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Mühlviertel, Moldautal, Südböhmen und Waldviertel

Veröffentlicht: 02.07.2022

Tag 25 - 30. Juni: Haidmühle - St. Oswald - Vyšši Brod 80 km

Von unserem schönen, alten Gasthof Strohmaier mit der überaus freundlichen Wirtin in Haidmühle ist es nicht weit bis zum Grenzübergang. Dort erwartet uns die kürzeste internationale Eisenbahnstrecke der Welt mit einer Streckenlänge von 105 m. Die Bahnlinie wurde 1990 von tschechischer Seite bis an die Grenze herangeführt, konnte aber wegen der Enteignung auf deutscher Seite nicht fortgesetzt werden. Man kann nun auf dem Reststück des alten Bahndamms mit dem Bähnchen von Tschechien nach Deutschland hineinfahren- allerdings ohne aussteigen zu können. Fahrtdauer 24 Sekunden! Wir fahren auf der tschechischen Seite an der Bahnlinie entlang und erfreuen uns an den gut asphaltierten Wegen, auch wenn es leicht bergauf geht. Hier treffen wir auf einige Radfahrer, die die Möglichkeiten zu landschaftlich interessanten Radtouren auf guten Wegen mitten durch den Nationalpark nutzen. Es geht durch eine wunderbare, unberührte Landschaft und vorbei am geschleiften Dorf Glöckelberg, von dem noch die Kirche erhalten ist. Wenig später überqueren wir die Grenze und radeln eben auf dem Schwemmkanal-Radweg auf österreichischer Seite entlang. Der Schwarzenberger Schwemmkanal ist eine technische Meisterleistung, vollbrachte es doch die Überwindung der europäischen Hauptwasserscheide zwischen der Ost- und Nordsee und dem Schwarzen Meerund ermöglichte die Lieferung von Brennholz aus dem Böhmerwald über die Donau nach Wien. Kurz vor St. Oswald durchqueren wir noch einen Streifen tschechischen Gebiets und verfahren uns kurz wegen fehlender Beschilderung (wieder einmal!). Vor der steilen Abfahrt nach St. Oswald erinnert ein Kunstwerk an den Eisernen Vorhang, die unterbrochene Verlängerungsschnur. Wir fahren nun einige Kilometer bergab, die wir auf der anderen Seite wieder mühsam erklimmen müssen. Unser Führer ist dabei keine Hilfe und wir stöhnen über die nicht enden wollenden Anstiege, die wir teilweise gehend und das Rad schiebend überwinden müssen An der tschechischen Grenze wird es wieder normal fahrbar, und wir treffen sogar auf eine kleine Pension. Endlich mal wieder eine Kaffeepause! Gestärkt machen wir uns auf den Weg nach Viššy Brod, das frühere Hohenfurth. Doch wir wären nicht im Böhmerwald, wenn da nicht eine strenge Steigung auf unserem Weg wäre. Wir passieren das geschleifte Dorf Kapellen, von dem noch ein Brunnen und ein Kreuz zu sehen sind. Genauso wie es hoch geht, können wir nun abwärts rasen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich das Städtchen Viššy Brod auf, das vor allem durch sein Kloster bekannt ist, das wirtschaftlich bis ins 20. Jahrhundert von großer Bedeutung war. 

Tag 26 - 1. Juli: Vyšši Brod - Rozmberk, Čeśke Krumlov - Veleśin  - Trihovy Swine - Gmünd 95 km

Wir stellen fest, dass der UNESCO- Weltkulturerbe-Ort Krumlau an der Moldau nur 30 km entfernt ist und wir von dort auch wieder bei Nove Hrady auf den EuroVelo13 treffen. Dabei begehen wir zwei Denkfehler, die zusätzliche Anstrengung bedeuten: 

- der Moldautalweg über 32 km ist kein Flussweg (wir sehen die Moldau kurz nach 20 km und in Krumlau) sondern ein Weg oberhalb des Moldautals mit knackigen Anstiegen. Wir fluchen das eine oder andere Mal, weil es nur noch weh tut. Dominique flucht laut, dass sie am liebsten die Tour beenden und nur noch im Zug sitzen will , was ich voll nachvollziehen kann.   Es ist nun der 12. Tag in Folge, an dem wir mehr als 1000 hm machen. Der erste war im Harz - lang ist es her!

Wenigstens lohnt sich der Besuch von Krumlau mit den vielen schönen, alten Bürgerhäusern aus dem 16. Jahrhundert, dem Marktplatz und dem über allem thronenden Schloss mit dem imposanten Glockenturm. Wir genießen die Atmosphäre in der Stadt, die Straßenmusik und die vorbeifahrenden Boote auf der Moldau. Bei der Weiterfahrt treffen wir die Basler wieder, die ihre Tour für heute beendet haben. Vor uns liegen noch rund 60 km! 

- Darin liegt der zweite Denkfehler, denn zum einen gilt es nochmals Höhenmeter zu bewältigen (die Anstiege zum Glück nicht mehr so lang und so steil) und uns erwischt voll das vorhergesagte Gewitter am Abend. Zuvor radeln wir wieder durch abgelegene Gebiete und haben großes Glück, dass uns der Brückenmeister an einer Brückenbaustelle durchlässt, obwohl es teilweise ganz eng ist und wir das Gepäck abnehmen müssen. Gerade als wir uns entschieden haben bis Gmünd zu fahren und dort eine Unterkunft gebucht haben, fängt es an zu schütten. Bei der Suche nach einem Unterstand bleibe ich im Klickpedal hängen und rolle mich beim Sturz über die Böschung ab. Nichts passiert! Bei dem Regen kann man nur sehr schwer die Route auf dem Handy verfolgen ( wir vermissen unser TEASI), doch bei einem Unterstand lässt sich der weitere Weg planen. Zum Glück geht es bis České Velenice, dem tschechischen Teil von Gmünd, stetig leicht bergab, so dass wir über die ehemaligen Grenzstellen Gmünd erreichen. Wir sind wieder einmal froh, das Tagesziel nach 95km und 1400 Hm erreicht zu haben. 

Tag 27 - 2. Juli: Gmünd - Nová Bystrice - Slavonice 85 km 

Aktueller Stand: 2510 km

Es ist der Tag der vielen Grenzübertritte zwischen Tschechien und Österreich, bestimmt sechs Mal wechseln wir die Seiten, ohne dass uns irgend jemand begegnet oder gar stört oder noch schlimmer, wir durch Grenzzäune und scharfe Kontrollen gehindert werden. Vielen Dank, Europa!

Gleich am Morgen geht es von Gmünd auf die tschechische Seite und dann auf asphaltierten Wegen durch die Wälder Südböhmens Richtung Norden, immer wieder vorbei an einsamen Weihern. Erstaunt sind wir von der großen Anzahl von Radfahrern, die uns begegnen. Beeindruckend ist, wie vielen Eltern es gelingt, ihre Kinder zum Radeln zu motivieren. Kurz vor Stankov müssen wir einige Male nach dem richtigen Weg suchen und wechseln dann für die nächsten zehn Kilometer auf die österreichische Seite ins Waldviertel und nach einigen Höhenmetern wieder zurück nach Tschechien. Dort werden wir mit einem doppelseitigen Schild begrüßt, das uns als EuroVelo-Fahrer das Herz höher schlagen lässt (siehe Fotos). Wie meistens sind die Radwege auf tschechischer Seite deutlich schlechter und eher für MTBs geeignet, doch unsere Velos bewältigen das bisher alles problemlos. In Nova Bystrice machen wir Pause, klären die Weiterfahrt und buchen ein Hotel in Slavonice, was sich später als sehr gute Entscheidung herausstellt. Bei Grametten überqueren wir die Grenze an einer ehemals großen Grenzstatiion, die es heute nicht mehr braucht. Welch ein Glück! Auf dem landschaftlich reizvollen Grenzlandweg rollen wir bei wunderschönen Ausblicken durch das Hanfdorf Reingers, über tschechisches Gebiet und dann ins österreichische Ilmau. Bis ins tschechische Stave Mesto, einem tschechischen Zentrum für Biathlon, haben wir noch ein paar Höhenmeter vor uns. Die letzten Kilometer bis zum mährischen Slavonice ist nicht mehr weit, und wir sind froh, dass wir unser Zimmer gebucht haben, denn der Ort mit den wunderschönen Hausfassaden mit ornamentalen und figuralen Sgraffiti zieht viele Touristen an. 


Antworten (8)

Lothar
Liebe Dominique und Harald, wie ich Euch schon einmal mitgeteilt habe,kann ich Euch - oder auch jedem anderen - die "Sinnfrage" Eures Projektes ,auf Wunsch jederzeit beantworten. Was auf jeden Fall keinen Sinn mehr macht - sollten keine technische bzw. gesundheitliche Großprobleme auftreten - ist der Aufgabegedanke: "Ihr steckt auch dieses Mal schon wieder viel zu weit drinnnnn!" Spitzensportliche Grüße Lothar ( + Frodo) gestern kam der Welt größte Triathlon in Roth 9 Stunden live im TV: Ich hab viel an Euch gedacht, wenngleich die sich nur einen Tag quä...........

Harald
Lieber Lothar, du bist offensichtlich der letzte echte Begleiter, was wir sehr zu schätzen wissen. Auch dies ist eine großartige Leistung und hilft uns immer wieder durch schwierige Zeiten. Wir sind jetzt nach fast 3000 km in Bratislava angekommen und legen morgen nach 29 Tagen den ersten Ruhetag ein, in der Geburtsstadt von Paul Valachovic. Grüße nach Dettingen

Horst
Ganz liebe Grüße von mir nach Bratislava

Horst
Ich lese ab und zu die Berichte von der unglaublichen Tour und denke, man muss schon ein wenig verrückt sein, sowas zu machen. GLG aus der Heimat.

Harald
Lieber Horst, nicht nur ein wenig Verrücktheit reicht, um das solch eine Tour zu machen und zu schaffen. Grüße nach zu Hause

Horst
Passt auf Euch auf und freue mich auf das Wiedersehen in 4 Wochen.

Lothar
Auch der Paul wäre stolz auf Euch ! Fahre heute wieder 1 x Strecke mit dem Zug nach Stgt, da werd ich an ihn denken . . . . .

Lothar
Wenn Ihr dann in der Klappse seid , hol ich Euch raus . Wie Lance den Ulle ! An alle Radfans: Unbedingt die 5-teilige Doku "being Jan Ullrich" in der ARD-Mediathekl anschauen !!