chicas de viaje
chicas de viaje
vakantio.de/chicasdeviaje

Eine "normale" Woche in Perú

Veröffentlicht: 15.10.2016

Nach der culture week in der ersten Woche begann ich (Carole) diese Woche meinen Spanischunterricht. Eigentlich hatte ich jeweils morgens Gruppen- und nachmittags Einzelunterricht gebucht. Da aber momentan keine anderen Schüler Gruppenunterricht gebucht haben, bekam ich auch am Morgen Einzelunterricht. Das war natürlich super, da ich so genau das lernen konnte, was ich wollte und brauchte. Ich merkte aber auch relativ schnell, dass ich es nicht mehr gewohnt bin, so viel in die Schule zu gehen, und dass das doch ziemlich ermüdend ist ;-) Daher war es eine willkommene Abwechslung, als ich am Mittwochnachmittag spontan einige Volunteers, also freiwillige Arbeiter, zu ihrem Projekt begleiten konnte. Meine Sprachschule organisiert neben Sprachunterricht auch diverse gemeinnützige Projekte. Wir gingen in eine Schule in einem sehr armen Quartier der Stadt um die Lehrerin beim Englischunterricht zu unterstützen. Das Schulzimmer war eigentlich kein Schulzimmer. Einen Boden gab es nicht, respektive es war einfach zusammengestampfte Erde, dementsprechend wackelten die Tische und Bänke jedesmal, wenn jemand aufstand. Es war aber umso erstaunlicher, wie motiviert und herzlich die Kinder waren. Bereits als wir auf die Schule zuliefen, rannte uns ein Kind entgegen, um uns zu umarmen, und als wir ins Schulzimmer kamen, umarmten uns alle anderen Kinder ebenfalls. Es war eine tolle Erfahrung zu sehen, wie es ihnen Spass machte etwas von uns zu lernen. Deshalb werde ich das in den nächsten Wochen noch ein paar mal machen und dafür selber etwas weniger Spanischunterricht nehmen.

Bereits seit der ersten Woche nehme ich auch Surfunterricht. Von einer blutigen Anfängerin bin ich in den zwei Wochen immerhin schon so weit gekommen, dass ich aufstehen und recht lange auf dem Brett stehen bleiben kann. Es macht richtig Spass und mit jeder Lektion klappt es etwas besser. Mal sehen wie weit ich in den nächsten zwei Wochen noch komme.

Schliesslich durfte ich diese Woche auch noch die peruanische Arbeitsmoral hautnah erleben. Im Spanischunterricht zeigte mir mein Lehrer eine spanische Fernsehserie. Da es nur im Büro einen PC hat, schauten wir sie uns dort an. Im Büro war auch noch ein anderer Mitarbeiter am Arbeiten. Plötzlich gab es aber Probleme mit dem Internet. Sie versuchten die Verbindung wieder herzustellen, was aber nicht sofort funktionierte. Kurzerhand klappte der andere Mitarbeiter seinen Laptop zu, legte seinen Kopf darauf und machte ein Nickerchen. Nach ca. 30 Minuten erwachte er wieder. Sein Kollege hatte die Internetverbindung in der Zwischenzeit wieder hergestellt und so konnte (oder musste?) er weiterarbeiten. Ich glaube, ich weiss jetzt auch wieso meine ca. 5 E-Mails und 20 Telefonanrufe zur Rückbestätigung meiner Buchung vor der Anreise nicht beantwortet wurden ;-)

Am Sonntagmorgen wurde ich dann von einem schwachen Erdbeben geweckt, das mein Zimmer zweimal hin- und herschwanken liess. Bis ich aber realisiert hatte, was passierte, war es auch schon wieder vorbei. Ich war mir zuerst gar nicht sicher, ob es wirklich ein Erdbeben gewesen war, bis mich meine Gastmutter später fragte, ob ich es auch gespürt hätte. Im Internet fand ich dann heraus, dass es eine Stärke von 5.0 gehabt hatte und das Epizentrum ca. 40 km von uns entfernt im Pazifik gelegen hatte. Es gab keine Schäden oder Verletzte und schien die Einheimischen auch nicht weiter zu beunruhigen. Die sind sich das wohl ab und zu mal gewohnt.

Bei Julia hat sich schon fast so etwas wie Routine eingestellt, denn das Programm ist eigentlich jede Woche das selbe. Langweilig wird es aber nicht, da immer wieder neue, unvorhergesehene Dinge passieren. Am Mittwoch ist bei Julias Arzt Operationstag. Da der Anästhesist gleichzeitig für zwei Tische zuständig ist, wurde Julia kurzerhand zu seiner Assistentin ernannt. Etwa nach der Hälfte der Operation erwachte die Patientin halb, begann sich zu bewegen und zu reden. Natülich rief sie sofort den Anästhesisten, welcher es dann etwas zu gut meinte und die Betäubung zu hoch dosierte. Für den Rest der OP musste Julia das junge Mädchen mit einem O2-Beutel beatmen. Zum Glück ging alles gut aus und das Mädchen erwachte wieder aus seiner Narkose. Am Donnerstag nahm sie an der Nachtschicht teil. Die Ereignisse überschlugen sich bereits bei der Ankunft im Spital. Eine Sirene heulte und durch einen Lautsprecher wurde eine unverständliche Durchsage gemacht. Ein Haufen Leute stürmte auf den Innenhof und nur mit Mühe fand sie heraus, dass es eine Evakuierungsübung im Falle eines Erdbebens war. Danach kam eine Ambulanz nach der Anderen und der Notfall war so überfüllt, dass die Patienten im Gang behandelt wurden oder an andere Spitäler weitergeleitet wurden. Es gab viel zu sehen und viel zum sich wundern.

Am Wochenende fand eine von der Polizei organisierte Gesundheitskampagne in Guadalupe statt und die Organisation Medical Electives aus Trujillo stellte einige "Ärzte", darunter auch Julia. Im Polizeibus gings nach Guadalupe. Dort waren Zelte mit Tischen und eine Bühne aufgestellt. Die Leute kamen zu den Tischen, wo die Ärzte warteten und wurden dort befragt, untersucht, diagnostiziert und behandelt, so gut es ging. Trotz mangelnden Sprachkentnissen und mangelnder Ausbildung hatte Julia ihre eigenen Patienten und diese vertrauten ihrer Meinung mehr als den richtigen Ärtzten, nur weil sie Ausländerin ist. Es war eine schwierige Situation, da die Musik so laut war, dass man sich nur schwer verständigen konnte, geschweige denn etwas hörte bei der Askulation. Aber es war eine riesige Erfahrung, gute Sprachübung und der erste echte Patientenkontakt. Am Sonntag war dann Entspannung in Huanchaco mit Surfen angesagt.

Antworten

Peru
Reiseberichte Peru
#peru#spital#ärztin#sprachschule#surfen#erdbeben