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Rundreise durch den südlichen Teil Boliviens

Veröffentlicht: 11.12.2017

Mein kurzer Zwischenstopp in La Paz war Geschichte und nun begann die Bolivien-Rundreise. Als erster Stopp war Uyuni mit seiner berühmten Salzwüste vorgesehen. Da die knapp 20.000 Einwohner zählende Stadt, außer Reiseveranstalter, kaum was zu bieten hat, wollte ich so wenig Zeit wie möglich dort verschwenden. Ich nahm um 20 Uhr abends den Nachtbus in La Paz und kam 11 Stunden später komplett übermüdet in Uyuni an. Meine zuvor gebuchte Tour startete aber erst gegen elf, weswegen ich die Zeit bis dahin in einem Café am Busbahnhof totschlug. Dort traf ich auch die ersten Mitreisenden, die beim selben Reiseveranstalter gebucht haben. Bastiaan aus Holland und Tom aus England. Wir verstanden uns von Anfang an Recht gut und beschlossen zu fragen, ob wir in einem Auto fahren dürfen.


Einige Stunden später ging es dann auch endlich bei Perla de Bolivia los. Nach einer mittelkurzen Einführung, wo unser Guide ungefähr zwanzigmal betonte, dass wir doch bitte genug Geld mitnehmen sollte, um uns auf dem Weg etwas zu kaufen, startete die Gruppe aus 17 Reisenden, einem Guide und drei Fahrern mit drei Autos. Nur Lamabauern, Minenarbeiter und das bolivianische Militär sind im kargen, bis zu 6000 Meter hohen Umland sesshaft geworden, welches wir in den nächsten paar Tagen durchqueren wollen.


Erster Halt war der Cementerio de Trenes (Eisenbahnfriedhof) vor den Toren der Stadt. 1872 wurde die erste Eisenbahnstrecke Boliviens gebaut und diente dazu Rohstoffe wie Natriumnitrat, Salze oder Metalle wie Kupfer, Silber und Gold in die Hafenstädte am Pazifik zu bringen. Ende der  19. Jahrhunderts erreichte die Strecke Uyuni und es wurde ein Eisenbahntriebwerk errichtet, welches Uyuni zu einem wichtigen Knotenpunkt machte. Als 1940 die örtliche Industrie zusammenbrach, wurden viele Mienen von ihren Betreibern aufgegeben und somit wurden die meisten Lokomotiven nicht mehr benötigt und einfach zurückgelassen. Heutzutage ist der dortige Eisenbahnfriedhof der größte der Welt und dient vielen Reisenden zum größten Salzsee der Welt, der Salar de Uyuni, als Fotomotiv.


Weiter ging es in einen kleinen Ort, wo uns gezeigt wurde, wie Salz verarbeitet wurde und wo wir dann eingeladen wurden, bei einem der gefühlt hundert Ständen, die alle das gleiche Angebot hatten, etwas zu kaufen. Aus Prinzip schon entschied ich mich dagegen und so fuhren wir dann weiter und erreichten die Salzwüste.


Die Salar de Uyuni ist eine mehr als 10.000 Quadratkilometer große Salzpfanne und somit mehr als zwölfmal so groß wie Berlin. Sie bildete sich vor über 10.000 Jahren, als der Paläosee Tauce austrocknete, liegt auf circa 3600 Metern Höhe und ist an bestimmten Stellen bis zu 100 Meter tief. Inzwischen dient der ausgetrocknete See hauptsächlich der Salzgewinnung und dem Tourismus.  Die Salzmenge der Salar de Uyuni wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Außerdem beinhaltet er ein riesiges Lithium-Vorkommen.

Während der Regenzeit zwischen Anfang Dezember und Juni ist der See von einer Wasserschicht bedeckt und teilweise nicht zu befahren. Während dieser Zeit entwickelt sich die Salar de Uyuni allerdings zum wohl größten Spiegel der Welt.


Nachdem wir inmitten der Wüste Mittag gegessen hatten, stand die Fotosession an. Aufgrund der schier endlosen Weiten kann man nämlich wunderbare Fotos mit Perspektive machen. Da ich allerdings kein sonderlich begabter Fotograf bin, mussten sich andere mit den Techniken beschäftigen.


Als Nächstes ging es mit den Jeeps ins Zentrum der Salzwüsten zur Isla Incahuasi, einer Erhebung, die für ihre teilweise mehr als 1200 Jahre alten Säulenkakteen bekannt ist. Dort wanderten wir herauf und hatten von oben mit einem kühlen Bier in der Hand einen wunderbaren Blick über die Salzwüste.


Übernachtet haben wir dann in einer Unterkunft am Rande der Salzwüste, wo der Fußboden komplett aus Salz bestand. Ich hatte mit Bastiaan und Tom zusammen das einzige Dreier-Zimmer. Sonst gab es nur Doppelzimmer. Außer noch zwei anderen Solo-Reisenden, waren außerdem nur Paare mit uns unterwegs.


Tags darauf gings nach dem Frühstück los zu einigen Lagunen im Nationalpark de Fauna Andina Eduardo Abaroa, benannt nach einem Kriegshelden aus dem Salpeterkrieg. Die ersten beiden Lagunen waren bis auf die vielen Flamingos unspektakulär und stanken ziemlich aber die dritte Lagune, die Laguna Colorada, war wirklich beeindruckend. Sie hat ihren Namen wegen der auffällig roten Färbung und auch hier sind unzählige Flamingos heimisch. Inzwischen befanden wir uns auf einer Höhe von 4300 Metern und einigen war das auch ganz schön anzumerken. Ich selber hatte von leichten Kopfschmerzen seit einigen Tagen, kaum Einschränkungen. Man merkt die Höhe allerdings schnell, wenn man sich mal ein bisschen bewegt.


Später kamen wir noch bei einigen Geysiren und Schlammlöchern vorbei, deren Geruch nach verfaulten Eiern Schwefelgehalt verrät, und befanden uns inzwischen auf fast 5000 Metern Höhe. Der Wind war kalt und die Temperaturen erreichten beinahe Minusgrade. Abends schliefen wir dann in einem sehr spartanischen Hostel in Sechs-Bett-Zimmern, hatten aber das Glück, dass direkt beim Hostel Thermalquellen waren, in denen man in heißem Wasser angenehm baden konnte.


Am letzten Tag meiner dreitägigen Reise durch die Fauna des südwestlichen Boliviens, starteten wir morgens zu Laguna Verde. Auf dem Weg dahin passierten wir die Salvador-Dali-Wüste. Von hell- bis dunkelbraun schattiert, liegen die Felsen weit verstreut auf einer Anhöhe, als wären Gott ein paar Kieselsteine aus der Hosentasche gefallen. In der Tat, es scheint, als flitzte man quer durch ein Gemälde des spanischen Künstlers. Ein surreales Bild. Nur die zerflossenen Uhren fehlen.


Angekommen bei der Laguna Verde die erste kleine Enttäuschung. Leider war die Lagune nicht wie vermuten grün, sondern ein stinknormaler See am Fuße des Vulkans Licancabur. Der Vulkan ist mit knapp 6000 Metern der höchste inaktive Vulkan der Cordillera Occidental, welches ein Teilabschnitt der Anden ist und gleichzeitig die natürliche Grenze zu Chile bildet. Im Krater befindet sich einer der höchstgelegenen Seen der Welt und trotz -30 Grad Temperaturen gedeihen hier eine Vielzahl von Lebewesen. Dies ist auch der Grund warum die NASA und das SETI-Institut einige Expeditionen hierher unternommen haben um mit Hilfe von Erkenntnissen über die Anpassungsweise der Lebewesen an die äußeren Umstände, die Entwicklung des Lebens in seinen frühesten Stadien zu verstehen.


Danach hieß es zurück nach Uyuni und wir hielten auf dem Weg nur einmal bei einer Lama-Herde, die bei einer versteckten Lagune mitten in der Natur graste.

Die Fahrt war anstrengend und lang aber gegen fünf Uhr kamen wir wieder in Uyuni an. Endlich wieder in der Zivilisation angekommen verbrachte ich die zweieinhalb Stunden, bis mein Bus nach Potosi fuhr, in einem Restaurant mit einigen der anderen, die aber allesamt wieder zurück nach La Paz fuhren.


Die folgenden vierstündige Reise war kalt und der Bus roch moderig. Aber bei einem Fahrpreis von nicht mal fünf Euro, kann ich das verschmerzen. Angekommen in Potosi war es inzwischen nach elf Uhr abends und ich teilte mir mit einem schwedischen Paar das Taxi bis zu meinem Hostel. Völlig übermüdet fiel ich dann nach einem Tag voller Fahrerei ins Bett und schlief sofort ein.


Am nächsten Tag wollte ich mir Potosi angucken und begab mich mit Becky auf meinem Hostel auf Entdeckungstour. Viel zu sehen gab es hier allerdings nicht und außerdem war es furchtbar kalt. Deswegen entschied ich mich gleich am nächsten Tag den Bus weiter nach Sucre zu nehmen.


Potosi liegt auf 4000 Metern Höhe, fasst 175.000 Einwohner und liegt am Fuß des Berges Cerro Rico (dt. Reicher Berg), dessen Silberreichtum Potosi im frühen 17. Jahrhundert zu einer der größten Städte der Welt machte und von dessen Silber- und Zinnvorkommen die Stadt noch heute abhängig ist.


Bekannt ist die Stadt vor allem für die Touren durch die ansässigen Silbermienen. Diese interessieren mich aber nicht sonderlich und deshalb verzichtete ich darauf. Becky wollte sich ein Kloster in der Nähe angucken und da ich sowieso nichts Besonderes vor hatte, begleitete ich sie. Dort kamen wir in den Genuss einer einstündigen, privaten Führung für gerade mal 2,50 Euro. Leider war die Tour auf Spanisch und da wir beide so gut wie kein spanisch sprachen, kamen nicht viele Informationen bei rum. Wir wurden durch das Kloster geführt, durften auf das Dach, von wo aus man eine tolle Aussicht über die Stadt hatte, und in die Katakomben, wo eine irgendwie zeremoniell die Toten liegen. Ganz verstanden hatte ich das nicht aber auf jeden Fall ziemlich gruselig.


Tags darauf fuhr ich mittags mit dem Bus drei Stunden lang nach Sucre und erwischte diesmal einen extrem heißen Bus. Der Hinweis einer Australierin in Sao Paulo, dass man in Bolivien fast ausschließlich entweder extrem heiße oder eiskalte Busse erwischte, sollte sich also bewahrheiten. In Sucre gings dann in mein Hostel und für neun Euro die Nacht bekam ich sogar ein privates Zimmer.


Sucre ist die Hauptstadt und liegt im Süden Boliviens. Einwohnertechnisch ist Sucre zwar nur die sechstgrößte Stadt Boliviens aber für mich die mit Abstand schönste. Die Altstadt von Sucre mit ihren weißen Gebäuden gilt als eines der am besten erhaltenen Beispiele einer Kolonialstadt in Südamerika und ist im typischen Schachbrettmuster angelegt. Im Jahr 1991 wurde die Altstadt als Ensemble von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die UNESCO begründete dies mit der Vielzahl gut erhaltener Häuser aus dem 18. Jahrhundert sowie damit, dass auch spätere Bauwerke mit Innenhöfen und unter Beibehaltung des Stils spanischer Kolonialarchitektur errichtet wurden.

Gerade die Altstadt lädt zum Spazieren ein und auch der Plaza de 25 Mayo, der Hauptplatz Sucres mit der wunderschönen Cathedral Metropolitana de Sucre, ist wirklich gelungen.


In Sucre traf ich Becky aus Potosi wieder, inzwischen in Begleitung ihres Freundes, und zusammen begaben wir uns zum Friedhof Sucres, der eine der Sehenswürdigkeiten sein sollte. Anders als der Friedhof in Buenos Aires, erinnert dieser doch eher an einen klassischen Friedhof, ist aber durch die schönen Bauwerke und perfekt gepflegte Gartenlandschaft, wirklich sehenswert.

Den Rest des Tages verbrachten wir in verschiedenen Cafés und Restaurants und spielten Karten. So vergeht der Tag dann auch ganz schön schnell, denn Abends stand der nächste Nachtbus auf dem Programm. Es geht nämlich wieder zurück nach La Paz. Geschmeidige 13 Stunden wieder nach La Paz.

Antworten (1)

Heiko
Hallo Emil, deine Reise durch Bolivien verfolge ich mit Interesse und entsprecheder Literatur sowie goole. Dabei sind deine persönlichen Erfahrungen das Beste um sich ein gutes Bild vom Land zu machen. Alles Gute und viel Freude bei den weiteren Touren, Opa Heiko

#uyuni#salar de uyuni #potosi#sucre#bolivien