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Böhmerwald und Bayrischer Wald - zwei Nationalparks

Veröffentlicht: 29.06.2022

Tag 22 - 27. Juni: Flossenbürg - Georgenberg - Waidhaus - Eslarn - Tillyschanz - Pleś - Waldmünchen 75 km

Der Tag beginnt mit einer unangenehmen Überraschung. Unser Fahrrad-Navi, das zum Aufladen über Nacht im Waschraum lag, ist weg. Auch intensives Suchen und Nachfragen hilft nichts, wir müssen nun ohne Navi zurechtkommen. Bevor es weitergeht, besuchen wir die Gedenkstätte des KZ Flossenbürg. Das ehemalige KZ, in dem 100.000 Gefange lebten, vor allem aus Osteuropa deportiert, die zum größten Teil in den Steinbrüchen der Umgebung Granit für Hitlers Monumentalbauten abbauten, ist ein gutes Beispiel für unseren Umgang mit der Vergangenheit. Zunächst hatte man keine Hemmungen, auf dem Gelände Eigenheime zu bauen und in den Gebäuden Industrie anzusiedeln. Erst in den 90-er Jahren fand ein Umdenken statt, und schließlich im Jahre die Erklärung zum Denkmal und die Umsetzung einer vorbildlichen Gestaltung einer KZ-Gedenkstätte.  Zu den bekanntesten der insgesamt 30.000 ermordeten Opfer gehört Dietrich Bonhoeffer, der kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde. Der Todesmarsch nach Dachau hinterließ kurz vor Ende des Krieges eine Spur von mehr als 5.000 Leichen am Wegesrand.Sie wurden von der ansässigen Bevölkerung geborgen, eingesargt und danach in einem Trauergottesdienst geehrt und begraben.  Kaum auszuhalten ist für uns der Besuch des Krematoriums und des Waschraums für die Häftlinge, wenn man sich vorstellt, wie mit den Menschen umgegangen wurde. 

Kurz vor Mittag radeln wir bei großer Hitze über Nebenstraßen nach Georgenberg, Waidhaus und Eslarn. Dort geht es zur Tillyschanz an die deutsch-tschechische Grenze. Wir vertrauen auf unseren Radführer und biegen auf einen unbeschilderten Waldweg, der in die richtige Richtung führt. Es geht unter Schwitzen und geplagt von den Fliegen Mücken ständig bergauf bis wir mitten im Wald stehen und keinen ordentlichen Weg mehr finden. Mit Handy orientieren wir uns und stellen fest, dass wir noch ein gutes Stück nach oben müssen, um auf einen asphaltierten Weg zu treffen. Mit enormer Mühe tragen wir abwechselnd Rad und Gepäck nach oben. Unvergesslich! Der asphaltierte Weg bringt uns zur Grenze, wo der Weg beschildert ist - noch 40 km nach Waldmünchen und es ist kurz vor 16 Uhr. Wir haben mit dieser Aktion viel Zeit verloren. Über kleine Dörfer, schlechte und steile Waldwege, aber auch gut asphaltierte Abschnitte kämpfen wir uns gegen Fliegen und Bremsen an und erreichen gegen 19 Uhr erschöpft Waldmünchen, wo wir eine schöne Unterkunft haben. Die Weizenbiere am Marktplatz entschädigen teilweise für die Anstrengungen. 

Tag 23 - 28. Juni: Waldmünchen - Furth im Wald - Eschlkam - Svata Katerina - Zeleznà Ruda 65 km

Eine anspruchsvolle Tour durch den Böhmerwald, den 1991 entstandenen Narodni park Śumava, erwartet uns heute. Der böhmische Nationalpark ist die östliche Erweiterung des deutschen Nationalparks Bayerischer Wald. Damit ist klar, dass es hoch geht, bis auf 1100 m, und zwischendurch verlieren wir immer wieder einige Höhen. Am Abend sind es hart erarbeitete 1400 Höhenmeter. 

Die ersten 300 hm machen wir gleich am Morgen auf dem Weg nach Furth im Wald. Von dort geht es auf guten Radwegen über Eschlkam an die Grenze und weiter nach Svata Katerina. Auf steilen Wegen, auf denen wir unsere Räder immer wieder auch schieben müssen, geht es nach oben und wenig später wieder abwärts. Am späten Nachmittag kommen wir am Ćerne jezero ( ca. 1100M) vorbei, der mit dem dunklen Wasser und den toten Bäumen im Hintergrund ein unwirkliches Bild liefert. Über den nicht gerade attraktiven Skiort Spičak erreichen wir unser Ziel Zelezná Ruda an der dt. Grenze ( bayr. Eisenstein) .  Der schöne böhmische Wald entschädigt teilweise die Strapazen.  Wir sind froh und stolz, dass wir diese Herausforderung bewältigt haben.

Tag 24 - 29. Juni: Zelezna Ruda  - Prasily - Modrava - Bučina - Strazny - Haidmühle 85 km 

Ein weiterer Tag im Nationalpark Šumava, was gleichbedeutend ist mit schöner Landschaft und quälenden Anstiegen. Häufig kommt es vor, dass wir nicht glauben können wie unendlich lang und beschwerlich die Anstiege sein können. Am Ende des Tages sind wir froh, diese Etappe bewältigt zu haben, aber wir sind auch stolz, dass wir beide körperlich und mental dazu in der Lage sind. Wir schimpfen oft über die Qualen der Anstiege, doch schaffen wir es jedes Mal fahrend, schiebend und schnaufend bis zur nächsten Abfahrt. Zwischendurch genießen wir auch die atemberaubende Landschaft und sind uns einig, dass wir Europäer nicht nach Kanada müssen, wenn solche Gebiete quasi direkt vor der Tür liegen. Besonders beeindruckend ist die Hochebene von Modrava mit dem großen Hochmoorgebiet. Von dort aus müssen wir mehrere Anstiege auf schlechten Wegen bewältigen bis wir ab Bučina bis Strazny mit einer rasanten Abfahrt belohnt werden. Nur noch zwei gut zu bewältigende Anstiege trennen uns von der Grenze nach Haidmühle, wo wir gerade rechtzeitig vor dem großen Regen ankommen. In einem alten Gasthof , 1914 erbaut, werden wir mit Handschlag  freundlich begrüsst, ins Zimmer geführt und bekommen ein schmackhaftes Nachtessen.

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