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Schwarze Nacht...

Veröffentlicht: 03.02.2020

Wir fahren in die nicht weit entfernten Berge. Mit jedem Kilometer landeinwärts werden die Camping-verboten-Schilder weniger, bis sie irgendwann ganz verschwinden. Auch Wohnmobile begegnen uns nicht mehr. Gelb-orange Sandsteine leuchten in der strahlenden Sonne und Dattelpalmen vervollständigen die Illusion von nordafrikanischen Wüstenoasen. Auch auf den sechs- bis siebenhundert Meter hohen Hügeln ist es im hellen Sonnenlicht regelrecht heiß und dabei sehr praktisch: im Schatten bleiben die Getränke kühlschrankkalt.

Zappa kurbelt unser Gespann in der Sierra de los Filabres auf 1000 Meter Höhe. Hier wollen wir im Abendrot den Tag mit einem gigantischen Blick in das uns zu Füßen liegende Tal ausklingen lassen. Im letzten Licht klettert ein sehr schwarzer Mann mit einer riesigen Herde sehr schwarzer Ziegen den unwegsamen Berg querfeldein hinauf. Das Château steht in ihrem Weg und so sind wir in kürzester Zeit von einem dunklen Meer meckernder Gestalten umringt, auch der Schäfer (oder heißt es hier Zieger?) treibt seine Tiere immerzu mit einem nörgelnden „Vamos, vamos“ an.
Bis der Tross uns umrundet, ist es endgültig dunkel, ein frostiges Lüftchen umfegt unsere vier Wände und rappelt mal wieder an der Kiste. Die Temperatur ist in quasi Windeseile tief unter die 10°C-Marke gesunken, weshalb wir beschließen, nach dem Essen ins wärmere Tal zu fahren, um dort die Nacht zu verbringen.

Als wir soweit sind, hält ein Auto vor dem Caravan. Im Scheinwerferlicht sehen wir, dass vier Gestalten „of Colour“ aussteigen und sich erst mal einen dicken Joint genehmigen. Das wirkt hier in der menschenleeren Bergwildnis schon befremdlich und wir bereiten uns für eine eventuelle Selbstverteidigung vor. Dann werden Gegenstände aus dem Kofferraum geholt, drei Personen stülpen sich verkehrssichere Helme auf die Köpfe. Nicht eben vertrauenerweckend, auch wenn der Stimme nach eine Frau dabei ist, aber was will das schon heißen? Möglicherweise hat der Ziegenhüter seinen Kumpanen einen Tipp gegeben, dass hier in luftiger Höhe bei leichtsinnigen Deutschen was zu holen ist, schleicht sich ein nicht ganz vorurteilsfreier Gedanke ein! Wir sind in Lauerstellung und beobachten das Geschehen durch das Küchenfenster.

Jetzt ist der Joint geraucht und einer der Männer steigt ins Auto und fährt ins Tal. Dann sehen wir mit immer größer werdendem Erstaunen, dass es sich bei den Gegenständen um einen Tretroller, ein Longboard und ein weiteres Rollbrett handelt. Es ist stockfinster, die jungen Leute platzieren sich auf den jeweiligen Gefährten, die Frau setzt sich auf das Brett und alle drei rasen in halsbrecherischem Tempo im Licht ihrer Handys los ins Tal!
No risk, no fun: es geht etwa 10km und mindestens 500 Höhenmeter hinunter und wir schauen uns fragend an. Nicht, dass wir jetzt unterwegs ausgeschlagenen Zähne, gebrochene Arme und rollende Köpfe einsammeln müssen!

Natürlich holen wir sie nicht ein, die sind mal wieder viel schneller. Auch müssen wir keine erste Hilfe leisten. Die gesamte Strecke geht in Serpentinen, die so eng sind, dass kaum zwei Autos aneinander vorbeikommen ins nächste Dorf und weiter und weiter. Vielleicht ist das die Bob-Elite der afrikanischen Erstliga? Und vielleicht rollen sie bis Timbuktu, weil sie es rassistisch finden, in den spanischen Bergen schwarze Ziegen hüten zu müssen? Werden wir es je erfahren?
Wir hätten auch gern was von dem Zeug, das sie rauchen!

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