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Tag 25-29 – Gehen, wenn es am schönsten ist

Veröffentlicht: 12.10.2018

Nachdem das schlechte Wetter uns das Klettern ziemlich verdorben hatte, zog es uns erst ein Mal raus aus den Bergen und rein in die Grotten. In einer Höhle ist es zwar immer kalt und feucht, aber der Regen kann einem dank Dach über dem Kopf kaum etwas anhaben.  


Die Grotte von Postojna gehörte zu den Dingen in Slowenien, die wir unbedingt sehen wollten. Die Bezeichnung Grotte wird diesem Naturwunder übrigens kaum gerecht. Das Höhlensystem ist 2 Millionen Jahre alt, 115 Meter tief und stolze 24 Kilometer lang. Der Fluss hat sich in drei Ebenen  tief in die Erde gegraben und dort wo nun kein Wasser mehr fließt, kann man riesige Gänge und Säle voller Tropfsteine bewundern. Und das als Tourist immerhin schon seit 200 Jahren! Im ersten Jahr besuchten allerdings nur 104 Menschen die Grotte, das sind weniger als heute an einer der stündlichen Führungen teilnehmen.  

Vor den Massen der Öffentlichkeit besuchten neben Wissenschaftlern, Höhlenforschern und Einheimischen schon Prominente die Höhlen, zum Beispiel das Kaiserpaar Franz Josef und Elisabeth. Damit die Herrschaften (und die weniger rüstigen Touristen) nicht so weit laufen müssen, etablierte man schon früh Schienen. Sisi und Franz wurden damals noch von Arbeitern geschoben, heute fährt eine richtige kleine Eisenbahn mitten durch die Tropfsteinhöhlen. Sie ist damit bisher die einzige U-Bahn Sloweniens. Die Grotte ist übrigens schon seit 1884 elektrisch beleuchtet und war damit drei Jahre früher dran als die Stadt London. 

Im größten Saal, dem Konzertsaal, finden sogar kulturelle Veranstaltungen statt, zum Beispiel ein jährliches Krippenspiel und tatsächlich richtige Konzerte mit einem kompletten Sinfonieorchester.  


Tropfsteine in der Grotte von Postonja

Das und der restliche Bereich, der für Touristen geöffnet ist, ist aber der einzige Einschnitt in dieses außergewöhnliche Ökosystem. Die Zeit scheint hier still zu stehen oder aber zumindest langsamer  zu vergehen. Alles ist einfach unfassbar alt. Die Tropfsteine wachsen ungefähr einen Millimeter in 10 Jahren – und der größte ist immerin 17 Meter hoch!  

Die Lebewesen in der Grotte haben sich an die widrigen Umstände, also die umfassende Dunkelheit und die immergleiche Temperatur von nasskalten 10 Grad angepasst. Auch ihr Lebenszyklus verläuft langsamer als der ihrer Artgenossen im Hellen. 115 Tierarten, hauptsächlich Fische, Amphibien und Insekten, leben in der Grotte. Besonders spannend ist der Grottenolm (MDTFC, bitte jetzt mitschreiben), der das größte Höhlentier in Europa ist und immerhin bis zu 35cm lang wird. Die Slowenen nennen ihn frei übersetzt „Menschenfisch“. Seine hellrosa Farbe wirkt tatsächlich hautfarben, der Olm kann über 100 Jahre alt werden und wird erst mit 14 geschlechtsreif. Weniger menschlich sind allerdings seine zurückgebildeten Augen und die Tatsache, dass er bis zu 10 Jahre ohne Nahrung auskommen kann.  Früher wurden einzelne außerhalb der Grotte gefundene Exemplare von den Einheimischen übrigens für den Nachwuchs des Drachen gehalten, den sie in der Grotte vermuteten. Dagegen ist die wissenschaftliche Erklärung ja beinahe langweilig.  


Aber nicht nur die Tiere, auch die Menschen wussten sich die Höhle zunutze zu machen. Die Burg von Predjama wurde mitten in einer 127 Meter hohen Felswand gebaut und das Höhlensystem befindet sich hinter, über und unter ihr. Die Grotte bot damit hauptsächlich Schutz vor Angriffen, aber auch Trinkwasser und einen natürlichen Geheimausgang. Im Inneren der Höhle wurde das Wasser der Tropfsteine aufgefangen und durch steinerne Kanäle in die unteren Zimmer geleitet. Das war bei Belagerungen ein weiterer Vorteil, denn das Wasser war auch bei Dürre vorhanden und konnte anders als das Flusswasser nicht vergiftet werden. 

Ritter Erasmus, eine Art slowenischer Robin Hood, hielt einer Belagerung dank des Geheimgangs über ein Jahr stand. Schlussendlich fand er auf dem unsichersten Ort der Festung, dem Plumsklo auf der Burgmauer, durch eine Kanonenkugel ein eher unrühmliches Ende. Shit happens.  


Die Burg von Predjama


Bei aller Sicherheit bot die Burg übrigens kaum Bequemlichkeit und das einzige beheizte Zimmer  stand den Burgherren zu. Damit diese nicht mal für den Gottesdienst den warmen Ofen verlassen mussten, gab es eine extra Sitzbank im Zimmer und ein Fenster zur angrenzenden Kapelle hin. Ein Glück, dass wir bequem und warm in Gretchen wohnen!


Blick über Trieste


Und da Gretchen so schön flexibel ist, trafen wir uns spontan mit Philip und Pia kurz hinter der italienischen Grenze in Trieste. Die Stadt glänzte vor allem durch viel Sonne und einer Altstadt samt Burg, Kathedrale und Hafen. Wir müssen gestehen, dass uns vor allem das Eis, die Pizza und UNSER NEUER LADEBOOSTER beglückt hat, den wir hier endlich in Empfang nehmen konnten.


Schon praktisch, die Sitzbank vor dem Auto..


Bevor wir uns am nächsten Tag die Grotte bei Škocjan ansahen, haben wir morgens auf dem Parkplatz gleich noch die Sitzbank aus und den Ladebooster eingebaut. Und was sollen wir sagen, bis jetzt funktioniert er. Wir hoffen so sehr, dass das so bleibt..


Was die Škocjaner Grotte von der in Postojna unterscheidet, ist der riesige unterirdische Canyon mitsamt breitem Fluss. Das „Herr der Ringe“- Feeling auf dem schmalen Pfad auf halber Höhe war dem zweiten Grottenbesuch und dem Titel Unesco-Weltkulturerbe angemessen. Der Fluss Rika, was so viel wie Fluss bedeutet – die Slowenen können ja vieles, aber beim Benennen von Dingen sind sie nicht sehr kreativ!- führt unterschiedlich viel Wasser und die Höhle war teils bis zu 150 hoch überflutet. Kaum zu glauben, wie viel Kraft Wasser hat und was sich hinter der Stelle verbirgt, in der der Fluss im Berg verschwindet. Kein Wunder, dass die Menschen hier früher dachten, dass die Grotte der Eingang zu Hades Unterwelt sei.


Blick auf Piran


Nachdem wir uns von Philip und Pia getrennt hatten, verbrachten wir einen Tag in Piran, unserer tatsächlich letzten Station in Slowenien. Das Küstenstädtchen mit italienischem Flair hat seinen Namen von dem alten Leuchtturm, dessen Feuer (griechisch „pyr“) früher den Seefahren den Weg gewiesen hat. Wir waren einigermaßen schockiert, als wir feststellten, dass wir zum ersten Mal seit wir in Slowenien waren keinen Blick auf die Berge hatten! 


Die Salzgärten


Für den gewohnten Ausblick haben uns aber die nahegelegenen Salzgärten entschädigt. Dort wird immer noch auf traditionelle Weise in Becken und Kanälen an der Küste Wasser verdampft und so Salz gewonnen.


Durch die warmen Tage in Trieste und Piran angestachelt, lassen wir Slowenien hinter uns und folgen der Sonne nach Kroatien. Na gut und vielleicht waren auch die vielen Empfehlungen für Klettergebiete in Istrien und Tipps für Sehenswertes in Kroatien nicht ganz unschuldig. 

Auch wenn mit Slowenien unsere erste Reiseetappe zu Ende geht und wir beinahe etwas wehmütig zurückblicken, sind wir sehr gespannt, was uns in Kroatien erwarten wird. Das gute Wetter werden wir jedenfalls ausnutzen und erstmal ausgiebig klettern. Ein ausführlicherer Rückblick auf unsere Reise durch Slowenien und unseren ersten Monat unterwegs in Gretchen folgt demnächst.


Bis dahin, sLOVEnia on! 

Antworten (1)

Jürgen
Eure Berichte sind ja sehr interessant und ausführlich - da könnten wir uns eine Scheibe davon abschneiden!