Licht aus - Spot an - Teil 1

Das Jahr 2024 hat uns bisher nur wenige positive Momente beschert und deshalb freue ich mich seit Wochen wie verrückt darauf, endlich bald auf die Reise gehen zu können.

Château Mistral anhängen, vier Wochen unterwegs sein, einfach der Nase nach und das ohne Streß und Hektik, immer in der guten Hoffnung, dass uns der Kangoo auch wieder nach Hause bringt.

Vorher braucht Zappa aber noch dringend eine Maschine für die Werkstatt, warum also nicht eine kleine Testfahrt mit dem Caravan ins schöne Sauerland damit verbinden.

In der Nähe von Brilon legen wir eine Pause ein. Die Sonne brennt vom Himmel und beschert uns ein heißes erstes Septemberwochenende mit über 30°C. Wir finden ein Plätzchen mit Aussicht über die Mittelgebirgskämme und ein Lüftchen weht uns erfrischend um die Nasen. Das Panorama genießend, schauen wir bei einem kleinen Spaziergang in ein riesiges Loch, in dem jede Menge Kalk abgebaut wird.

Nach dem Abendbrot wollen wir die Fahrt fortsetzen, ein paar Kilometer haben wir noch vor uns. Sicherheitshalber noch mal ein Lichtcheck am Wohnwagen. Man kann ja nie wissen! Und was soll ich euch sagen? Die Rücklichter vom Mistral leuchten auf der rechten Seite nicht. Herrschaftszeiten!

Ab und zu hat die Verbindung einen Wackler, meist durch veritable Hüpfer des Caravans über Schlaglöcher oder Bodenwellen hervorgerufen. Das lässt sich in der Regel durch Rütteln und Rappeln am Stecker beheben.

Als das jedoch erledigt ist, spinnen die Blinklichter. Das Auto blinkt links, der Wohnwagen rechts. Auch das rechte Rücklicht versagt weiterhin seinen Dienst.

Mittlerweile ist die Dunkelheit über uns herein gebrochen und ohne funktionierende Beleuchtung ist an keine Weiterfahrt zu denken. Mit verrückt spielendem Blinklicht erst recht nicht.

Zappa will am nächsten Vormittag die heiß begehrte Maschine einladen und macht sich deshalb im Schein der Handytaschenlampe daran, die Kontakte an Stecker und Dose zu überprüfen. Eben jenes wichtigen Zubehörs, das die Elektrik von Kraftfahrzeug und Wohnwagen miteinander verbindet und das er im letzten Jahr unter den Augen aufmerksamer Nachbarn mühevoll am alten Château in Frankreich repariert hat: 

https://vakantio.de/chateaugeschichten/licht-aus-in-la-roche

Ehedem besorgten wir im Feu vert in Valence entsprechende Ersatzteile und die französische Dose, die im letzten Jahr doch nicht mehr benötigt wurde, wird nun bei Nacht und Nebel neu an den Mistral gebastelt.

Es ist stockfinster, ein paar Sterne leuchten, tiefste Dunkelheit hüllt uns ein. Kabel und Stecker müssen bei Schummerlicht richtig miteinander verbunden werden: gelb in die Nummer 1, rot in die Nummer 6, blau in die 2 und so weiter. Eine höchst komplizierte Wissenschaft für sich.

Nach zwei Stunden mühevoller Kleinstarbeit, in denen ich am Heck des Gefährts die kaum vorhandenen Veränderungen des Lichts beobachte und bekanntgebe, ändern wir den Plan.

Morgen früh fahren wir die restliche Strecke zum Ziel nur mit dem Auto. Den Wohnwagen lassen wir an Ort und Stelle, gesichert mittels Quick-Lok-Schloß und kehren mit Maschine an Bord zurück, um das Wägelchen mit nach Hause zu nehmen.
Zumindest funktioniert jetzt wieder das linke Rücklicht und beide Blinker – allerdings nur beide und gleichzeitig.

Der Grund dafür? Es lässt sich nicht ergründen, alle Kabel sind in Ordnung, alle Verbindungen haben Kontakt, kein Rost und kein Gammel in Stecker oder Dose. Dafür hat Zappa beim Einbau mittels kiloweise Polfett an den entscheidenden Stellen vorgesorgt.

Es lässt sich keinerlei Ursache für den Fehler finden. Und ob das zu Hause gelingt, weiß auch der Meister nicht.

Es ist wie verhext! Immer wieder legen sich dicke Findlinge in unseren Reiseweg, so dass wir unablässig gezwungen sind, neue Pläne zu schmieden.

Zum Beispiel in dem Jahr, als ein besoffener Himmelfahrtsraudi dem roten Auto einen Totalschaden verpasst, Zappa aber mittels Sperrmüllschrank meinen himmelblauen Twingo zum Reisemobil umbaut und somit in letzter Minute die Urlaubsträume rettet:

https://vakantio.de/chateaugeschichten/twingo-camping

Oder als die Kupplung des Kangoo am Abreisetag auf der Kreuzung an der Braunschweiger Stadthalle aufhört zu funktionieren und die Reparatur erst in drei Wochen erfolgen kann, wir aber dank toller Kollegen den Start verschieben können und uns dann auf den Weg in die Toskana machen, weil alle anderen erreichbaren Ziele pandemiebedingt unerreichbar sind:

https://vakantio.de/chateaugeschichten/wohin-soll-denn-die-reise-gehn

Oder als der Kangoozahnriemen ganze Jahresplanungen zunichte macht, Zappa aber meinen pyrenäenweißen Twingo mit abgelegten Schranktüren aus Oma Giselas Schlafzimmer zum Reisemobil umbaut und in letzter Minute die Urlaubsträume rettet:

https://vakantio.de/chateaugeschichten/twingo-camping-20

Und dieses Mal? Die Lichtanlage des Wohnwagens funktioniert wenige Tage vor Reiseantritt nicht. Muss also das Schlößchen zu Hause bleiben, verflixt?

Ohne Caravan müssen wir mindestens in die Bardenas Reales fahren, denn wir wollen bis in den Oktober hinein unterwegs sein. Ich kann ja mal die Fährverbindungen nach Sardinien checken. Oder doch die Kreuzfahrt?

Ziel ist jedenfalls, in Slowmotion zu entspannen, keine Kilometer zu fressen, langsam vor uns hin zu trödeln. Und nun?

Als wir Tags darauf nach erfolgreicher Maschinen-Mission zum Mistral zurückkehren, wackelt, rappelt und zuppelt Zappa noch einmal an allen Leitungen herum. Der Stecker am Auto muss erst noch zusammen gebastelt werden und ist mit einer schützenden Mülltüte verpackt. Der Held legt sich unter den Kagoo und klopft, klappert, pocht und trommelt alle unmöglichen Stellen ab, an denen sich ein Kurzschluß befinden könnte. Und er wiederholt auch den Batteriereset. Dieses mal komplett für alle Batterien, die im Auto verbaut sind.

Und es geschieht das Unfassbare: plötzlich blinken beide Blinker wieder ordnungsgemäß und unabhängig voneinander, die Rücklichter strahlen im hellen Sonnenschein ihr schönstes Rot und auch das Bremslicht erleuchtet vorschriftsmäßig. Was passiert ist? Keine Ahnung, wirklich nicht.
Ich frage auch nicht weiter.

Blöd nur, dass Zappa im heimischen Hof den Stecker und die Dose wieder korrekt und fachmännisch zusammen bauen muss, die er in Düsternis und Nachtschwärze auseinanderzufummeln gezwungen war. Das wird mindestens einen Tag in Anspruch nehmen. Die Wetterfrösche quaken Dauerregen mit viel Wasser voraus und damit verzögern sich die Reparaturarbeiten und unsere Abreise.

Zum Glück irren sie sich aber ausnahmweise, ich verpiesele mich zur Arbeitstelle und bin nicht im Weg und der Held rückt trotz Husten und Schnupfen alles wieder in bestes Licht.

Nun steht der lange herbeigesehnten Tour nichts im Wege.

Hoffentlich...