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In Teufels Küche

Veröffentlicht: 05.11.2020

Auf der Suche nach der Postkarten-Toskana führt uns der Zufall ins Valle del Diavolo. Einstweilen sind wir etwas überrascht über dicke Rohrleitungen und diverse Kühltürme, die in der Landschaft vor sich hin bullern.

Ich werde im Internet fix fündig: unterirdisches vulkanisches Magma bringt in dieser Gegend das Grundwasser zum Kochen, wird an die Oberfläche gestoßen, wo es als Dampf hervorschießt und zur Stromerzeugung genutzt wird.  Die ganze Region riecht nach Schwefel, gewundene Pipelines prägen das ziemlich abgefahrene Bild.

Wanderwege führen durch eine Landschaft, in der es aus unzähligen Ritzen und Spalten brodelt, der Boden ist stellenweise sehr heiss und das Aroma nach faulen Eiern begleitet uns auf Schritt und Tritt. So muss es in Teufels Küche sein, wenn man ihm seine drei goldenen Haare klauen will.

Leider beendet wieder einmal ein Gewitter unsere Erkundungstour. Sehr blauäugig sind wir ohne Regenschutz losgewandert und die dicken Tropfen werden allsbald üppig, schwer, ausdauernd und mehr.

Am Ende dieses außergewöhnlich spektakulären Ausflugs in eine surreale, phantastische, beinahe utopische Welt sind wir bis auf die Unterwäsche nass. Wir stehen auf dem Parkplatz in tiefen Pfützen, das Bettzeug müffelt langsam wie ein nasser Hund und es pladdert weiter auf unsere Köpfe. Sonst hätten wir die Gelegenheit genutzt, um die Sachen auf heissen Steinen zu trocknen.

Zappa entdeckt auf der Karte eine Thermalquelle und die allwissende Datenautobahn klärt darüber auf, dass sich die Bewohner des kleinen Ortes in der Toskana dagegen wehren, dass ihr heisses Wasser komplett kommerzialisiert wird. Bis heute ist das Bad im 36°C warmen Gewässer gratis. Es fließt über Steine in Kaskaden, unter denen man Platz nehmen und sich das körperwarme Nass über den Rücken laufen lassen kann. An einigen Stellen brodelt es so gewaltig, dass man gerüttelt, geschüttelt, massiert und durchgewalkt wird, dass es nur so kracht. Das ist unbeschreiblich, entspannend, erholsam, wohltuend, erbaulich und sorgt dafür, dass Körper, Sinne und Haare vom Schwefelduft ganzheitlich erfüllt sind.

Den Weg vom ebenfalls kostenlosen Parkplatz meistern wir barfuß, da wir erleben, wie Menschen kiloschwere, zentimeterdicke Sohlen aus Lehm an ihren Flip-Flops zu ihren Fahrzeugen transportieren und dort verzweifelt versuchen, die Masse wieder loszuwerden.

Nach mehreren ergiebigen Regenfällen ist der gesamte unentgeltliche Stellplatz in teigige Pampe aufgeweicht. Das hartnäckige Material klebt an den Sohlen, dringt zwischen den Zehen hindurch und bleibt überall unerbittlich haften - eine Schlammpackung für die Füße vor einem schönen heißen Bad inklusive Massage.

Am nächsten Morgen wiederholen wir das Ganze mit dem Ergebnis, dass der Schwefelhauch für den Rest der Reise an den Haaren haftet.

Aber das Erlebnis war dieses unvergleichliche Parfum auf alle Fälle wert.


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