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Che Guevara’s Vermächtnis in Santa Clara

Veröffentlicht: 16.02.2019

Santa Clara ist wohl die revolutionärste Stadt Kubas und das nicht nur vor mehr als 60 Jahren, sondern auch noch heute. Hier wurde im Dezember 1958 dem Batista-Regime der Todesstoß versetzt. Che Guevara befreite Santa Clara und durch einen Anschlag mit einem Bulldozer auf einen Zug, musste sich letztendlich Batista ergeben. Anschließend kam Fidel Castro an die Macht und der Rest ist Geschichte.

Vor zwei Tagen erreichte ich Santa Clara mit dem Viazul Bus. Leider hatten sich die vielen schlechten Bewertungen für Viazul bewahrheitet. Herrschte am Abfahrtsbahnhof noch pures Chaos, so fuhren wir später mit einem total dreckigen, alten und durch die Klimaanlage, super kalten Bus, in Richtung Santa Clara. Nach einem Zwischenstop in Cienfuegos und einer Pause bei der Familie des Busfahrers kamen wir nach ca. vier Stunden in Santa Clara an. Ja ihr habt richtig gelesen, mitten auf der Strecke hielt der Bus an. Der Busfahrer stand auf, sprach mit ein paar Leuten und ging dann für fünf Minuten in deren Haus. Danach kam er mit einem Kanister in der Hand zurück und sagte: „Leche!“ (Milch) und nahm noch den Jungen bis zur Schule im nächsten Dorf mit. Irgendwie seltsam aber auch einfach nur zum Schmunzeln. Kurz vor Santa Clara stoppte uns dann noch die Polizei, die die Geschwindigkeit gemessen hatte. Nach weiteren fünf Minuten Gespräch zwischen Busfahrer und Polizist und einem Klopfer auf die Schulter ging es, wohl ohne Strafe, weiter.

Gegen Mittag kam ich dann am Busbahnhof an und lief mit meinem Gepäck zur nächsten Casa. Die hatte ich mir vorab gebucht und extra so ausgesucht, dass ich kein Taxi brauchte. Die Casa ist sehr schön und ich wohne erneut über den Besitzern. Dafür muss ich zwar durch die Stube, aber ich werde immer sehr freundlich gegrüßt. Mein Gastgeber hier ist super nett und spricht auch Englisch, was vieles sehr viel einfacher macht. Ich würde fast soweit gehen zu sagen, dass dies die schönste Casa, mit Havanna, auf meiner Rundreise ist.

Den Nachmittag nutzte ich wieder dafür mich mit der Stadt bekannt zu machen. Wie bereits erwähnt ist Santa Clara für mich auch heute noch die revolutionärste Stadt Kubas. Alles wirkt hier relativ neu und modern. Es gibt einen sehr gut gefüllten Supermarkt und eine Boulevard der für Autos gesperrt ist. Zudem gibt es in Santa Clara auch eine berühmte Universität und so sind sehr viele junge Menschen unterwegs.

Da am Donnerstag Valentinstag war, war die ganze Stadt voll mit Menschen. So viele Leute hatte ich lange nicht auf einem Haufen gesehen. Für die Kubaner scheint Valentinstag etwas ganz besonders zu sein und fast jede Frau lief mit einem kleinen Geschenk von ihrem Liebsten herum. Manche Männer besorgten auch noch Geschenke, so dass ein wildes Treiben in der Stadt stattfand. Am Abend waren auch alle Restaurants überfüllt und ewig lange Schlange bildeten sich davor. Irgendwann muss dieser Trend von Amerika rüber geschwappt sein, auch wenn man es sicherlich nur ungern zugibt.

Da mir in der Innenstadt etwas zu viel Trubel war, machte ich mich auf den Weg etwas außerhalb. Ich kam dabei an der berühmten Stelle vorbei, an der der Anschlag auf den Zug stattfand. Dort befindet sich heute ein Open Air Museum, der den Anschlag nachstellt. Der gelbe Bulldozer, welcher damals den Zug zum Entgleisen brachte, war dort auch zu sehen. Ein Stück weiter, stand eine lebensgroße Statue von Che mit einem Kind auf dem Arm. Che wird nach wie vor in dieser Stadt vergöttert, damals da er die Revolution maßgeblich mit einleitete und heute sicherlich auch als beliebtes Motiv auf allerlei Souvenirs. Zurück in der Stadt lies ich mich etwas auf dem zentralen Platz nieder und bestaunte die umliegenden Gebäude. Auf diesem Platz stand ein großes grünes Hochaus. Schaute man genauer hin, kann man noch heute Einschusslöcher von damaligen Kampf um die Befreiung der Stadt sehen. Am Abend suchte ich mir ein etwas abgelegeneres und weniger gefülltes Restaurant und aß Abendbrot.

Gestern startete ich mit einem Spaziergang zum Che Guevara Denkmal und Mausoleum. Auf dem Platz der Revolution steht eine 16 Meter hohe Statue vor Che. Ich schaute mir das dazugehörige Museum und das Mausoleum an. Im Jahr 1997 wurden die sterblichen Überreste von Che Guevara und 17 Kämpfern aus einem geheimen Massengrab in Bolivien ausgegraben und in dieser Gedenkstätte beigesetzt. Fidel Castro entzündete am 17. Oktober 1997, dass ewige Feuer, welches heute noch brennt. Alles in allem hat mir der Platz, das Denkmal und auch das Museum ganz gut gefallen. Leider habe ich im Museum nicht soviel verstanden, da die Texte nur auf spanisch waren. Mag man von Che und seinen Taten denken was man will, aber diesen Komplex sollte man sich auf jedenfall anschauen, wenn man in Santa Clara ist. Da hier Geschichte begraben liegt. Als sehr lustiger Nebenfakt: Im zugehörigen Imbiss wird echte amerikanische Coca Cola verkauft, wenn das Che wüsste!

Im Anschluss machte ich mich wieder auf den Weg in die Innenstadt, dabei konnte ich einiges Neues entdecken, was ich vorher noch nicht auf Kuba sah. Ich kam an mehreren Streetart Kunstwerken vorbei, die alle eine Anti-Kriegs-Aussage hatten und einigen Karikaturen die auch Fidel Castro zeigten. Außerdem wurde wohl vor einem Haus Hähne verkauft. Diese standen mit rasiertem Unterleib an den Füßen festgebunden auf einer Wiese. Wie bereits mehrfach festgestellt gibt es hier immer wieder was Neues zu entdecken.

Auf dem Weg zu einer Tabakfabrik kam ich noch an der ältesten Kirche der Stadt, der Iglesia Nuestra Señora del Carmen, vorbei. Das moderne, zylinderförmige Denkmal zeigt die Stelle an der Santa Clara im Jahr 1689 gegründet wurde. Die Tabakfabrik erwies sich leider als Reinfall. Die Fenster waren sehr gut gesichert, sodass man zwar rein gucken und riechen konnte, aber ein Foto war nicht möglich. Vor der Tür standen nur zwei sehr unfreundliche Gesellen, bei deren Anblick ich gar nicht erst die Lust hatte nach einer geführten Tour zu fragen. Im Nachhinein beim Lesen der Bewertungen, wahrscheinlich nicht die schlechteste Entscheidung.

Mein letztes Ziel auf meinem Tagestrip war ein Aussichtspunkt etwas außerhalb der Stadt. Der Hügel Loma del Caprio krönt eine Fahne und mehrere eiserne Stangen, die das Gesicht von Che Guevara zeigen. Die Anhöhe war ein wichtiger strategischer Punkt bei den Befreiungskämpfen im Jahr 1958 die um Santa Clara stattfanden. Heute hat man von dort eine super schöne Aussicht auf die Innenstadt und die umliegenden Häuser. Da es für heute mein letztes Ziel war, lies ich mich etwas länger nieder. Ich beobachte einen vorbeifahrenden Zug, das leere Baseballstadion und immer wieder anderen Touristen die den beschwerlichen Weg auch hinter sich brachten. Echt schön hier oben! Auf dem Rückweg kam ich noch an ein paar fussballspielenden Kindern vorbei. Letztendlich haben wir doch überall auf der Welt die gleichen Hobbies :)

Am Abend ist die Stadt im Vergleich zu gestern wie ausgestorben. Obwohl heute Freitag ist und gestern Donnerstag war. Ich wundere mich, finde es aber gut dieses Mal nicht für einen Platz im Restaurant anstehen zu müssen. Leider bietet Santa Clara kulinarisch nicht wirklich Highlights. Habe ich noch in Viñales und Trinidad super lecker gegessen, gibt es hier nur Reis, ein Stück Fleisch und verrückten Ananas-Gurke-Bohnen-Papaya-Käse Salat. Lecker und revolutionär ist was anderes!

Heute ist schon wieder der letzte Tag in Santa Clara angebrochen und da ich gestern bereits sehr aktiv war, lasse ich es heute wieder etwas ruhiger angehen. Ich werde gegen Mittag nochmal in die Innenstadt laufen und mir was zu Essen suchen und später dann den Blog hochladen. Morgen geht es mit dem Bus weiter zu meiner letzten Stadion auf meiner Rundreise, ehe ich zurück nach Havanna fahre. Ich habe es dass erstmal in diesem Jahr gewagt eine Resortunterkunft mit All Inclusive zu buchen, eigentlich bin ich dafür absolut nicht der Typ.

Kuba ist bei dem meisten Touristen als Resort Urlaubsziel bekannt, ähnlich wie die Dominikanische Republik. In Varadero findet dann meist dieser Urlaub statt und die Menschen verbringen dort einige Wochen nur in ihrem Resort mit ggf. einem Tagesausflug nach Havanna. Ich bleibe aber nur zwei Nächte in Varadero, da sowohl die Bewertungen der Resorts, als auch der Preis abenteuerlich sind. Im Vergleich zu anderen Resorts auf der Welt konnte ich zwar ein echtes Schnäppchen schlagen, aber nur weil es Urlaub im Resort ist, ist es trotzdem noch Kuba, mit all seinen Um- und Missständen. In Varadero soll aber der mit Abstand schönste Karibikstrand auf Kuba sein und das war letztendlich einer der Hauptgründe dort nochmal einen Stopp einzulegen.

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