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Schon wieder!? Warten auf den grua...

Veröffentlicht: 04.02.2020

Silvester steht vor der Tür und wir planen die Rückfahrt. Bei der Kalkulation bleiben uns zwei/drei Tage für das Cabo de Gata an der Küste ein paar Kilometer vor Almeria. Auf dem Weg dorthin machen wir Siesta an einer Cala. Der beim Wenden stecken gebliebene Kangoo ist fix mit Hilfe eines netten deutschen Paares aus dem Sand geschoben und nun machen wir, was man an einem Tag am Strand so macht. Entspannen, die Schätze des Meeres sammeln, spazieren gehen, Siesta eben. Der Hotelruine drehen wir gekonnt den Rücken zu. Der nette Deutsche erzählt uns, dass die hier schon seit bald 20 Jahren die Landschaft verschandelt. Man hat einfach angefangen, an der Grenze zum Naturpark einen Betonklotz zu bauen und dabei darauf spekuliert, dass alle spanischen Augen zugedrückt bleiben. Aber die Naturschützer hatten eben jene offen und geklagt. Mittlerweile existiert ein Gerichtsurteil aus Madrid, dass das Ding wieder entfernt werden muss, aber wir sind in Spanien, das kann dauern: mañana…

Im Sonnenuntergang entscheiden wir, auch die Nacht hier zu verbringen, die Brandung des Meeres ist zu romantisch. Dazu muss die Klapperkiste noch ein paar Meter verschoben werden, damit der Reis nicht aus dem Topf kullert.
Ich gehe schon mal vor, wundere mich aber nach ein paar Metern, dass das Fahrzeug mir nicht folgt. Ich drehe mich um und muss in Zappas verzweifeltes Gesicht schauen.
Beim Kangoo tut sich nichts mehr! Ein letztes verzweifelt Rattern der Tachonadel, dann ist Ruhe. Endgültig. Keine Anzeige, kein Lebenszeichen, nada! Nicht einmal die mit reichlich Sonnenenergie geladene zweite Batterie kann da helfen. Dem Auto ist kein Tönchen mehr zu entlocken! Zappa checkt, wie immer noch einmal alle erreichbaren Sicherungen, ohne Ergebnis.
Das kann jetzt nicht wahr sein, das glaubt uns doch keiner! Was muss eigentlich passieren, dass man mit einem vier Jahre alten Auto innerhalb eines Jahres drei Mal in Spanien einen Abschleppdienst braucht?

Im letzten Tageslicht hebt Zappa den Caravan mittels Wagenheber ein paar Zentimeter in die Höhe, dann können Steine unter das rechte Rad geschoben werden, damit der Reis nicht aus dem Topf kullert und jetzt ist für heute Ende im Gelände. Der Appetit ist uns beiden vergangen, denn es ist Sonntagabend und wir müssen bis morgen früh untätig ausharren.

Es gibt in diesem Land nicht viele Plätze ohne Telefon- und Internetempfang. Wir befinden uns gerade an einem solchen. Also gehen wir am Montagmorgen ein bis zwei Kilometer zur Straße, bis endlich Kontakt zur Außenwelt hergestellt werden kann. Die Mitgliedschaft im ADAC lohnt sich nun endgültig in diesem verflixten Jahr und die Gelben Engel sind schnell erreicht.
Ja, die Hotelruine kennt hier jeder, das war ein Ding, als die angefangen haben, einfach im Naturpark zu bauen! Wir warten an der Straße auf den Rückruf, dieses Mal ist ein junger Mann am Apparat. Nein, wir brauchen nicht oben auf den Grua zu warten, die Hotelruine kennt hier jeder, das war ein Ding…
Nach una hora soll der Abschlepper da sein, nein der Caravan ist kein Problem, nur gut zu wissen, dass der mit muss.
Wir gehen wieder an den Strand und nehmen zunächst ein erfrischendes Bad. Señor Grua ruft nach anderthalb Stunden an, wo el vehiculo denn stehe? Ach, an der Hotelruine, die kennt hier jeder, das war ein Ding…

Noch eine Stunde später erscheint der ersehnte Dienstleister, bockt das Auto auf und der Wohnwagen wird angehängt. Er hat wohl auf der Fahrt noch seine Frau abgeholt, jedenfalls kann nur noch einer von uns vorn im Wagen mitfahren. Zappa legt sich ins Château (vielleicht ist das in Spanien ja erlaubt...?) und wird auf der Tour ordentlich durchgeschüttelt, obwohl Señor die Rappelstellen butterweich nimmt. Wir fahren ins sechs Kilometer entfernte Carboneras in seine Werkstatt: si-si Taller Renault. Nun, hier sieht es eher aus, wie in der Klitsche für alle örtlichen Klapperkarren, aber zunächst ist sowieso Siesta.

Wir gehen zum Mercadona, wir müssen Brot kaufen und die, in solchen Fällen traditionelle Empanada, die wir am kommunalen Strand mit Blick in den Hafen verzehren. Dabei überlegen wir uns, dass die Strandpromenade nicht der schlechteste Platz für den Silvesterabend ist. Wir gehen von einem mehrtägigen Aufenthalt hier aus, nach den letzten Erfahrungen mit spanischen Werkstätten und wir haben einen Feiertag im Programm!

Nach sage und schreibe einer halben Stunde nach Ende der Mittagspause ruft el jefe an und bittet uns zurück zur Werkstatt. Bei unserer Ankunft präsentiert er uns stolz den brummenden Kangoomotor! Die Original-Renault-Batterie war kaputt und musste ausgetauscht werden. Zappa vollführt einen wilden Freudentanz und umarmt die Compañeros, die sich freuen, alle mal auf deutsch „kaputt!“ sagen zu können.
Zappa biegt mit dem Gespann verbotenerweise links auf die Pista, doch der Chef persönlich schaut vorsichtshalber, ob kein Auto kommt. Noch ein letztes „bon año“ und dann sind wir wieder unterwegs. Wir können wirklich und wahrhaftig die Reise fortsetzen und ich muss nicht mit dem ADAC nach Hause fliegen!

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