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Tag 54-59 - Klettern, Klettern, Klettern!

Veröffentlicht: 11.11.2018

Als Kletterer in Berlin hat man es ja bekanntlich nicht leicht, denn Felsen, zumindest in nächster Nähe, sind Mangelware. Dennoch gibt es einige Gebiete, die sich für einen kurzen Kletter-Aufenthalt anbieten. Ganz vorne mit dabei: Mouzaki bei Pyli. Zumindest statistisch gesehen, denn in fünf Tagen fanden sich dort immerhin vier Berliner Kletterer ein. 


Ausblick vom Umlenker


Ganze vier Klettertage (und einen Regentag) gönnten wir uns in Pyli und selten gab es ein Gebiet, in dem wir so schnell so viele neue Freundschaften schlossen. Dabei mussten wir feststellen, dass unsere Reiseroute nicht so außergewöhnlich ist, wie wir ein Mal geglaubt haben. Außer Johanna und Nico, zwei Berliner, die über den Balkan angereist waren, trafen wir auf bekannte Gesichter aus Kroatien, ein französisches Pärchen, mit dem wir uns bereits über dem Limski Kanal den Stellplatz geteilt hatten. Außerdem machten wir die Bekanntschaft einer denkwürdig europäischen Reisegruppe, bestehend aus Lucas, ebenfalls aus Berlin, Ewin, Schotte, Yonatan, Israeli und Daphne, einer Griechin. 

Diese neuen Bekanntschaften vertieften sich dadurch, dass Campen direkt auf dem Parkplatz und in einer kleinen Hütte am Fels ausdrücklich erlaubt war und wir so trotz nächtlicher Kälte die Abende ausnahmsweise nicht in Gretchen, sondern in bester Gesellschaft um Lagerfeuer oder Campingkocher verbrachten. 


Daphne klettert bei strahlend blauem Himmel


Trotzdem war der Sektor Mouzaki nicht überlaufen, außer vielleicht am Wochenende als die einheimischen Kletterer vorbeikamen. Diesen muss man zu Gute halten, dass sie das Gebiet wirklich gut in Schuss halten. Es gibt eine kleine Hütte, in der man übernachten kann, eine Plattform aus Holz mit Bänken, Trittstufen im Weg und mit Mosaik gekennzeichnete Routennamen. Der Parkplatz ist groß genug für einige Camper und mit einer Mülltonne ausgestattet, der Zustieg kaum eine Minute lang. Ein Ort, der zum Verweilen einlädt. Der Fels selbst bietet Routen zwischen 5c und 8c auf recht engem Gebiet, die top abgesichert sind. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass nicht überall alles herausragend gut eingebohrt ist, sondern einfach nur in Deutschland Hakenabstände von mehreren Metern normal sind... 


Nico trotzt dem Nebel in "Fuego" 7b+/c


Die härteren Touren sind geprägt von Sintern und überhängend, die leichteren eher senkrecht bis plattig. Auch die Touren in den unteren Graden bis 6c sind sehr schön und im Führer zuverlässig als anfängerfreundlich oder Aufwärmrouten gekennzeichnet. (Danke dafür.) 

Entspanntes Aufwärmen mit Johanna


Mit durchschnittlichen 20-30 Metern Länge hatte man Zeit, die Routen und den Ausblick zu genießen und einige Touren mit mehreren Seillängen waren sogar deutlich länger. 


Außerdem waren die angegebenen Schwierigkeitsgrade im Gegensatz zu denen in Kroatien und Slowenien wieder nachvollziehbar und endlich schien bei uns beiden der Boulin geplatzt. Vielleicht lag es an der längeren Pause, vielleicht an der netten Gesellschaft oder einfach nur am Ortswechsel, aber wir (oder vor allem ich) hatten die Freude am Klettern wieder gefunden. Und nach der Lektüre von Jerry Moffats Mastermind wissen wir jetzt auch, dass Freude und Erfolg einfach Hand in Hand gehen. 

Mit Johanna und Nico hatten wir außerdem beide jemanden gefunden, der auf einem ähnlichen Niveau klettert – zumindest 1000 Mal ähnlicher als wir beide es tun. Beeindruckend, wie sehr es motivieren kann, wenn man gemeinsam eine Route projektiert! 


Anni in "Fig Tree" 6a+


Jan und Nico konnten beide im zweiten Go "Unnamed"  redpointen, eine 7c+, die wirklich einen Namen verdient gehabt hätte. Die leicht überhängenden 35 Meter mit ansteigender Schwierigkeit und Schlüsselstelle kurz vor dem Umlenker entsprachen genau Jans Stil. Seine zweite 7c+ hat er sich nach Jahren des Projektierens in vielen Routen redlich verdient! Wenn er in dem Tempo weitermacht, steht dem Ziel 8a nicht mehr viel im Wege. 


Jan in "Pretty Fly" 7a+


Auch ich konnte immerhin einiges im französischen sechsten Grad abhaken und damit langsam wieder an mein Niveau vor Kroatien anknüpfen. Von meinem großen Ziel für diese Reise, 7a zu klettern, bin ich damit aber noch ein gutes Stück entfernt. Mit Johanna, die tatsächlich das gleiche Ziel vor Augen hat und einen sehr ähnlichen Kletterstil präferiert, habe ich jetzt die Abmachung, in Leonidio gemeinsam eine schöne 7a zu projektieren. In den Routen hier in Pyli hat das wunderbar geklappt – warum sollten wir nicht auch auf einen gemeinsamen 7a-Erfolg hoffen? 


Wie ihr hier vielleicht schon herauslesen konntet, werden wir Johanna und Nico spätestens in ein paar Wochen in Leonidio wiedertreffen. Generell kommt es uns so vor, als ob jeder, den wir hier unterwegs treffen, dieses Gebiet zum Ziel hätte und halb Berlin dort im Dezember anzutreffen sein wird. Nicht zuletzt „besuchen“ uns nach alter Neujahrs-Kletterurlaubstradition dort gute Freunde. Wir freuen uns sehr darauf! 


Bis dahin, dream on!

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