Grad Blick auf Montevideo. Von hier oben war gut zu erkennen, dass Montevideo, wie viele andere südamerikanische Städte auch, nach US-amerikanischem Vorbild gebaut wurden. Der Straßenplan im Schachbrettmuster und möglichst viele hohe Gebäude. Erleichtert zwar die Orientierung, nimmt meiner Meinung nach aber so ein bisschen den Charme.


Montevideo sei laut einer Studie aus 2010 die Stadt in Südamerika mit der höchsten Lebensqualität, gefolgt von Buenos Aires und Santiago.

Im Endeffekt ist Montevideo eine weitere Hauptstadt, die man mal gesehen haben kann aber nicht muss und so langsam kriege ich den Eindruck, dass die größten und wichtigsten Städte eines Landes hier nicht gleich die sehenswertesten sind. Mal sehen, ob sich dieser Trend fortsetzt. Buenos Aires würde ich hiervon mal ausnehmen.


Nach zwei Nächten Montevideo hieß es dann wieder Busfahren. Dieses Mal auf die Minute genau fünf Stunden und unser Ziel hieß diesmal Cabo Polonio. Ein Dorf mitten in einem Naturschutzgebiet, welches eine der "wildesten und unberührtesten Regionen Uruguays" sei. Da es lediglich Anwohnern gestattet ist, mit dem Auto nach Cabo Polonio zu fahren, gestaltete sich unsere Anfahrt umständlicher und teurer als gedacht. Unser Bus hielt nämlich an einem Busterminal mitten im Nirgendwo und von dort aus durften wir schön nochmal 200 uruguayische Pesos (ca. 6 €) bezahlen, um zu besagtem Cabo Polonio zu kommen. Die Fahrt dorthin absolvierten wir dann im offenen DDR-LKW durch das Naturschutzgebiet und am Strand entlang bis wir dann endlich die Hippieenklave.


Bunte Häuser, wenig Strom, Wifi eine Stunde am Tag. Diese menschenunwürdigen Zustände erwarteten uns also die nächsten Tage. Zu tun gibt es hier eigentlich nicht viel außer am Strand rumhängen, den Leuchtturm zu besteigen, die Seehundkolonie zu bestaunen oder einfach in der Hängematte zu liegen. Wir beschlossen die meiste Zeit das Schachbrett in unserem Hostel Viejo Lobo zu malträtieren und einfach mal die Seele baumeln zu lassen.


Leider verließ ich Montevideo bereits mit einer leichten Erkältung und diese verbesserte sich in Cabo Polonio nicht wirklich. Außerdem war es dort ziemlich kühl und windig und zudem war unser Hostel nicht wirklich komfortabel. Zwar auf seine eigene Weise gemütlich aber nicht geeignet und wieder gesund zu werden. Mein Bett war beispielsweise nur knapp 1,75 lang und somit, selbst für meine bescheidene Körpergröße, zu kurz. Deswegen beschloss ich nur eine Nacht dort zu bleiben und Nicolas am nächsten Tag zurück nach Montevideo zu begleiten.


Nicolas hatte sowieso seinen Bus schon für den darauffolgenden Tag gebucht, ich allerdings ursprünglich für den Tag danach. Somit hatte ich zwei Nächte und er nur eine. Es gab leichte Abstimmungsprobleme, sodass er von Colonia del Sacramento und ich von Montevideo zurück nach Buenos Aires zurückfahren sollte.


Das Hostel konnte ich ohne Probleme umbuchen nur die Bustickets waren etwas komplizierter. Da es direkt in Cabo Polonio kein Ticketbüro gab, versuchte ich mithilfe des dauerkiffenden Hostelmitarbeiter Santi, das Busunternehmen anzurufen. Selbiges Unternehmen hatte aber anscheinend wenig Lust auf unsere zahlreichen Anrufe zu reagieren und so musste ich auf gut Glück mit Nicolas zum Busterminal fahren, um das dort persönlich zu machen. Glücklicherweise funktionierte alles wie geplant und so war ich am selben Tag noch wieder in Montevideo.

Nicolas musste allerdings direkt den Bus weiter nach Colonia del Sacramento nehmen und somit war die Reisezeit zu zweit auch schon wieder vorbei.


Diesmal gönnte ich mir ausnahmsweise Mal ein Zimmer für mich. Wahrscheinlich für alle Beteiligten die beste Lösung. Meine Unterkunft befand sich wieder in der Altstadt, nur unweit entfernt vom Fährterminal, sodass ich bei meiner Abfahrt nur einen kurzen Fußweg haben sollte. Jene Unterkunft bezeichnet sich im Internet selbst als "retro", was aber in Wahrheit eher "baufällig" heißen soll. Aber was solls, mein Zimmer war in Ordnung und wenn man mit einem selbst auferlegten Budget lebt, muss man eben manchmal mit sowas zurecht kommen.


Da ich dieses Mal unter der Woche in Montevideo weilte, eröffnete sich mir ein komplett anderes Bild. Die Altstadt blühte auf,  Straßencafés, geöffnete kleine Geschäfte und ein riesiger Trubel bot sich mir auf ein mal und ich hatte das Gefühl, dies sei eine andere Stadt als noch ein paar Tage zuvor. In Uruguay sind nämlich alle Geschäfte ab Samstagmittag bis Montag geschlossen. Das erklärt dann auch der Mangel an Menschen auf den Straßen am Wochenende. So hatte Montevideos Altstadt aber wirklich einiges zu bieten und ist durchaus einen Besuch wert. So schnell kann sich der Eindruck also wenden.



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#uruguay#colonia del sacramento#montevideo#cabo polonio