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Über Südafrika nach Namibia

Veröffentlicht: 06.10.2017

Vorbereitung ist alles. Das musste ich mal wieder schmerzlich erfahren. Ich wähnte mich eigentlich dank tatkräftiger Unterstützung, optimal vorbereitet und so zählen beispielsweise literweise Sonnencreme, ein Zahlenschloss oder ein Moskitonetz zu meinem Inventar, allerdings vergaß ich dann doch einen brauchbaren Schlafsack zur dreiwöchige Campingtour durch Afrika mitzunehmen. Dass die Tage warm und die Nächte kalt sind, durfte ich direkt in der ersten Nacht an eigener Haut erfahren. Da es aber nirgendwo mehr vernünfftige Schlafsäcke gab und ich sowieso nicht so viel Geld dafür ausgeben wollte, sind es ab Tag drei nun drei Handtücher sowie eine große, dünne Decke, die mir Wärme für die Nacht spenden sollten.


Aber von vorne: Wir trafen uns alle im Once in Capetown Hostel in Kapstadt und ich lernte die anderen 21 Mitreisenden sowie unsere beiden Guides kennen. Selbstverständlich bestand die Mehrzahl der Mitreisenden aus Deutschen Staatsbürgern aber sonst sind die 16 Mädchen und 5 anderen Jungs ein bunter Mix aus englisch- und deutschsprachigen 21 bis Endedreißigjährigen.


Mein Zeltpartner sollte ein 26 jähriger Engländer namens Guy werden, der gerade seinen Job als Mechaniker für Flugzeug- und Militärtechnik aufgegeben hat um ähnlich wie ich, eine längere Auszeit zu nehmen. Bei ihm geht es danach aber in Richtung Asien und Australien weiter, das klassische Programm also. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und sollte eine lustige gemeinsame Zeit haben.


Am zweiten Tag verließen wir dann Kapstadt und fuhren in unserem monströsem Lando ("It´s a Lando, not a Bus!") in Richtung Cedarberg. Relativ unspektakulär aber eine schöne Aussicht. Da Guy und ich kein Interesse an der dort stattfindenden Weinverkostung hatten, blieb es bei uns bei ein paar Runden Pool, in den ich gnadenlos verlor, und einem vergleichsweise ruhigen Abend. Die Nacht war lang und kalt und ich konnte so gut wie keinen Schlaf finden. Das sollte sich aber bessern, da dies die kälteste Station bleiben sollte.


Am nächsten Tag ging es für uns weiter in Richtung der Namibischen Grenze und wir übernachteten am Orange River, nach dem Sambesi übrigens der zweilängste Fluss im südlichen Afrika. Nach einiger Zeit des Überwindens, sprangen wir dann auch ins Wasser und es stellte sich heraus, dass man dort doch ganz angenehm baden konnte.


Wir wurden alle in Teams eingeteilt und hatten jeden Tag bestimme Pflichten. So muss beispielsweise ein Team einen Tag lang immer den Lando putzen, ein anderes bei der Essensvorbereitung helfen oder ein anderes den Abwasch machen. Das rotierte natürlich taglich. Komischerweise waren alle Jungs dauerhaft für das "Packing-Team" eingeteilt, heißt den Lando aus- und einpacken bei Ankunft und Abfahrt - außer mir. Meinerseits durfte schön jeden Tag Geschirr putzen oder Gurken schneiden. Ich nahm das aber mal nicht als allgemeine Kritik meiner Männlichkeit auf.

Die Abende verbrachten wir dann meist gemeinsam am Lagerfeuer und danach ging es häufig in die auf dem Campingplatz ansäßige Bar.


Die Namibische Grenzkontrolle verlief am darauffolgenden Tag problemlos und es ging weiter in Richtung Fish River Canyon, nach irgendeinem unbekannten Canyon in der Wüste Arizonas der zweitgrößte Canyon der Welt und auch nicht weniger beeindruckend. Nachdem Zelte und alles aufgebaut war, ging es dann zum Canyon und wir konnten den Sonnenuntergang dort beobachten.


Gemäß Überlieferungen des Nama-Volkes lebte vor langer Zeit im südlichen Namibia eine riesige und sehr gierige Schlange. Immer wieder fraß sie die Schafe und Ziegen der Menschen. Eines Tages beschlossen diese daher, die Schlange zu töten. Mit Speeren bewaffnet machten sich die Männer auf die Jagd und ihre Hunde halfen ihnen dabei die Schlange aufzuspüren.

Als die Jäger sie gefunden hatten, kreisten sie die Schlange ein und verhinderten mit Fackeln ihre Flucht. Speer um Speer konnten sie so in den Körper der Schlange schleudern. Und obwohl die Schlange riesig war hatte sie gegen die Übermacht der Jäger keine Chance. Im Todeskampf wand sich die Schlange, zuckte und schlug in alle Richtungen, so dass sie dabei den Boden aufriss und mit Furchen durchzog. So entstand dann also der Fish River Canyon. Muss außerdem eine ziemlich große Schlange gewesen sein, da der Canyon bis zu 27 Kilometer breit ist.


Weiter ging es dann in Richtung Wüste Namib, eine der trockensten Wüsten der Welt und wir konnten sogar schon die ersten Zebras, Antilopen, Sträuße und Oryx beobachten. Mir schleierhaft, wie die es schaffen in dieser tristen Landschaft, wo jeder Strauch ein Highlight ist, zu überleben.

Wir campten dann irgendwo im nirgendwo mitten in der Wüste und nachts gesellte sich dann sogar ein kleiner Wüstenfuchs zu uns. Die Tatsache, dass er wahrscheinlich Tollwut hatte, macht das Ganze aber weniger niedlich.


Am nächsten Morgen, oder besser gesagt in der nächsten Nacht zu unmenschlicher Aufstehzeit von 5:30, ging es dann weiter in die Wüste rein, welche sich langsam in eine Sandwüste mit vielen Dünen verwandeln sollte. Es sollte sich aber herausstellen, dass die Zeit weiße gewählt wurde, denn die Temperaturen stiegen hier auf ca. 45° im Schatten an. Nur gab es hier leider keinen Schatten. Deswegen war es morgens noch am aushaltbarsten.


Wir fuhren bis zur berühmten Dune 45, welche ihren Namen unspektakulärerweise daher hat, da sie 45 Kilometer nach dem Eingang in die Dünenlandschaft liegt. Wir traten den anstrengenden Weg auf die Düne an und genoßen von oben einen wunderbar weitläufigen Blick auf das, was wohl im allgemeinen als "Wüste" bezeichnet wird.


Weiter ging es dann ins weniger wunderbare Death Valley, woran das spannendste die holperig Fahrt dorthin war. Denn es ist wie der Name schon sagt, trist und tot - und ganz schön heiß. Die toten Bäume sollen dort allerdings schon seit Millionen von Jahren stehen.

Bei inzwischen unerträglicher Hitze ging es dann noch zu irgendeinem kleinen Canyon bis wir dann auf unsern Campingplatz in Sossusvlei zusteuerten. Ich muss sagen, dass ich schon überrascht bin wie hoch der Standard der lokalen Campingplätze in Afrika ist. Fast alle haben annehmbare Örtlichkeiten sowie einen Swimmingpool und eine Bar. Dieser hatte sogar noch den Bonus, dass dort ein kleines Wasserloch ist, von wo aus wir Abends ganz leise beobachten konnten, wie eine riesige Herde Zebras und ein paar Oryx dort tranken. Ein tolles Erlebnis und in keinster Weise vergleichbar mit einem Zoo.


Nachdem wir die Trockenwüste verlassen haben, fuhren wir zur Abwechslung mal wieder in die Zivilisation nach Swakopmund, in der der deutsche Einfluss immernoch deutlich zu spüren ist. Namibia war nämlich, nachdem Deutschland die Kolonialzeit so halb verschlafen hatte, zwischen 1884 und 1915 eine deutsche Kolonie unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika. Gleichnamige Kolonie war außerdem die einzige Kolonie, in der sich eine nennenswerte Anzahl deutscher Siedler niederließen und so spricht man hier heute immernoch noch sehr viel Deutsch in Namibia. Schon lustig wenn man aufeinmal die Rosenquarz- oder Fischreiherstraße passiert.

Viel machen gabs hier allerdings nicht, so entschließen wir uns das eine oder andere alkoholische Erfrischungsgeträng zu konsumieren und das örtliche Nachtleben zu testen. Es wurde ein wirklich lustiger Abend mit allerdings leicht verschwommenden Erinnerungen. So entfiel mir nämlich, dass mir die Barfrau, die zufällig auch in unserem Hostel arbeitet, 200 Rand geliehen hat, was dann in einer leicht unangenehmen Konversation endete.


Am darauffolgenden Tag entschloss ich mich dann mal einen Punkt auf meiner imaginären "Bucket-List" abzuhaken und ging mit ein paar anderen Fallschirmspringen. Meine Laune war allerdings weniger von Aufregung als vom anhaltenden Kater geprägt, sodass ich erst im Flugzeug so richtig realisieren konnte, was gleich passieren sollte. Zum ersten Mal kam die Frage in mir auf, ob in dreitausend Meter Höhe aus dem Flugzeug zu springen, doch so die beste Idee ist. Es stellte sich heraus, dass die Zweifel unbegründet waren und vorallem die 30 Sekunden freier Fall der absolute Wahnsinn waren. Das Gefühl in Worte zu beschreiben, geht eigentlich kaum aber diese ruhige und friedliche Atmosphäre im Fallschirm weit über dem Boden, ist etwas, was ich jedem nur empfehlen kann. Nicht empfehlen kann ich allerdings übermäßigen Alkoholkonsum am Vortag, denn dementsprechend ging es mir nach der Landung auch. Trotzalldem war es ein prägendes Erlebnis, was mich wohl mein ganzes Leben begleiten wird.


Tags drauf fuhren wir dann zur Spitzkoppe, welches aufgrund seiter Form auch das "Matterhorn Namibias" genannt wird, und genoßen den Sonnenuntergang auf einem der umliegenden Hügel. Nachts war es glücklicherweise angenehm warm, sodass ich am Lagerfeuer schlafen konnte und den wunderschönen Sternenhimmel über Namibia, ganz ohne städtischen Lichteinfluss, beobachten konnte.


Weiter gehen soll es dann in den nächsten Tagen in Richtung Etosha Nationalpark, wo es dann unzählige Tiere zu bestaunen gibt.



Antworten (2)

Sibylle
Wow, wie toll!

Thomas
Einfach eine Freude, Deiner Reise im Blog zu folgen

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