Veröffentlicht: 01.11.2020
Die Fahrt geht weiter.
Schon in den ersten Tagen stellen wir fest, dass die Schlafplatzsuche in diesem schönen Land nicht so einfach ist. Davon haben wir bereits gehört, aber wir verlassen uns auf unsere langjährige Wildcamping-Erfahrung und außerdem wird es schon nicht so schlimm sein, schließlich befinden wir uns in Südeuropa, da wird vieles nicht so genau genommen...
Doch selbstverständlich kommt es anders: nicht nur in den Alpen und am Meer, scheinbar befindet sich ganz Italien in Privatbesitz. Einfache Feldwege sind kaum zu entdecken und wenn, verkündet ein Schild "strada privata" - manchmal mit abgebildetem Gewehr.Einzig Flussläufe erwecken den Anschein, unbesetzte Zonen zu sein. Also suchen wir Zufahrten, die oft gut versteckt, auf schmalen Rappelwegen und schwer zu finden sind. Nur, bei den gegenwärtigen Wetteraussichten ist absolute Vorsicht geboten: die gerade knochentrockenen Flussbetten können sich bei starken Regenfällen in rasender Geschwindigkeit in reißende Ströme verwandeln. Und so beobachten wir das beständige Blitzen am Himmel um uns herum immer sehr genau und rechnen jederzeit damit, unseren Schlafplatz schnell räumen zu müssen, um nicht von den Fluten überrascht zu werden, was zumindest mir hier und da einen unruhigen Schlaf beschert.
Es ist Ende September und die Nacht beginnt sehr früh. Schon um 20:00 Uhr ist es stockdunkel und leider wird es mit der untergehenden Sonne schnell frisch. Da verwundert es wohl kaum, dass wir bald in der Räuberhöhle liegen und lediglich noch ein paar Schnarcher zu hören sind.
Das ist der Grund, weshalb uns die heimische Jägerschaft nicht weckt, schon morgens um sieben sind wir beide wach und geniessen den ersten Kaffee, um auch munter zu werden. Dabei lauschen wir täglich dem Geballer um uns herum. Manchmal tummeln sich ein paar Hunde um den Kangoo, werden allerdings nicht selten vom Piepen ihrer Rückrufapparate abkommandiert.
Im Netz müssen wir erfahren, dass es in Italien immernoch üblich ist, Vögel zu schießen. Häufig landen Tauben, Enten, Kiebitze oder Lerchen, Amseln und Drosseln in Kochtöpfen. Bereits Anfang September kann das losgehen, lediglich dienstags und freitags haben durchziehende Zugvögel und Wildcamper eine Atempause. Wir lesen, dass es ehrenamtliche Aufseher gibt, die die Einhaltung der Vorgaben kontrollieren. Ob ihr Einfluss allerdings ausreicht zu verhindern, dass geschützte Arten abgeschossen werden, können wir nicht beurteilen.
Genervt sind wir irgendwann schon über die, bis in die späten Nachtstunden reichende ballernde Geräuschkulisse. Da freust du dich bald unbändig über jedes laute Donnergrollen.