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Nationalpark Thayatal, Weinviertel und Bratislava

Veröffentlicht: 06.07.2022

Tag 28 - 3. Juli: Slavonice- Drosendorf - Retz - Laa an der Thaya 110 km 

Es ist ein typischer Radausflug an einem sonnigen Sonntag, wir radeln gut vorbereitet auf asphaltierten Radwegen, genießen die wunderschöne Landschaft und am Abend das verdiente Bier. Im Gegensatz zu daheim werden es wieder ein paar Kilometer mehr, was bei tendenziell abfallendem Gelände und guter Ausschilderung  gerade noch machbar ist. Bei einer frühen Kaffeepause mit Mohn-Marillen-Kuchen (ein Gedicht!) planen wir um und entscheiden uns, direkter nach Laa an der Thaya zu fahren. Schon allein des Namens wegen muss man dort übernachten. Davor liegen noch stramme 75 km, zunächst durch den Nationalpark Thayatal, der mit dem Narodni park Podyjí auf tschechischer Seite eine bilateral vereinbarte Einheit bildet. Wie bei den Nationalparks im Bayrischen und Böhmerwald konnte sich durch die Folgen der Grenzziehung eine besondere Flora und Fauna erhalten. Kurz vor Retz ist es vorbei mit den Anstiegen, und wir bekommen einen atemberaubenden Blick auf das Weinviertel, das im Norden und Osten an Tschechien und im Süden bis an Wien grenzt. Wir fahren bis Retz durch Weinberge, die uns dann bis zu unserem heutigen Ziel in Laa an der Thaya begleiten. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch viele kleine Weindörfer, in denen vor allem Weißwein produziert wird. Auf einer Anhöhe 100 m vor der Grenze erinnern ein Denkmal und verschiedene Tafeln an die Vertreibung der mährischen Sudetendeutschen, denen durch die Benes-Dekrete Heimat und Besitz genommen wurde, ein schlimmes Kapitel der Nachkriegsgeschichte.

Ein paar Kilometer vor Laa treffen wir auf die riesige Produktionsstätte der Jungbunzlauer AG, in der hier Zitronensäure produziert wird. Sitz der Holding ist übrigens in Basel. Laa hat zwar eine schöne und moderne Therme, doch nur wenige Restaurants. In der von uns gewählten Pizzeria ist der Teig aus, doch um die Ecke gibt es noch eine Alternative. 

Tag 29 - 4. Juli: Laa an der Thaya - Hohenau an der March - Zahorska Ves - Devin - Bratislava 130 km

Aktueller Stand: 2750 km

Für heute haben wir uns nochmals einiges vorgenommen, wollen wir doch am Abend in Bratislava sein, wo wir für zwei Nächte bei unserem Nachbarn aus der Luftmattstrasse, George, unterkommen können. Zwischendurch führt die Länge der heutigen Etappe am Mittag, als noch 80 km vor uns liegen, nochmals zu einer heftigen Diskussion, bei der die besseren Argumente eindeutig bei Dominique liegen. ( Im Nachhinein hat Harald richtig geplant, denn es regnet heute in Bratislava den ganzen Tag!) Hinter Hohenau überqueren wir die March und fahren in die Slowakei ein, dem fünften Land unserer Tour. Keine Dokumente nötig, lediglich das Staatswappen weist darauf hin, dass wir in ein anderes Land kommen. Die March war mehr als 1.000 Jahre der Grenzfluss zwischen den „Deutschen“ und den „Slawen“ und ist heute der Grenzfluss der Slowakei mit Tschechien und Österreich und fließt kurz vor Bratislava in die Donau. Der EuroVelo 13 ist auf slowakischer Seite perfekt beschildert und führt durch eine anregende und ruhige Landschaft, geprägt von Auwäldern. Die slowakische Seite ist auch 32 Jahre nach der Grenzöffnung von der Entwicklung abgeschnitten und entvölkert und wirkt sehr arm. Es gibt neben der Brücke bei Hohenau auf den nächsten 80 km nur noch eine Fähre bei Zahorska Ves, die ganz neue Fußgānger- und Radbrücke bei Marchegg und die 2012 eröffnete Schlosshof-Brücke vor Devin, die ebenfalls den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist. Gelegentlich auftauchende Bunkeranlagen gehören zum Tschechischen Wall, der 1939 endgültig aufgegeben werden musste. Nach Vysoka pri Morave treffen wir vermehrt auf Radfahrer, die auf den gut ausgebauten Radwegen ihre Abendrunde drehen. Bei der Burg von Devin fliesst die March nun in die beeindruckend breite Donau. Dort befindet sich auch das leuchtend weiße Denkmal ‚Tor zur Freiheit‘ mit den eingravierten Namen von 400 Frauen und Männern, die in der CSSR bei Fluchtversuchen am Eisernen Vorhang getötet wurden. Ihr Opfer für die Freiheit soll nächste Generationen inspirieren. Bis Bratislava, der Geburtsstadt meines Vaters,  ist es nicht mehr weit und dank der modernen Technik finden wir auch bald das Haus von George und Zita, wo wir freundlich empfangen werden und beim Abendessen vieles über die Geschichte der Slowakei erfahren.

Tag 30 - 5. Juli: Bratislava / Ruhetag

Es ist in mehrfacher Hinsicht Ruhetag, wir treten nur in die Pedale, um zur Altstadt zu kommen, in Bratislava ist es ruhig, denn es ist Feiertag (Heiliger Kyrill und Heiliger Method) und es regnet fast den ganzen Tag. Gut geplant könnte man meinen, oder aber meinen, dass es halt so passiert ist. Uns tut der Tag gut, und wir sind froh, dass wir bei teilweise heftigem Regen nicht irgendwo mit dem Rad vorankommen müssen. 

Die Hauptstadt der seit 1993 selbstständigen Slowakei hat eine sehr schöne Altstadt direkt an der Donau und familiär bedingt habe ich auch eine besondere Beziehung zu der Stadt, in der ich schon als Kind    mehrere Male zu Besuch war. Heute boomt die nur 60 Kilometer von Wien entfernte Stadt dank der günstigen Lage und den hervorragenden Bildungsangeboten. Vor vier Jahren waren wir schon einmal hier zu Besuch und haben dabei auch meine Cousine Bedka und Familie getroffen. Dieses Mal klappt es leider nicht mit einem Treffen, da sie im Landhaus sind. Wir unternehmen einen Spaziergang durch die Altstadt, vorbei am Alten Rathaus mit dem barocken Turm, weiter zum Michaeltor, dem einzigen erhaltenen mittelalterlichen Stadttor. Weiter geht es vorbei am Nationaltheater zum gotischen Martinsdom, in dem von 1563 bis 1830 elf Könige und acht Königinnen aus dem Hause Habsburg gekrönt wurden. Bratislava war in dieser Zeit Hauptstadt des Königreichs Ungarn. Gleich daneben findet man die Reste der Synagoge, die nicht etwa von den Nationalsozialisten zerstört wurde sondern 1969 einem Brücken- und Straßenprojekt der kommunistischen Regierung weichen musste. Begründung war, dass die Straße, die direkt zwischen Altstadt und Burgberg verläuft, die Altstadt schützen würde. Unglaublich!

Auf dem Weg zurück zu George und Zita wollen wir noch das Museum der Karpatendeutschen besuchen, das leider heute geschlossen hat. Wir nützen dann den Nachmittag für ein paar Mails und die weitere Planung (noch vier Tage bis Slowenien). Ein Ruhetag eben!

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