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Fränkischer Wald, Rennsteig, Vogtland und Oberpfalz

Veröffentlicht: 27.06.2022

Tag 19 - 24. Juni: Neustadt - Stockheim - Tettau - Steinbach am Wald - Lehesten - Grumbach 85 km

Am Morgen regnet es, doch als wir kurz vor Sonneberg an der „Gebrannten Brücke“  auf den EV 13 abbiegen, können wir die Regenkleidung schon wieder ablegen. Die Brücke war wegen ihrer Lage zwischen den beiden Städten Sonneberg und Neustadt über viele Jahre Symbol der deutschen Teilung, und es ist deshalb nicht verwunderlich, dass dort am 1. Juli 1990 der Vertrag über die Aufhebung der Personenkontrollen von den beiden deutschen Innenministern unterzeichnet wurde. Auf dem Teilstück, das als erstes für den EuroVelo 13 gebaut wurde, radeln wir Richtung Kronach und Stockheim. Am ehemaligen Grenzübergang bei Kronach spielte sich ein grausames deutsch-deutsches Familiendrama ab. Der einstige Stasi-Major Sylvester Murau war 1954 in den Westen geflohen. Unter tätiger Mithilfe seiner Tochter, die als Lockvogel diente, wurde Murau von zwei Kriminellen im Auftrag des MfS in die DDR verschleppt. Über die Grenze bei Kronach wurde Murau nach Berlin gebracht. Dort wurde ihm der Prozess gemacht, der mit dem Todesurteil endete. Das Urteil war aber schon fünf Wochen vor Prozessbeginn mit Ulbrichts Unterschrift abgesegnet worden. Murau wurde durch eine Nazi-Guillotine geköpft, seine Tochter machte Karriere beim MfS und heiratete den Major, der für die Verschleppung verantwortlich war.Von Stockheim aus fahren wir entlang der Grenze im Tettautal und wechseln immer wieder zwischen Thüringen und Bayern, was man auch leicht an der Beschilderung feststellen kann. Auf thüringischer Seite fehlen wie meistens Schilder und Hinweise. Kurz nach dem Wintersportort Tettau treffen wir auf den Rennsteig, dem wir über Steinbach am Wald bis Lehesten folgen. Dabei fahren wir durch den Schieferpark, der die Geschichte des Schieferabbaus aufzeigt. Bis 1999 wurde dort  mit bis zu 2500 Beschäftigten Schiefer vor allem im Tagebau abgebaut. Die Häuser im Dorf sind dementsprechend mit Schiefer eingedeckt und verkleidet und wirken etwas düster. Leider verfahren wir uns bei der Weitefahrt und treffen auf kaum befahrbaren, verwachsenen Betonlochplatten und wir sind umgeben von Bäumen und Wildnis. Natürlich gibt es auch keine Beschilderung. Kurz fühlen wir uns ziemlich verloren und unsere Fahrräder müssen einiges aushalten bis wir endlich in Brennersgrün ( Satelliten sei dank!) sind. Im idyllischen Örtchen Grumbach entscheiden wir uns spontan, die Weiterfahrt zu stoppen, da es genug ist . Wir finden eine schöne Unterkunft und geniessen zum Nachtessen italienische Antipasti! Dies im Thüringer Wald( Rennsteig) !

Tag 20 - 25. Juni: Grumbach - Blankenstein - Hirschberg - Dreiländereck - Aś (CZ) 85 km

Gesamtkilometer: 2025 km 

Wir haben heute die 2000-km-Marke geknackt und sind darüber stolz. Ziemlich genau am Dreiländereck, wo die Grenzen der ehemaligen bayrischen, böhmischen und sächsischen Königreiche zusammenkommen knacken wir diese Marke und verlassen nach rund 1100 km den deutsch-deutschen Grenzweg. Nun geht es die nächsten 500 km entlang der deutsch-tschechischen Grenze und die Herausforderungen nehmen zu. Dies spüren wir schon auf den ersten 25 km vom Dreiländereck nach Aś, wo wir eine Unterkunft gebucht haben. Bis dahin  geht es auf schlechten Waldwegen fast nur bergauf, was uns beide sehr fordert, um nicht zu sagen auch überfordert. Schon der Tag im Vogtland zwischen Bayern und Sachsen war äußerst anstrengend. Nach einigen Anstieg rasen wir am Morgen nach Blankenstein hinab, wo der Startpunkt für viele Wanderwege ist. Die Abfahrt können wir nicht richtig genießen, sehen wir doch auf der anderen Seite des Selbitztals bereits den Anstieg, der auf uns wartet. Und der hat es in sich.  Ständig schwanken wir zwischen absteigen und durchziehen. Auf der letzten Rille kommen wir oben an, fahren nach Rudolphstein ab und vom Dorf wieder hinauf. So geht das weiter nach Mödlareuth, wo in dem ehemals geteilten Dorf gerade das Grenzmuseum neu gestaltet wird. Vom Schlagbaum auf der bayrischen Seite kann man noch auf die ehemalige Mauer schauen. Ein skurriler Anblick, der für die bayrischen Mödlareuther über 40 Jahre Alltag war. Wir fahren fast die ganze Zeit an der ehemaligen Grenze entlang bis zum Dreiländereck. Wir treffen auf einen jungen Pilger, der dort sein Zelt aufgeschlagen hat und kurz vor Weihnachten in Santiago de Compostela ankommen möchte. Eine große Herausforderung! Unsere heutige Herausforderung endet nach 1300 Höhenmetern im Hotel Goethe in n As. Die tschechische Grenzstadt wirkt sehr arm und vermittelt den Eindruck, dass die Ost-West Grenze erst kürzlich aufgehoben wurde. 

Tag 21 - 26. Juni: Aś - Cheb - Neualbenreuth - Mähring - Bārnau - Flossenbürg 90 km 

Dank Dominiques Beharrlichkeit und der Unterstützung durch das Navi weichen wir nach den gestrigen Erfahrungen vom EuroVelo 13 ab und radeln nach einem kurzen Stück auf der Hauptstraße auf ruhigen, gut asphaltierten Nebenstraßen durch Liba (Liebenau) mit der alten Göldner- Fabrik und dem Rokokoschloss.  Schon am späten Vormittag erreichen wir Cheb.  Das frühere Eger hat sich schön herausgeputzt, und wir genießen die Atmosphäre am Marktplatz bei einem Kaffee. Nach einer ruhigen Fahrt auf perfektem Radweg erreichen wir wieder den EuroVelo 13, auf dem wir bei angenehmer Steigung bis Neualbenreuth kommen, dem angeblichen Mittelpunkt Europas. Immer wieder geniessen wir den Blick über die weiten Felder und Höhen und den versteckten Dörfern. Es geht weiter bergauf auf asphaltierten Straßen. Am Forellenhof legen wir eine Pause ein bevor wir uns auf schlecht zu befahrenden Waldwegen bis Grießbach quälen. Von dort geht es wieder bergab nach Bärnau, das als strukturschwaches Gebiet schon früh nach einer Möglichkeit zur Beschäftigung der Bevölkerung suchte und sich für die Knopfherstellung entschied. In der Blütezeit gab es bis zu 70 Betriebe, von denen noch drei und ein Knopfmuseum übriggeblieben sind. Und nun geht es fast wie gestern am Abend nochmals kräftig nach oben. Die Anstiege, der Schweiß und die Fliegen fordern uns sehr und lassen mich ( Dominique) an die psychische und physische Grenze kommen.  Erst bei Silberhütte, einem Skilanglauftreffpunkt auf 950 Metern Höhe, geht es wieder bergab. Am Morgen schon haben wir einen Platz für unser Zelt am Gaisweiher in Flossbürg gebucht, wo wir auch noch ein Bad im See nehmen können und den Tag bei Kässpätzle und Weizenbier ausklingen lassen. 







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