Veröffentlicht: 18.09.2024
Endlich ist er gekommen, der große Tag der diesjährigen Abreise!
Das Licht am Mistral funktioniert nach Zappas ganztägiger und gründlicher Überholung ohne Mängel. Meinen Krimskram habe ich schon einsortiert, nur noch ein paar Stunden ins Büro, den Kühlschrank ausräumen und dann kanns losgehen.
Also, das heißt, Zappa hat noch die Blümchenberegnung auf der Terrasse installiert, diverse Notfallwerkzeuge zusammengekramt und muss jetzt noch fix seine Garderobe wählen.
Gegen 20:00 sind wir dann wirklich startklar. Der Caravan wird angekoppelt, ein finaler Sicherheitslichtcheck soll noch erfolgen. Ich stehe hinter dem Gefährt im eisigen Ostwind und geben das Okay für das hell leuchtende Rücklicht. Und warte auf das Blinken und Bremsen. Nichts passiert.
Zappa steigt aus dem Kangoo und rappelt mal wieder an der Verbindungsdose zwischen Auto und Wohnwagen.
Zappa steigt wieder ein. Ich warte immer noch im eisigen Ostwind auf die Signale. Nichts passiert.
Herrje! Was ist denn nun schon wieder?
Ich gehe zu meinem Reisegefährten, der auf dem Fahrersitz hockt und voll inbrünstiger Verzweiflung auf die Armatur starrt.
Zwei unheilvolle Anzeigen leuchten: ein dicker Werkzeugschlüssel und das schlingernde Auto. Das Lämpchen, das einen Fehler im ABS-System anzeigt und das uns im letzten Jahr zur Beendigung unserer Tour im französischen Zentralmassiv mit ADAC und diversen anderen Abenteuern gezwungen hat:
https://vakantio.de/chateaugeschichten/und-taeglich-gruesst-das-murmeltier
https://vakantio.de/chateaugeschichten/taxi-nach-paris
Das ist jetzt nicht wahr - oder? Wir schauen uns an und können es nicht fassen. Das ist doch unerhört! Das ist doch unfaßbar!
Und wieso leuchtet dieses Lämpchen denn überhaupt? Was kann denn nun schon wieder kaputt sein?
Und soll ich jetzt wirklich froh sein, dass das noch hier zu Hause passiert und nicht irgendwo in fremden verschneiten Bergen mit einem Wohnwagen im Schlepptau, den kein ADAC nach Hause bringt?
Ich fürchte, ich muss.
Zappa versucht es erneut mit dem Totalreset und trennt alle Batterien vom System. Das Lämpchen geht nun beim Anlassen nicht wieder an. Puh! Glück gehabt?
Wir fahren ohne Mistral eine Runde ums Dorf, das Lämpchen geht unterwegs wieder an.
Am Sportplatz wiederholt Zappa die Prozedur. Mit dem gleichen Ergebnis: die verfluchte Anzeige leuchtet nach ein paar Metern in strahlendem Gelb.
Der Kangoo bremst anstandslos, er schlingert nicht, er macht überhaupt keine Faxen. Trotzdem wird die vermaledeite Meldung immer wieder angezeigt.
So fahren wir auf keinen Fall los! So ist keine Reise denkbar.
Wieder zu Hause räumen wir mit hängenden Köpfen unser Schlafzeug wieder zurück an seinen heimischen Platz im Bettchen. Es ist mal wieder stockdunkel, wer hat eigentlich festgelegt, dass im September die Sonne so früh untergehen muss?
Eine wiederholte Untersuchung der Technik wird auf morgen vertagt, Zappa befragt ein weiteres Mal seine Insoweit erfahrenen Fachkräfte im Online-Kangoo-Forum und ich überdenke unsere Möglichkeiten, um nicht die nächsten vier Urlaubswochen auf der verregneten Terrasse verbringen zu müssen:
Opa Achims roter Flitzer steht noch im Osten, doch da müsste zur Energiegewinnung zunächst die Solarzelle aufs Dach.
Oder der Campingausbau für den pyrenäenweißen Twingo befindet sich noch in der Garage und muss "lediglich" eingebastelt werden - plus Solarstrom.
Oder wir lassen den Mistral zu Hause und fahren nur mit der Räuberhöhle, ignorieren das verflixte Lämpchen müssen dann aber weit in den Süden, denn die Temperaturen sind nicht mehr sehr sommerlich.
Oder ich buche doch die Kreuzfahrt.
Am nächsten Morgen spricht Zappa mit seinem persönlichen Kangoo-Berater und erhält den unbezahlbaren Tipp, dass möglicherweise der Bremslichtschalter blockiert ist.
Hoffnung keimt auf!
Das Ding wird ausgebaut und untersucht. Wieder eingebaut. Batteriereset. Leider Fehlanzeige...
Nun checkt der Meister noch einmal die Sicherungen und siehe da: die fürs Bremslicht ist kaputt.
Hoffnung keimt auf.
Aus dem Twingo wird eine passende Sicherung ausgebaut und in den Kangoo rein. Die verteufelte Anzeige ist aus! Hurra! Das Problem ist behoben! Wir können auf Reisen gehen.
Schnell den Wohnwagen ankoppeln und einen Lichtcheck machen.
Doch kaum ist der Stecker des Caravans mit der Kupplung des Autos verbunden, leuchtet das verhexte ABS-Symbol!
Okay, das grenzt die Möglichkeiten ein. Diese Verbindung löst eindeutig die Fehlermeldung aus.
Auch die Sicherung ist wieder rausgeflogen, also schlußfolgert der Experte, dass ein Kurzschluß durch den Wohnwagen ausgelöst wird. Der Experte hat natürlich auch die passende technische Ausrüstung und macht sich auf die akribische Suche nach dem Fehlerteufel.
Und siehe da: die Verbindung für das rechte Rücklicht am Mistral ist nicht ausreichend isoliert und löst den technischen Defekt aus.
Hoffnung keimt auf!
Der Übeltäter wird nun sorgfältigst mit Klebeband und gelbschwarzen Tiger-Jummi neu und dick isoliert.
Der Twingo muss eine weitere Sicherung opfern und jetzt werden Auto und Wohnwagen auf ein Neues miteinander verbunden.
Knisternde Spannung liegt in der Luft!
Hoffnung keimt auf!
Der Motor brummt, der Auspuff stinkt, das Lämpchen ist aus. Und bleibt es auch.
Unglaublich: es ist geschafft! Das Problem gefunden, der Fehler beseitigt, kein Abschleppdienst ist nötig, wir können losfahren!!!
Ich sammle den ganzen Kram wieder zusammen, jetzt nur noch tanken und fix zur Apotheke, bloß nix vergessen und dann ab die Post!
Die erste Nacht verbringen wir zwischen grummelnden Bahngleisen und dem Bensheimer Geflügelzuchtverein mit diversen mehr oder weniger melodischen Hahnenkrähen in den allerfrühsten Morgenstunden mit Blick auf Burg Auerbach und fragen uns schon ein wenig, warum das ABS-Lämpchen leuchtet, wenn das Bremslicht nicht funktioniert...